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Die beiden anderen lächelten nervös. Endlich meinte Orin sehr vorsichtig: »Ich glaube, es handelt sich hier um eine etwas unterpriviligierte Rasse, Sir. Ich könnte mir vorstellen, daß sie sich keinen Sonnenschirm leisten kann.«

»Na, wenn nicht jetzt, dann vielleicht später«, sagte Maudsley. »Wie dem auch sei, die Strahlung ist ja nicht direkt tödlich. Selbst wenn sie ihr ausgesetzt sind, haben die Bewohner dieser Welt noch eine durchschnittliche Lebenserwartung von 9,3 Jahren, was für jeden reichen sollte.«

»Jawohl, Sir«, bestätigten die beiden Assistenten schnell, aber nicht sehr glücklich.

»Weiter«, fuhr Maudsley fort. »Wie hoch sind die Berge da drüben?«

»Durchschnittlich zweitausend Meter über dem Meeresspiegel.«

»Das ist mindestens tausend Meter zu hoch«, stellte Maudsley fest. »Denken Sie etwa, Berge wachsen auf den Bäumen? Tragt die halbe Höhe ab und bringt alles zurück ins Lager.«

Brookside nahm ein Notizbuch heraus und trug die gewünschten Veränderungen ein. Maudsley wanderte weiter herum, besah sich alles und runzelte die Stirn.

»Wie lange halten die Bäume da?«

»Achthundert Jahre, Sir. Es handelt sich um das verbesserte Modell Apfeleiche. Sie geben Früchte, spenden Schatten, Nüsse, Rindensaft, die Blätter lassen sich auf drei verschiedene Arten zu Textilien verarbeiten, das Holz ist ein exzellentes Baumaterial, die Wurzeln halten die Muttererde und die -«

»Wollt ihr mich ruinieren?« donnerte Maudsley. »Zweihundert Jahre reicht absolut für einen Baum! Sorgen Sie dafür, daß die Lebensenergie entsprechend reduziert wird und alles zurück in unsere Lebenskraft-Akkus kommt!«

»Dann werden sie aber nicht mehr in der Lage sein alle vorgesehenen Funktionen zu erfüllen«, wandte Orin ein.

»Dann schränken Sie eben die Funktionen ein! Schatten und Nüsse ist eine ganze Menge, wir müssen aus diesen Bäumen doch keine Supermärkte machen! Nun zu den Kühen - wer hat diese Herden hier aufgestellt?«

»Das war ich, Sir«, gestand Brookside. »Ich dachte mir, der Platz würde so ... nun, es würde alles ein wenig einladender wirken.«

»Sie Niete!« tobte Maudsley. »Man sorgt dafür, daß eine Welt einladend aussieht, bevor man sie verkauft hat, nicht nachher! Wie oft habe ich euch das gepredigt! Dieser Platz hier wurde ohne Zubehör verkauft. Zurück mit den Kühen in die Protoplasma-Tanks!«

»Jawohl, Sir«, sagte Orin. »Tut uns furchtbar leid, Sir. Ein Mißverständnis. Gibt es sonst noch etwas?«

»Es sind noch gut zehntausend andere Dinge falsch«, erklärte Maudsley. »Aber die könnt ihr selber rausfinden, wenn ihr euere Hirne benutzt, hoffe ich jedenfalls. Was, zum Beispiel, soll das da sein?« Er deutete auf Carmody. »Eine Statue oder sowas? Kunst? Steht er etwa da herum, um ein Gedicht aufzusagen oder ein Begrüßungslied zu singen, wenn die neuen Bewohner ankommen?«

Carmody rief: »Sir, ich gehöre nicht dazu! Ein Freund von Ihnen namens Melichrone hat mich hierher geschickt. Und ich versuche zu meiner eigenen Welt zurückzufinden . . .«

Maudsley hörte eindeutig nichts von dem, was Carmody von sich gab. Denn während Carmody versuchte, sich bemerkbar zu machen, sagte Maudsley: »Was immer er sein soll, im Kaufvertrag wird er nicht verlangt. Also steckt ihn zusammen mit den Kühen zurück in die Protoplasma-Tanks.«

»He!« schrie Carmody, als zwei Arbeiter ihn an beiden Armen hochhoben. »He, wartet einen Augenblick!« brüllte er. »Ich gehöre nicht zu diesem Planeten! Melichrone hat mich geschickt! Wartet! Nicht! Hört mir doch zu!«

»Ihr solltet euch wirklich schämen«, fuhr Maudsley fort, ohne sich um Carmodys Schreie zu kümmern. »Was sollte der denn nun sein, na? Eine von Ihren dekorativen Feinheiten, Orin?«

»Oh, nein«, versicherte Orin. »Ich habe ihn nicht da aufstellen lassen, bestimmt nicht.«

»Dann war er also von Ihnen, Brookside?«

»Ich habe ihn noch nie in meinem Leben gesehen, Sir!« »Hmmm«, sagte Maudsley. »Ihr seid alle beide Idioten, aber Lügner seid ihr eigentlich nicht. He!« rief er den Arbeitern nach. »Bringt ihn wieder hierher!«

»So«, sagte Maudsley zu Carmody, der von einem unkontrollierten Zittern befallen worden war, »nun reißen Sie sich mal zusammen. Ich kann hier nicht rumstehen, bis Sie mit Ihren hysterischen Anfällen fertig sind. Besser? Na also, und nun würden Sie mir bitte erklären, was Sie hier auf meinem Baugelände zu suchen haben und warum ich Sie nicht in Protoplasma rückverwandeln lassen soll?«

XII

»So ist das«, sagte Maudsley, nachdem Carmody alles erklärt hatte. »Es ist eine interessante Geschichte, auch wenn ich glaube, daß Sie ein wenig überdramatisiert haben. Jedenfalls sind Sie nun hier, und Sie suchen nach einem Planeten - wie war das? - Erde, nicht wahr?«

»Das ist korrekt, Sir«, sagte Carmody.

»Erde«, überlegte Maudsley laut, während er sich den Kopf kratzte. »Sie scheinen Glück zu haben. Ich glaube, ich kann mich an diesen Platz erinnern.«

»Tatsächlich, Mr. Maudsley?«

»Ja, ich bin mir ziemlich sicher«, meinte Maudsley. »Es ist ein kleiner blauer Planet, und er wird von einer monomorphen humanoiden Rasse bevölkert, nicht unähnlich Ihrem eigenen Aussehen? Habe ich recht?«

»Völlig richtig!« bestätigte Carmody strahlend.

»Ich habe für solche Dinge ein Gedächtnis«, erklärte Maudsley. »Und in diesem besonderen Fall ist es sogar so, daß ich diese Erde gebaut habe.«

»Das haben Sie, Sir?« fragte Carmody.

»Ja. Ich kann mich recht genau daran erinnern, denn im Rahmen dieses Auftrages habe ich auch die Wissenschaft erfunden. Vielleicht macht Ihnen diese Geschichte Spaß.« Er wandte sich an seine beiden Gehilfen. »Und für Sie könnte diese Geschichte sehr instruktiv sein.«

Niemand würde Maudsley daran hindern, eine Geschichte zu erzählen. Daher nahmen Carmody und die beiden Gehilfen eine Haltung gespannter Aufmerksamkeit an, und Maudsley begann:

DIE GESCHICHTE VON DER ERSCHAFFUNG DER ERDE

Ich war damals noch ein kleiner Ingenieur, der hier und da einen Planetenauftrag bekam und schon mal einen Zwergstern bauen durfte. Aber man kam nur schwer an interessante Jobs, und die Kunden gaben sich in der Regel kapriziös, mäkelten an allem herum und zahlten nur mit Verspätung. Iri jenen Tagen konnte man es den Kunden nie recht machen, sie hatten an den kleinsten Details etwas auszusetzen. Ändere dies und ändere das, warum muß das Wasser nach unten fließen, warum ist die Schwerkraft so schwer, warum steigt die heiße Luft nach oben, wo ich sie doch unten haben möchte. Und so weiter.

Damals war ich noch ein recht naiver junger Bursche. Ich versuchte die ästhetischen und praktischen Gründe für alles, was ich baute, zu erklären. Es dauerte nicht lange, und die Erklärerei nach der Arbeit war aufwendiger als der Auftrag selbst. Die Sache drohte zu einem reinem Dauergeschwätz zu werden. Ich wußte, daß ich dagegen etwas unternehmen mußte, aber mir fiel nichts Überzeugendes ein.

Dann, das war kurz vor diesem Erde-Auftrag, entwickelte ich langsam eine völlig neue Idee der Kundenbetreuung. Ich merkte, wie ich ständig vor mich hin murmelte: »Funktion ist Form.« Das hörte sich gut an und gefiel mir. Aber dann kam mir unweigerlich die Frage: »Warum ist Funktion Form?« Und der Grund, den ich mir selbst dafür nannte, war: Funktion ist Form, weil dies ein unveränderliches Gesetz der Natur und ein Grundaxiom aller angewandten Wissenschaft ist.« Und das hörte sich noch viel besser an, auch wenn es nicht viel Sinn ergab.

Aber Sinn spielt keine große Rolle. Was zählte war, daß ich eine neue Entdeckung gemacht hatte. Ohne es zu wissen, hatte ich damals den Zugang zu den Künsten der Werbung und des Marketing gefunden. Und gleichzeitig hatte ich einen Kunstgriff entdeckt, der für mein Geschäft nahezu unbegrenzte Möglichkeiten erschloß - den sogenannten wissenschaftlichen Determinismus.