Lokalkolorit und Zeitgeschichte in den Evangelien.
Ein Beitrag zur Erforschung der synoptischen Tradition,
Freiburg/Göttingen 1989, 21992.
mit Annette Merz:
Der historische Jesus: Ein Lehrbuch, Göttingen 1996, 32001.
mit Dagmar Winter:
Die Kriterienfrage in der Jesusforschung.
Vom Differenz- zum Plausibilitätskriterium, Freiburg/Göttingen 1997.
Die Religion der ersten Christen.
Eine Theorie des Urchristentums, Gütersloh 2000, 32003.
Jesus als historische Gestalt.
Beiträge zur Jesusforschung, Göttingen 2003.
Die Entstehungsgeschichte des Buches Der Schatten des Galiläers wird in folgendem Aufsatz dargestellt:
Kann man historisch-kritisch von Jesus erzählen?
In: Jesus als historische Gestalt (s.o.), 309-326.
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Vgl. Josephus bell 2,175-177 (11,9,4): »Einige Zeit später gab er (= Pilatus) den Anlaß zu erneuter Unruhe, da er den Tempelschatz, der Korban genannt wird, für eine Wasserleitung verbrauchte;... Die Menge war darüber sehr erbost, und als Pilatus nach Jerusalem kam, drängte sie sich schreiend und schimpfend um seinen Richterstuhl. Pilatus hatte diese Unruhe der Juden im voraus vermutet und eine Anzahl von Soldaten, zwar bewaffnet, aber als Zivilisten verkleidet, unter die Menge gemischt und ihnen den Befehl gegeben, vom Schwert keinen Gebrauch zu machen, die Schreier aber mit Knüppeln zu bearbeiten. Nun gab er vom Richterstuhl her das verabredete Zeichen; als es aber plötzlich Schläge hagelte, gingen viele Juden unter den Streichen zugrunde, viele andere aber wurden auf der Flucht von ihren eigenen Landsleuten niedergetreten. Erschreckt über das Schicksal der Getöteten verstummte das Volk.«
2
Josephus berichtet von Krawallen in Cäsarea kurz vor Ausbruch des Jüdischen Krieges, also 66 n.Chr.(Jos. bell 2,284-292 = II, 14,4f). Die Stadt war zwar von Herodes, einem Juden, gegründet worden, dieser hatte sie aber mit heidnischen Tempeln ausstatten lassen, woraus auch die Nichtjuden einen Anspruch auf die Stadt ableiteten. Der Streit um die Bürgerrechte ist schon für die 50er Jahre belegbar (vgl. bell 2,266-270 = 11, 13,7), dürfte aber sehr viel ältere Wurzeln haben.
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Zum Aufstand in Sepphoris vgl. Jos. bell 2,56 (11,4,1); zur Zerstörung der Stadt und Versklavung ihrer Bewohner durch Quintilius Varus vgl. bell 2,68 (11,5,1).
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Sepphoris verhielt sich im Jüdischen Krieg im Gegensatz zu fast ganz Galiläa prorömisch; vgl. Jos. vita 346 (= 65).
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Die Gründungsmünzen von Tiberias enthalten tatsächlich Schilfrohr als Zeichen des Herodes Antipas.
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Die Tierbilder im Palast des Herodes Antipas wurden am Anfang des Jüdischen Krieges durch Aufständische zerstört. Sie waren ein öffentliches Ärgernis: Josephus hatte von Jerusalem her den Auftrag, sie zu entfernen. Als er nach Tiberias kam, waren ihm andere aufständische Gruppen schon zuvorgekommen (Jos. vita 65f = 12).
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Diese antisemitische Fassung der Geschichte vom Auszug des Volkes aus Ägypten existiert in mehreren Fassungen. Die oben frei wiedergegebene Fassung stammt aus Tacitus, Historien V, 3.
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Mit diesen Worten (pacique imponere morem, parcere subiectis et debellare superbos) umschreibt der römische Dichter Vergil (70-19 v.Chr.) die weltgeschichtliche Mission des Römischen Reiches (Aeneis VI, 852f).
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Tatsächlich lag der Schatten des Krieges oft über dem Land: Als Kaiser Gaius Caligula 40 n.Chr. sein Standbild im Tempel aufstellen wollte, griffen viele Juden zu den Waffen. Nur der plötzliche Tod des Kaisers im Januar 41 verhinderte einen Krieg. Im Jahr 66 n.Chr. brach dann ein großer Aufstand aus. Nach anfänglichen Erfolgen der Aufständischen gegen den syrischen Legaten Cestius Gallus wurde er in zwei großen Feldzügen unter Vespasian und Titus niedergeworfen. 70 n.Chr. wurde Jerusalem erobert, 73 n.Chr. (oder 74?) fiel Masada, die letzte Bastion der Aufständischen. Josephus hat diesen Krieg zunächst als jüdischer General auf seiten der Aufständischen, nach seiner Gefangennahme auf seiten der Römer miterlebt und über ihn sein großes Werk »de bello judaico« geschrieben.
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Das Gebet ist nach Motiven des 26. Psalms gestaltet.
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Eine in Cäsarea gefundene Inschrift des Pilatus zeigt, daß sein Rang der eines »Präfekten« und nicht eines Prokurators war. In beiden Rängen finden wir häufig Vertreter des Ritterstandes. Ritter war jeder Bürger, der 400000 Sesterzen Vermögen hatte. Über den Rittern standen die Senatoren mit einem Mindestvermögen von 1000000 Sesterzen. Diese Angaben gelten für das 1. Jh. n.Chr.
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Grammatikschulen sind eng mit Gymnasien (ursprünglich nur Sportstätten) verbunden. Sie gab es in allen hellenistischen Städten Palästinas. In Ptolemais hatte der große König Herodes selbst das Gymnasium bauen lassen (bell 1,422 = I, 21,11). Für Sepphoris läßt sich die Existenz eines Gymnasiums nur vermuten. Immerhin besaß diese Stadt (später?) ein Theater, also auch eine eng mit griechischer Bildung verbundene Institution. Im Judentum hat es in der damaligen Zeit sicher schon Thoraschulen gegeben. Der Hohepriester Jesus, Sohn des Gamaliel, hat wahrscheinlich ca. 63/65 eine Reform des jüdischen Schulwesens durchgeführt.
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Dafür, daß sich Söhne wohlhabender Familien zu religiösen Studien in die Wüste zurückzogen, kann Josephus selbst als Beispiel dienen. Er erzählt in seiner »Biographie«, er habe sich nach dem Studium verschiedener religiöser Richtungen im Judentum aus Unzufriedenheit mit ihnen drei Jahre lang einem Wüsteneremiten namens Bannos angeschlossen, der sich von wilden Pflanzen ernährte und häufig (wohl im Jordan) religiöse Waschungen vornahm (Jos. Vita 11f = 2).
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Im babylonischen Talmud wird im Traktat »Schekalim« (= Von der Tempelsteuer) ausdrücklich der Wasserkanal zu den Aufgaben gezählt, die vom Tempelschatz zu bestreiten sind (vgl. Schekalim IV,2).
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Die letzten beiden Sätze sind wörtliches Zitat aus der Schrift des römischen Philosophen Seneca (ca. 4 v.Chr. – 65 n.Chr.) »Über den Zorn« 11,34,4.
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Judas Makkabäus, der Führer des Aufstands gegen die Syrer, schloß im Jahr 161 v.Chr. einen Beistandspakt mit den Römern (1makk 8; Jos. ant 12,414-19 = XII, 10,6), der später unter Simon (ca. 139 v.Chr.) erneuert wurde (1makk 14,16ff; 15,15ff).
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Die Nachfolger der Makkabäer, besonders Alexander Jannäus 103-76 v.Chr.), hatten die nichtjüdischen Nachbarstädte Judäas (und Galiläas) unterworfen. Ein Thronnachfolgestreit zwischen Aristobulos II. und Hyrcan II. gab den Römern im Jahre 63 unter Pompeius die willkommene Gelegenheit, das kleine jüdische Königtum unter ihre Herrschaft zu bringen und die nichtjüdischen Nachbarstädte Judäas zu »befreien«.
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Dies ist etwa die Sicht der Dinge, die Josephus (nach dem verlorenen Krieg 66- 70 n.Chr.) vertritt. Er legt sie dem Herodes Agrippa II. in den Mund in einer großen Ansprache an die Anführer zu Beginn des Jüdischen Krieges (vgl. Jos. bell 2,345-401 = II, 16,4).
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Zitat aus Philo: Legatio ad Gaium (= Die Gesandtschaft an Gaius) § 302. Philo war ein in Alexandrien lebender Zeitgenosse Jesu.
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Von diesem Zwischenfall und den Protesten erzählt Philo, Legatio ad Gaium
§ 299-305.
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Pilatus hatte es als erster jüdischer Präfekt gewagt, heidnische Symbole auf
seinen Münzen zu verwenden: den Stab der Auguren und ein Trankopfergefäß.
Die Präfekten vor und nach ihm haben es immer streng vermieden, die religiösen
Gefühle der Juden durch heidnische Bilder, die einen Zusammenhang mit dem
Götzendienst hatten, zu verletzen.
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Vgl. die Abbildungen in A. Ben-David: Jerusalem und Tyros 1969.