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Wenn England um die Durchsetzung der Menschenrechte in anderen Ländern hätte kämpfen wollen, hätte es dazu sicher nicht die Hilfe des totalitären Moskauer Regimes bemüht. Der Schachzug mit den Polen geht alleine gegen Deutschland, und es geht nicht um edle Motive.

Der letzte und ganz direkte Beitrag Englands zum Ausbruch dieses Krieges ist das Doppelspiel, das die britische Regierung am Ende mit der deutschen Reichs-7 Formulierung aus Art 1 des Brit.-Poln.-Beistandspakts vom 25. März 1939

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regierung treibt. In der letzten Woche vor Beginn des Krieges vermitteln der britische Premierminister Chamberlain und sein Außenminister Halifax Adolf Hitler den Eindruck, daß sie Interesse an einem britisch-deutschen Bündnis hätten, was sie in Wirklichkeit nicht haben, und daß sie den fairen Makler zwischen Polen und Deutschland spielen wollten. Zur gleichen Zeit läßt Minister Halifax Botschafter Kennard in Warschau dem Sinn nach übermitteln, man verlange von den Polen nur Gespräche, aber kein Entgegenkommen. Auch bei der Weitergabe von Verhandlungsort und Datum lassen die Briten die Deutschen zunächst im falschen Glauben, sie hätten die deutschen Konditionen den Polen anempfohlen.

In Warschau raten sie indessen nicht dazu, darauf einzugehen. In Berlin teilen sie das erst mit, als die Wartefrist verstrichen ist. Das Ganze ist ein Doppelspiel der britischen Regierung. Auf der einen Seite versetzt sie Hitler in den Glauben, auch sie wäre an einem deutsch-britischen Bündnis interessiert, und sie könnte bei den Polen fair vermitteln. Die englische Regierung baut so den Schein auf, sie kämp-fe für den Frieden. Auf der anderen Seite schafft sie das Szenario, auf dem aus dem deutsch-polnischen Streit der nächste Krieg entbrennt. Sie nimmt der polnischen Regierung mit ihren Garantien zunächst jeden Anreiz zum Verhandeln.

Dann macht sie ihr klar, daß sie der deutschen nicht entgegenkommen muß, und zum Schluß behandelt sie die Vermittlung so verzögernd, daß der von Hitler geforderte Beginn der deutsch-polnischen Gespräche platzt. Auch wenn die Briten ihr Verhalten von 1939 damit rechtfertigen, daß sie Verhandlungen unter dem Druck der deutschen Reichsregierung, wie es ihn vorher im Falle der Tschechei gegeben hatte, unterbinden wollten, so bleibt doch als Ergebnis, daß sie dabei auch eine deutsch-polnische Verständigung zuerst im Ansatz und später in der Krise hintertrieben haben.

Die Briten wissen, daß Hitler 1939 vor der Wahl zwischen Verzicht, Verhandlungslösung oder Krieg steht. Sie wissen auch, daß er angesichts seiner Verantwortung für die „abgetrennten“ Deutschen, angesichts der immer prekärer wer-denden Lage der deutschen Minderheit in Polen und in Anbetracht der drängenden Forderung der Danziger nach Anschluß an ihr Heimatland so gut wie nicht verzichten kann. Das Deutsche Reich steht in dieser Hinsicht unter dem gleichen moralischen Druck wie die Natostaaten 1999 angesichts der Lage der bedrängten Kosovaren in Jugoslawien. Die Briten können sicher sein, daß Hitler unter diesen Verhältnissen nicht zum Rückzug bläst, und daß er nicht verzichten wird.

So verstellen sie den Verhandlungsweg, den sie noch bei den Polen hätten öffnen können. Dabei spielen sie um fünf vor zwölf so lang auf Zeit, bis Hitler handelt und den Krieg eröffnet. England hat – zusammen mit Frankreich – das deutsch-polnische Problem geschaffen und 1939 verhindert, daß es ohne Krieg bereinigt wird. Die britische Regierung hat es dabei mit Geschick verstanden, die Rolle des Vermittlers vorzutäuschen und allseits Frieden anzumahnen. So kann sie „mit sauberer Weste“ in den Krieg eintreten, ehe Deutschlands Flotte weiter anwächst, ehe das Deutsche Reich zur stärksten Macht Europas wird, und ehe die früheren 519

deutschen Kolonien auf die Tagesordnung kommen. Am 3. September 1939 er-klärt Großbritannien dem Deutschen Reich den Krieg.

Nach dem Ersten Weltkrieg ist 1919 in der TIMES zu lesen:

„Wenn Deutschland in den nächsten 50 Jahren wieder Handel zu treiben beginnt, ist dieser Krieg umsonst geführt worden.“

Nach dem Zweiten Weltkrieg schreibt die SUNDAY CORRESPONDENT in ih-

rer Ausgabe vom 16. September 1989:

„Wir sind 1939 nicht in den Krieg eingetreten, um Deutschland vor Hitler oder die Juden vor Auschwitz oder den Kontinent vor dem Faschismus zu retten. Wie 1914 sind wir für den nicht weniger edlen Grund in den Krieg eingetreten, daß wir die deutsche Vormachtstellung in Europa nicht akzeptieren können.“

Frankreichs Beitrag zum Kriegsausbruch

Seit den Tagen König Ludwig XIII. und seines ersten Ministers Kardinal Richelieu – beginnend mit der Eroberung Lothringens seit dem Jahre 1633 – ist es das Ziel aller französischen Regierungen gewesen, die Ostgrenze Frankreichs zum Rhein hin vorzuschieben. Und dieser Drang nach Osten ist mit der Einverleibung Lothringens und des Elsaß beileibe nicht erfüllt. Als Deutschland sich die zwei Provinzen 1871 für ein knappes halbes Jahrhundert zurückerobert, bleibt den Franzosen nicht nur der Wille, sich beide Landesteile bei Gelegenheit zurückzuholen. Der Wunsch nach weiteren deutschen Landesteilen links des Rheins ist damit nicht befriedigt. 1917 – noch im Kriege – läßt sich die französische Regierung in einem Geheimvertrag von den Russen das deutsche Saargebiet zusprechen. In den Versailler Verhandlungen versucht Frankreich dann, das Saarland und Luxemburg zu annektieren und das deutsche Land beiderseits des Rheins als einen eigenen „Rheinstaat“ vom Deutschen Reich zu trennen. Das alles scheitert nur am Einspruch anderer Siegermächte.

Auch nach dem „Friedensschluß“ von Versailles schließt Frankreich keinen echten Frieden mit dem Nachbarn Deutschland. Der sogenannte Friede ächtet Deutschland, läßt es ungewöhnlich hart zur Ader und verwehrt ihm seine Selbstschutzfähigkeit auf Dauer. Solange das geschlagene Deutschland nach dem Ersten Weltkrieg Frankreichs Hand und Hilfe hätte brauchen können, bleiben die Franzosen unversöhnlich.

Nach dem ersten Kriege schaffen die Franzosen zusammen mit den anderen Siegern die Probleme, an denen sich ein nächster Krieg entzünden muß. Sie verlangen das Selbstbestimmungsrecht für Minderheiten und zerteilen dazu die besiegten Staaten. Dann erzeugen sie sofort und gegen alle selbstgesetzten Regeln neue Minderheiten, die sie gegen deren Willen neugeschaffenen Staaten einverleiben.

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So sind Polen und die inzwischen wieder zerfallenen zwei Versailler Kunstgeschöpfe Tschechoslowakei und Jugoslawien nichts anderes als Zerrbilder der gerade untergegangenen Vielvölkerstaaten. Frankreich gehört auch zu den Vätern der Völkerbundsmandate Memelland und Danzig. Mit jedem dieser Völker-bundskonstrukte sichern sich die Franzosen einen Einfluß und ein Präsenzrecht in der Ostsee, in der sie als Nicht-Anrainer-Staat sonst keine natürlichen Interessen zu vertreten haben. Frankreich schafft 1919 die Mehrzahl aller Gründe für den Zweiten Weltkrieg, auch wenn es 1939 Deutschland ist, das einen dieser Gründe zum Anlaß für eine Kriegseröffnung nimmt.

Der Beitrag zum Kriegsausbruch von 1939, den Frankreich zwischen beiden Kriegen leistet, ist dem der Briten ähnlich. Doch Frankreich geht dabei von Anfang an massiv vor. Während die Engländer ihre Saat von Versailles fast zwei Jahrzehnte ohne weiteres Zutun reifen lassen, versucht Frankreich auf vier Wegen, Deutschlands Souveränität und seine äußere Sicherheit zu untergraben. Als erstes erhalten sich die Franzosen unter Verletzung ihrer Abrüstungspflichten für gut anderthalb Jahrzehnte eine vielfache Militärüberlegenheit gegenüber ihren deutschen Nachbarn. Hinzu kommt zweitens, daß die französischen Regierungen von 1927 bis 1933 die Genfer Abrüstungsverhandlungen mit Erfolg blockieren und so verhindern, daß Deutschland wieder selbstschutzfähig wird. Zum dritten nutzt Frankreich Deutschlands Schwäche mehrfach aus und läßt seine Truppen trotz des geschlossenen Friedens in das Deutsche Reich marschieren. Und viertens errichtet Frankreich binnen weniger Jahre eine Mauer von antideutschen Militärverträgen rund ums Deutsche Reich.