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Riffe.»

Bolitho drehte sich um und sah, wie jedermann an Deck schnell wegschaute. Tyacke merkte es.»Machen Sie sich bitte nichts daraus, Sir. Der ranghöchste Offizier, der bisher an Bord kam, war — mit Verlaub — der Kommandeur der Wache in Gibraltar.»

Simcox gesellte sich zu ihnen.»Es klart auf, Sir. «Das war eine völlig unnötige Bemerkung, doch Bolitho wußte, daß sich Simcox in seiner Gegenwart genauso gehemmt fühlte wie die ganze Besatzung.

«Wann werden Sie Master, Mr. Simcox?»

Der Mann wand sich.»Weiß nicht, Sir. «Er sah zu Tyacke hinüber, und Bolitho begriff: Simcox würde als Master auf ein anderes Schiff versetzt werden, dann blieb Tyacke allein auf der Miranda zurück. Keiner von beiden wollte das.

Bolitho beschattete seine Augen. Die See änderte im ersten Morgenlicht ihre Farbe, Schwärme von Vögeln kündeten vom nahen Land. Er sah voraus den gewaltigen Tafelberg und einen zweiten Berg ebenfalls an Backbord, noch vom Morgennebel umhüllt. Nur sein Kamm glänzte wie Gold.

Simcox räusperte sich.»Der Wind steht günstig, Sir Richard. Aber es sind schon Schiffe südlich von hier vom Sturm bis zum Kap Agulhas gejagt worden, ehe sie umkehren konnten.»

Bolitho nickte. War das eine gutgemeinte Warnung? Wenn feindliche Kriegsschiffe hinter dem vorspringenden Kap lagen — würden sie wegen eines zerbrechlichen Schoners auslaufen? Kaum. Andererseits war auch die Supreme nur ein Schoner gewesen, und trotzdem hatte sich die französische Fregatte über sie hergemacht.

Tyacke setzte sein Teleskop ab.»Alle Mann an Deck, Ben!«Simcox' Vorname war ihm wohl aus Versehen entschlüpft.»Wir wenden und laufen rechtweisend Ost. «Er sah Bolitho an.»In die Höhle des Löwen!»

Bolitho blickte zum Stander des Kommandanten hoch.»Anders geht's nicht, Mr. Tyacke, aber bringen Sie das Schiff nicht unnötig in Gefahr.»

Die Besatzung rannte an Brassen und Schoten, löste Belegnägel, warf Leinen los und tat das alles so sicher und flink, daß kein Ruf oder Ruch sie antreiben mußte. Der Himmel wurde schnell heller. Bolitho fühlte, wie sein Magen sich beim Gedanken an seinen nächsten Schritt zusammenzog. Allday, der in der Nähe des Rudergängers stand, musterte ihn besorgt, denn er wußte, daß der Admiral gleich aufentern würde.

Als Bolitho im Alter von achtzehn Jahren Leutnant geworden war, hatte ihn das endlich befreit von einer Pflicht, die er fürchtete und haßte wie keine zweite: in die Webleinen aufzuentern, wenn Alarm geschlagen wurde, oder wenn er aus einem anderen Grund in den Ausguck mußte. Denn an die Höhe hatte er sich nie gewöhnen können. Er hatte sich oben stets verzweifelt an einen Halt geklammert und die Männer bewundert, die nichts von dem Schiff unter sich zu sehen schienen und nur in die Ferne spähten. Er hatte

Männer einen schlimmen Tod sterben sehen, wenn der Sturm sie von Rahen oder Stagen riß oder tobende Leinwand sich nicht einfangen ließ. Andere waren noch lebend in die See gestürzt und hatten beim Auftauchen ihr Schiff erbarmungslos davonsegeln sehen. Es war wirklich kein Wunder, daß junge Männer sich versteckten, wenn an Land die Preßkommandos unterwegs waren.

«Klar zum Wenden!«Tyacke wischte sich mit dem Handrücken über das zerstörte Gesicht und musterte seine Männer, den Stand der Segel, den Wind.»Hol dicht! Ruder nach Lee! Gut so. Da geht sie durch den Wind! Fier auf! Gut so. Tom, ein Mann mehr an die Vorbrasse.»

Die Schatten von Groß- und Stagsegel huschten übers Deck. Die Pinne wurde gelegt, Leinwand knallte protestierend. Bolitho fühlte, wie er ausrutschte, sah die See unter der Leereling schäumen und das hügelige Land weit vor dem Bug auswandern.»Die dreht ja auf dem Teller«, hörte er Allday hinter sich bewundernd sagen. Aber das Kompliment bekam keiner außer ihnen beiden mit.

«Stützruder! Gut so. Fall ab einen Strich.»

Der älteste Rudergänger meldete dem Kommandanten:»Neuer Kurs Ost zu Nord liegt an, Sir.»

«Gut so. «Tyacke starrte nach oben.»Schicken Sie ein paar Männer hoch, um das Marssegel zu reffen, Mr. Simcox. «Er grinste.»Bei diesem Wind könnten wir es sonst verlieren.»

Die beiden Masten des Schoners tanzten und lehnten sich dann unter dem Druck des Windes weit nach Lee über.»Ein Glas, bitte«, befahl Bolitho.»Ich will vorne aufentern. «Er übersah Alldays stummen Protest.»An Land wird es so früh nicht allzu viele neugierige Augen geben.»

Er ging nach vorn, schätzte das Stampfen des Bugs ab, zog sich aufs Schanzkleid und begann, in den Webleinen emporzuklettern. Höher und höher stieg er und zwang sich, nicht nach unten zu blicken. Was mochte die Besatzung wohl von ihm denken? Ein Vizeadmiral, der sich in den Webleinen nach oben zog! Der Ausguck im Mast hatte ihn die ganze Zeit beobachtet und begrüßte ihn, als er atemlos oben ankam, mit:»Schöner Tag heute, Sir Richard.»

Bolitho klammerte sich an ein Stag und wartete, bis sein Herz wieder ruhiger schlug; als man ihn das letzte Mal nach oben gehetzt hatte, war er Midshipman gewesen. Dann wandte er sich an den

Ausguck:»Sie kommen aus Cornwall, nicht wahr?»

Der Mann nickte grinsend. Anscheinend hielt er sich nirgendwo fest.»Aus Penzance, Sir.»

Bolitho zerrte das Teleskop nach vorn. Hier oben trafen sich also zwei Männer aus demselben Landstrich. Es dauerte eine Weile, bis er sich an das Stampfen des Schoners gewöhnt hatte und das Glas ruhig halten konnte. Dann sah er eine Huk, scharf vorspringend, Gischt wirbelte vor ihr hoch — ein Riff also, wie Tyacke vorhergesehen hatte.

Es war inzwischen so warm, daß sein Hemd am Rücken klebte. Deutlich sah er den Verlauf der Strömungen unter dem Kap. Sie vermischten sich miteinander, brachen sich und schickten ihre Ausläufer auf das Land zu. Hier trafen sich zwei Ozeane, der Atlantik und der Indische Ozean. Hier öffnete sich die Ferne, das Tor nach Indien, nach Ceylon, nach New South Wales. Darum war Kapstadt so wichtig. Wie Gibraltar zum Mittelmeer, so war Kapstadt der Schlüssel zum Indischen Ozean.

«Schiffe, Sir. An Backbord.»

Bolitho fragte nicht, wie der Mann sie ohne Fernglas entdeckt hatte. Man wurde als guter Ausguckposten geboren, konnte diese Kunst nicht erlernen. Bolitho hatte solche Männer immer bewundert. Sie entdeckten von oben gefürchtete Brecher, vor denen keine Karte warnte. Mancher Kapitän hatte so sein Schilf und das Leben seiner Mannschaft retten können.

Bolitho wartete, bis er mit dem Glas die Schiffe eingefangen hatte. Es waren zwei, die da vor Bug- und Heckanker lagen. Das sah aus, als sollten sie als wehrhafte Batterie gegen einen Angreifer von See her dienen.

«Es sind holländische Kauffahrer aus Indien, Sir.»

Bolitho nickte. Wie die Ostindische Kompanie Englands besaß auch ihr holländisches Gegenstück gut bemannte und bewaffnete Handelsschiffe, die sich gegen Kaperer wehren und manches Kriegsschiff in die Flucht jagen konnten. Die Schiffe hier stellten eine Gefahr dar. Sie hatten wahrscheinlich Truppen und Nachschub nach Kapstadt gebracht und warteten jetzt auf weitere.

Bolitho sah nach unten und erschrak. Der Mast lag so weit über, daß unter ihm nur Wasser war und er seinen eigenen Schatten über die Wellen gleiten sah.

«Sie können halsen, Mr. Tyacke!«Hatte man ihn gehört? Doch die Männer liefen schon auf ihre Manöverstationen.

Plötzlich sprang eine Wassersäule vor ihnen aus der See, und Sekunden später hörte Bolitho das Echo eines Kanonenschusses. Woher kam der? Er lag zu nahe, als daß er ignoriert werden konnte.

Bolitho wollte schon nach unten klettern, als der Ausguck ihm zurief:»Da ist noch ein drittes Schiff, Sir.»

Bolitho setzte das Glas wieder an. Er mußte sich beeilen, denn schon tobte der Klüver und knallte wie wild, während unten Ruder gelegt wurde. Dann sah er — trotz der schnellen Bewegungen der Miranda — das dritte Schiff. Sein niedriger Rumpf war bisher von den beiden Kauffahrern verdeckt worden. Bolitho hatte drei Fregatten kommandiert und erkannte eine, wenn er sie sah. Das da hinten war eine Fregatte, eine holländische oder französische. Vielleicht wartete sie auf den Brief, den Tyackes Männer mit der Albacora abgefangen hatten. Bolitho wischte sich das Haar aus dem Gesicht. Der Mast schwang auf die andere Seite hinüber, und die Saling ächzte, als wolle sie bersten.