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zogen sie in die Welt hinaus. Als sie schon ein paar Tagereisen gemacht hatten, kamen sie in einen Wald und kaum waren sie einige Stunden weit darin, da sahen sie auf der Straße ein Büchlein liegen. Der Jüngling hob es auf und las die erste Seite. Da erhob sich vor ihm ein großer großer schwarzer Nebel, und als der verschwand, stand ein Geist da, welcher frug: ' Was befiehlt mein Herr und Meister?' Anfangs erschraken die Geschwister nicht wenig, doch erholten sie sich bald von ihrem Schrecken und der Jüngling sprach: 'Baue uns ein schönes Schloß und bringe Alles hinein was nöthig ist.' Da erhob sich abermals ein Nebel und als er wich, stand ein wunderschönes Schloß da mit prächtigen Gärten und viele Diener eilten heraus, die Geschwister als ihre Herren zu begrüßen. Sie traten hinein und wie war Alles da so schön! Sie konnten's gar nicht schöner wünschen. Als die arge alte Königin von dem Schlosse der drei Geschwister hörte, verkleidete sie sich und schlich herum, bis sie dieselben sah. Sie erkannte sie sogleich und ließ den Müller vor sich kommen. Der läugnete allerdings, aber es half ihm nichts, er mußte endlich bekennen, und von nun an ließ es ihr keine Ruhe. Sie sann Tag und Nacht auf Ränke, wie sie die drei Kinder ins Unglück bringen möge, denn sie fürchtete, ihre Verrätherei könne an Tag kommen, so lange dieselben am Leben seien. Eines Tages zog sie Bettelkleider an und ging in das Schloß. Als die Geschwister ihr ein reiches Almosen gegeben, sprach sie, sie hätten wohl Alles, was man sich nur wünschen könnte, nur eins noch fehle ihnen und es sei jammerschade, daß sie das nicht auch noch besaßen. Sie frugen, was das sei'? Da sagte die Alte: 'Ein Zweig von dem Baum mit goldenen Früchten. Wenn ihr den in euren Garten pflanzt, dann wächst schnell ein Baum daraus und ach das wäre so prächtig!' Da beriethen die Geschwister, wie sie den Zweig bekommen könnten und es wurde beschlossen, daß ihr Bruder ausziehen solle, um ihn zu holen. Der Jüngling machte sich alsbald auf die Reise und zog von Land zu Land, bis er an den Garten kam, worin der Goldbaum stand. Da trat ein altes Männchen zu ihm und frug ihn, wohin er wollet 'Ich will mir einen Zweig von dem Baum mit goldnen Früchten holen,' sprach er. 'Ich rathe dir, das nicht zu thun,' sprach das Männchen, 'denn es ist große Gefahr dabei. Es wird dir allerhand aufstoßen und wenn du dich dabei nur einmal umsiehst, dann wirst du zur Salzsäule.' 'Das thut nichts, ich werde mich schon in Acht nehmen,' sagte der Jüngling, und trat in den Garten. Er ging grade auf den Baum zu und brach einen Zweig ab. Er war schon fast aus dem Garten heraus, als es hinter ihm schrie und tobte und Jemand ihn am Rock festhielt. Da sah er um, wer das sein könne, aber im selben Augenblick war er zur Salzsäule geworden. Als der Jüngling schon einige Zeit weg war, kam die Alte wieder und zwar in Gestalt einer andern Bettelfrau und sprach zu den zwei Jungfrauen: 'Dem schönen Schlosse fehlt nichts, als der sprechende Vogel und es ist jammerschade, daß ihr den nicht habt.'- 'Wo finden wir ihn denn?' frugen die Schwestern. 'In dem Garten, wo der Baum mit goldnen Früchten steht,' sagte die Alte. Da sprach die älteste der beiden Schwestern: 'Ich will den Vogel holen und zugleich sehen, wo unser Bruder bleibt;' und sie ging auf Reise und kam auch zu dem Garten. Da stand das graue Männchen und frug sie, wohin sie wolle't 'Ich will den sprechenden Vogel holen,' antwortete sie 'und sehen, was mein Bruder macht.' 'Unternimm das nicht, ' sagte das Männchen 'und bleib lieber aus dem Garten; es ist zu große Gefahr dabei; denn wenn du dich auf dem Rückwege nur einmal umsiehst, dann wirst du gleich deinem Bruder zur Salzsäule.' 'Ich werde mich hüten,' sagte die Jungfrau und ging in den Garten. Da brach sie einen Zweig von dem Goldbaume und nahm den sprechenden Vogel, welcher in einem Käfig nebenan stand. Als sie aber bald an der Thür war, rief Jemand hinter ihr her, grade als wenn es ihr Bruder gewesen wäre, sie hab etwas vergessen. Da sah sie um, wurde auch zu einer Salzsäule und stand neben ihrem Bruder. Das war eine Freude, als das falsche Weib sah, daß die Beiden nicht zurückkehrten. Es ging zu der jüngsten Schwester und zwar wieder als Bettelfrau gekleidet, bewunderte das Schloß und sprach : ' Es fehlt hier gar nichts, als das springende Wasser; das gäbe einen sehr schönen Springbrunnen.' 'Wo findet man das springende Wasser?' frug die Jungfrau und die garstige Alte sprach: 'In dem Garten, wo der Baum mit goldnen Früchten steht und der sprechende Vogel ist.' Da dachte die Jungfrau, sie müsse einen solchen Springbrunnen haben und würde zugleich ihre Sorge los denn sie könne ja dann erfahren, was aus ihrem Bruder und ihrer Schwester geworden sei. Sie machte sich alsbald auf den Weg und kam nach langem Reisen auch bei dem Garten an. Da fand sie das Männchen, welches sie beschwur und warnte, doch nicht hinein zu gehn, denn sie komme nicht heraus, und es gehe ihr, wie ihrem Bruder und ihrer Schwester. Als sie jedoch nicht anders wollte und durchaus darauf bestand, sagte das Männchen, dann solle sie sich nur nicht verleiten lassen umzusehn. Wenn sie aber von dem springenden Wasser habe, dann müsse sie damit die beiden Salzsäulen besprengen, die am Eingang des Gartens ständen denn das seien ihre Geschwister. Da ging sie in den Garten und fand den Brunnen, woraus das Wasser sprang, und sie füllte sich zwei Flaschen davon, ließ sich auch nicht schrecken, wie sehr es um sie herum schrie und heulte und brüllte, als ob die ganze Hölle losgelassen sei. Sie ging ruhig und muthig zurück und goß eine Flasche des springenden Wassers über die beiden Salzsäulen aus; da verwandelten sie sich in ihre Geschwister und liefen mit ihr aus dem Garten hinweg. Wie war jetzt die Freude groß! Sie hatten sich wieder und dazu Alles, was sie wünschten, den Zweig von dem Baum mit goldenen Früchten, den sprechenden Vogel und das springende Wasser. Der Zweig wuchs in einer Nacht zu einem prächtigen Baum; in dessen Aesten saß der sprechende Vogel und an dessen Fuß stieg das springende Wasser aus einem goldenen Becken empor; man kann sich nichts prächtigeres denken. Der Ruf von dem wunderschönen Schlosse der drei Geschwister drang von Tag zu Tage weiter und kam endlich auch zu den Ohren des Königs. Jetzt hörte er auch von den drei Wunderdingen, welche die Prinzessinnen aus der Fremde mitgebracht hätten und er wurde so neugierig, daß er sich aufs Pferd setzte und schnurstracks zu dem Schlosse ritt. Die Geschwister hießen ihn freundlich willkommen und wollten ihn sogleich im Schlosse umherführen, aber er konnte sich nicht satt genug an ihnen sehen. Es war ihm so wohl, wie seit langer Zeit nicht und er meinte grade, er müsse sie an sein Herz drücken und küssen. Er frug: ' Saget mir doch, woher seit ihr und wer sind eure Aeltern?' 'Wir sind auf einer Mühle zu Hause und des Müllers Kinder,' sprachen die Geschwister, aber da hub der Vogel an zu schreien: " Keine Müllerskinder, Königskinder!' und er erzählte dem König Alles nach der Ordnung. Man kann sich wohl denken, wie der König und wie die drei Geschwister da erstaunt waren und was das für Freude gab. Auf der Stelle wurde ein Wagen angespannt und sie fuhren Alle zu den braven Müllersleuten und frugen sie, woher die drei Kinder wären? Anfangs wollte der Müller nicht recht mit der Sprache heraus, und sprach, es seien seine Kinder; als der König ihm aber zu verstehen gab, daß Alles schon kund und offenbar sei, da bekannte der Müller, wie er sie aus dem Wasser geholt und wie die alte Königin ihm befohlen habe, sie zu tödten, nannte auch Tag und Stunde, wann die drei Schachteln bei der Mühle ankamen. Damit noch nicht zufrieden, ließ der König auch die Hebamme auf die Mühle bescheiden, denn er hätte so gern gehört, daß jemand Anderes im Spiel gewesen sei, als seine eigene Mutter. Aber auch die Hebamme erzählte Alles so, wie es der Vogel erzählt hatte und da blieb ihm denn kein Zweifel mehr. Er schloß seine lieben Kinder noch einmal an sein Herz und ritt weg, nachdem er sie vorher noch auf den folgenden Tag ins Schloß beschieden hatte. Zu Hause befahl der König vor Allem, ein großes Gastmahl anzurichten, dann eilte er heimlich zu der armen Königin, welche am äußersten Ende des Gartens in einem kleinen Häuschen allein wohnte. Er bat sie unter Thränen um Verzeihung all des Unrechtes, welches er ihr angethan und erzählte ihr die ganze Geschichte. Es war ein Wunder, daß die gute Frau nicht vor Freude starb, als sie sich so plötzlich aus ihrer Verlassenheit und ihrem Unglück im größten Glücke der Erde fühlte und ihren Mann und ihre lieben Kinder auf einmal wieder erhielt. Am folgenden Tage, als die Gäste recht heiter bei dem Mahle saßen, frug der König: 'Was meint ihr, was die drei Geschwister dafür verdient haben, daß sie so eigenmächtig und ohne mich zu fragen das schöne Schloß erbaut haben?' Sogleich fiel die alte Königin ein: 'Man soll sie in siedendes Oel werfen.' Da öffnete sich die Thür und die Königin trat herein; sie hatte ihre Krone auf dem Haupte und hielt ihre zwei Töchter an der Hand, ihr Sohn folgte ihr; Alle trugen sie die prächtigsten Kleider, so daß ihre Schönheit recht hervorleuchtete. Der König aber küßte sie und erzählte den Gästen, wie sich Alles zugetragen hatte. Dann sprach er: 'Der Tod, welcher ihnen zugedacht war, soll diejenige treffen, welche so verrätherisch an mir und ihnen gehandelt hat.' Da sprangen die Soldaten schon herbei und faßten das alte böse Weib, aber die Mutter und die drei Geschwister baten den König so lange, bis er ihr das Leben schenkte und sie nur in den Kerker werfen ließ, wo sie bis zu ihrem Tode saß. Im Schlosse wohnte von nun an Freude und Friede und Glück und die ganze Königsfamilie war nur ein Herz und eine Seele.