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„Er bittet darum, hierbleiben zu dürfen. Er möchte nicht zur Erde zurück. Ich kann ihn verstehen.“

„Unsinn!“

Bason holte gehorsam einen kleinen Koffer hervor. Teilnahmslos nahm er auf, was mit ihm und um ihn geschah.

„Brechen wir auf!“ sagte Kamow und beugte sich zu Paitschadse. „Wie fühlen Sie sich, Arsen Georgijewitsch?“

„Ganz gut.“ Paitschadse erhob sich, taumelte jedoch und wäre umgefallen, wenn Kamow ihn nicht aufgefangen hätte. „Mir ist so schwindlig.“

„Fassen Sie mich um den Hals“, sagte Kamow. „Wir müssen nur das Stück bis zum Wagen schaffen, dann bringe ich Sie schnell nach Hause. Gehen Sie voran!“ befahl er Bason.

Der Amerikaner gehorchte schweigend. Er sprang zu Boden und half Kamow, den Verwundeten herunterzulassen. „Ich bedaure sehr, Mr. Kamow“, sagte er, „daß ich mich zu dieser sinnlosen Tat hinreißen ließ. Ich begreife selber nicht, wie ich dazu fähig war. Ich muß nicht bei Sinnen gewesen sein. Charles Hapgoods Tod hat mich ganz durcheinandergebracht.“

„Das ist nicht verwunderlich“, erwiderte Kamow. „Hinzu kommt, daß Sie in der letzten Zeit viel getrunken haben.

Ich denke, das Gericht wird das in Betracht ziehen. Legen Sie Hapgoods Bein ins Schiff.“

Er nahm Paitschadse auf die Arme.

„Bin ich Ihnen nicht zu schwer, Sergej Alexandrowitsch?“

„Keine Spur! Sie haben wohl vergessen, daß wir auf dem Mars sind?“

Er trug den Kameraden zum Geländewagen und legte ihn bequem auf den Rücksitz hin.

Ehe sie losfuhren, schaltete Kamow den Sender ein.

„Endlich!“ ertönte Belopolskis Stimme. „Was ist passiert, Sergej Alexandrowitsch?“

„Ich werde alles erzählen, wenn wir zurück sind“, erwiderte Kamow. „Jetzt aber hören Sie gut zu. Paitschadse ist verwundet. Bereiten Sie eine bequeme Lagerstatt vor.

Wenn Sie den Geländewagen kommen sehen, soll Melnikow von Bord gehen und mir helfen, Paitschadse ins Schiff zu tragen. Außerdem bringen wir noch jemand mit. Richten Sie für ihn eine Reservekajüte ein.“

„Einen Menschen? … Woher?“

„Er gehört zur Besatzung des amerikanischen Raumschiffes. Zu Erklärungen ist jetzt keine Zeit. Gedulden Sie sich noch ein wenig. Unser Wagen wird mit Höchstgeschwindigkeit fahren. Unterwegs bin ich nicht zu sprechen.

In anderthalb Stunden sind wir zurück. Alles klar?“

„Nein, bis jetzt ist noch gar nichts klar“, antwortete Belopolski. „Aber Ihre Anordnungen werden ausgeführt.“

„Also bis nachher!“ Kamow schaltete das Mikrofon aus und drehte sich zu Paitschadse um. „Liegen Sie bequem, Arsen Georgijewitsch?“

„Sehr bequem, seien Sie unbesorgt!“

„Ich lasse den Wagen auf Höchsttouren laufen, Arsen Georgijewitsch. Wir kennen den Weg, es ist also nicht gefährlich. Wenn die Geschwindigkeit Ihnen Beschwerden macht, sagen Sie es.“

„Es wird schon gehen“, antwortete Paitschadse. „Ich fühle mich ganz wohl.“

Der Rückweg nahm keine anderthalb Stunden in Anspruch. Der Wagen fuhr mit einer Geschwindigkeit von hundertzehn Stundenkilometern und folgte genau seiner alten Spur, die auf dem festen glatten Boden deutlich zu erkennen war. Die starke Federung der Passagierkabine und die Polstersitze erleichterten die Beförderung des Verwundeten, und Kamow hoffte, daß es ohne Komplikationen abgehen werde. Zum Glück handelte es sich um keine schwere Wunde. Man würde zwar die Kugel entfernen müssen, aber das machte Kamow als Arzt keine Sorge.

Im Raumschiff war alles vorhanden, was zu einer Operation benötigt wurde. Wäre die Wunde gefährlich gewesen, dann hätte sich eine bedrohliche Situation ergeben können.

In drei Tagen sollte das Raumschiff wieder vom Mars starten. Die verdoppelte Schwerkraft beim Aufstieg könnte einem ernsthaft Erkrankten gefährlich werden. Kamow wußte sehr wohl, daß er, um die anderen Besatzungsmitglieder nicht ins Verderben zu stürzen, selbst dann starten müßte, wenn es für Paitschadse den Tod bedeutete.

Der Wagen näherte sich dem weißen Giganten. Da ging die Schiffstür auf, und Melnikow sprang zu Boden. In den Händen hielt er einen länglichen Gegenstand. Eine Tragbahre.

Der Wagen hielt. Als Kamow sich umdrehte, sah er, daß Paitschadse bewußtlos war. Die Fahrt hatte ihn doch zu sehr angestrengt. Das Gesicht des Verwundeten schien leblos. Kamow fühlte ihm besorgt den Puls. Gott sei Dank, es war nur eine Ohnmacht. Jetzt hieß es, keine Zeit verlieren!

Von der Schnelligkeit, mit der die Operation durchgeführt wurde, hing viel ab.

Rasch stülpte er Paitschadse die Maske über und öffnete den Hahn des Luftschlauches. Nachdem er dem Amerikaner durch Zeichen bedeutet hatte, das gleiche zu tun, machte er die Tür auf und stieg aus.

„Was hat Arsen Georgijewitsch? Wieso ist er verwundet?“ Trotz der Maske sah man, wie erregt Melnikow war.

Er schaute auf den reglosen Körper des Kameraden, ohne Bason zu beachten, den er ganz vergessen hatte.

Zu zweit klappten sie die Tragbahre auseinander und betteten den Verwundeten darauf. Er kam nicht zu sich. Sie trugen den Verwundeten stumm ins Innere des Schiffes, wo Belopolski ihnen besorgt entgegentrat. Hinter ihnen ging Bason mit gesenktem Kopf.

„Folgen Sie mir!“ sagte Melnikow dann, zu Bason gewandt.

Nachdem er den Amerikaner in die Reservekajüte geführt hatte, kehrte er ins Observatorium zurück, wo Kamow die Operation vorbereitete. Da Paitschadse immer noch bewußtlos war, wollte Kamow den Eingriff ohne Narkose vornehmen. Die Kugel müßte sich in höchstens fünf Minuten entfernen lassen. Tatsächlich war fünf Minuten später alles bereits vorüber.

„jetzt nichts als Ruhe und Pflege“, ordnete Kamow an.

„Ist er außer Gefahr?“

„Zweifellos. Die Wunde ist nicht gefährlich. Die Ohnmacht rührt vom Transport her. Ich denke, in drei Tagen, bis zu unserem Start, wird Arsen Georgijewitsch sich genügend erholt haben.“

Nach etwa drei Minuten schlug Paitschadse die Augen auf.

„Wie fühlen Sie sich?“ fragte Kamow.

„Gut.“

„Liegen Sie möglichst still.“

„Gestatten Sie mir, den Verwundeten zu pflegen“, bat Melnikow.

„Bei Arsen Georgijewitsch wird ununterbrochen gewacht“, sagte Kamow. „Der Reihe nach.“

„Sie haben immer noch nicht erzählt, was sich zugetragen hat“, mahnte Melnikow.

„Ich tue es gleich.“

Nachdem Kamow ausführlich über die Ereignisse des Tages berichtet hatte, meinte er: „Dieses Unglück macht uns wirklich einen Strich durch unseren Plan. Aber das ist nicht ganz so schlimm, wie es scheint. Der Planet stellt eine Wüste dar. Den ›Sumpf‹ untersuchen, Pflanzenproben sammeln und Jagd auf vorhandene Tiere machen, können wir auch zu dritt. Morgen fahren Boris Nikolajewitsch und ich zu dem amerikanischen Schiff. Wir werden nach Hapgoods sterblichen Überresten suchen und sie begraben. Unterwegs sehen wir uns dann auch noch einmal den ›Sumpf näher an. Konstantin Jewgenjewitsch wird wieder an Bord bleiben müssen.“

„Ich werde Pflanzen sammeln“, erwiderte Belopolski.

„Aber erst nach unserer Rückkehr. Solange wir weg sind, dürfen Sie das Schiff nicht verlassen. Vergessen Sie nicht, daß noch niemand weiß, was es alles für Tiere auf dem Mars gibt. Hapgoods Tod hat deutlich genug gezeigt, daß wir sehr vorsichtig sein müssen.“

Die Springechse

Am nächsten Tag, gleich nach Sonnenaufgang, begab sich der Geländewagen erneut auf Fahrt. Kamow setzte sich ans Steuer. Neben ihm nahm Melnikow Platz.

Im hinteren Teil des Wagens waren Spaten, Hacken, Leinen, Drahtseile und eine elektrische Winde verstaut.

Kamow schloß die Tür und ließ den Motor an. Melnikow füllte unterdessen die Kabine mit Sauerstoff.

Der Wagen zog scharf an und jagte nach vorn.