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Er sagte:»Hinauf mit Ihnen, Mr. Graves. Und melden Sie, was Sie sehen!»

Graves eilte zu den Wanten und murmelte:»Dieser Verrückte! Es können keine Linienschiffe sein. Unmöglich.»

Bolitho starrte ihm nach. Graves benahm sich sehr seltsam. Es war, als ob er sich vor dem fürchtete, was er entdecken könnte. Furcht? Nein, das schien unwahrscheinlich. Er war lange genug an Bord, um die Risiken und Belohnungen des Spiels zu kennen.

«Wahrschau an Deck!«Es war ein anderer Seemann, der hoch über der Besanrah hing.»Segel backbords»!

«Verdammt!«Tyrell griff schnell nach einem Fernrohr und hastete damit zur Heckreling.

Dunst und Gischt, die Sicht durch die trunkene Bewegung der Sparrow noch verschlechtert — es dauerte einige Zeit, den Neuankömmling zu finden.

Tyrell sagte hastig:»Fregatte, kein Zweifel, Sir.»

Bolitho nickte. Das andere Schiff hielt sich nahe an der Küste, kam gerade um die Landzunge, jedes verfügbare Segel in den Wind gesetzt.

Buckle klatschte in die Hände.»Klar zum Wenden!»

«Nein!«Bolithos Stimme bannte den Steuermann.»Wir sind jetzt so weit gekommen, nun wollen wir auch sehen, was es zu sehen gibt, und dann wenden.»

Graves sprang mit einem Ruck von den Wanten an Deck, das Hemd vom schnellen Abstieg zerrissen. Er sagte atemlos:»Er hatte recht, Sir. Acht Linienschiffe. Vielleicht zwei Fregatten, und ein ganzer Schwarm von Versorgungsschiffen ganz in der Nähe verankert.»

Bolitho dachte an sein Gespräch mit Farr in Sandy Hook, seine eigene Reaktion, als er die englischen Zweidecker in der Nähe sah. Sie warten, hatte er gedacht, aber auf was? Machten es die Franzosen etwa ebenso?

Tyrell sagte:»Es können keine von de Grasses Schiffen sein, Sir. Unsere Patrouillen, auch wenn sie blind gewesen wären, hätten sie gesehen.»

Bolitho begegnete seinem Blick.»Das glaube ich auch. Es ist eine Versammlung, zu irgendeinem Zweck. Wir müssen sofort den Admiral benachrichtigen.»

Buckle rief:»Die Fregatte holt schnell auf, Sir. Meiner Meinung nach nur noch drei Meilen.»

Bolitho nickte.»Sehr gut. Heißen Sie die französische Flagge, und bereiten Sie die Wende vor.»

Die Flagge wurde langsam an der Gaffel hochgezogen und sofort von einem Kanonenschuß aus dem Vorschiff der Fregatte begrüßt.

Bolitho lächelte grimmig.»Sie läßt sich nicht täuschen. Zeigen Sie bitte unsere eigene Flagge.»

Buckle kam zu Bolitho herüber, das Gesicht vor Kummer verzogen.»Ich glaube, wir sollten schleunigst halsen, Sir. Der Franzose wird hier sein, ehe wir uns versehen.»

Bolitho schüttelte den Kopf.»Wir würden zuviel Zeit verlieren. Die Fregatte könnte uns den ganzen Weg nach Nantucket jagen oder uns auf Grund laufen lassen. «Er drehte sich zu Graves um.»Lassen Sie die Buggeschütze klarmachen. Laden, aber nicht ausrennen. «Er faßte ihn am Unterarm, da er sah, wie beunruhigt Graves blickte.»Los, Mann! Sonst ist der Franzose zum Grog an Bord!»

Männer trampelten wild auf ihre Stationen, einige verhielten, um über die Wanten nach dem anderen Schiff auszuschauen, das absichtsvoll auf Backbord zuhielt. Es war jetzt schon viel näher, aber in der aufsprühenden Gischt konnte man seinen Bug kaum erkennen. Nur die geblähten Groß- und Topsegel ließen erkennen, daß sein Kapitän auf eine Schlacht brannte.»Fertig!«Bolitho stemmte die Hände in die Hüften, als er zu dem schlagenden Stander hinaufsah.»Klar am Achterdeck!»

«Ruder legen!«Er fühlte, wie das Deck unter ihm bockte, und überlegte sich, wie die Sparrow wohl dem Feind vorkommen mochte. Floh sie, oder machte sie sich zum Gefecht fertig? Er wurde fast zu Boden gerissen, als sich das Schiff durch die Gewalt der Segel und des Ruders noch weiter auf die Seite legte.

«Ruder ist gelegt, Sir!«Buckle warf sein ganzes Gewicht mit in das Steuerrad.

Die Marssegel flatterten wie verrückt, die Rahen bogen sich im Widerstreit zwischen den Brassen und der geblähten Leinwand; es war ein Bild der Verwirrung, als die Sparrow sich träge auf die Seite legte. Die See brauste über die Back. Männer fielen fluchend und strampelnd um, einige wurden sogar wie Leichen in die Speigatten gewaschen.

Majendie klammerte sich an die Wanten, sein Zeichenblock war schon ganz durchtränkt, seine Augen starrten fasziniert auf das wilde Wendemanöver der Korvette.

Über dem Hexenkessel erhob sich Tyrells Stimme wie eine Trompete.»An die Brassen! Holt dicht! Bootsmann, heute werden wir's ihnen zeigen!»

Bolitho versuchte, der Qual seines Schiffes nicht zuzuschauen, sondern konzentrierte sich statt dessen auf die Fregatte. Als die Sparrow herumschwang und auf ihrem neuen Kurs das Wasser pflügte — die nassen Segel drückten sie so hinunter, daß die Laufplanken in Lee überspült wurden —, sah er die Topmasten des Feindes jetzt plötzlich an Steuerbord auftauchen. Kaum eine Meile Zwischenraum, aber die Wende hatte den gewünschten Erfolg gehabt. Anstatt in aller Ruhe auf der Backbordseite der Sparrow näherzukommen, lag sie nun auf entgegengesetztem Bug und einem gefährlich konvergierenden Kurs.

«Steuerbordgeschütz!«Bolitho mußte seinen Befehl wiederholen, ehe der junge Fowler ihn hörte und nach vorne hastete, um Graves zu finden.

Er schrie Tyrell zu:»Wir müssen sie glauben machen, daß wir kämpfen wollen!»

Von vorne hörte er schwach das Quietschen der Taljen, als die Geschützmannschaft den Zweiunddreißigpfünder zu seiner Pforte holte. Es würde nicht leicht für sie sein, da das Schiff sehr krängte.»Feuer!»

Rauch stieg über dem Vorschiff auf, als das Buggeschütz seine Drohung an den Feind hinausbrüllte.

Niemand hörte einen Aufschlag, und bei einem solchen Winkel war es auch wahrscheinlich, daß die Kugel über das Schiff hinausgeflogen war.

Bolitho fühlte, wie sich seine Lippen zu einem Grinsen verzogen. Die feindliche Fock wurde eingeholt, die Bramsegel verschwanden wie durch Geisterhand, als man drüben die Segel reffte, um mit der vorwitzigen Sparrow zu kämpfen.

«Feuer!»

Das Geschütz spie die schwere Kugel in die Verwirrung von See und treibendem Schaum.

Bolitho blickte Buckle an.»Feuer einstellen!«Er ging hinüber zur Reling und berührte Tyrells Arm.»Lassen Sie das Focksegel setzen! Toppsgasten aufentern und die Topsegel losmachen! Wir müssen jetzt klug handeln!»

Als das große Focksegel schlug und sich dann im Wind blähte, fühlte Bolitho, wie der Rumpf sich darauf einstellte und dem Druck standhielt. Über dem Deck waren die Toppsgasten damit beschäftigt, die Bramsegel loszumachen, so daß der Großmast bald aussah wie ein im Sturm gebeugter Baum.

Als sich Bolitho wieder zu der französischen Fregatte umdrehte, sah er, daß sein Plan gelungen war. Sie versuchte, ihr Focksegel wieder zu setzen, aber die Verzögerung, um ihre Breitseite zu zeigen, war sie teuer zu stehen gekommen. Sie pflügte ungefähr drei Kabellängen entfernt achtern von der Sparrow durch die See.

Wenn sie wieder Kontrolle über ihre Segel und den Kurs haben würde, mußte sie weit abgefallen sein. Sparrows plötzliches Manöver hatte ihr außerdem einen Windnachteil gebracht.

Die Breitseite der Fregatte spuckte noch eine Reihe Blitze aus, Kugeln schlugen in der Nähe ein, obwohl es wegen der starken Schaumkronen schwierig war, sie von Gischt zu unterscheiden. Oben zischte eine Kugel durch die Masten, und ein Seemann fiel vom Großmast, schlug längsseits ins Wasser, ohne wieder hochzukommen.