Männchen schon auf ihn. 'Das war Zeit,' sprach es, 'du hast viel gewagt, aber nun geht Alles gut, nur mußt du meinem Rathe weiter folgen.' Der Jüngling versprach in seiner Freude Alles. ' Geh nun geraden Weges nach Hause,' fuhr das Männchen fort 'und gib wohl Acht, was ich dir sage: 'Sieh dich nicht zu viel um, kaufe kein Galgenfleisch und trau nicht der brüderlichen Liebe.' Damit nahm das graue Männchen Abschied von dem Königssohn und er ritt lustig weiter. Als er an die Stadt kam, wo das Wirthshaus lag, hörte er das Armsünderglöckchen läuten. Das schnitt ihm durch's Herz, denn wenn man so recht froh ist, dann möchte man die ganze Welt auch froh sehen. Indem kamen auch schon die Soldaten und die Henker mit den Verurtheilten heran und das waren seine eigenen Brüder. Da vergaß er schnell das graue Männchen und seinen Rath, ließ den Zug halten und kaufte die beiden vom Galgen los, indem er ihre Schulden bezahlte. Anfangs war die Freude und Dankbarkeit groß, als er ihnen aber erzählte, wie er das Wasser des Lebens, der Schönheit und des Todes in dem Schlosse geholt und so glücklich sei, daß er seinem Vater das Leben retten könne, und als sie seine wunderbare Schönheit sahen, da fraß der Neid den beiden Brüdern fast das Herz ab. Sie verschworen sich gegen ihn, und als sie im Schiffe auf der See waren, nahmen sie ihm die Flaschen mit dem Wasser des Lebens und der Schönheit und stellten an ihren Platz zwei Flaschen mit Seewasser; auf die mit dem Wasser des Todes aber schrieben sie 'Wasser des Lebens.' Zu Hause angekommen flüsterten sie dem alten König ins Ohr, der Jüngling wolle ihn vergiften, darum solle er sich in Acht nehmen und nur ihnen trauen. Als der arglose Jüngste nun kam und dem Vater seine Flasche brachte, sprach dieser: 'Gib zuvor dem Hunde von deinem Lebenswasser, damit ich sehe, wie es wirkt.' Das that der Jüngling und kaum hatte der Hund einen Tropfen von dem Wasser genommen, als er todt hinstürzte. Da triumphirten die bösen Brüder in ihren falschen Herzen, denn der alte König gebot dem Jüngling, sogleich das Schloß zu verlassen und ihm nie wieder unter die Augen zu kommen. Er trank nun von dem Wasser des Lebens, welches der Aelteste ihm gab, und wurde augenblicklich wieder kräftig und gesund; dann trank er auch von dem Wasser der Schönheit, welches der Zweite ihm reichte und er wurde so blühend und schön, als ob er erst achtzehn Jahre alt wäre. Der Jüngling irrte unterdessen in den Wäldern umher und klagte der lieben Sonne und den Sternen seine Noth, und klagte sich selber als seines Unglücks Schmied an, weil er dem Männchen nicht gefolgt hatte. Aber es wäre doch auch allzu herzlos und grausam gewesen, wenn er seine eigenen Brüder zum Galgen hatte führen lassen. Das tröstete ihn zuletzt auch, er fand sich in sein Schicksal und trat bei einem Förster als Jägerbursch in Dienste. Nun müssen wir ihn in dem Walde bei dem Förster lassen und sehen, wie es mit dem Schloß im Berge Muntserrat steht. Neun Monate nachdem der Jüngling in dem Schlosse gewesen war, genas die schöne Jungfrau eines Knaben und damit war der Zauber gelöst, welcher auf dem Schlosse lag. Die Ritter und Knechte, welche bis dahin verwandelt gewesen waren, bekamen ihre menschliche Gestalt wieder und das Schloß wurde so lebendig, wie es früher kaum gewesen war. Der König wollte aber vor Allem wissen, wer der Erlöser sei und fuhr jeden Tag mit der schönen Prinzessin spazieren, ließ alle jungen Männer im Lande vor sich kommen und ihre Geschichte erzählen, aber keiner konnte sich erinnern, je in dem verzauberten Schlosse gewesen zu sein. Die Prinzessin betrübte sich darüber so sehr, daß sie immer bleicher wurde und gewiß gestorben wäre, hätte ihr Vater sie nicht mit dem Wasser des Lebens erhalten. So vergingen ihr drei ganzer Jahr des Kummers: sie mochte gar keine Menschen mehr sehen und fuhr nur auf einsamen Wegen in wilden Wäldern herum. Da trat eines Tages in der Tiefe des Waldes das graue Männchen zu ihr und frug sie, was ihr fehle? Sie klagte dem Männchen offen ihr Leid und da sagte es: 'Das kommt alles davon, daß er mir nicht gefolgt hat; aber ich will ihm um euretwillen vergeben.' Darauf erzählte es ihr Alles, was sich mit dem Jüngling zugetragen hatte und versprach ihr, sie solle ihn bald wiedersehn, nur müsse sie thun, was es ihr sage und nichts Anderes. Ach wie war sie da so glücklich! Sie versprach mit tausend Freuden Alles und sie hielt auch besser Wort, wie der Jüngling. Es war aber auch leichter für sie, als es für ihn gewesen war. Zu Hause bat sie ihren Vater, ihr alsbald ein großes Heer und viele Schiffe ausrüsten zu lassen, dann segelte sie ab und fuhr nach dem Lande, wo ihr Erlöser zu Hause war. In der Nähe der Hauptstadt am Walde ließ sie ihre Zelte aufschlagen und ringsherum mußte ihr Heer sich lagern. Vor ihrem Gezelt lief eine lange Gasse zwischen den Zelten der Soldaten her, deren Boden war mit Teppichen von Sammet belegt, worin die kunstreichsten Stickereien zu sehen waren. Nachdem dieß Alles bereitet war, sandte sie einen Boten an den König und ließ ihm sagen, er solle ihr alsbald den Prinzen zu Pferde senden, welcher das Wasser des Lebens, das Wasser der Schönheit und das Wasser des Todes im Berge Muntserrat geholt habe, denn durch ihn sei sie erlöst. Als die Botschaft in der Hauptstadt ankam, schwang sich der Aelteste alsbald zu Roß, denn die Nachricht von der schönen Frau mit dem mächtigen Kriegsheer hatte sich schnell verbreitet und der Prinz hätte sie gar zu gern zur Frau gehabt. Als er in vollem Rennen an die Gasse kam, und die schönen Teppiche sah, da hielt er es für unerlaubt, darüber weg zu reiten, denn er fürchtete, sie zu verderben und er ritt nebenher, wo keine Teppiche lagen. Als die Frau das aber sah, rief sie ihm schon von ferne entgegen, er solle nur schnell wieder umkehren, so lieb ihm sein Leben sei, denn er sei nicht der Rechte. Das graue Männchen hatte ihr nämlich solches als Wahrzeichen gesagt, ihr Erlöser würde nicht an die schönen Teppiche denken, sondern aus lauter Freude sie wiederzufinden darüber hinreiten, als obs gemeines Gras wäre. Also mußte der Aelteste von den Prinzen umwenden und beschämt heimkehren. Da machte sich der Zweite auf den Weg. Der hatte Anfangs der Teppiche nicht Acht und ritt darauf hin, aber sobald er bemerkte, daß das Pferd weicher auftrat und auf den Boden sah, lenkte er es zur Seite. Als die Frau dieß sah, erzürnte sie, befahl ihm sein Pferd an zu halten und trug ihm auf dem Könige zu sagen, wenn er ihr ihren Erlöser nicht in kürzester Zeit sende, dann werde sie ihn in seiner Hauptstadt belagern und die Stadt in Brand schießen lassen. Da wandte der Prinz rasch sein Roß um und ritt nach Hause, wie ein begossener Hund, dem König die angenehme Botschaft auszurichten. Boten flogen jetzt durch das ganze Königreich und riefen an allen Straßenecken aus, der jüngste Prinz möge doch gleich zum König kommen; die Prinzessin vom Berge Muntserrat warte voll Sehnsucht auf ihn. Das hörte der Förster, als er eines Tages in die nächste Stadt kam und erzählte zu Hause davon. Da erhob sich der Jägerbursch und sprach: 'Wenn meine liebe Braut da ist, dann kann ich schon nach Hause zurück.' Der Förster und seine Frau starrten ihn an, als ob er wahnsinnig sei, aber er sprach: 'Ich bin der Königssohn, den man sucht,' setzte sich auf ein Pferd und ritt davon, während die Förstersleute und die Knechte vor Schrecken steif und stumm dastanden, wie Loths Weib, als sie zum Salzklumpen wurde. Der Jüngling aber sprengte geraden Weges zu dem Lager und Zelt der Prinzessin und kümmerte sich nicht einen Deut um die kostbaren Teppiche. Da trat die schöne Prinzessin aus dem Zelte und trug ihm ihr Kind entgegen, sie flogen einander in die Arme und küßten einander und weinten helle Thränen vor lauter Lust und Freude. Dann setzten sie sich in den goldenen Staatswagen der Prinzessin und fuhren zum König, sechs Schwadronen Kürassier voran und sechs Schwadronen hinterdrein. Da trafen sie die beiden falschen Brüder, welche dem König immer noch vorlogen, sie wären die Rechten und der Jüngste nicht. Als das die Prinzessin hörte sprach sie: 'der Rechte muß ein Wahrzeichen haben, woran ich ihn erkennen kann; er hat meine goldene Kette vom Tische mitgenommen, laßt sehn wer sie hat.' Da holten die beiden ältern Brüder zwei goldne Ketten beim Goldschmied und sagten, das wären sie, aber keine wollte der Prinzessin passen, die eine war ihr viel zu groß, die andere zu klein, so daß sie ihr nicht einmal um den Hals ging. Nun zog der Jüngste seine Kette heraus und die paßte ihr gerade, war weder zu eng noch zu weit. Jetzt erst gingen dem alten König die Augen auf und er verbannte die Beiden sogleich auf ewige Zeiten vom Hofe, den Jüngling aber schloß er an sein Herz und bat ihn tausendmal um Verzeihung für das Unrecht, welches er ihm gethan hatte. Am folgenden Tage wurde die Hochzeit prächtig gefeiert, dann schenkte der alte König dem Jüngling sein Reich und setzte sich in Ruhestand. Das junge Paar lebte noch sehr lange und regierte glückliche Menschen; jetzt werden sie wohl schon lange gestorben sein.