g behielt seinen Muth und verzagte nicht. Nach einiger Zeit ließ der Sturm nach, es wurde wieder hell und heiter und das Schiff landete bei freundlichem Sonnenschein. Der Jüngling lohnte dem Fährmann reichlich dankte ihm und stieg ans Land. Noch ehe er sich recht umschauen konnte, hörte er einen entsetzlichen Lärm und sah drei Riesen, welche mit eisernen Stangen auf ihn zuliefen und schrieen, sie müßten seine rechte Hand zum Zoll haben. 'Gemach, gemach!' sprach der Jüngling, 'das hat nicht so große Eile' und er trat ihnen fest entgegen, schwang sein Schwert und schlug in einem Hui zweien den Kopf ab, den dritten zerriß sein Löwe und nahm ihn als Frühstück ein, aber nicht ganz, denn der Riese hatte handdickes Fett auf den Knochen und war wohl genährt. Dann sprang der Jüngling auf sein Pferd und ritt frohern Sinnes weiter durch Wald und Haide, Wiese und Weide, bis er wiederum an ein großes Wasser kam. Am Strande stand ein Haus und vor dem Hause lag ein Schiff. Der Schiffer trat aus dem Hause als er den Tritt des Pferdes hörte, grüßte den Jüngling und bot ihm Obdach und Labsal in seinem Hause an. Der Jüngling nahm dieß dankbar an, denn er hatte seit seinem Kampfe mit den Riesen nichts mehr genossen. Nach dem Essen frug er den Schiffer, wie das Wasser heiße und wo das goldne Königreich liege? 'Das Wasser heißt Grausam,' sprach der Schiffer, 'weil es alles verschlingen möchte, was auf ihm schwimmt und schwebt. Aber wenn ihr in das goldne Königreich wollt, dann habt ihr schlimme Wege. Das liegt weit jenseits des Wassers und der Riesenländer. Die Riesen fordern aber von jedem, der durch ihr Land will, eine Hand oder einen Fuß und ihrer sind viel, darum rathe ich euch, bleibt lieber hier.' ' Ich frage nichts nach den Riesen und kämen sie auch zu Dutzenden,' sprach der Jüngling. 'Wie ihr wollt, ich fahre euch gern über.' Da stiegen sie alle in das Schiff, der Fährmann zog die Segel auf und der Wind blies so günstig, daß es eine Lust war. Er blies aber mit der Zeit immer stärker und stärker, der Himmel verfinsterte sich und ein schrecklicher Sturm mit heftigem Gewitter brach los. Das Wasser wurde stets wilder, die Wellen packten ordentlich das Schiff wie mit weißen Fäusten und warfen es herum, daß dem Fährmann Hören und Sehen verging. Aber da stellte sich der Jüngling ans Steuerruder und stand fest und aufrecht da und je wilder das Wasser wurde, um so mehr Freude machte es ihm. Endlich legte sich der Sturm, die Wellen wurden immer zahmer und kleiner und zuletzt waren sie ganz still und friedlich und das Schiff glitt nur so über sie dahin. Am Lande stieg der Jüngling mit seinen Thieren aus und gab dem Schiffer überreichen Lohn. Da sprangen sechs plumpe Riesen mit schweren Eisenstangen herbei, die schrieen ihm zu, er müsse ihnen seine linke Hand als Zoll geben, wenn er durch ihr Land wolle. 'Sogleich sollt ihr sie haben' rief der Jüngling, hob sein Schwert und hui sagte es, da wußten vier von den Riesen nicht mehr, wo ihnen der Kopf stand; die zwei andern nahm der Löwe zum Frühstück und fraß als ob er in acht Tagen nichts mehr bekommen sollte. Immer weiter ging nun die Reise über Berg und Thal, bis sie an ein drittes Wasser kamen. Da lag ein mächtig großes Schiff vor Anker und am Strande stand des Schiffers Haus. Der trat heraus, grüßte den Jüngling und bot ihm Obdach und Labsal. Das ließ er sich gefallen, denn in den Bergen und Thälern war er keinem Wirthshaus begegnet und sein Magen knurrte. Nachdem er sich gestärkt hatte, frug er den Schiffer, wie das Wasser heiße und wie weit es bis zum goldnen Königreich sei? Das Wasser heißt das Allerschlimmste,' sprach der Schiffer, weil noch kein Schiff hat hinüber fahren können. Aber wenn man auch drüben wäre, dann hat man immer noch nicht gewonnen, denn da liegen neun Riesen, die lassen nicht mit sich spaßen; sie fordern von jedem die Füße als Zoll, der in das goldne Königreich will, und mit denen wird Niemand so leicht fertig.' 'Die Riesen kümmern mich nicht, wenn ihr mich nur überfahren wollt.' 'Dazu ist mir mein Schiff und mein Leben zu lieb' erwiederte der Schiffer, aber als der Jüngling anfing, aus der Börse blanke Goldthaler auf den Tisch zu zählen, wurde der Fährmann immer muthiger und als der Tisch vollgezählt lag, sprach er: 'Nun ich will's wagen.' Da stieg der Jüngling mit seinen Thieren in das Schiff, der Fährmann folgte und die Segel schwollen im frischen Winde. Plötzlich aber brach der Sturm los. Das Wasser wurde wie ganz schwarz, die Wellen gingen thurmhoch und packten das Schiff, als ob sie es zermalmen wollten. Dazu zischten die Blitze, so daß der Himmel wie ein Feuermeer schien, der Donner folgte sich Schlag auf Schlag, kurz es war als solle die Welt untergehn. Der Schiffer jammerte und schrie, die Thiere wimmerten vor Angst, nur der Jüngling war ruhig und kalt. Als der Schiffer zuletzt gar Alles verloren gab, als die Segel rissen, der Mast brach, und keine Rettung mehr möglich schien, da faßte er das Steuerruder und hielt an demselben aus, bis die Wuth des Sturmes sich legte, die wilden Wasser sich ebneten und die Sonne wieder hinter den Wolken hervortrat. Da lag das Riesenland vor ihnen, der Jüngling beschenkte den Fährmann noch einmal reichlich und machte sich mit seinen Thieren auf den Weg. Er war nicht weit gegangen, da kamen die neun Riesen schon herangepoltert, schwenkten ihre dicken Eisenstangen über den Köpfen und schrieen alle durcheinander: 'Deine Füße müssen wir als Zoll haben! Her deine Füße! Deine Füße her!' 'Ei schreit nicht so toll, ich höre es ja schon,' rief der Jüngling. ' Wer will meine Füße haben?' 'Wir wollen sie haben,' schrieen die vier Ersten und wollten über ihn herfallen, aber hui sagte das Schwert und da waren sie alle vier mäuschenstill. Dann lief er zu den fünf andern, die nicht so schnell gelaufen waren, hui pfiff das Schwert und da lagen wieder drei da, die zwei letzten nahm der Löwe zum Mittagsbrod und fraß, daß er nicht mehr von der Stelle konnte. Voller Freude schaute der Jüngling um sich und da lag in der Ferne eine wunderschöne Stadt, die strahlte und leuchtete in der Sonne wie reines Gold. Er ruhte einen Augenblick aus, dann spornte er sein Roß und sprengte auf die Stadt zu, aber je näher er kam um so weniger konnte er den Glanz aushalten. 'Das muß das goldne Königreich sein' sprach er, 'oder ich finde es nie,' und er hatte Recht, denn es war die Hauptstadt vom goldnen Königreich. Als er hinein kam, suchte und fragte er zuerst nach dem Königsschloß; dann kehrte er in einem Wirthshaus ein, welches dem Schlosse grade gegenüber lag. Da hörte er von dem Wirth, daß im Schlosse drei schöne Prinzessinnen seien, sie wären aber ver- wünscht und könnten nur durch den Bräutigam der Jüngsten erlöst werden; der wohne noch jenseits der drei Meere und der Riesenländer und es sei eine große Frage, wann er komme. Der Jüngling frug weiter, wie der Bräutigam die Erlösung vollbringe, das Schloß sei ja immer geschlossen und man sähe ihm nicht an, daß ein lebendes Wesen darin wohne. Sprach der Wirth, wenn der Bräutigam im rechten Wagen und mit den rechten Pferden zu dem Schlosse fahre, dann werde es sich öffnen, weiter wisse er nichts. Nun wußte der Jüngling genug, denn es war klar, daß nur er der Bräutigam sein konnte. Am folgenden Tage that die Börse ihre Schuldigkeit, er kaufte einen schwarzen Wagen und sechs schwarze Rosse, nahm viele Diener an und kleidete alle schwarz; also fuhr er auf das Schloß zu. Als der Wagen in die Nähe des Thores kam, sprang es auf und da kam er in den großen Schloßhof. Der war aber öde und einsam und alle Türen und Fenster gesperrt; nur dem Thor gegenüber war ein zweites Tor, das war auch offen. Der Jüngling befahl dem Kutscher hindurch zu fahren, denn er glaubte in einen zweiten Hof zu kommen, aber er fand sich auf der Straße und das Tor schlug hinter ihm zu. Da sah er, daß dieß der rechte Wagen und die rechten Pferde nicht waren. Er kaufte sich nun einen prächtigen braunen Wagen mit sechs braunen Pferden, kleidete auch alle seine Diener braun und fuhr wieder auf das Schloß zu. Das große Tor sprang vor dem Wagen auf und der Wagen rollte in den Schloßhof. Da war es wiederum ganz still und einsam, nur waren die Fenster alle offen, so daß man in die prächtigen Zimmer sehen konnte, doch die Türen blieben geschlossen und keine lebende Seele zeigte sich. Da befahl er dem Kutscher, durch das zweite Tor zu fahren und als er kaum hindurch war, schlug es hinter dem Wagen zu. Am folgenden Tage kaufte er sich einen schneeschloßenweißen Wagen mit sechs Schimmeln, kleidete alle seine Diener weiß und fuhr also nach dem Schlosse. Da sah er von weitem schon das große Thor sperrangelweit offen, auf dem Dache flatterten die Fahnen und die Kanonen schossen als er näher kam, daß der Erdboden zitterte. Als er hineinfuhr scholl ihm Musik entgegen von Pauken und Trompeten und der ganze Hof stand voll prächtig gekleideter Herren und Frauen und Diener; die schlossen seinen Wagen auf und empfingen ihn ehrerbietig, um ihn ins Schloß zu führen. Da stand an der Treppe der König mit seiner Krone auf dem Haupte, drei wunderschöne Jungfrauen zu seiner Seite. Die jüngste und schönste aber eilte dem Jüngling entgegen und sprach: ' Sei gegrüßet, mein Erlöser und Geliebter!' Sie küßten sich und wurden zur Stunde mit einander vermählt und waren in treuer Liebe glücklich ihr Leben lang.