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»Pauline, erzähl mir mehr. Rede mit mir. Bitte rede mit mir.«

Pauline sagte: »Max Brod hatte einmal eine hochinteressante Unterhaltung mit Franz Kafka, von der er später Walter Benjamin berichtete …«

Auszüge (3)

Homo sapiens hat sich bei irdischer Schwerkraft entwickelt, und die Frage, welche Auswirkungen es auf ein Individuum hat, wenn es Zeit in Umgebungen mit weniger als 1 g verbringt, ist noch ungeklärt

Abnehmen der Knochenstärke von 0,5 Prozent bis zu 5 Prozent pro Monat in 0–0,1 g

Menschen, die sich wiederholt Werten von über 3 g aussetzen, haben erwiesenermaßen häufiger Mikro-Schlaganfälle, und es kommt vermehrt zu ernsthaften Schlaganfällen

die biomedizinische Forschung hat ihren Standpunkt zu diesen Fragen im Laufe der Jahre mehr als einmal geändert

Aerobic und Krafttraining kompensieren die physiologischen Auswirkungen von Langzeitaufenthalten in Umgebungen mit moderat niedrigen Gravitationswerten (laut Definition zwischen Lunas 0,17 g und Mars’ 0,3 g), aber nach wie vor gibt es ungelöste Probleme

ein körperlich aktiver Lebensstil verringert deutlich

unterhalb der g-Werte von Luna tritt bei manchen Organen und Geweben ein Etiolement auf, unabhängig davon, wie viel Bewegung

statistisch hochsignifikante Ergebnisse der Versicherungsmathematik lassen vermuten, dass Langlebigkeit jenseits der historischen Richtwerte ohne eine regelmäßige Rückkehr nicht nur in eine 1-g-Umgebung, sondern zur Erde selbst, unmöglich ist. Die Ursachen dafür sind noch unklar, die Fakten jedoch unbestreitbar. Wir möchten zeigen

alle sechs Jahre ein Jahr auf der Erde zu verbringen, und zwischen den Besuchen niemals mehr als zehn Jahre verstreichen zu lassen, erhöht die Langlebigkeit enorm. Wer diese Besuche versäumt, geht ein hohes Risiko ein, viele Jahrzehnte vor

übermäßig sterile Umgebungen sind nicht in der Lage

es wird vermutet, dass das berühmt-berüchtigte »Sabbatjahr« eine Hormesis oder eine Mithridatisation darstellt, bei der ein kurzer Kontakt mit Giftstoffen den Organismus stärkt, damit er größeren

der Griff, in dem die Erde die raumbewohnenden Menschen nach wie vor hält, ist physiologischer Natur und wird sich nicht lockern, solange er nicht vollständig beschrieben und all seine Bestandteile effektiv behoben sind

Impfungen mit Enthelminten (Eingeweidewürmern), Bakterien, Viren usw., die man unmöglich alle aufzählen kann, und dennoch

möglicherweise auch psychologische Auswirkungen, was enorme Schwierigkeiten in der Feststellung von Ursachen und Behandlungsmöglichkeiten

anderen Fünfhundert-Jahres-Projekten an intrinsischer Schwierigkeit nicht nachstehen

sind kumulative Auswirkungen, die zu Funktionsstörungen

die Steigerung der Lebenserwartung ist ein statistisches Faktum, aber keine Garantie für Einzelpersonen. Entscheidungen über den Lebensstil verschieben die Wahrscheinlichkeiten für

regenerative Therapien werden ständig verbessert

den größten Sprung in den Grafiken zur Langlebigkeit sieht man zu Beginn des Accelerando, und viele vertreten die Meinung, dass es sich dabei nicht um einen Zufall handelt. Wenn man mit einem Mal begreift, dass man vielleicht sehr viel länger leben wird, als man es je für möglich gehalten hat, verleiht einem das neuen Antrieb. Spätere Probleme verkomplizieren das Gesamtbild, doch die traten erst in den Vordergrund, als

die Statistiken sind aufschlussreich, aber die Ursachen bislang noch nichtlinearen

Leben ist ein komplexes

Geschlechtskrankheiten, plötzlicher traumatischer Tod, unauflösliche

Wenn man seine Aussichten auf eine der neuen, verlängerten und stetig steigenden Normen entsprechende Lebensspanne maximieren will, sollte man die Zeit, die man bei besonders hohen oder besonders niedrigen g-Werten verbringt, minimieren

keine wirkliche Vorstellung davon, was möglich werden könnte, wenn weitere Verbesserungen

könnten wir Tausende von

machen die Menschen Kompromisse und nehmen Abkürzungen. Sie wollen etwas zu tun haben, sie wollen sich ihre Wünsche erfüllen, ihrer Abenteuerlust frönen

zur Erde zurückkehren zu müssen, diesem verdreckten, alten, bedrückenden Fehlschlag von einem Planeten. So sehr, dass dieser traurige Planet

sie schworen, dass sie nach dem Zufallsprinzip leben würden, aber damals waren sie so jung

die meisten älteren Raumer kehren wie empfohlen alle sieben Jahre für ein Jahr auf die Erde zurück, weil eben sie diejenigen sind, die am längsten leben und weil dieser Effekt sich von selbst verstärkt

die Jagd nach einer umfassenderen Erklärung geht weiter

Swan und Zasha

Die Waggons der siebenunddreißig Weltraumaufzüge der Erde waren ständig gut gefüllt, sowohl hoch als auch hinunter. Es setzten natürlich nach wie vor zahlreiche Raumfahrzeuge auf oder hoben ab, und Gleiter landeten, die anschließend in den Aufzügen wieder hochfuhren. Doch alles in allem erledigten die Aufzüge den Löwenanteil des Verkehrs zwischen Erde und Weltraum. Abwärts transportierten die Waggons Nahrungsmittel (die einen beträchtlichen Anteil am Gesamtbedarf der Erde ausmachten), Metalle, Waren, Gase und Menschen. Aufwärts fuhren Menschen und Industriegüter, außerdem Materialien und Dinge, die auf der Erde häufig und im All selten waren – davon gab es viele, darunter Tiere, Pflanzen und Mineralien, aber vor allem massenhaft Seltene Erdelemente, Holz, Öl und Humus. Die Gesamtmenge stellte einen beträchtlichen Massestrom dar, der fast ausschließlich von der Wechselwirkung zwischen Gravitation und Erdrotation angetrieben wurde, mit ein bisschen Sonnenenergie, um Reibungsverluste auszugleichen.

Die Ankerfelsen an den oberen Enden der Aufzugskabel ähnelten gigantischen Raumschiffen, da von ihren ursprünglichen Asteroidenoberflächen nicht mehr viel zu sehen war: Sie waren von Gebäuden, Generatoren, Ladebuchten und derlei mehr übersät. Im Endeffekt handelte es sich um riesige Häfen und Hotels und damit um Orte reger Geschäftigkeit. Swan kam über den Aufzug namens Bolivar an und war in einem der Hotelabteile untergebracht, ehe sie es auch nur bemerkte: Für sie hatte es sich einfach nur um eine komplizierte Folge von Türen, Schleusen und Gängen gehandelt, durch die sie eine Reihe weiterer Innenräume erreichte. Sie hatte sich bereits mit der langen Fahrt nach Quito hinunter abgefunden. Es war eine Ironie ihres Zeitalters, dass die Reise entlang des Aufzugskabels nach unten länger dauern würde als viele interplanetare Reisen, aber so war es nun einmal. Fünf Tage würde sie in dem Hotel festsitzen. Sie verbrachte die Zeit damit, Konzerte von Glass’ Satyagraha und Akhnaten sowie einen zermürbenden Tanzkurs zu besuchen, der darauf ausgelegt war, die Leute für die 1 g-Umgebung zu trainieren und der ihr ganz schön zusetzte. Während sie durch den durchsichtigen Boden hinabschaute, machte sie sich langsam wieder mit dem großen Tropfen Südamerika vertraut, der unter ihnen Gestalt annahm: die blauen Ozeane, die ihn umgaben; die Anden, die wie ein braunes Rückgrat aussahen; die kleinen, braunen, schneefreien Kegel, bei denen es sich um große Vulkane handelte.

Der Planet war inzwischen praktisch frei von Eis. Nur die Antarktis und Grönland hatten sich noch nennenswerte Mengen davon bewahrt, und Grönland schwand schnell dahin. Deshalb lag der Meeresspiegel mittlerweile elf Meter höher als vor dem Wandel. Die Überflutung der Küstenbereiche war einer der Hauptfaktoren der irdischen Katastrophe der Menschheit. Auf anderen Planeten gab es enorm leistungsstarke Terraforming-Technologien, die hier jedoch größtenteils nicht anwendbar waren. Man konnte beispielsweise keine Kometen auf die Erde pfeffern. Also wurde das Kielwasser der Schiffe mit Tensiden aufgeschäumt, um den Albedo-Effekt zu verstärken. Früher hatte man auch Schwefeldioxid in die Stratosphäre gepumpt, um Vulkanausbrüche zu simulieren; aber das hatte bereits einmal zu einer Katastrophe geführt, und nun konnte man sich nicht mehr einigen, wie viel Sonnenlicht man aussperren sollte. Viele Vorschläge und viele der kleineren Projekte, die bereits im Gange waren im Widerspruch zu anderen potenziellen oder bereits laufenden Projekten. Außerdem gab es nach wie vor mächtige Nationalstaaten, die zugleich Firmenkonglomerate waren – beides überlappte einander in keynesianischer Unordnung. Die nach wie vor einflussreichen Reste des kapitalistischen Systems herrschten über weite Teile des Planeten und bewahrten wiederum ihre feudalistischen Altlasten in sich, im ewigen Kampf gegen die Lohnsklaven begriffen und damit auch gegen die horizontalisierte Ökonomie, die sich mit dem Mondragon entwickelt hatte. Die Erde war ein einziger Schlamassel, ein trauriger Ort. Und trotzdem war sie nach wie vor das Herzstück der Geschichte. Man musste sich mit ihr auseinandersetzen, hatte Alex immer gesagt, denn ohne sie war nichts, was man im All tat, wirklich von Bedeutung.