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«Was ist los?«fragte Segrave leise.

«Die Fregatte schneidet ihm den Fluchtweg ab«, antwortete der zweite Rudergänger.

Segrave sah, daß die Miranda jetzt die Gefahr erkannte. Ihre Linien wurden kürzer, sie drehte ab.

Tyacke beobachtete die Fregatte im Glas. Sie war kleiner als die Truculent, doch genauso elegant. Ihre mächtigen Segel blähten sich im Wind, schoben sie immer schneller voran, und dann sah man an der Großmaststenge die französische Trikolore auswehen. Der Kommandant suchte ganz offensichtlich freien Seeraum.

Tyacke wurde es fast übel, als er sah, wie die Fregatte ihre Kanonen ausrannte. Er bildete sich ein, die Befehle drüben zu hören. Auf nur eine Meile Entfernung mußte sie die Miranda vernichtend treffen. Er sah Rauch aus den Kanonen aufsteigen und hörte das dumpfe Stakkato der Abschüsse. Die See vor und hinter der Miranda schien zu kochen, weiße Säulen stiegen gen Himmel wie Springbrunnen, schienen zu erstarren und fielen in sich zusammen.

Gab es doch noch Hoffnung? Trotz der kurzen Distanz hatte kein einziger Schuß den Rumpf getroffen.

Doch da hörte er seine Männer aufstöhnen. Als ob ein riesiger Vogel seine Flügel faltete, so fielen die Segel der Miranda herab und begruben das Schiff unter sich. Die Masten waren ihr weggeschossen worden, die Rahen und Spieren stürzten hinterher.

Doch die französische Fregatte feuerte kein zweites Mal. Sie setzte ihre Royals, winzige Figuren legten auf den Rahen aus, und ihr Bug drehte auf Südostkurs. Der Wind jagte sie auf die offene freie See hinaus.

Tyacke behielt die Miranda im Auge und begriff, warum der Franzose kein zweites Mal gefeuert hatte. Das Deck des Schoners war an vielen Stellen aufgerissen, schon stieg Rauch davon auf.

Die Miranda brannte.

Doch dann verschwand der Rauch so plötzlich, wie er aufgestiegen war. Die See hatte den Schoner verschluckt.

Tyacke ließ das Glas sinken. Die Miranda war nicht mehr. Die ihm helfen wollten, waren selbst zu Opfern geworden.

Segrave und ein paar Männer beobachteten ihn.

Sein Befehl kam mit ruhiger Stimme:»Nehmen Sie die Segel weg, Mr. Sperry. Die Jagd ist zu Ende. «Er deutete auf das Wachboot, wo einige Männer an den Riemen ihnen zuwinkten.»Die halten uns für Freunde!»

Langsam, um den Gegner zu täuschen, machten sich seine Männer an die Arbeit. Tyacke stand neben Segrave, eine Hand auf der des Jungen. Gemeinsam legten sie Ruder, bis ihr Steven genau auf die Lücke zwischen den beiden verankerten Handelsschiffen zeigte.

«Halten Sie diesen Kurs!«Tyacke sah sich um. Da standen seine Männer und dachten an die Miranda, an Ben Simcox, an Bob Jay, an den alten Archer. Wer von ihnen die Breitseite überlebt hatte, würde nun ein Opfer der Haie werden.

«Fertig, Männer!»

Er setzte gerade seinen Hut auf, als drüben ein Trompetensignal erscholl.»Sie schlagen Alarm!«Sofort wurde es auf dem Wachboot unruhig, die Riemen droschen wild ins Wasser, und der Bug des Kutters drehte drohend auf sie zu.»Klar zum Schuß, Buller!«Der Seesoldat kniete schon hinter dem Schanzkleid, die geladene Muskete neben sich.

«Denken Sie an die Miranda. Und an die Peitsche, die Sie verdient haben, aber nicht mehr spüren werden!«Der Offizier im Kutter bemühte sich, seine Männer wieder im Gleichtakt rudern zu lassen.»Feuer!»

Die Muskete schlug im Rückstoß gegen Bullers kräftige Schulter. Tyacke sah den Holländer die Arme senken, über die Seite kippen und im Wasser davontreiben. Einige Männer versuchten, mit den Riemen nach dem Offizier zu angeln. Dann krachte das kleine Buggeschütz des Kutters, und der junge Seemann neben Segrave brach schreiend zusammen. Wieder schoß Buller. Ein Mann an der Drehbasse fiel rücklings zwischen seine Kameraden. Die Riemen wirbelten durcheinander. Segrave sah nun auch Bootsmann Sperry auf den Planken knien, die Zähne vor Schmerz gebleckt. Zwischen seinen Fingern quoll es blutig aus seinem Bauch hervor. Er hatte wahrscheinlich den Hauptteil der Schrotladung abbekommen.

Tyacke kniff die Augen zusammen. Da lagen die dicken Ostindienfahrer — Bug gegen Bug mit einer halben Kabellänge Abstand. Nichts würde sie mehr retten können. Aber Sperry lag jetzt auf dem Rücken, sein Blut floß durch die Speigatten außenbords; er hauchte sein Leben aus.

Was hielten die Holländer wohl von der Albacora, fragte sich Segrave. Sahen sie schon den Brander in ihr? Als habe er Segraves Gedanken erraten, rief Tyacke plötzlich:»Es geht los, Leute! Unter Deck, Mr. Segrave, und Feuer an die Zündschnüre!»

Segrave spürte Furcht in sich hochkriechen. Sie standen auf ihrem eigenen Scheiterhaufen. Aber dann rannte er an dem toten Bootsmann vorbei, hörte Trompetensignale jetzt auf beiden Schiffen und das Quietschen von Lafetten. Ein paar Offiziere drüben hatten endlich erkannt, was sich abspielte. Segrave schluchzte hemmungslos, als er die stinkende Kajüte der Albacora erreichte, denn immer noch sah er vor sich, wie die Miranda sank. Sein einziger Freund, Jay, den er gerettet hatte, war tot. Und den kleinen Schoner, ihre ganze Welt, gab es nicht mehr.

Segrave zuckte zurück, als die Zündschnur wie eine böse Schlange zu zischen begann. Er griff zur zweiten. Diesmal war seine Hand ruhig, als er das Zündholz hielt.

Dann hastete er nach oben. Wenn seine Mutter oder sein Onkel, der Admiral in Plymouth ihn jetzt gesehen hätten, wären sie dann endlich zufrieden gewesen? Doch er spürte bei dem Gedanken keine

Bitterkeit mehr.

Oben stand Tyacke an der Pinne, als sei er ein Teil des Schiffs.»Schauen Sie dort hinüber!»

Männer rannten über die Decks der Kaufahrer, andere kletterten ins Rigg, und ein paar versuchten, die Ankertrossen zu kappen.

Etwas explodierte unter seinen Füßen mit dumpfem Knall. Schwerer schwarzer Rauch quoll nach oben, und dann leckten die ersten Rammen aus dem Deck der Albacora.

«Holt das Boot längsseits!»

Segrave beobachtete, wie sich das Feuer durch die Decksnähte fraß, und spürte, daß der Rumpf unter ihm heiß wurde wie eine Herdplatte. Tyacke stand noch immer wie festgenagelt an der Pinne.

Ein Mann schrie:»In's Boot, Sir!«Das war der Deserteur.

Ganz ruhig sprach Segrave auf Tyacke ein:»Sie dürfen nicht an Bord bleiben und mit der Albacora verbrennen, Sir. «Tyacke wandte ihm sein zerstörtes Gesicht zu.»Bitte nicht, wir brauchen Sie. «Er hörte das Feuer unter sich lauter prasseln.»Auf der Miranda sind alle gestorben, das darf nicht umsonst geschehen sein. Um Ihrer Freunde willen — kommen Sie!»

Tyacke straffte sich.»Du hast recht, mein Junge. Ich will dich noch als Offizier sehen.»

Zusammen kletterten sie ins Beiboot. Kaum waren sie aus dem Schatten der Albacora gepullt, sahen sie, wie ihr Rumpf aufplatzte und Flammen mit wütendem Fauchen gen Himmel schossen.

Tyacke saß an der Pinne.»Pullt, Leute! Wenn wir die Huk erreichen, können wir uns vielleicht an Land verstecken.»

Ein Mann rief plötzlich:»Jetzt sind sie dran! O mein Gott!«In seinen aufgerissenen Augen spiegelten sich die Flammen, als der brennende Schoner gegen den ersten Ostindienfahrer stieß.

Das Feuer raste seine geteerten Wanten empor, jagte die Rahen entlang. Männer, die aufgeentert waren und versucht hatten, noch rechtzeitig Segel zu setzen, fanden sich zwischen Absturz und Verbrennen gefangen. Sie fielen wie Puppen an Deck, denn das war ein schneller Tod, schneller als der durch Flammen oder Haie. Der zweite Ostindienfahrer war noch von seinem Heckanker freigekommen, aber zu spät. Feuerzungen leckten gierig nach seinem Vordeck und rasten die Finknetze entlang nach achtern.

Im Boot schwiegen alle. Nur die Riemen quietschten.»Sucht eine gute Stelle, wo wir an Land gehen können!«befahl Tyacke.