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das?' fragten die beiden andern. ' Diese Nacht zwischen elf und zwölf Uhr fällt ein Thau vom Himmel, wer sich damit die Augen bestreicht, der wird auf der Stelle sehend. Nun kommt zu dem todten Gaul, bevor ihn andre holen.' Da erhoben sie sich wieder und flogen weg. Der Prinz steckte seinen Ring wieder an und sprach zu seiner Frau: 'Komm, wir wollen ein Stückchen weiter in den Wald hinein gehn, der Abend ist ja so schön.' Da folgte sie ihm. Als sie kaum eine Viertelstunde weit waren, blitzte es plötzlich und dann thats einen Knall, als wenn tausend Kanonen auf einmal losgeschossen würden. Die Prinzessin erschrak, so daß sie fast ohnmächtig zusammen gesunken wäre; als der Prinz ihr aber die ganze Geschichte erzählte, da freute sie sich und beide dankten Gott für ihre Lebensrettung, und legten sich unter einem Baum im Walde zur Ruhe nieder. Die Prinzessin entschlummerte bald, der Prinz aber wachte. Als es gegen die zwölfte Stunde ging, tastete er im Grase umher und strich sich den Thau zusammen, damit wusch er sich die Augen. Je mehr er wusch, um so heller wurde es vor ihm und als er dreimal gewaschen hatte, da sah er den Mond wieder, wie seine Strahlen durch die Bäume fielen, und sah seine liebe Frau wieder, wie sie so wunderschön im Mondenschein dalag. Er küßte sie vor lauter Wonne, da erwachte sie und schaute ihren Mann an und fast hätte sie ihn nicht wieder erkannt, so klar und schön glänzten seine Augen sie an. Jetzt füllte er auch seine Wasserflasche noch mit dem Thau und hing sie um, denn er dachte: Wer weiß ob ich's nicht einmal gebrauchen kann. Also wuchs ihnen aus großem Unglück ein noch viel größeres Glück und sie waren nun überreich bei ihrer größten Armuth. Aber sie sollten noch viel größere Leiden ertragen und die Zeit ihrer Prüfung war noch nicht zu Ende. Sie gingen am Morgen immer weiter im Walde fort und nährten sich von Wurzeln und Kräutern. Da die Prinzessin des Gehens aber ungewohnt war, so wurde sie bald müde und gegen Mittag setzte sie sich unter eine Eiche, legte ihren Kopf in den Schoos des Prinzen und schlief ein. Er betrachtete sie mit wonniglichen Blicken, wie sie in Schönheit strahlte; da sah er an ihrem Halse ein Säckchen an einer Schnur hängen und als er es öffnete, fand er darin einen Karfunkelstein, der gefiel ihm so gut, daß er leise die Schnur löste und ihn lange betrachtete. Er hätte ihn aber auch gern einmal in der Sonne spielen sehen, darum legte er ihn neben sich ins Gras, hob sanft der Prinzessin Haupt von seinem Schooß und legte es auf ein Kissen von Laub und Moos, welches er eilig zurecht machte. Als er aber wiederum nach seinem Steine langen wollte, hatte ein Rabe ihn genommen und spielte damit. Er sprang dem Raben nach, da flog derselbe auf und setzte sich weit weg auf einen Baum. Der Prinz verfolgte ihn, und warf mit Steinen nach ihm, da sprang der Rabe von Ast zu Ast und von Baum zu Baum, bis er zuletzt im Gebüsch verschwand. Betrübt suchte der Prinz den Rückweg auf, aber er fand ihn nicht und verirrte sich immer tiefer in den Wald hinein und wurde immer trostloser. Da kam ein feiner Herr des Weges daher, den frug er nach dem Baume, worunter er seine liebe Frau im Schlafe hatte liegen lassen. Der Herr wußte ihm aber keinen Rath und sprach: 'Solcher Bäume gibts tausend im Walde, den findest du nicht wieder. Geh mit mir und du sollst es nicht schlecht haben.' Da folgte er dem Herrn zu einem schönen weißen Waldhause, darin saßen elf Bursche an einem reichgedeckten Tische und ließen sichs wohl sein. Der Herr sprach: 'Nun ist eure Zahl voll, jetzt seit ihr zwölf. Ihr bleibt nun Jahr und Tag hier und sollt Alles vollauf haben, aber am Ende des Jahres müßt ihr mir drei Räthsel lösen. Wer das kann, bekommt einen Geldbeutel, der nie leer wird, wer es aber nicht kann, der muß sterben.' Da jubelten die elf Bursche und ließen den Herrn hoch leben und sie jubelten also fort das ganze Jahr hindurch. Oft riefen sie dem Prinzen, er solle Theil an ihrer Lustbarkeit nehmen, aber der war still und in sich gekehrt, aß und trank wenig, sprach noch weniger, aber dachte ohne Unterlaß an seine arme Frau. Jetzt wollen wir sehen, wie es mit ihr ergangen ist. Als sie erwachte und ihren Mann nicht fand, rief sie ihm lange und natürlich vergebens. Da fühlte sie plötzlich, daß ihr das Säckchen am Halse fehle. Ach sollte er mir den Stein geraubt haben und damit entflohen sein? dachte sie, und was konnte sie auch anders denken? Der Gedanke betrübte sie gar zu sehr und wäre sie nicht so fromm gewesen, sie hätte sich den bittern Tod angethan. Nun aber gab sie ihr trauriges Schicksal in des Himmels Hand und ging weiter im Walde gar mühsame Wege, bis sie an das Meer kam. Da lag ein Schiff vor Anker, das nahm sie um Gotteswillen auf und setzte sie nach vielen Wochen in einem fremden Lande an das Ufer. Sie ging und ging, bis sie in der Ferne ein Schloß sah und als sie näher kam, erkannte sie, daß es das Schloß war, wo der Prinz sie gerettet hatte. Da wurde sie frohen Muthes, denn sie dachte ihr Mann werde wieder dort sein und wenn er sie wieder sehe, könne er sie ja nicht verstoßen. Also ging sie in das Schloß und fragte nach dem Prinzen; die Diener wollten ihr eben sein trauriges Schicksal erzählen, da kam die Königin hinzu und erkannte sie. 'Ei bist du hier und was hast du denn hier zu suchen?' frug das böse Weib; da erzählte die Prinzessin, wie sie ihren Mann suche, den sie im Walde verloren habe. 'Komm mit herein, sprach die Königin; als die Prinzessin ihr folgte, schloß sie schnell die Thür ab und rief den Greis. Sie faßten die Prinzessin, gruben ihr Abends die Augen aus und warfen sie in die Löwengrube. 'Da kannst du deinen Mann suchen,' riefen sie ihr nach und verhöhnten sie. Die Löwen fraßen sie aber nicht, sondern die jungen Löwen leckten ihr die Augen heil und die Alten brachten ihr Nahrung, so daß sie am Leben blieb. Unterdessen war das Jahr in dem Waldhause fast verstrichen und die elf Bursche dachten nicht einmal an die drei Räthsel; um desto mehr dachte der Prinz daran und sann und sann, was es wohl sein könne, aber er konnte nichts herausfinden. Eines Abends setzte er sich in den Wald unter eine Eiche, da flogen drei Atzeln heran und ließen sich in dem Laub der Eiche nieder. Was mögen die wohl schwatzen? dachte der Prinz, legte seinen Ring unter die Zunge und horchte ihnen zu. "Heisa ihr Brüder!' rief die Eine, 'morgen gibts einen Festtag für uns, elf fette Handwerksburschen und einen magern Prinzen.' 'Wie meinst du das?' fragte die Zweite. 'Morgen müssen sie die drei Räthsel lösen und sie wissen nicht eins davon,' sprach die Dritte. 'Wißt ihr sie denn?' fragte die Zweite und da schrieen die beiden andern: 'Ja, ja, ich will sie sagen, nein ich will sie sagen.' 'Fang du an,' sprach die Zweite und die Erste begann: 'Das eine Räthsel ist, wovon das Haus gebaut sei, das andere, woher sie das Essen gehabt hatten und das dritte, warum es in dem Hause nie Nacht werde?' 'Nun rathe du sie,' sprach die Zweite und die Dritte plapperte: 'Das Haus ist von Armesünderknochen gebaut, das Essen kommt von des Königs Tafel und das helle Tageslicht im Hause von dem Karfunkelstein, welchen der Zauberer als Rabe dem armen Prinzen im Walde gestohlen hat und der nun an der Decke hängt.' Als sie so geplappert hatten, hoben sie die Flügel und flogen weiter. Der Prinz aber erfreut legte sich zum erstenmal seit einem ganzen Jahre ruhig schlafen. Am andern Morgen tafelten und spielten die elf Bursche wieder, da kam der Herr durch den Wald daher und rief schon von weitem: 'Nun ihr Bursche, stellt euch in Reih und Glied, jetzt müßt ihr die Räthsel lösen.' Die Elf folgten guten Muthes, der Prinz stellte sich ans Ende. Der Herr frug: 'Woraus ist das Haus gebaut?' 'Ei von Backstein' sagte der Erste, 'von Bruchstein' der Zweite, 'von Lehm und Holz' der Dritte und so weiter bis es an den Prinzen kam, der sprach: 'Von Armesünderknochen.' 'Du hasts gerathen' sagte der Herr. 'Jetzt sagt mir weiter, woher kam euer Essen?' 'Aus der Garküche,' schrieen alle elf, aber der Prinz sagte: 'Von des Königs Tafel.' 'Du hasts gerathen' sagte der Herr. 'Nun sagt mir zum Dritten, warum war euer Haus bei der Nacht so hell, wie bei Tage?' 'Von einer Lampe' schrieen die Elf zugleich, aber der Prinz sprach: 'Von dem Karfunkelstein, den du mir als Rabe gestohlen hast und der an der Decke hängt.' 'Du hasts gerathen und hier ist dein Geldbeutel, der nie leer wird,' sprach der Herr und gab ihm den Beutel, den Elfen aber schlug er die Köpfe ab. Unterdessen ging der Prinz in das Haus und nahm den Karfunkelstein wieder, dann wanderte er seines Weges weiter im Walde fort, bis er an das Meer kam. Dort ging er weiter bis zur nächsten Seestadt, miethete sich ein Schiff und fuhr nach dem Schloß, wo seine Mutter zurückgeblieben war. Habe ich bei allem Unglück so viel Glück gehabt, dachte er, wer weiß ob ich das Schloß nicht wieder gewinne und meine Frau dazu. Es war dunkler Abend, als das Schiff in der Nähe des Schlosses vor Anker ging. Er verkleidete sich in einen Matrosen, stieg ans Land, und ging auf das Schloß zu. Leise schlich er hinein und auf den Boden. Als Alles im Schlafe lag, stieg er auf das Dach und ließ sich durch einen Schornstein in das Zimmer hinab, wo er den Greis schlafend gefunden hatte. Das Erste was er sah, war das weiße Hemd, welches auf dem runden goldnen Tische lag. Er zog es an, faßte das Schwert, welches an der Wand hing und durchsuchte das Zimmer; da lag der Greis in demselben Bette, wie das Erstemal und bei ihm die Königin. Dreimal schwang der Prinz das Schwert, da stürzten die Diener herein und begrüßten ihn freudig als ihren König und Herrn. 'Bindet die Beiden zusammen und werfet sie in einen Käfig, wo sie gleich Vieh gehalten werden sollen!' rief der Prinz und es geschah. Die Königin suchte zwar wieder durch neue Lügen und Ränke den Prinzen zu bestricken, aber es gelang ihr nicht; sie wurde gebunden in den Käfig geworfen. Das Erste was die Diener ihm sagten, war, daß die Prinzessin da gewesen sei und nach ihm gefragt habe. Da hob sich sein Herz in neuer Hoffnung. Er ließ die Königin fragen, wo die Prinzessin geblieben sei, aber sie wollte es nicht sagen und vergebens wurde in dem alten Loche gesucht. In seiner Betrübnis kam ihm da der Gedanke, er wolle sich den guten Löwen dankbar beweisen und ihnen einmal eine reichliche Mahlzeit geben. Es wurden Ochsen und Rinder geschlachtet und die Diener mußten ihm das Fleisch in großen Mulden nachtragen. So ging er zum Löwenzwinger, um es ihnen selbst zu geben. Aber ach du Jammer, als er die Thür öffnete und seine liebe Frau blind in der Löwengrube wiederfand. Er stürzte auf sie zu und schloß sie in seine Arme und das war wieder einmal viel Unglück bei viel Glück. Er führte sie sogleich mit sich in das Schloß, da wusch er vor Allem ihre Augen mit dem Thau, welchen er einst in der Flasche gesammelt hatte und wie lachte sie ihn da so seelig an! Jetzt war Beider Glück vollkommen und er gab ein Fest nach dem andern zur Feier ihres Wiedersehns. Dann schrieb er seinem Vater Alles nach der Ordnung, wie es sich begeben hatte und reiste mit seiner lieben Frau zu dem alten König; den Käfig mit der Königin und dem Greise ließ er nachkommen und übergab Beide seinem Vater zur Bestrafung. Da wurden sie auf einem Scheiterhaufen öffentlich verbrannt. Der Prinz aber folgte seinem Vater in der Regierung, erbte später auch das Königreich seiner Frau und da an dem Schloß auch ein Königreich hing, so war er Herr über drei Königreiche.