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»Ja . . . und was passiert nun?«

»Nun machen wir uns an die Arbeit«, sagte Seethwright und rieb sich die Hände. »Meine Mitarbeiter haben eine Auswahl der verschiedenen Alternativwelten zusammengestellt. Wir sind zuversichtlich, daß sich die richtige darunter befinden wird. Aber letztgültig können das natürlich Sie selbst feststellen.«

»Also werfe ich einen Blick auf die Auswahl und treffe dann meine persönliche Entscheidung«, vermutete Carmody.

»In etwa« erwiderte Seethwright. »Tatsächlich geht es so vor sich, daß Sie diese Welten durchleben werden. Sobald Sie dann sicher sind, ob wir Ihre richtige Heimat getroffen haben, geben Sie uns ein Signal, und die Sache ist erledigt. War es die falsche, geben Sie uns ein Signal, und wir versetzen Sie auf die nächste.«

»Das klingt vernünftig«, bestätigte Carmody. »Gibt es viele von diesen möglichen Welten?«

»Eine unbestimmbare Anzahl, wie Sie schon vorhin vermutet haben. Aber wir haben berechtigte Hoffnung, daß unsere Vorauswahl einen raschen Erfolg ermöglichen wird, falls . . .«

»Falls, was?«

»Falls Ihr Jäger Sie nicht vorher zu fassen bekommt.«

»Mein Jäger!«

»Er ist Ihnen noch immer auf den Fersen«, erklärte Mr. Seethwright. »Und wie Sie inzwischen wissen dürften, besitzt er die Fähigkeit, relativ raffinierte Fallen zu stellen. Diese Fallen entwickelt er aus Ihren eigenen Erinnerungen. Man könnte sie eine Art >terraformes Bühnenbild< nennen, alles so inszeniert, daß Sie verlockt werden sollen, ihm direkt ins offene Maul zu laufen.«

»Kann er auf Ihre Welten Einfluß nehmen?« fragte Carmody. »Könnte er dort auf mich warten?«

»Das wird er bestimmt«, antwortete Seethwright. »Es gibt während des Such Vorganges keine sichere Zukunft für Sie. Im Gegenteil - je besser und gezielter die Suche ist, je näher sie dem Ziel kommt, desto gefährlicher wird es für Sie. Er wird , dicht vor Ihrer Haustür lauern, nicht irgendwo am anderen Ende der Wahrscheinlichkeitsskala, wo Sie wahrscheinlich nie vorbeikommen. Sie haben mich vorhin nach Träumen gefragt und nach Realem und Imaginären. Nun, jetzt sollen Sie eine Antwort bekommen. Alles, was Ihnen helfen wird, tut das offen. Alles, was Ihnen an den Kragen geht, bedient sich Illusionen, Verkleidungen und Träumen.«

»Gibt es denn nichts, was Sie gegen diesen Jäger tun können?« wollte Carmody wissen.

»Nichts. Und selbst wenn ich könnte, dürfte ich es nicht. Die Jagd ist eine kosmische Notwendigkeit. Selbst die Götter werden irgendwann vom Schicksal gefressen. Sie werden keine Ausnahme von diesem universalen Gesetz verlangen können.«

»Ich dachte mir schon, daß Sie so etwas antworten würden«, sagte Carmody. »Aber können Sie mir nicht irgendeinen Hinweis geben? Einen Tip, worin sich die Welten, zu denen Sie mich schicken werden, von denen des Jägers unterscheiden werden?«

»Für mich wären solche Unterschiede offensichtlich«, antwortete Seethwright. »Aber wir haben beide unterschiedliche Wahrnehmungsapparate. Meine Erkenntnisse können Ihnen nichts nützen, Mr. Carmody. Ihre würden mir übrigens genausowenig helfen. Bisher ist es Ihnen ja doch auch gelungen, dem Jäger zu entkommen.«

»Ich hatte Glück.«

»Da haben wir es! Ich besitze große persönliche und technische Fähigkeiten, Geschicklichkeit, aber besonderes Glück habe ich nie gehabt. Wer kann sagen, welche dieser Gaben in der nächsten Zeit am meisten von Nutzen sein vyird? Ich nicht, Sir, und sicher auch nicht Sie. Nehmen Sie sich ein Herz, Mr. Carmody, vertrauen Sie auf sich selbst und auf Ihr Glück; wie Sie gemerkt haben, ist das nicht wenig. Seien Sie vorsichtig, wenn alles zu gut aussieht, aber auch nicht übervorsichtig, sodaß Sie Ihrer eigenen Welt nicht trauen, wenn Sie die gefunden haben.«

»Was passiert denn, wenn ich meine Welt nun versehentlich verpasse, wenn ich sie nicht erkenne?« fragte Carmody.

»Dann wird Ihre Suche niemals mehr enden«, erzählte Seethwright ihm mit dumpfer Stimme. »Nur Sie allein, können uns sagen, wo Sie wirklich hingehören. Sollten Sie aus irgendeinem Grund Ihre Welt unter den wahrscheinlichsten nicht finden, dann müssen wir die Suche bei den weniger wahrscheinlichen fortsetzen, den kaum wahrscheinlichen und zuletzt bei den unwahrscheinlichen. Die Zahl der Möglichkeitserden ist nicht unbegrenzt, aber aus Ihrer Perspektive dürfte sie Ihnen so erscheinen. Sie selbst sind einfach nicht von der ausreichenden Dauer, um alle durchzusuchen und dann noch einmal von vorne zu beginnen.«

»Alles klar«, sagte Carmody, klang aber nicht sehr überzeugt. »Ich nehme an, es gibt keinen anderen Weg.«

»Es gibt keinen anderen Weg, wie ich Ihnen helfen kann«, bestätigte Seethwright. »Und ich bezweifele, ob es überhaupt irgendeinen möglichen Weg gibt, der nicht genauso Ihre aktive Mitarbeit verlangt, wie meine Methode. Aber wenn Sie es wünschen, werde ich gerne eine Untersuchung über alternative galaktische Lokalisationstechnologie in Auftrag geben. Es wird eine Weile dauern, aber . . .«

»Ich glaube, ich habe keine Weile mehr Zeit«, sagte Carmody. »Ich nehme an, mein Jäger ist mir schon dicht auf der Fährte. Mr. Seethwright, bitte senden Sie mich zu den Möglichkeitserden, und seien Sie meiner Dankbarkeit für Ihre Geduld und Ihre Anteilnahme versichert.«

»Herzlichen Dank«, sagte Seethwright, angenehm berührt. »Ich wünsche Ihnen, daß schon die erste Welt, die von Ihnen gesuchte sein wird, und falls nicht, alles Gute für die weitere Suche.«

Seethwright drückte auf einen Knopf an seinem Schreibtisch. Nichts passierte, bis Carmody blinzelte. Dann passierte es sehr schnell, denn als sich Carmodys Augen wieder öffneten, befand er sich auf der Erde oder einer ihrer möglichen Alternativen.

VIERTER TEIL

WELCHE IST DIE ERDE?

XXII

Carmody stand auf einer sorgfältig planierten Ebene unter einem blauen Himmel, an dem fast im Zenit eine warme gelbe Sonne stand. Er sah sich langsam um. In etwa einem Kilometer Entfernung erblickte er eine kleine Stadt. Die Stadt war nicht so konstruiert, wie kleine amerikanische Städte es sonst an sich haben - mit einem Verteidigungsgürtel aus Tankstellen, Motels und weit vorgeschobenen Hamburger-Bastionen. Statt dessen glich sie mehr dem Erscheinungsbild gewisser schweizerischer Dörfer oder italienischer Hügelstädte. Sie erhob sich ganz abrupt aus der Ebene, ganz ohne Vorbauten oder Eingewöhnung, nur der Stadtkern und nichts darumherum.

Trotz dieses fremdländischen Äußeren war Carmody aber sicher, daß er eine amerikanische Stadt vor sich hatte. Deshalb näherte er sich, langsam und aufmerksam schauend, um sofort die Flucht zu ergreifen, falls irgend etwas fehlen sollte.

Doch alles schien in Ordnung zu sein. Die Stadt wirkte offen und einladend. Die Straßen waren breit und sauber, alles strahlte in freundlichen Farben. In der Mitte der Stadt stieß Carmody plötzlich auf eine hinreißende kleine Piazza mit Bogengängen. In der Mitte der Piazza stand ein Springbrunnen, und in der Mitte des Springbrunnens stand ein marmorner Delphin, auf dem ein kleiner Junge saß und aus dessen Maul Wasser floß.

»Ich hoffe, es gefällt dir«, sagte eine Stimme hinter Carmodys linker Schulter.

Carmody fuhr nicht herum. Er sprang nicht in die Höhe. Er hatte sich daran gewöhnt, daß ihn Stimmen Von hinten ansprachen. Manchmal erschien es ihm sogar, als sei das bei den meisten Lebensformen der Galaxis die bevorzugte Art, zu einem Fremden Kontakt aufzunehmen.

»Es ist sehr hübsch«, sagte Carmody.

»Ich habe ihn selbst entworfen und dort aufgestellt«, sagte die Stimme. »Es schien mir, daß ein Springbrunnen, trotz des überalterten architektonischen Konzepts dahinter, eine funktionale Schönheit besitzt. Und diese Piazza hier, mit ihren Bogengängen und ihre Kastanien, habe ich nach einem Bologneser Vorbild errichtet. Auch dabei hat mir der Gedanke, man könnte mich altmodisch finden, nicht weiter zu schaffen gemacht. Der wahre Künstler gestaltet, wie er es für notwendig erachtet, ob seine Konzeptionen dabei nun tausend Jahre alt sind oder ultramodern.«