Аннотация
Ein Gotteskrieger?
Mitten im Ersten Weltkrieg schuf der Tiroler Bildhauer Johann Baptist Moroder im Auftrag der Regierung in Wien dieses Nagelbild. Es ist eine jener Propaganda-Skulpturen, wie sie damals auf vielen Marktplätzen standen, um Kriegsspenden einzutreiben: Jeder Nagel »kostete« eine bestimmte Summe. Schon bald war auch Moroders Figur, die 1916 auf Sammel-Tournee ging und heute im Museum des Südtiroler Städtchens Gröden steht, aufs Zierlichste vernagelt. In Deutschland gab es Hindenburg- und Rolandfiguren, doch hier musste ein Dichter herhalten: Oswald von Wolkenstein, um 1377 geboren in Tirol, wo er 1445 auch gestorben ist. Dazwischen lag ein buntes Leben. Als Diplomat in kaiserlichen Diensten vermittelte der lyrische Ritter überall zwischen weltlichen und kirchlichen Herrschern. Um 1408 brach er zu einer Pilgerreise nach Jerusalem auf. Auch davon berichten die wunderbaren, oft derben, oft lustigen und manchmal bösen Gedichte, in denen er sein Leben festhielt. Zum Gotteskrieger indes haben diesen abenteuernden, die Welt und das Leben liebenden Barden erst die frommen Nationalisten des 19. Jahrhunderts gemacht – ein kleines, aber bezeichnendes Beispiel für die an Fälschungen und Lügen so reiche Geschichte der Heiligen Kriege.
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