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Paitschadse führte das Glas an die Augen.

In etwa zwei Kilometer Entfernung, rechts vom Wege des Wagens, erhob sich über dem blauen Pflanzenteppich ein länglicher mattglänzender Körper, der sich in dem ebenen Gelände deutlich von den bereits zur Gewohnheit gewordenen Formen der Marslandschaft unterschied.

„Es sieht wie Metall aus“, bemerkte Kamow.

Als sich der Geländewagen bis auf einen halben Kilometer genähert hatte, sagte Kamow, das Fernglas vor den Augen: „Ich weiß, was es ist. Ein Raumschiff, nur sehr viel kleiner als unseres.“

„Ein Raumschiff? …. Wir sind nicht allein auf dem Mars?“

„Offensichtlich nicht. Allem Anschein nach ist dies das amerikanische Raumschiff von Charles Hapgood.“

Der Wagen hielt zehn Schritte von dem amerikanischen Raumschiff, das wie ein sagenhafter geflügelter Walfisch auf dem Sand lag. Es war silbern gestrichen, etwa zwölf Meter lang und zweieinhalb Meter breit. Die langen, spitz zulaufenden Tragflächen, die aus dem unteren Teil des Rumpfes herausragten, verliehen ihm das Aussehen eines Transportflugzeugs. Räder hatte es nicht. Das ganze Heck bedeckte eine Masse starken Seidengewebes.

„Sehr interessant!“ sagte Kamow. „Ein Weltraumschiff, das mit Hilfe eines Fallschirms auf dem Planeten gelandet ist. So etwas ist mir überhaupt nicht in den Sinn gekommen. Die Tragflächen genügen doch voll und ganz für eine gleitende Landung.“

„Wo sind denn die Amerikaner?“ fragte Paitschadse.

In der Tat, neben dem Raumschiff war niemand zu sehen.

„Entweder schlafen sie, oder sie sind fortgegangen“, gab Kamow zur Antwort. Er sah sich aufmerksam um und packte seinen Begleiter plötzlich an der Schulter. „Sehen Sie!“

sagte er erregt. In ihrer Nähe hob sich ein dunkler Fleck vom Sandboden ab. Daneben lagen das Bein eines Menschen, das in einem dicksohligen Schuh steckte, eine große zerbrochene Uhr und eine zertrümmerte Magnesiumlampe.

„Eine sonderbare Geschichte!“ sagte Kamow. „Hier hat sich eine Tragödie abgespielt! Sollte ihr wirklich die ganze Besatzung zum Opfer gefallen sein? — Bleiben Sie hier!“

verfügte er dann und setzte die Sauerstoffmaske auf. „Ich steige aus, das muß geklärt werden.“

„Seien Sie vorsichtig, Sergej Alexandrowitsch!“ Paitschadse stülpte sich ebenfalls die Maske übers Gesicht.

„Das waren die ›Wölfe‹, die wir noch nicht gesehen haben. Das ist ihr Werk.“

Kamow zog den Revolver aus der Tasche und steckte ihn in den Gürtel. Paitschadse nahm ein Gewehr in die Hand und drückte auf einen Knopf, worauf in den Fenstern die Scheiben herunterklappten.

„Bleiben Sie unter allen Umständen im Fahrzeug!“ ordnete Kamow an, öffnete die Tür und stieg aus.

Als er den dunklen Fleck erreicht hatte, bückte er sich und betrachtete aufmerksam das menschliche Bein, das unterhalb des Knies abgerissen war. Andere Körperteile waren nicht zu sehen.

›Was hat die Uhr hier zu suchen?‹ fragte er sich. ›Wie kommt sie hierher? Sind hier mehrere Menschen ums Leben gekommen oder nur einer? Wie ließ sich das nur feststellen? Das Schnappen eines Schlosses veranlaßte ihn, sich rasch wieder aufzurichten. Am Schiff öffnete sich eine Tür.

Ein Mann erschien in einem dunkelblauen Overall. Sein Gesicht bedeckte eine Sauerstoffmaske.

Wie überlegend blieb er auf der Türschwelle stehen, dann sprang er herunter und ging mit unsicheren Schritten auf Kamow zu. „Guten Tag! Sind Sie die russischen Raumschiffer?“ klang es dumpf hinter der Maske hervor.

„Ja“, antwortete Kamow. „Wer sind Sie?“

Bason schrak bei der unerwartet lauten Antwort zusammen. Kamow — er erkannte ihn — hatte ihn auf englisch angesprochen. „Ich gehöre zur Besatzung des amerikanischen Weltraumschiffes“, erwiderte er.

„Das habe ich mir schon gedacht. Ihrer Statur nach sind Sie zwar nicht Charles Hapgood, aber ich vermute, daß dieses Raumschiff unter seinem Kommando geflogen ist.

Wo ist Hapgood selbst?“

„Das ist alles, was von ihm übrig blieb.“ Bason wies auf das abgerissene Bein. „Heute nacht überfiel uns ein unbekanntes Tier. Es hat Charles Hapgood zerrissen. Ich selbst brachte mich mit Mühe in Sicherheit, nachdem ich alle Patronen verschossen hatte. Meinen Kameraden vermochte ich nicht mehr zu retten.“

„Wie sah das Tier aus?“ fragte Kamow rasch.

„Es war eine dicke, zottige Schlange von silbriger Farbe.

Ich sah sie nur beim Aufleuchten des Magnesiumblitzes und konnte sie nicht richtig erkennen.“

„Dann ist es nicht verwunderlich, daß Sie das Tier nicht getroffen haben“, meinte Kamow, „denn Sie schossen ja blind.“

Bason errötete, aber Kamow bemerkte es nicht.

„Wer ist noch bei Ihnen?“ fragte er.

„Niemand. Wir waren zu zweit.“

„Wie heißen Sie?“

„Ralph Bason, Korrespondent der ›New York Times‹.“

„Ihre Expedition verfolgte demnach keine wissenschaftlichen Zwecke?“

„Hapgood stellte Beobachtungen an.“

„Das stimmt, er war ein großer Gelehrter. Schade, daß er ums Leben gekommen ist.“ Plötzlich blitzte in Kamow ein Gedanke auf, und er sah den Amerikaner scharf an: „Sie sagten, das Tier hätte Sie heute nacht überfallen. Wann sind Sie gelandet?“

„Gestern am späten Abend. Und Sie?“

„Warum sind Sie nachts ausgestiegen? Ins unbekannte, gefahrdrohende Dunkel? Warum haben Sie nicht bis Tagesanbruch gewartet wie wir? Ich weiß, weshalb Sie das getan haben. Die Uhr und die Lampe verraten es besser als alle Worte. Aber erlauben Sie, Mr. Bason, daß ich Ihnen sage: Sie und Hapgood haben sich wie kleine Jungs benommen.“ Kamow war tief empört. Es dauerte ihn, daß Charles Hapgood so sinnlos ums Leben gekommen war.

„Wir sind vierundzwanzig Stunden vor Ihnen auf dem Mars angekommen“, fuhr er fort, da Bason keine Antwort gab, „haben unser Schiff jedoch erst gestern früh verlassen.

Und haben keine Uhr fotografiert.“

„Wir wollten die ersten sein“, sagte Bason. „Wir fürchteten, Sie, Mr. Kamow, könnten uns zuvorkommen.“

„Sie kennen mich?“

„Wer kennt den ›Mondkolumbus‹ nicht! Sie und Mr.

Paitschadse sind so berühmt, daß man Sie gleich erkennt, vor allem auf dem Mars.“

„Was gedachten Sie denn nach Hapgoods Tod zu tun?“

fragte Kamow. „Können Sie das Schiff steuern?“

„Nein“, gab Bason freimütig zu. „Ich wollte mir das Leben nehmen und hätte es auch schon getan, wenn nicht Sie im letzten Moment dazwischengekommen wären.“

Kamow begann der Mann leid zu tun. „Entschuldigen Sie“, sagte er, „wenn ich heftig zu Ihnen war. Mich schmerzt, daß Charles Hapgood für nichts und wieder nichts umgekommen ist. Das hat mich etwas aus der Fassung gebracht. Sie brauchen sich durchaus nicht das Leben zu nehmen. Sie fliegen ganz einfach mit uns zur Erde zurück.“

Kamow ging zu dem Geländewagen und wiederholte Paitschadse sein Gespräch mit Bason. „Sie haben beide ihren Leichtsinn teuer bezahlen müssen“, sagte er. „Dieser Reporter ist noch ganz jung, hat aber schon graues Haar.

Wahrscheinlich hat er es in dieser Nacht bekommen.“

Während Kamow mit Paitschadse sprach, überdachte Bason angestrengt seine Lage. Der Siegeslorbeer war ihm entgangen. Die Russen hatten sie überflügelt. Ein jäh in ihm aufzuckender Gedanke benahm ihm den Atem … Kamow war hier … Er konnte ein Weltraumschiff steuern.

Ihn festnehmen und zwingen, zur Erde zu fliegen!

Der Amerikaner war von den furchtbaren Ereignissen der voraufgegangenen Nacht so geschwächt, daß ihm das Denken Mühe machte. Er legte sich keine klare Rechenschaft über sein Vorhaben ab. Aber eines war ihm klar: Kamows Angebot annehmen hieße sich blamieren und alles verlieren. Er mußte es versuchen.