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vergebens alle Mühe, ihn wieder aufzustecken. Indem rollte es an der Brücke, als wenn viele Wagen kämen und das Weibchen sprach: 'So eilt euch doch, da kommt die Prinzessin angefahren, was wird die von euch denken.' Er konnte aber mit dem Zopfe nicht fertig werden, sprang vom Rosse und bat das Weibchen, es möge ihm den Zopf aufstecken. 'Von Herzen gern' sprach es, ließ sein Spinnrädchen stehn und schlich zu ihm. Kaum aber hatte es den Zopf berührt, da sank er zu Boden und lag in einem festen Zauberschlaf. Gleich nachher kam die Prinzessin mit ihrem Hofstaat angefahren. Ach wie war sie so untröstlich über ihr trauriges Schicksal, aber was war da zu machen! Sie schrieb auf ein Papier: 'Wenn du mich willst wiedersehen, Mußt du ins Königreich Tiefental gehen' und gab es ihm in die Hand, steckte eine Wunschbörse, welche nie leer wurde in seinen Sack und fuhr weiter, denn hier war ihres Bleibens nicht mehr; weiter konnte sie nichts für ihn thun. Also lag der Wachtmeister Jahr und Tag in tiefem Schlafe bis die Zeit herum war; da erwachte er, fand das Papier in seiner Hand und erkannte nun wohl, wie er von dem alten Weibchen betrogen worden war. Er zog alsbald seinen Säbel, lief ins Häuschen und griff die böse Hexe bei den Haaren, während er schrie: 'Willst du mir jetzt den Weg nach dem Königreich Tiefenthal zeigen, oder soll ich dich in Fetzen hauen?' Da jammerte die Alte und versprach ihm alles Mögliche, wenn er sie nur gehen ließe, heimlich aber sann sie wiederum auf schlimmen Verrath. Nachdem er sie losgelassen hatte, wies sie ihm einen Weg, den solle er gehen, und er würde unfehlbar nach Tiefenthal gelangen. Der Wachtmeister machte ihr noch ein paarmal mit der flachen Klinge auf dem Rücken das Maaß, dann schwang er sich zu Pferde und fort gings wie der Sturmwind. Nach drei Tagen kam er in einen Wald; als er hindurch war, sah er Abends von fern ein Licht. Er ritt darauf zu und kam an ein Haus, das sah just wie ein Einsiedlerhäuschen aus. Als er eintrat, saß da eine alte Frau, die bat er um Nachtherberge. 'Ach guter Freund, sprach sie, wer euch zu mir gewiesen hat, der hat euch nicht wohl gewollt, denn meine Söhne sind Menschenfresser und sie verschonen Niemanden. Euch aber sollen sie nichts zu Leide thun, denn ihr habt schon genug ausgestanden, ich weiß Alles. Versteckt euch nur vor der Hand, damit sie nicht so auf euch losfallen können.' Das that der Wachtmeister und es war auch die höchste Zeit. Denn kaum war er in Sicherheit gebracht, da brauste es in der Luft, wie vom größten Sturm; dann fuhr die Thür auf und der älteste von den Söhnen polterte herein. 'Menschenfleisch riech ich, Menschenfleisch genieß ich!' schrie er und tobte in der Kammer umher, aber die alte Frau packte ihn bei den Schultern und warf ihn auf eine Bank nieder, daß es krachte. 'Da setz dich hin und rühre dich nicht, du bekommst schon satt' sprach sie. Indem rauschte es abermals draußen, als wenn der Vogel Greif herangeflogen käme, die Thür fuhr auf und der zweite von den Söhnen stürzte herein, schnüffelte in der Kammer herum und schrie: 'Menschenfleisch riech ich, Menschenfleisch genieß ich!' Da packte die alte Frau ihn und setzte ihn unsanft neben den ersten auf die Bank nieder. 'Da bleibt ihr jetzt sitzen, ihr langen Schlingel,' sprach sie, 'und hört was ich euch sage.' Anfangs brummten sie wohl noch, aber da hob die Alte ihren Finger und sie wurden mäuschenstill. Dann holte sie den Wachtmeister aus seinem Versteck hervor. Als der Aelteste von den Söhnen ihn sah, rief er: 'Mutter, was ist das für ein fremdes Thier?' 'Das ist ein Wachtmeister, mein Sohn,' sprach die Frau 'und ihr sollt ihn in das Königreich Tiefenthal tragen.' Da brummten sie wieder, sprachen, das wäre gar zu weit und er wäre ihnen zu schwer, aber die Alte gab ihnen gute Worte, erzählte ihnen seine Geschichte und plauderte ihnen so viel vor, daß sie endlich versprachen, ihn mit seinem Pferde nach Tiefenthal zu tragen; der jüngste wollte ihn nehmen und der Aelteste, welcher auch der stärkste war, das Pferd. Der Wachtmeister dankte ihnen und der Frau hunderttausendmal. Nachdem sie nun alle gegessen und getrunken hatten kam es wie ein tiefer Schlaf über ihn und als er wieder erwachte, lag er neben seinem Pferd im hohen Gras und vor ihm glänzte und leuchtete eine stolze Stadt mit hundert Thürmen. Er stieg zu Roß, ritt auf die Stadt zu und fragte die Leute, wie die Stadt heiße? Das sei die Hauptstadt vom Königreich Tiefenthal, sagten sie. Fröhlichen Muthes trabte er hinein und nahm noch am selben Tage Dienst unter den Soldaten als Rekrut. Als es am folgenden Morgen ans Exerciren ging, hei da verstand er das viel besser als die Corporale und Feldwebel, so daß der König ihn sogleich zum Hauptmann machte. Die Mannschaft, welche er kommandirte, sah aber schlecht aus, sie hatte Monturen aller Art und dazu noch zerrissene. Das konnte er nicht sehen und ließ sie sofort neu auskleiden und die alten Kleider den Armen geben. Was der König für Augen machte, als bei der Revue der neue Hauptmann heranmarschirt kam! Er kannte seine eignen Soldaten nicht mehr wieder und kurzum, er war so entzückt darüber, daß er den Hauptmann mit an seiner Tafel speisen ließ und drei Tage drauf ihn zum General der ganzen Cavallerie ernannte. Jetzt wurde die Wunschbörse noch ärger angezapft; alle Pferde vom ganzen Regiment wurden verkauft und neue stattliche Thiere dafür angeschafft. Hundert Schneider mußten herbei und Tag und Nacht nähen, bis das ganze Regiment neu ausgekleidet war. Dadurch kam der General so in Gnade bei dem König, daß dieser ihm ein Stück Land gerade neben dem Schloß schenkte und ihm erlaubte, sich daselbst ein Schloß zu bauen. Nun setzt sich mein General hin und macht selbst den Plan von dem Schloß, und macht ihn genau so, wie das Schloß gewesen war, worin er die Prinzessin erlöst hatte. Dann ließ er, als Alles fertig dastand, ein Dutzend Maler kommen, die mußten das Schloß grade so malen, wie er es ihnen sagte und zeigte, denn er hatte die Abzeichnungen der Zimmer aus dem verwünschten Schloß mitgebracht. Endlich wurden Diener angeschafft und so gekleidet, wie die Diener der Prinzessin am Tage ihrer Erlösung gekleidet gewesen waren. Ach da war viel nicht genug und das Geld flog nur so weg. Eben war sein Schloß fertig, da kam eine Staffette an den König, die meldete, in Zeit von zwei Tagen würde die Prinzessin anlangen und gab einen Brief ab, worin stand, sie sei von einem Wachtmeister erlöst worden, aber ihr Erlöser liege im Zauberschlaf vor dem verwünschten Schloß. Sogleich ließ der König den General kommen und erzählte ihm Alles, befahl ihm auch, an der Spitze des Heeres der Prinzessin entgegen zu ziehen und sie feierlich zu empfangen. Der General sagte blos: 'Ewer Majestät befehlen' und ließ sich gar nichts merken. An dem bestimmten Tage holte er die Prinzessin an der Grenze ab und führte sie unter großem Jubel des Volkes in die Hauptstadt. Sie erkannte ihn nicht; wie hätte sie auch drauf kommen sollen, daß der von Gold und Ordenszeichen strotzende General ihr Erlöser sei, von dem sie nicht anders wußte, als daß er noch am Wall des Schlosses im Zauberschlaf liege. Als sie aber an ihres Vaters Schloß kam und das des Generals daneben neu erbaut sah, da erstaunte sie nicht wenig und ihre erste Frage bei Tische war an ihren Vater, wem doch das prächtige, stolze Schloß gehöre? 'Das gehört unserm General' sagte der König und konnte ihr nicht genug von ihm erzählen. 'Ei das Schloß muß ich sehen' sprach sie und nach Tische führte der König sie dahin. Als ihr die Diener entgegen kamen, sprach sie: 'Vater das wundert mich.' 'Was, mein Kind?' 'Ei die Bedienten, die hat der General nicht nach seinem Kopf also gekleidet.' Als sie in das erste Zimmer trat, rief sie: 'Vater das erstaunt mich!' 'Was, mein Kind?' 'Ei das Zimmer, das hat der General nicht nach seinem Kopf also gemalt.' Als sie in das zweite Zimmer kam, sprach sie gar nichts mehr, in dem dritten wurde sie totenblaß und im vierten wäre sie in Ohnmacht gefallen, wenn der General nicht in seiner Wachtmeisters-Uniform herbeigesprungen wäre und sie gehalten hätte. 'Was ist das, mein Kind?' rief der König erstaunt. Sie aber sprach: 'Das ist mein Erlöser und euer General' und da mußte er ihren Ring und ihre Kette zeigen. Jetzt war des Jubels kein Ende und eine solche Hochzeit wie die war, ist im ganzen Odenwald noch nie gehalten worden.