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Mr. Crackenthorpe schnaubte. «Besteuerung! Erinnern Sie mich bloß nicht an diese Räuber. Ein armer Schlucker – das ist aus mir geworden. Und das wird nur schlimmer werden, nicht besser. Du wirst schon sehen, Bürschchen», sagte er an Cedric gewandt, «wenn du mal das Haus bekommst, wette ich zehn zu eins mit dir, dass die Sozialisten es dir wegnehmen. Dann zieht hier eine soziale Einrichtung ein, und für deren Unterhalt nehmen sie dir auch noch die Zinsen weg.»

Lucy kam mit einem Teetablett zurück, hinter ihr balancierte Bryan Eastley eine Platte mit Sandwiches, Brot, Butter und Kuchen.

«Ja, was haben wir denn da?» Mr. Crackenthorpe inspizierte das Tablett. «Kuchen mit Zuckerguss? Wird hier ein Fest gefeiert? Warum weiß ich nichts davon?»

Emma errötete.

«Dr. Quimper kommt zum Tee, Vater. Er hat heute Geburtstag, und –»

«Geburtstag?», schnaubte der alte Mann. «Was will der denn mit einem Geburtstag? Geburtstage sind was für Kinder. Ich zähle meine Geburtstage nicht, und ich sehe nicht ein, warum die anderer gefeiert werden sollten.»

«Ist ja auch billiger.» Cedric war ganz seiner Meinung. «Da spart man sich die teuren Kerzen auf dem Kuchen.»

«Du hältst gefälligst den Mund, Bürschchen», sagte Mr. Crackenthorpe.

Miss Marple schüttelte Bryan Eastley die Hand. «Lucy hat mir schon so viel von Ihnen erzählt», sagte sie. «Meine Güte, Sie erinnern mich an einen Mann in St. Mary Mead. So heißt das Dorf, in dem ich seit vielen Jahren wohne, wissen Sie. Ronnie Wells, der Sohn des Anwalts. Konnte sich nie an die Arbeit in der Kanzlei seines Vaters gewöhnen. Er ist dann nach Ostafrika gegangen und hat auf dem See da unten eine Frachtschifffirma aufgemacht. Auf dem Victoriasee. Oder ist das der Albertsee? Egal. Leider hatte er keinen Erfolg und hat sein ganzes Kapital verloren. Äußerst bedauerlich! Nicht mit Ihnen verwandt, nehme ich an? Die Ähnlichkeit ist verblüffend.»

«Nein», sagte Bryan, «meines Wissens habe ich keine Verwandten namens Wells.»

«Seine Verlobte war ein sehr nettes Mädchen», sagte Miss Marple. «Sehr vernünftig. Sie hat versucht, ihn davon abzubringen, aber er wollte einfach nicht hören. Das war ein großer Fehler. Wissen Sie, Frauen verstehen sehr viel von Geldangelegenheiten. Natürlich nicht von der Hochfinanz. Das wird keine Frau je verstehen, hat mein lieber Vater immer gesagt. Aber so die täglichen Kleckerbeträge – damit kennen sie sich aus. Sie haben ja eine zauberhafte Aussicht aus diesem Fenster», sagte sie dann, ging durchs Zimmer und sah hinaus.

Emma trat zu ihr.

«Diese Weite der Parklandschaft! Und wie pittoresk sich die Rinder vor den Bäumen machen. Man käme nicht im Traum auf die Idee, dass man hier mitten in der Stadt ist.»

«Wir sind tatsächlich ein ziemlicher Anachronismus», sagte Emma. «Mit offenen Fenstern würden Sie jetzt in weiter Ferne den Verkehrslärm hören.»

«Ach ja», sagte Miss Marple, «diesem Lärm entgeht man wirklich nirgends, nicht wahr? Nicht einmal in St. Mary Mead. Ganz in unserer Nähe ist jetzt ein Flugplatz gebaut worden, wissen Sie, und es ist ja wirklich ganz unglaublich, wie diese Düsenflugzeuge über uns wegfliegen! Geradezu beängstigend. In meinem kleinen Gewächshaus sind mir davon neulich zwei Glasscheiben zerbrochen. Sie durchbrechen die Schallmauer, habe ich mir sagen lassen, aber ich kann mir darunter nichts vorstellen.»

«Das ist eigentlich ganz einfach», sagte Bryan entgegenkommend. «Schauen Sie, das ist folgendermaßen.»

Miss Marple fiel die Handtasche zu Boden, und Bryan hob sie ihr höflich auf. Im selben Moment trat Mrs. McGillicuddy an Emma heran und murmelte mit gequälter Stimme – die Qual war ungekünstelt, denn Mrs. McGillicuddy fand ihre Aufgabe abscheulich:

«Entschuldigen Sie, könnte ich mich wohl irgendwo – frisch machen?»

«Aber natürlich», sagte Emma.

«Ich zeige es Ihnen», sagte Lucy.

Lucy und Mrs. McGillicuddy verließen zusammen das Zimmer.

«Die Herfahrt war sehr kalt», versuchte Miss Marple zu erklären.

«Was nun die Schallmauer angeht», sagte Bryan, «schauen Sie, stellen Sie sich vor… oh, hallo, da ist Quimper.»

Draußen kam der Wagen des Arztes zum Stehen. Dr. Quimper kam herein, rieb sich die Hände und sah halb erfroren aus.

«Es gibt Schnee», sagte er, «da bin ich sicher. Hallo, Emma, wie geht es Ihnen? Meine Güte, was ist denn hier los?»

«Wir haben einen Geburtstagskuchen für Sie», sagte Emma. «Wissen Sie noch? Sie haben mir doch mal verraten, Sie hätten heute Geburtstag.»

«Das wäre doch nicht nötig gewesen», sagte Quimper. «Wissen Sie, es ist – also, das muss – ja, es muss sechzehn Jahre her sein, dass sich das letzte Mal jemand an meinen Geburtstag erinnert hat.» Er wirkte fast peinlich berührt.

«Kennen Sie Miss Marple?» Emma stellte die beiden vor.

«Aber natürlich», sagte Miss Marple, «ich bin Dr. Quimper hier bereits begegnet, und Sie haben mir einen Hausbesuch abgestattet, als ich vor kurzem diese scheußliche Erkältung hatte. Sie waren äußerst gütig.»

«Alles wieder in Ordnung, will ich hoffen?», fragte der Arzt.

Miss Marple versicherte, sie habe sich vollständig wieder erholt.

«Mir haben Sie schon seit Ewigkeiten keinen Hausbesuch mehr gemacht», sagte Mr. Crackenthorpe. «Sie würden es nicht mal merken, wenn ich im Sterben läge.»

«Sie sterben noch nicht so bald», sagte Dr. Quimper.

«Das habe ich auch nicht vor», sagte Mr. Crackenthorpe. «Kommen Sie, setzen wir uns zum Tee. Worauf warten wir denn noch?»

«Oh, bitte warten Sie nicht auf meine Freundin», sagte Miss Marple. «Sie würde vor Scham vergehen, wenn Sie warteten.»

Sie setzten sich zum Tee. Miss Marple ließ sich zunächst eine Scheibe Brot und Butter reichen und griff dann nach einem Sandwich.

«Ist das –?» Sie zögerte.

«Fisch», sagte Bryan. «Ich habe in der Küche geholfen.»

Mr. Crackenthorpe stieß ein keckerndes Lachen aus.

«Vergiftete Fischpaste», sagte er. «Das ist es. Verzehr auf eigene Gefahr.»

«Bitte, Vater!»

«Sie müssen bei den Mahlzeiten in diesem Haus sehr vorsichtig sein», sagte Mr. Crackenthorpe zu Miss Marple. «Zwei meiner Söhne sind gestorben wie die Fliegen. Ich wüsste ja nur zu gern, wer dahinter steckt.»

«Lassen Sie sich nicht abschrecken», sagte Cedric und reichte Miss Marple noch einmal die Platte. «Arsen ist gut für den Teint, heißt es; man darf es damit nur nicht übertreiben.»

«Iss doch auch eins, Bürschchen», sagte der alte Mr. Crackenthorpe.

«Brauchst du einen offiziellen Vorkoster?», fragte Cedric. «Dann wollen wir mal.»

Er nahm sich ein Sandwich und steckte es in einem Stück in den Mund. Miss Marple lachte leise und damenhaft auf und nahm sich ein Sandwich. Sie biss ab und sagte:

«Ich finde es ja so tapfer von Ihnen allen, dass Sie darüber scherzen können. Ich finde das wirklich ungemein tapfer. Ich bewundere Tapferkeit.»

Plötzlich keuchte sie auf und rang nach Luft. «Eine Gräte», röchelte sie, «in der Kehle.»

Quimper schnellte hoch. Er eilte zu ihr, schob sie rückwärts vor das Fenster und bat sie, den Mund weit zu öffnen. Er holte ein Etui aus der Tasche und zog eine Zange heraus. Mit fachmännischem Geschick spähte er der alten Dame in den Hals. In diesem Augenblick ging die Tür auf, und Mrs. McGillicuddy kam zurück, hinter ihr Lucy. Mrs. McGillicuddy schnappte nach Luft, als sie das Tableau vor sich sah, die zurückgelehnte Miss Marple und den Arzt, der sie am Hals umfasst hielt und ihren Kopf zur Seite neigte.

«Aber das ist er», schrie Mrs. McGillicuddy. «Das ist der Mann aus dem Zug…»

Mit unglaublicher Agilität entwand sich Miss Marple dem Griff des Doktors und kam auf ihre Freundin zu.