23
Nach Motiven von Ps 12.
24
Die stoische Philosophie war in der gebildeten Oberschicht des Römischen Reiches verbreitet. Sie lehrte Selbstbeherrschung und Pflichterfüllung. Selbstmord galt als erlaubte und gebotene Möglichkeit, sich einer ausweglosen Lage zu entziehen. Auch unter den Juden gab es ähnliche Gedanken: Die in der Festung Masada im jüdischen Krieg belagerten Juden gaben sich in aussichtsloser Lage im Jahr 73 (oder 74) n.Chr. selbst den Tod, um den Römern nicht lebendig in die Hände zu fallen. Nach Josephus (bell 7,400 = VII, 9,2) fanden damals 960 Männer, Frauen und Kinder den Tod.
25
Solch ein Gedankengang findet sich in der »Weisheit Salomos« 13,6-9, einer Schrift, deren Entstehungszeit im 2./1. Jh. v.Chr. angesetzt wird. Sie stammt aus der jüdischen Diaspora, vielleicht aus Ägypten.
26
Das Judentum entwickelte in der Tat in den ersten Jahrhunderten n.Chr. eine blühende Kunst, in der das radikale Bilderverbot übertreten wurde. Ein Höhepunkt sind die Fresken der Synagoge von Dura-Europos am Euphrat.
27
Nach Motiven aus den »Sibyllinischen Orakel« III, 767-795, einem jüdischen Abschnitt in diesem in der Antike verbreiteten Orakelbuch, das wie das ganze 3. Buch dieser Sammlung wohl im 2. Jh. v.Chr. entstanden ist. Die Motive dieser Weissagung gehen auf Jes 11,1ff zurück.
28
Barabbas vertritt hier die »Philosophie« des Judas Galilaios, dessen Aufstand gegen die Römer Sepphoris ins Verderben zog. Über ihn berichtet Josephus ant XVIII,1ff und bell 2,117f = II,8,1. Charakteristisch ist folgende Aussage: »Die Gottheit würde nur unter der Bedingung zum Gelingen dieses Vorhabens (der Erringung der Freiheit) bereitwillig beitragen, wenn man selbst dabei aktiv mitwirke« (ant 18,5 = XVIII, 1,1).
29
Vgl. 1Mos 12,10-20
30
Vgl. 1Mos 27
31
Vgl. 1Sam 27
32
Vgl. Dan 7
33
Nach Motiven von Ps 19.
34
Die Beschreibung der Essenersiedlung am Toten Meer stammt aus Plinius dem Älteren, Naturalis Historia V, 73. Ausgrabungen am Toten Meer (bei Qumran) haben die Siedlung der Essener freigelegt. Außerdem wurden zahlreiche Schriften der Essener in benachbarten Höhlen gefunden, so daß wir über diese Gemeinde in der Wüste recht gut Bescheid wissen.
35
Vgl. Philo, Quod omnis probus liber sit (= Über die Freiheit des Tüchtigen) § 75-87: »Man kann bei ihnen niemanden finden, der Pfeile, Speere, Dolche, Helme, Brustpanzer oder Schilde herstellt sowie überhaupt keinen Waffenschmied, Kriegsmaschinenbauer oder sonst jemand, der Dinge anfertigt, die im Krieg gebraucht werden« (78). »Sklaven gibt es bei ihnen überhaupt nicht, sondern alle sind frei und leisten einander Gegendienste. Herren, die Sklaven haben, beurteilen sie geringschätzig nicht nur als ungerecht, weil sie Gleichheit verletzen, sondem auch als gottlos, weil sie die Satzung der Natur zerstören, die alle in gleicher Weise gebar und nährte wie eine Mutter und sie zu wirklichen Brüdern machte, und das nicht nur dem Namen nach, sondern tatsächlich« (79). Dies ist eine der wenigen Stellen in der Antike, wo die Sklaverei eindeutig als Unrecht abgelehnt wird. – Zum inkonsequent praktizierten Eidverbot vgl. S. 61.
36
Vgl. Jos. bell 2,141 = II, 8,7
37
Im Unterschied zu den Essenern am Toten Meer (in Qumran), die ehelos lebten, gab es noch Essener, die im Lande verstreut lebten und heirateten (vgl. Jos. bell 2,160.161 =11,8,13).
38
Der aus dem Amt verdrängte Hohepriester ist der sogenannte »Lehrer der Gerechtigkeit«, der nach den in Qumran gefundenen Schriften der Essener die essenische Gemeinde gegründet und maßgebend gestaltet hat. Als sein Gegenspieler tritt in den Qumranschriften ein Frevelpriester auf, dessen Identifikation mit einem der jüdischen Hohenpriester sicher ist. Umstritten ist nur, welcher Hohepriester es war. Vielleicht war es Jonathan, der 152 v.Chr. Hoherpriester wurde, vielleicht sein Nachfolger Simon (143-135 v.Chr.).
39
Vgl. Josephus ant 15,373-374 = XV,10,5
40
Vgl. Lk 23,12
41
Philo erzählt in der Legatio ad Gaium § 299-305 von dem Versuch, Schilde ohne Bilder, aber mit einer Widmung an den Kaiser in der Burg Antonia in Jerusalem anzubringen. Auf ihnen stand etwa »IMP(eratori TI(berio)«.
42
Fast wörtlich nach Josephus ant 18,117 = XVIII, 5,2. Josephus beschreibt den Täufer so, wie ihn die griechischen und römischen Leser seines Werkes verstehen konnten.
43
Diesen Grund gibt Josephus für die Inhaftierung und Hinrichtung des Täufers an (vgl. ant 18,118 = XVIII,5,2).
44
So Tacitus, Historien V,5,1f. Der Vorwurf des »Menschenhasses« begegnet auch sonst. Er findet sich sogar bei dem Juden Paulus, der dies antisemitische Vorurteil auf sein eigenes Volk anwendet (vgl. 1Thess 2,15).
45
Auch der den Juden gegenüber positiv eingestellte Hekataios von Abdera (ca. 300 v.Chr.) führt die »ungesellige und Fremden gegenüber ablehnende Lebensweise« der Juden auf ihre Vertreibung aus Ägypten zurück (bei Diodor XL,3,4).
46
Lev 19,33f; vgl. Dtn 10,18f.
47
Diese Version findet sich in den Geographika XVI,2,35ff des Strabo von Amaseia (geb. 64/63 v.Chr.).
48
Das Argument, die Philosophen hätten die wahre Gotteserkenntnis, es fehlte ihnen aber im Unterschied zu Mose der Mut, daraus die Konsequenzen zu ziehen, findet sich bei Jos. c. Ap. 2,168-171 = 11,16.
49
Der Aristoteliker Theophrast (372-288/7 v.Chr.) sieht in den Juden ein »Geschlecht von Philosophen« (bei Porphyrius, de abstinentia 11,26). Aber auch für den jüdischen Schriftsteller Aristobulos (2. Jh. v.Chr.) sind Juden eine »philosophische Schule« (bei Euseb praep. ev. XIII, 12,8).
50
In Qumran wurde eine Töpferwerkstatt und eine Schreibstube gefunden. Vermutlich haben sie Bibelhandschriften verkauft. Salz und Asphalt wurden seit jeher im Toten Meer gewonnen. Sicher haben sie Landwirtschaft betrieben.
51
Ein neues Mitglied mußte sich nach Josephus (bell 2,137f = 11,8,7) zunächst einmal außerhalb der Gemeinde ein Jahr lang ihrem Lebensstil unterwerfen (wahrscheinlich in der Wüste), dann erst wurde es zwei Jahre auf Probe zugelassen. Erst nach drei Jahren hatte es als Vollmitglied Zugang zum ganzen Gemeinschaftsleben.
52
Josephus schreibt über die Essener: »Diejenigen aber, die bei bedeutenden Verfehlungen ergriffen werden, stoßen sie aus den Orten aus. Der Ausgeschlossene geht oft, vom erbärmlichsten Geschick getroffen, zugrunde; denn durch Eide und Verpflichtungen gebunden, kann er auch von Fremden keine Nahrung annehmen, nur von Kräutern lebend kommt er durch Hunger körperlich von Kräften und geht zugrunde. Aus diesem Grunde offenbar haben sie mitleidig viele, die in den letzten Zügen lagen, wieder aufgenommen, indem sie die bis zur Todesgrenze erlittene Qual als hinreichende Sühne für ihre Verfehlungen erachteten« (bell 2,143-144 = 11,8,8).
53
Vgl. Josephus, bell 2,141 = 11,8,7.
54
Josephus erzählt von Bannos (vita 11), er habe sich von dem ernährt, was »von selbst« wachse. Zu vergleichen ist auch die Nahrung Johannes des Täufers (Mk 1,6).
55
Vgl. 1QS 1,9-11: Danach sind die Essener verpflichtet, »alle Söhne des Lichtes zu lieben, jeden nach seinem Los in der Ratsversammlung Gottes, aber alle Söhne der Finsternis zu hassen, jeden nach seiner Verschuldung in Gottes Rache«.
56
In einer der Qumranhöhlen wurden tatsächlich drei Kupferbleche, die sogenannte Kupferrolle (abgekürzt: 3Q 15), gefunden. Sie enthält in hebräischer Schrift Angaben über Größe und Orte verborgener Schätze. Keiner hat sie bis heute gefunden. Entweder handelt es sich um die Schätze der Essener oder des Tempels oder um imaginäre Schätze, die es gar nicht gibt.
57
Diese Strafbestimmungen stammen aus der in Qumran gefundenen »Sektenregel« (abgekürzt 1QS); vgl. dort 1QS VI,24-VII,25.
58
Der letzte Abschnitt ist freie Wiedergabe von Philo »Über die Freiheit des Tüchtigen« § 79. Die Essener haben sich tatsächlich in den Ruf gebracht, auch die unmenschlichste Form des Besitzes, den Besitz von Menschen, abzulehnen. In den in Qumran gefundenen Schriften spielt dieser Punkt keine Rolle. In der Wüstengemeinde selbst gab es keine Sklaverei.