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»Okay! Schön!« sagte Carmody schwer atmend. Er holte tief Luft. »Nun, Mr. Seethwright, sind Sie jemals auf einer dieser Erden gewesen?«

»Ich fürchte, ich muß eingestehen, daß ich bisher noch nicht das Vergnügen hatte. Meine Arbeit bindet mich sehr an mein Büro, sehen Sie, und die Wochenenden verbringe ich mit meiner Familie in unserem Cottage auf . . .«

»Das reicht!« brüllte Carmody abrupt los. »Sie behaupten also, noch nie auf der Erde gewesen zu sein. In diesem Fall, warum in Gottes Namen, sitzen Sie hier in einem Zimmer herum, das direkt aus einem Roman von Dickens stammt? Mit Kerzen und einem altmodischen Zylinderhut? He? Geben Sie mir da doch mal eine Antwort drauf, auch wenn ich die Antwort schon kenne. Denn die kann nur sein, daß irgendwo ein verdammter Scheißkerl mir LSD in den Tee getan hat, und ich diese verdammte Sache bloß zusammenspinne, Sie eingeschlossen, Sie grinsender bartloser Weihnachtsmann!«

Carmody sackte in seinem Stuhl zusammen, atmete wie eine Dampfmaschine und starrte triumphierend auf Seethwright. Er wartete darauf, daß sich vor seinen Augen alles auflösen würde, daß seltsame Schatten tanzen würden, und daß er selbst endlich zu Hause im Bett aufwachen würde, oder meinetwegen bei einer Freundin oder wenigstens in einem Krankenhaus.

Nichts geschah. Carmodys Triumphgefühl schmolz dahin. Er fühlte sich völlig verwirrt, aber er war plötzlich viel zu müde, um sich noch Gedanken darüber zu machen.

»Haben Sie Ihren Anfall jetzt hinter sich?« fragte Mr. Seethwright endlich frostig.

»Ja, ich bin fertig damit«, bestätigte Carmody. »Es tut mir leid.«

»Keine Umstände«, sagte Seethwright ruhig. »Sie stehen unter erheblichem Druck, man kann das verstehen. Aber ich kann nichts für Sie tun, solange Sie sich nicht selbst unter Kontrolle halten können. Mit Intelligenz finden Sie vielleicht einen Weg nach Hause; mit wilden Gefühlsausbrüchen kommen sie nirgendwo hin.«

»Es tut mir wirklich leid«, sagte Carmody.

»Was dieses Zimmer hier angeht, dessen Dekoration Sie so aufgeregt zu haben scheint, es wurde eigens für Sie entsprechend eingerichtet. Die dargestellte Epoche ist natürlich nur eine ungefähre zeitliche Annäherung. Das beste, was ich aus Mr. Maudsleys kurzem Hinweis machen konnte. Es wurde alles so vorbereitet, damit Sie sich hier ein wenig zu Hause fühlen können.«

»Das war sehr rücksichtsvoll von Ihnen«, bedankte sich Carmody. »Ich vermute Ihre äußere Erscheinung -«

»Ja, präzise«, bestätigte Mr. Seethwright lächelnd. »Ich habe mich selbst genauso dekoriert wie das Zimmer. Das war wirklich keine besondere Arbeit für mich. Es ist die besondere Note meines Geschäfts, sich so weit wie möglich auf den Kunden einzustellen, und meine Kundschaft weiß das zu schätzen.«

»Ich weiß es auch zu schätzen«, sagte Carmody schnell. »Nachdem ich mich jetzt erstmal daran gewöhnt habe, ist es sehr erholsam.«

»Ich habe gehofft, daß es einen beruhigenden Einfluß auf sie haben würde«, sagte Seethwright. »Und ich bin hocherfreut, daß derselbe sich nun einzustellen beginnt. Was Ihre Vermutung angeht, dies alles widerfahre Ihnen nur im Traum - nun, diese Vermutung hat einiges für sich.«

»Was hat sie?«

Mr. Seethwright nickte heftig. »Ja, ja. Sie hat als Vermutung ganz unübersehbare Vorzüge, aber sie besitzt natürlich keinerlei Wert als Tatsachenbeobachtung.«

»Oh«, sagte Carmody und sank in seinem Stuhl zurück.

»Wenn man es genau nimmt«, fuhr Seethwright fort, »gibt es keinen sehr wichtigen Unterschied zwischen imaginären und realen Ereignissen. Die ihnen zugeschriebene Gegensätzlichkeit ist rein verbal konstruiert. Sie träumen dies hier nicht, Mr. Carmody. Aber ich weise darauf nur als nebensächliche Information hin, die Ihnen keinerlei Nutzen bringt. Denn selbst wenn Sie das alles hier nur träumen würden, würden Sie genauso handeln müssen wie jetzt.«

»Ich verstehe das nicht ganz«, erwiderte Carmody, »aber ich will Ihnen glauben, daß dies alles real ist.« Er zögerte, dann meinte er: »Aber, was ich wirklich nicht verstehe, warum ist hier alles so? Ich meine, das Galactic Center sah aus wie von einem Analog-Cover, und Borg, der Saurier, redete nicht wie ein Saurier, selbst ein sprechender SaurierA sollte anders reden, und . . .«

»Bitte, regen Sie sich nicht wieder auf, lieber Mr. Carmody«, beschwichtigte Seethwright.

»Entschuldigung«, sagte Carmody.

»Sie wollen von mir erklärt bekommen, warum die Realität so ist, wie sie ist«, erklärte Seethwright. »Aber dafür gibt es keine Erklärung. Sie müssen einfach lernen, Ihre Vorstellungen dem anzupassen, was Sie vorfinden. Sie können nicht erwarten, daß sich die Realität Ihren Vorstellungen anpaßt, also müssen Sie sich der Realität anpassen. Es gibt keine Hilfe, wenn die Dinge sehr fremd sind, aber Sie können auch nichts machen, wenn die Dinge sehr vertraut sind. Sie müssen nehmen,, was kommt. Habe ich mich verständlich ausgedrückt?«

»Ich glaube schon«, antwortete Carmody.

»Wunderbar! Sie sind sicher, daß Sie keine Tasse Tee mögen?«

»Nein, vielen Dank!«

»Dann müssen wir uns nun darum kümmern, wie wir Sie nach Hause bekommen«, sagte Seethwright. »Nichts richtet einen wieder so auf wie die Heimat, die gute alte Mutter Erde, nicht wahr?«

»Nichts!« versicherte Carmody. »Wird es sehr schwierig werden, Mr. Seethwright?«

»Nein, ich würde es eigentlich nicht als schwierig bezeichnen«, erläuterte Seethwright. »Es wird natürlich ein wenig kompliziert sein, rigorose Maßnahmen verlangen und sogar gewisse Risiken bergen. Aber ich würde das alles nicht schwierig nennen.«

»Was würden Sie denn schwierig nennen, Mr. Seethwright?«

»Die Lösung von quadratischen Gleichungen«, erwiderte Seethwright. »Ich komme einfach nicht damit klar, obwohl ich es schon eine Million oder mehr Male versucht habe. Das, Sir, ist wirklich etwas Schwieriges. Aber nun zu Ihrem Fall zurück.«

»Wissen Sie wo die Erde ist?« fragte Carmody.

>»Wo< ist in Ihrem Fall nicht das Problem«, erklärte Seethwright. »Beim >Wo< sind Sie bereits gewesen, aber das hat Ihnen nicht viel geholfen, da Sie das richtige >Wann< so weit verfehlt haben. Aber, ich glaube sagen zu dürfen, daß wir auch das >Wann< jetzt ohne allzu große Ungenauigkeiten bestimmen können. Das >Welche< ist es, was die Sache so verwickelt macht.«

»Kann uns das aufhalten?«

»Überhaupt nicht natürlich«, versicherte Seethwright. »Wir müssen einfach systematisch alles durchgehen und heraus sortieren, zu >Welcher< Sie ganz genau gehören. Dieser Vorgang ist absolut simpel und geradlinig; kinderleicht, wie Sie es ausdrücken würden.«

»Hört sich gut an«, meinte Carmody. »Aber was ist, wenn man kein Kind mehr ist?«

»Sie müssen schon entschuldigen, aber die Metapher habe ich bei Ihnen entliehen. Die Fähigkeiten menschlicher Kinder sind mir im einzelnen nicht so vertraut, aber ich vermute, was einem durchschnittlich begabten Kind Ihrer Rasse gelingt, sollte Ihnen nicht schwer fallen. Obwohl Kinder Ihnen in vielen imaginativen Dingen überlegen sein dürften. Nein, Sie werden sofort erkennen, daß dieses Projekt eine zutiefst simple Vorgehensweise verlangt.«

»Das hoffe ich«, sagte Carmody. »Ich kann schon verstehen, daß die Suche nach meiner bestimmten Erde unter den verschiedenen alternativen Erden des >Welche< im Prinzip einfach ist, aber ein Erfolg könnte in Folge der zu großen Zahl der Auswahlmöglichkeiten trotzdem problematisch sein.«

»Das ist zwar nicht ganz die Wahrheit, aber doch sehr schön ausgedrückt«, lobte Seethwright strahlend. »Komplikationen können etwas sehr Nützliches sein, helfen Sie uns doch ein Problem abzugrenzen und zu spezifizieren, wie auch in diesem Falle.«