Выбрать главу

«Einen Flaggenmast, Thomas, und ein paar angestrengt arbeitende britische Beamte. Weitgehend das, was wir schon kennen.»

Noddall tappte in die Kajüte, eine Kaffeekanne in seinen Pfötchen.»Hier ist noch ein Rest drin, Sir.«»Gut. «Bolitho hielt ihm seinen Becher hin.»Ich komme zwar davon ins Schwitzen, aber Kaffee ist wenigstens etwas, das nicht schimmelig oder ranzig schmeckt. «Ein neuer Tag, die gleiche leere See. Er hatte sich angewöhnt, jedesmal, wenn er an Deck den Kompaß und ihren Standort überprüfte, die Sekunden zu zählen. Die Sekunden, ehe er sich gestattete, zu dem bauchigen Rumpf der Eurotas hinüberzublicken. Sie schien stets in der gleichen Position zu bleiben, in den Wanten der Tempest wie in einem riesigen Netz gefangen. In Wirklichkeit hielt sie sich ein ganzes Stück in Lee, zu weit entfernt, um sie ohne Glas zu überprüfen. Und auch diese Gelegenheiten mußten bemessen, rationiert werden. Er hörte einige gedämpfte Schüsse und wußte, daß die Marineinfanteristen wieder übten, aus den Masten auf bewegliche Ziele schossen, die Sergeant Quare warf. Plötzlich sagte Herrick:»Es hat keinen Zweck, Sir. Ich muß darüber sprechen.»

«Gut. «Bolitho wandte sich ihm zu.»Ich habe so etwas erwartet. Bringen wir es also hinter uns. «Herrick stellte seinen Kaffeebecher vorsichtig auf den Tisch.»Das alles ist Ihnen nicht neu, aber ich bin deshalb nicht weniger besorgt. Ich… Auf mich kommt es nicht an. Ich werde nie über die Offiziersmesse hinauskommen und bin darüber auch ganz froh, seit ich gesehen habe, wie sehr ein Kommando einen Mann aushöhlen kann. Aber Sie haben eine Familientradition zu wahren, Sir. Als ich Ihr Haus in Falmouth mit all diesen Porträts sah, wußte ich, daß es mein Glück war, unter Ihnen dienen zu können. Ich weiß, was dazu gehört, Kommandant zu sein. Es ist nicht gerecht, daß Sie wegen dieser Affäre in Gefahr kommen. «Bolitho lächelte ernst, obwohl ihm das Herz wehtat.»Mit >dieser Affäre< meinen Sie wohl meine Unvorsichtigkeit, ebenso der Liebe zu verfallen wie jeder andere?»

Er schüttelte den Kopf.»Nein, Thomas. Ich werde niemandem erlauben, dieser Frau zu nahe zu treten, nur um mich zu treffen. Eher schicke ich Raymond zur Hölle!«Er wandte sich ab.»Jetzt haben Sie es geschafft, daß ich die Beherrschung verloren habe.»

Herrick entgegnete mühsam:»Auf die Gefahr hin, Sie noch mehr zu verletzen: Ich glaube auch, daß Kommodore Sayer richtig gehandelt hat, als — «, er hob verlegen die Schultern,»als er Sie hier an Bord hielt.»

«Vielleicht. «Bolitho setzte sich wieder und rieb sich mit den Handballen die Augen.»Wenn nur…«Er blickte scharf auf.»Was war das?»

«Ein Ruf vom Ausguck, Sir. «Auch Herrick war bereits auf den Beinen, als der Ruf noch einmal herunterschallte.»An Deck! Segel in Lee voraus.»

Sie eilten beide aus der Kajüte und stießen mit Midshipman Romney zusammen, der auf dem Weg nach unten war.»Sir, eine Empfehlung von Mr. Keen und. «Herrick stürmte an ihm vorbei.»Ja, wir wissen schon. «Bolitho ging am Ruder vorbei, wobei er die Sonne auf seinen Schultern spürte, als ob sie nackt wären. Ein Blick auf Kompaß und Segel verriet ihm alles, was er wissen mußte: Die Eurotas lag nach wie vor auf ihrer Position, Fock, Groß- und Besansegel fielen immer wieder ein und beraubten sie jeder Schönheit.»Liegt noch mehr vor?«»Noch nicht, Sir. «Keen hob sein Teleskop.»Hm. «Bolitho zog seine Uhr.»Schicken Sie einen weiteren Mann in den Ausguck. «Er blickte sich nach Midshipman Swift um.»Und Sie geben ein Signal an die Eurotas: >Segel in Nordost<. «Er sah Herrick an.»Obwohl sie das bei Gott inzwischen selbst entdeckt haben sollten. «Herrick blieb gelassen. Handelsschiffe hatten nur selten einen guten Mann im Ausguck, besonders dann nicht, wenn sie unter dem Schutz eines Kriegsschiffes segelten. Aber es hatte keinen Sinn, Bolitho darauf hinzuweisen. Er wußte, daß dieser seine Befürchtungen nur mühsam unter Kontrolle hielt. Ein Funke, und…

«Herrgott, sind die da oben blind geworden?«schnauzte

Bolitho.

«An Deck!«Das war der neue Mann im Ausguck.»Es ist ein Kriegsschiff, Sir.»

Bolitho wandte sich wieder an Herrick.»Was kann das vorhaben, Thomas?»

«Vielleicht ist es eines von unseren.»

«Gott segne Sie, Thomas!«Er klopfte ihm auf die Schulter.

«Wir sind das einzige britische Kriegsschiff auf dem ganzen weiten Ozean. Sogar der Gouverneur von Neusüdwales muß

um Schiffe betteln.»

Herrick war fasziniert. Die Aussicht auf Aktivität wirkte auf Bolitho belebend, ganz gleich, was er privat durchmachte.»Wir haben nicht die geringste Ahnung, Sir, was in der Welt geschieht«, sagte er.»Wir können im Krieg mit Spanien sein, mit Frankreich oder sonst jemandem. «Bolitho ging zum Ruder zurück und prüfte den Kompaß. Kurs Ost-Nordost, und nach wie vor beruhigender rauher Wind von Steuerbord. Der Kurs des Fremden verlief konvergierend zu ihrem eigenen, aber es würden Stunden vergehen, ehe sie sich trafen. Was sollte er tun, wenn der Neuankömmling abdrehte und vor ihnen floh? Er konnte die Eurotas nicht sich selbst überlassen. Doch nach einer Stunde verrieten die Meldungen aus dem Mast, daß das andere Schiff keine Vorkehrungen für ein Ausweichmanöver traf.

«Setzen Sie die Fock, Mr. Herrick. «Bolitho überquerte das Achterdeck und kletterte in die Besanwanten.»Mir ist wohler, wenn wir näher bei unserem Schützling liegen. «Die Matrosen eilten auf Stationen, und wenige Minuten später füllte sich das große Focksegel mit Wind und sandte ein Vibrieren durch die Wanten und die gesamte Takelage. Bolitho wartete mit dem Glas vor Augen, daß die lange Dünung das andere Schiff hob, damit er es genau betrachten konnte. Als dank einer Laune des Ozeans gleichzeitig auch die Tempest höher lag, hatte er es einige Augenblicke scharf im Blickfeld, dann verwischten es Dunst und Entfernung, und er ließ sich wieder an Deck hinab.»Eine Fregatte. Den Linien nach französisch. «Er blickte zum Wimpel im Masttopp auf.»Wenn der Wind bleibt, sind wir in zwei Stunden bei ihr. In Schußweite kommen wir entsprechend früher.»

Lakey erinnerte sachlich:»Wir sind nicht im Krieg mit Frankreich.»

«Wahrscheinlich nicht, Mr. Lakey. Aber wir wollen trotzdem nichts riskieren. «Vor seinem geistigen Auge hüllte sich sein Schiff in Kugelhagel und Pulverqualm. Doch diesmal würde es nicht dazu kommen. Der Franzose ließ sich Zeit und kreuzte nicht auf, um den Windvorteil zu bekommen.

«Schicken Sie die Mannschaft rechtzeitig auf Gefechtsstationen, und sorgen Sie dafür, daß erfahrene Leute im Ausguck beobachten, ob der Franzose das gleiche tut. «Wieder griff er nach dem Glas und richtete es diesmal auf die Eurotas. Er sah ihr Kleid aufleuchten, als sie über das Achterdeck ging, mit einer Hand den Hut im Wind festhaltend. Mein Gott… Momentan überwältigt, senkte er das Glas, und Viola verschwand in der Ferne; nur das Schiff blieb zurück.

«An Deck! Sie hissen die Flagge!«Eine Pause.»Tatsächlich ein Franzmann, Sir.»

Auch mit bloßem Auge konnte Bolitho den winzigen Flecken Weiß erkennen, welcher plötzlich vom Masttopp des anderen auswehte, der nun scharf an den Wind ging, die Rahen so gebraßt, daß sie fast mitschiffs standen. Ein seltsames Gefühl. Wie viele an Bord war Bolitho einem französischen Schiff selten anders begegnet als mit schußbereiten, ausgerannten Geschützen. Mit Bedauern dachte er an Le Chaumareys und sein vergeudetes Leben. An Bord war der Kommandant König, doch für die Macht, die ihn einsetzte und benutzte, blieb er der entbehrliche Bauer im Spiel.

Bolitho zwang sich, das Deck zu verlassen, fast geblendet vom Starren über das schimmernde blaue Wasser. Allday kam in die Kajüte.»Ich sage Noddall, er soll Ihren Rock und Hut bereitlegen, Captain. «Und grinsend:»Die Breeches sind für einen Franzmann noch gut genug. «Bolitho nickte. Wenn der französische Kommandant ein Neuling in diesen Gewässern war, würde er jeden Kontakt suchen. Würde er auf die Tempest kommen oder Bolitho zu sich bitten?