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s die Nacht herum war. Da nun der Morgen mit seinen frühen Strahlen in das kleine kleine Häuschen der Zwerglein schien, wachte Schneeweißchen auf, und fürchtete sich vor den Zwergen. Die waren aber ganz gut und freundlich und sagten, es solle sich nicht fürchten, und fragten, wie es heiße? Da sagte und erzählte nun Schneeweißchen alles, wie es ihm ergangen sei. Darauf sagten die Zwergmännerchen: "Du kannst bei uns in unserm Häuschen bleiben, Schneeweißchen, und kannst uns unsern Haushalt führen, kannst uns unser Essen kochen, unsre Wäsche waschen, und alles hübsch rein und sauber halten, auch unsre Bettchen machen." Das war Schneeweißchen recht, und es hielt den Zwergen Haus. Die thaten am Tage ihre Arbeit in den Bergen, tief unter der Erde, wo sie Gold und Edelsteine suchten und Abends kamen sie und aßen, und legten sich in ihre sieben Bettchen. Unterdessen war die böse Königin froh geworden in ihrem argen Herzen, daß sie nun wieder die Schönste war, wie sie meinte, und versuchte den Spiegel wieder, und fragte ihn: "Spieglein, Spieglein an der Wand, Wer ist die Schönst' im ganzen Land?" Da antwortete ihr der Spiegeclass="underline" "Frau Königin! Ihr seid die Schönste hier, Aber Schneeweißchen über den sieben Bergen, Bei den sieben guten Zwergen Das ist noch tausendmal schöner als Ihr! Das war wiederum ein Dolchstich in das eitle Herz der Frau Königin, und sie sann nun Tag und Nacht darauf, wie sie dem Schneeweißchen ans Leben käme, und endlich fiel ihr ein, sich verkleidet selbst zu Schneeweißchen aufzumachen, und sie verstellte ihr Gesicht, und zog geringe Kleider an, nahm auch einen Allerhandkram, und ging über die sieben Berge, bis sie an das kleine kleine Häuschen der Zwerge kam. Da klopfte sie an die Thüre und rief: "Holla! Holla! Kauft schöne Waaren!" Die Zwerge hatten aber dem Schneeweißchen gesagt, es solle sich vor fremden Leuten in Acht nehmen, vornehmlich vor der bösen Königin. Deshalb sah das Mägdlein vorsichtig heraus, da sah sie den schönen Tand, den die Frau zu Markte trug, die schönen Halsketten und Schnüre und allerlei Putz. Da dachte Schneeweißchen nichts Arges und ließ die Krämerin herein und kaufte ihr eine schöne Halsschnur ab, und die Frau wollte ihr zeigen, wie diese Schnur umgethan würde, und schnürte ihm vom hinten den Hals so zu, daß Schneeweißchen gleich der Odem ausging, und es todt hinsank. "Da hast Du Lohn für Deine übergroße Schönheit!" sprach die böse Königin, und hob sich von dannen. Bald darauf kamen die sieben Zwerglein nach Hause, und da fanden sie ihr schönes liebes Schneeweißchen todt und sahen, daß es mit der Schnur erdrosselt war. Geschwinde schnitten sie die Schnur entzwei, und träufelten einige Tropfen von der Goldtinktur auf Schneeweißchens blasse Lippen, da begann es leise zu athmen und wurde allmählig wieder lebendig. Als es nun erzählen konnte, erzählte es, wie die alte Krämersfrau ihr den Hals so böslich zugeschnürt, und die Zwerge riefen: "Das war kein anders Weib, als die falsche Königin! Hüte Dich, und lasse gar keine Seele in das kleine Häuschen, wenn wir nicht da sind." Die Königin trat, als sie von ihrem schlimmen Gange wieder nach Hause kam, gleich vor ihren Spiegel, und fragte ihn: "Spieglein, Spieglein an der Wand, Wer ist die Schönst' im ganzen Land? " und der Spiegel antwortete: "Frau Königin! Ihr seid die Schönst' allhier, Aber Schneeweißchen über den sieben Bergen, Bei den sieben guten Zwergen, Das ist doch noch tausendmal schöner als Ihr." Da schwoll der Königin das Herz vor Zorn, wie einer Kröte der Bauch, und sie sann wieder Tag und Nacht auf Schneeweißchens Verderben. Bald nahm sie wieder die falsche Gestalt einer andern Frau an, durch Verstellung ihres Gesichts und fremdländische Kleidung, machte einen vergifteten Kamm, den that sie zu anderm Kram, und ging wieder über die sieben Berge, an das kleine kleine Zwergenhäuslein. Dort klopfte sie wieder an die Thüre, rief: "Holla! Holla! Kauft schöne Waaren! Holla!" Schneeweißchen sah zum Fenster heraus und sagte: "Ich darf Niemand hereinlassen!" Das Kramweib aber rief: "Schade um die schönen Kämme!" Und dabei zeigte sie den giftigen, der ganz golden blitzte. Da wünschte sich Schneeweißchen von Herzen einen goldenen Kamm, dachte nichts Arges, öffnete die Türe und ließ die Krämerin herein, und kaufte den Kamm. "Nun will ich Dir auch zeigen, mein allerschönstes Kind, wie der Kamm durch die Haare gezogen und wie er gesteckt wird," sprach die falsche Krämerin, und strich dem Schneeweißchen damit durchs Haar, da wirkte gleich das Gift, daß das arme Kind gleich umfiel und todt war. "So, nun wirst Du wohl das Wiederaufstehen vergessen," sprach die böse Königin, und entfloh aus dem Häuschen. Bald darauf - und das war ein Glück - wurde es Abend, und da kamen die sieben Zwerge wieder nach Hause, fanden das arme Schneeweißchen für todt, und fanden in seinem schönen Haar den giftigen Kamm. Diesen zogen sie geschwind aus dem Haar, und träufelten dem Schneeweißchen wieder von dem goldnen Lebensbalsam auf die Lippen, und da kam es wieder zu sich. Und die Zwerglein warnten es aufs Neue gar sehr, doch ja Niemand ins Häuschen zu lassen. Daheim trat die böse Königin wieder vor ihren Spiegel und fragte ihn: "Spieglein, Spieglein an der Wand, Wer ist die Schönst' im ganzen Land?" Und der Spiegel antwortete: Frau Königin! Ihr seid die Schönst' allhier, Aber über den sieben Bergen, Bei den sieben guten Zwergen Ist Schneeweißchen - tausendmal schöner als Ihr." Da wußte sich die Königin vor giftiger Wuth darüber, daß alle ihre bösen Ränke gegen Schneeweißchen nichts fruchteten, gar nicht zu lassen und zu fassen, und that einen schweren Fluch, Schneeweißchen müsse doch sterben, und solle es ihr, der Königin, selbst das Leben kosten. Und darauf machte sie heimlich einen schönen Apfel giftig, aber nur auf einer Seite, wo er am schönsten war, nahm dazu noch einen Korb voll gewöhnlicher Aepfel, verstellte ihr Gesicht, kleidete sich wie eine Bäuerin, ging abermals über die sieben Berge und klopfte am Zwergenhäuslein an, indem sie rief: "Holla! Schöne Aepfel kauft! kauft!" Schneeweißchen sah zum Fensterchen heraus, und sagte: "Geht fort, Frau! Ich darf nicht öffnen und auch nichts kaufen!" "Auch gut, liebes Kind!" sprach die falsche Bäuerin. "Ich werde auch ohne Dich meine schönen Aepfel noch alle los! Da hast Du einen umsonst!" "Nein, ich danke schön, ich darf nichts annehmen!" rief Schneeweißchen. "Denkst wohl gar, der Aepfel wäre vergiftet? Siehst Du, da beiße ich selber hinein! Das schmeckt einmal gut! So hast Du in Deinem ganzen Leben keinen Apfel gegessen." Dabei biß das trügerische Weib in die Seite des Apfels, die nicht vergiftet war, und da wurde Schneeweißchen lüstern, und griff nach dem Apfel hinaus, und die Bäuerin reichte ihn hin und blieb stehen. Kaum hatte Schneeweißchen den Apfel auf der andern Seite angebissen, wo er ein schönes rothes Bäckchen hatte, so wurden Schneeweißchens rothe Bäckchen ganz blaß, und es fiel um und war todt. "Nun bist Du aufgehoben, Ding!" sprach die Königin und ging fort, und zu Hause trat sie vor den Spiegel und fragte wieder: "Spieglein, Spieglein an der Wand, Wer ist die Schönst' im ganzen Land?" und der Spiegel antwortete dieses Maclass="underline" "Ihr, Frau Königin, seid allein die Schönst' im Land!" Nun war das Herz der bösen Königin zufrieden, so weit ein Herz voll Bosheit und Tücke und Mordschuld zufrieden sein kann. Aber wie erschraken die sieben guten Zwerge, als sie Abends nach Hause kamen, und ihr Schneeweißchen ganz todt fanden. Vergebens suchten sie nach einer Ursache, und vergebens versuchten sie die Wunderkraft ihrer Goldtinktur, Schneeweißchen war und blieb jetzt tot. Da legten die betrübten Zwerglein das liebe Kind auf eine Bahre, und setzten sich darum herum, und weinten drei Tage lang, hernach wollten sie es begraben. Aber da Schneeweißchen noch nicht wie todt aussah, sondern noch frisch wie ein Mägdlein, das schläft so wollten sie es nicht in die schwarze Erde senken, sondern sie machten einen schönen Sarg von Glas, da hinein legten sie es, und schrieben darauf: Schneeweißchen, eine Königstochter - und setzten dann den Sarg auf einen von den sieben Bergen, und hielt immer einer von ihnen Wache bei dem Sarge. Da kamen auch die Thiere aus dem Walde, und weinten über Schneeweißchen, die Eule, der Rabe und das Täubelein. Und so lag Schneeweißchen lange Jahre in dem Sarge, ohne daß es verweste, vielmehr sah es noch so frisch und weiß aus wie frischgefallener Schnee, und hatte wieder rothe Wängelein, wie frische Blutröschen, und die schwarzen ebenholzfarbenen Haare. Da kam ein junger schöner Königssohn zu dem kleinen Zwergenhäuslein, der sich verirrt hatte in den sieben Bergen, und sah den gläsernen Sarg stehen und las die Schrift darauf: Schneeweißchen, eine Königstochter - und bat die Zwerge, ihm doch den Sarg mit Schneeweißchen zu überlassen, er wolle denselben ihnen abkaufen. Die Zwerge aber sprachen: "Wir haben Goldes die Fülle, und brauchen Deines nicht! Und um alles Gold in der Welt geben wir den Sarg nicht her." "So schenkt ihn mir!" bat der Königssohn. "Ich kann nicht sein ohne Schneeweißchen, ich will es auf's höchste ehren und heilig halten, und es soll in meinem schönsten Zimmer stehen; ich bitte euch darum!" Da wurden die Zwerglein von Mitleid bewegt und schenkten ihm Schneeweißchen in seinem gläsernen Sarge. Den gab er seinen Dienern, daß sie ihn vorsichtig forttrügen, und er folgte sinnend nach. Da stolperte der eine Diener über eine Baumwurzel, daß der Sarg schulterte, und hätten ihn beinahe fallen lassen, und durch das Schüttern fuhr das giftige Stückchen Apfel, das Schneeweißchen noch im Munde hatte, (weil es umgefallen war, ehe es den Bissen verschluckt) heraus, und da war es mit einem Male wieder lebendig. Geschwind ließ es der Königssohn niedersetzen, öffnete den Sarg und hob es mit seinen Armen heraus, und erzählte ihm alles, und gewann es nun erst recht lieb, und nahm es zu seiner Gemahlin, führte es auch gleich in seines Vaters Schloß, und wurde zur Hochzeit zugerüstet mit großer Pracht, auch viele hohe Gäste wurden geladen, darunter auch die böse Königin. Die putzte sich auf das allerschönste, trat vor ihren Spiegel, und fragte wieder: "Spieglein, Spieglein an der Wand, Wer ist die Schönst' im ganzen Land?" darauf antwortete der Spiegeclass="underline" "Frau Königin, Ihr seid die Schönst' allhier, Aber die junge Königin ist noch tausendmal schöner als Ihr!" Da wußte die Königin nicht, was sie vor Neid und Scheelsucht sagen und anfangen sollte, und es wurde ihr ganz bange ums Herz, und wollte erst gar nicht auf die Hochzeit gehen; dann wollte sie aber doch die sehen, die schöner sei, als sie, und fuhr hin. Und wie, sie in den Saal kam, trat ihr Schneeweißchen als die allerschönste Königsbraut entgegen, die es jemals gegeben, und da mochte sie vor Schrecken in die Erde sinken. Schneeweißchen aber war nicht allein die allerschönste, sondern sie hatte auch ein großes edles Herz, das die Unthaten, die die falsche Frau an ihr verübt, nicht selbst rächte. Es kam aber ein giftiger Wurm, der fraß der bösen Königin das Herz ab, und dieser Wurm war der Neid.