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Bolitho sah zu, wie Hardacre eine farblose Flüssigkeit in die Gläser schenkte. Wahrscheinlich etwas wie Feuerwasser, dachte er, obwohl Hardacre durchaus bereit schien, auch selbst davon zu trinken.

«Nun, also, Gentlemen, willkommen auf den Levu-Inseln. «Bolitho packte die Armlehne seines Sessels und blinzelte, damit seine Augen nicht tränten.

Hardacre stand mit dem Krug neben ihm und füllte sein Glas nach.»Verdammt gut, was?»

Bolitho mußte erst schlucken, ehe er antworten konnte.»Stark.»

Raymond stellte sein Glas ab.»Meine Anweisungen lauten, diese und andere naheliegende Inseln in Besitz zu nehmen, soweit sie von anderen Nationen noch nicht beansprucht worden sind. «Er sprach so schnell, als ob er fürchtete, daß Hardacre in einen Wutanfall ausbrechen könnte.»Ich habe detaillierte Anweisungen auch für Sie. Aus London.«»Aus London. «Hardacre beobachtete ihn, schwenkte den Schnaps in seinem Glas.»Und was, glaubt man in London, könnten Sie tun und ich nicht, bitte?«Raymond zögerte.»Verschiedene Aspekte sind etwas unbefriedigend, und außerdem haben Sie nicht die Streitkräfte zur Verfügung, um für Frieden zu sorgen.«»Quatsch!«Hardacre wandte sich dem Fenster zu.»Ich könnte eine Armee aufstellen, wenn ich wollte. Jeder Mann ist ein Krieger und bereit, mir zu gehorchen. Mir!«Bolitho beobachtete ihn, durchschaute seine Befürchtungen, die er zu verbergen suchte, und seinen offensichtlichen Stolz auf das, was er aus eigener Kraft geschaffen hatte. Hardacre wandte sich plötzlich ihm zu.»Bolitho! Selbstverständlich, jetzt erinnere ich mich. Ihr Bruder — während des Krieges. «Er seufzte.»Der Krieg hat für viele vieles verändert.»

Bolitho sagte nichts, bemerkte in Hardacres Augen die erwachenden Erinnerungen, wußte, daß Raymond zuhörte und hoffte, daß ihm nicht wohl in seiner Haut war. Die große, bärtige Gestalt wandte sich wieder dem Fenster zu.»Ja, damals war ich Farmer. Habe alles verloren, weil ich ein Anhänger des Königs war, als es darum ging, sich zu einer Seite zu bekennen. Darum habe ich meine Zelte abgebrochen und mich hier draußen an die Arbeit gemacht. «Bitter fügte er hinzu:»Diesmal scheint es also der König zu sein, der mich berauben will.»

«Unsinn!«Raymond schluckte seinen Drink und keuchte.»So ist es nicht gedacht. Vielleicht werden Sie noch gebraucht. Ich muß erst…»

Hardacre unterbrach.»Erst müssen Sie mir zuhören. «Heftig schob er die geflochtene Sonnenblende beiseite und deutete auf die dunkelgrünen Bäume.»Ich brauche geschulte Männer als Hilfe oder solche, die ich noch schulen kann, ehe ich zu alt werde. Ich will keine Beamten wie die in Sydney oder London, noch, mit allem Respekt, Captain, brauche ich Uniformen und die Disziplin der Marine. «Bolitho sagte ruhig:»Ihre Disziplin scheint mir um einiges härter zu sein als unsere.»

«Oh, das. «Hardacre zuckte mit den Schultern.»Gerechtigkeit muß der Umgebung angepaßt werden. So sind nun einmal die Bräuche hier.»

«Ihre Bräuche. «Bolitho behielt seinen gemäßigten Ton bei. Hardacre blickte ihn fest an. Dann lächelte er.»Wenn Sie so wollen, ja. «Barsch fuhr er fort:»Sie haben gesehen, was auf den Inseln passieren kann, Captain. Die Menschen sind primitiv, unberührt, den Pocken und jeder Krankheit ausgeliefert, die ein Schiff nur einschleppen mag. Wenn sie gedeihen und überleben wollen, müssen sie sich schützen und dürfen sich nicht auf andere verlassen.«»Unmöglich!«Raymond wurde wütend.»Die Eurotas ist gekapert worden und wurde erst durch die Tempest zurückgewonnen. Jeden Tag hören wir schlimmere Nachrichten von Marodeuren, Piraten und Mördern. Selbst die Franzosen sind schon so beunruhigt, daß sie eine Fregatte geschickt haben.»

«Die Narval.«Hardacre hob wieder die Schultern.»O ja, Mr. Raymond, auch ich habe mein Nachrichtensystem.«»Wirklich? Nun, jedenfalls werden Sie diese Piraten nicht mit einem Handelsschoner und einer Handvoll bemalter Wilder aufspüren und vernichten. «Raymond funkelte ihn wütend an.»Ich werde das zu meiner ersten Aufgabe machen. Danach können wir über Handel reden. Meine Leute werden morgen damit beginnen, die Sträflinge an Land zu bringen und weiteres Land in der Nähe der Siedlung zu roden, damit Hütten gebaut werden können. «Es klang triumphierend.»Vielleicht werden Sie also dafür gebraucht, Mr. Hardacre.»

Hardacre blickte ihn kühl an.»Nun gut. Aber Ihre Frau — ich nehme doch an, daß sie nur solange hierbleibt wie unbedingt notwendig?»

«Ihre Besorgnis rührt mich.»

Hardacre entgegnete leise:»Verschonen Sie mich bitte mit Sarkasmus. Und lassen Sie sich sagen, daß weiße Frauen, besonders solche gehobener Herkunft, dem Leben auf unseren Inseln nicht gewachsen sind.«»Haben Ihre Leute denn keine Frauen?«Hardacre blickte zur Seite.»Eingeborene Mädchen. «Raymond sah zu den beiden am Tisch hinüber: sehr jung, sehr zurückhaltend. Bolitho konnte seine Gedanken beinahe arbeiten sehen.

Hardacre erklärte unverblümt:»Zwei Mädchen aus guter Familie. Ihr Vater ist Häuptling, ein guter Mann.«»Hm. «Raymond zog seine Uhr, Schweiß lief ihm in Strömen über das Gesicht.»Lassen Sie mich in mein Quartier bringen. Ich brauche Zeit, um nachzudenken. «Später, als sie allein waren, sagte Hardacre zu Bolitho:»Ihr Mr. Raymond ist ein Narr. Er hat weder eine Ahnung von diesen Inseln, noch will er etwas über sie lernen.«»Was ist mit der französischen Fregatte?«fragte Bolitho.»Wo haben Sie die gesichtet?»

«Das wollen Sie also unbedingt wissen, wie? Die Frage ist Ihnen ständig im Kopf rumgegangen. «Hardacre lächelte.»Händler bringen mir Neuigkeiten mit. Tauschhandel und gegenseitiges Vertrauen sind unser bester Schutz. O ja, ich habe von der Narval und ihrem verrückten Kapitän gehört, genauso wie ich über den Piraten Tuke Bescheid weiß. Er liegt mit seinen verfluchten Schonern oft vor diesen Inseln. Bisher hat er es sich noch immer besser überlegt, als unsere Siedlung zu überfallen, der verdammte Schuft. «Er sah

Bolitho an.»Aber Ihre Fregatte wird er überlisten, mein Freund. Sie brauchen kleine Fahrzeuge, kräftige Beine und Führer, die Sie zu seinen Verstecken bringen können; er hat deren mehrere.»

«Könnten Sie die für mich ausfindig machen?»

«Lieber nicht, Captain. Bisher sind wir ohne offenen Kampf davongekommen.»

Bolitho dachte an die Eurotas, die überlegene Planung, die zu ihrer Eroberung geführt hatte. Das und die erbarmungslose Brutalität dahinter waren Leutnant Finneys Milizen mehr als überlegen.

Hardacre schien seine Gedanken zu lesen.»Ich habe auf den Inseln stabile Verhältnisse geschaffen. Ehe ich kam, haben die Häuptlinge sich seit Generationen bekriegt, Frauen geraubt, Kopfjagd betrieben, so barbarische Bräuche geübt, daß ich selbst jetzt noch ins Schwitzen komme, wenn ich daran denke. Sie sind Seemann, Sie kennen diese Dinge. Aber ich brachte die Inselbevölkerung dazu, sich nach mir zu richten, zwang sie, mir zu vertrauen, und schuf aus kleinen Anfängen den ersten Frieden, den sie je gekannt hatten. Wenn ihn also jemand bricht, muß ich ihn bestrafen. Auf der Stelle und unerbittlich. Das ist die einzige Möglichkeit. Und wenn ich ihr Vertrauen ausnutzen wollte, um Verwüstungen über sie zu bringen, indem ich zulasse, daß Ihre Kanonen oder die der Franzosen ihre primitive Welt zerschlagen, würden diese Inseln wieder in Blut und Haß versinken.»

Bolitho dachte an die lachenden, geschmeidigen Mädchen, das Gefühl der Freiheit und Einfachheit. Wie der Schatten eines Riffs verhüllte es, was dicht unter der Oberfläche lauerte.

Gedankenvoll bemerkte Hardacre:»Sie wissen selbstverständlich, daß dem Kapitän der Narval mehr daran gelegen ist, diesen französischen Gefangenen in seine Gewalt zu bekommen, als Tuke zu vernichten. «Er nickte.»Ich sehe Ihrem Gesicht an, daß auch Sie daran gedacht haben. Sie sollten sich einen Bart stehen lassen, um Ihre Gefühle zu verbergen, Captain.«»Was sagten Sie vorhin über weiße Frauen?»