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lassen.' Während nun ein Feldscheerer geholt wurde, sprach das Füllen zu dem Knaben: 'Mein lieber Sohn, ach mein lieber Sohn, gleich kommen sie und wollen mir die Zunge ausschneiden. Bitte aber deinen Vater, er möge dich vorher dreimal herumreiten lassen und halte dich fest im Sattel.' Gleich darauf kam der Feldscheerer mit Messern und Scheeren und Hans sprach: 'Hole dein Füllen, lieber Sohn, wir müssen ihm die Zunge ausschneiden und sie deiner Mutter als Arznei geben, sonst stirbt sie.' Der Knabe sagte: ' Lieber Vater, laß mich vorher noch dreimal herumreiten, ehe mein armes Füllchen stirbt.' Hans war damit zufrieden, der Knabe, schwang sich auf das Füllen und ritt herum. Beim dritten Mal aber erhob es sich plötzlich von der Erde und stob durch die Luft fort, immer höherund immer weiter, bis es ganz verschwand. Da hatte Hans das Nachsehen, das Weib wurde aber ohne die Zunge gesund. Also flog der Knabe über drei Königreiche weg, erst in dem vierten ließ das Pferdchen sich nieder. Da sprach es: ' Nun geh' ins Schloß und nimm Dienst an. Was du siehst, das kannst du machen und noch dreimal schöner, als jeder andre. Wenn du aber in Noth kommen solltest, oder dir etwas wünschest, dann raßle nur mit diesem Kettchen und ich bin bei dir.' Es gab ihm noch die Kette, nahm Abschied von ihm und flog durch die Luft davon. Der Knabe ging in das Schloß und suchte Dienst. Er wurde als Pferdeputzer im Hofstall angenommen und Alles ging ihm so flink von der Hand und gelang ihm so gut, daß der Stallmeister mit keinem Knechte so zufrieden war, als mit ihm. So lebte er wohl sechs Jahre in dem Stalle. Eines Samstags ging er nach gethaner Arbeit in den Hofgarten, wo der Gärtner eben Sträuße für die Königstochter band. Der Knabe sprach: 'Lasset mich versuchen, auch einen Strauß zu binden.' 'Du magst gut die Pferde putzen können, aber du mußt die Hände von den Blumen lassen,' sprach der Gärtner. 'Es kommt auf einen Versuch an,' meinte der Knabe, pflückte sich ein paar Blumen und etwas Grün dazu und machte einen Strauß, daß dem Gärtner alle fünf Sinne still standen. 'Du darfst nicht im Pferdestall bleiben,' sprach der Gärtner, meldete Alles dem Könige und erwirkte, daß der Knabe sofort zum Gärtnerburschen ernannt wurde. Da sah man bald dem Garten an, daß eine andere Hand darin waltete; die Blumen blühten schöner und reicher, neue Blumen aller Art wuchsen aus dem Boden heraus und die Bäume trugen Frucht, daß die Aeste fast brachen. Jeden Samstag wenn seine Arbeit gethan war und Niemand mehr in den Garten kam, rasselte der Knabe, der unterdessen zum Jüngling wurde, mit seinem Kettchen, dann stand sein Pferdchen bei ihm. Er schwang sich auf, das Pferdchen schüttelte sich und sogleich strahlte und funkelte er von Gold und Silber. So ritt er in dem Garten umher und das war all seine Freude. Nun schauten aber die Zimmer der Prinzessin mit ihren Fenstern in den Garten und sie sah jeden Samstag den schönen Reiter, sagte aber nichts davon, denn sie meinte, es könne nur ein Engel sein, der da erschiene und von Erscheinungen soll man nicht reden, sonst verschwinden sie und man sieht sie nicht mehr. Eines Tages aber sah sie, wie der Gärtnerbursche in den Garten trat, sein Kettchen hervorzog und damit rasselte, wie das Pferdchen kam, er sich aufschwang und augenblicklich in Gold und Silber strahlend in dem Garten herumritt. Da entbrannte sie in Liebe zu ihm und diese war so heftig, daß sie krank wurde. Sie schlich nur noch wie ein Schatten umher. Als der Jüngling, das hörte, brachte er ihr jeden Tag zwei Sträuße, ihr Gemüth zu erfreuen und zu erheitern. Dann bot sie ihm jedesmal die Hand zum Danke und schaute ihn so freundlich dabei an, sprach auch so schön mit ihm, daß er seines Herzens nicht lange Meister blieb. Auf so viel Glück hat die liebe Sonne niemals herniedergeschaut, als das war, wie der Jüngling ihr sein Herz eröffnete und sie ihm ihr Herz aufschloß und sie Beide eins im andern einen so großen Liebesschatz fanden. Wer aber rechte Liebe hat, der hat auch einen rechten Muth. Am folgenden Morgen ging die Prinzessin zu ihrem Vater und bat ihn, er möge sie dem Gärtnerburschen anvermählen; wenn sie auch mit ihm arbeiten und sich plagen müßte, das thue Alles nichts, anders könne sie nie glücklich werden. Der König erzürnte sehr, als er solches hörte und sprach: 'Besinne dich drei Tage, bleibst du auf deinem Sinne, dann gewähre ich dir zur Strafe deine Bitte und gebe euch als Wohnung das Hinkelhaus.' 'Ich wohne lieber mit dem Gärtnerburschen in dem Hinkelhaus, als ohne ihn in dem schönsten Schloß der Welt,' sprach die Prinzessin und nachdem die Hochzeit im Stillen gehalten worden war, zog sie mit ihrem Gemahl in das Hinkelhaus. Da arbeitete sie nun wie eine gewöhnliche Bürgersfrau von Morgens früh bis Abends spät und hatte viel zu thun, da sie auf Reinlichkeit hielt, was die Hinkel nicht thun. Das hätte sie nun gerne Alles gethan, wenn sie nicht von den Hofherren und Hofdamen immer vorspottet worden wäre; ach das schnitt ihr durchs Herz. Sie klagte es oft ihrem Manne, wenn er aus dem Garten von der Arbeit kam, dann sprach er aber stets: 'Warte nur, liebste Frau, du wirst noch lachen, wenn diese alle weinen müssen.' Plötzlich brach ein Krieg aus und des Königs Land kam in große Noth. Da mußte Alles zur Vertheidigung ins Feld rücken und auch der Gärtnerbursche sollte mit ausziehen. Um sich aber lustig über ihn zu machen, gab ihm der König ein hinkendes Pferd, ein hölzernes Schwert und eine Flinte ohne Hahn; so ritt er aus und der ganze Hof verhöhnte ihn, so daß seine Frau meinte, vor Aerger und Scham in die Erde sinken zu müssen. Er that, als höre und sehe er nicht. Vor dem Thore blieb er hinter dem Heer zurück und ritt dann abseits in einen Wald. Da rasselte er mit seinem Kettchen und sogleich stand sein Pferdchen vor ihm. Er band den lahmen Gaul an einen Baum und schwang sich auf sein liebes Pferd, das schüttelte sich, da glänzte er von Gold und Silber und an seiner Seite hing ein Schwert, vor dem Alles floh und sank, wenn er es schwang. So ritt er dem Heere nach, da kam dieß ihm schon entgegen und war bereits auf der Flucht und der Feind hinter ihm drein. 'Mir nach!' rief er den Soldaten zu. Als diese ihn sahen, wie er so muthig auf die Feinde hineinsprengte und sie zusammenschlug, wie der Schmied das alte Eisen, da gewannen sie wieder Muth, wandten sich um und schlugen auch drauf los. Jetzt war das Fliehen am Feinde, der König siegte und machte so viel Beute, daß alle Pferde der Hauptstadt geholt wurden, um sie heimzufahren. Der König eilte selber dem Gärtnerburschen, den er jedoch nicht erkannte, entgegen, um ihm zu danken, und als er sah, daß derselbe am Bein verwundet war und das Blut herunter lief, verband er selber ihm die Wunde mit seinem Tuche, worein die Königskrone gestickt war. Kaum war das geschehen, so sprengte der Gärtnerbursch fort und in den Wald, wo sein lahmer Gaul hielt. Da steckte er sich wieder in seinen alten Aufzug und ritt heim, während alle Soldaten und der König mit ihn verspotteten. Seine Frau sah sogleich, daß er etwas am Beine hatte und wollte ihn besser verbinden, da fand sie des Königs Tuch. Zugleich hörte sie, wie draußen ausgerufen wurde, der König lasse den General zu sich entbieten, der ihm die Schlacht gewonnen und den er selber mit seinem Tuche verbunden habe. ' Bring ihm das Tuch und sage, daß sein General im Hinkelhaus liege,' sprach er und die Prinzessin eilte entzückt zu ihrem Vater. Unterdessen ging er in den Garten und rasselte mit seinem Kettchen. Da stand sein Pferdchen da, er schwang sich drauf, es schüttelte sich und er leuchtete in seiner prachtvollen Rüstung. 'Wenn du deine Frau im Schloßhofe siehst, nimm sie zu dir', sprach das Pferdchen. Da ritt er in den Schloßhof, wo der König mit seinem ganzen Hofstaat schon stand und ihn suchte. Jetzt konnte der König kommen, um ihm schöne Worte zu sagen, er hörte nicht darauf, sondern warf ihm mit harten Reden vor, daß er seine eigne Tochter so schlecht behandelt habe und erzählte zuletzt, wie er nicht ein gewöhnlicher Gärtnerbursch, sondern ein geborner Prinz sei. Dann ritt er zu der Prinzessin, seiner Frau, hob sie zu sich aufs Pferd und fort ging's durch die Luft dahin. Da hatte der König das Nachsehen. Auf einer freien Waldwiese ließ das Pferdchen sich nieder, die lag hart an einem Berge. 'Jetzt steiget ab' sprach es, 'und du nimm dein Schwert, schwenke es gegen den Berg und schlage mir den Kopf herunter.' Der Prinz war gewohnt, dem Pferdchen in Allem zu folgen und wie leid es ihm that, so folgte er doch auch dießmal. Als aber das Blut auf den Boden floß, da sprang der Berg unter schrecklichem Krachen von einander und vor ihnen lag ein großes Königsschloß, der Wald wurde zum prächtigen Garten und das Gebirge hinter dem Schloß zu einer schönen Stadt. Aus dem Schlosse kamen Diener und Hofherren und aus der Stadt die Bürger und grüßten sie als König und Königin. Da war all ihr Leid zu Ende und das Glück trat an seine Stelle und verließ sie und ihre Kinder auch nie wieder.