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Dann war da Duncan von der Sparrowhawk; das Gesicht noch geröteter als sonst, schrie er etwas in Kapitän Verikers taubes Ohr. Schließlich noch der Neuling im Geschwader, George Lockhart von der Fregatte Ganymede. Manche waren in ihren eigenen Booten gekommen, andere, deren Schiffe zu weit abstanden, hatte die allgegenwärtige Rapid an Bord geholt, die jetzt beigedreht in der Nähe wartete, bis die Herren zu ihren Schiffen zurückzukehren wünschten.

Ob sie nun die beiden Goldepauletten eines Linienschiffkommandanten trugen oder die einzelne Epaulette eines jungen Kapitänleutnants wie Lapish, für ihre jeweiligen Besatzungen kamen sie gleich nach Gott und konnten an Bord ihrer Schiffe und in Abwesenheit eines ranghöheren Offiziers schalten und walten, wie sie es für richtig hielten.

Wie ein Fels stand Herrick unter ihnen, wußte über manche alles und über alle genug.

Abseits von den anderen wartete Kapitän Emes, Kommandant der Phalarope. Mit steinernem, ausdruckslosem Gesicht hielt er das volle Weinglas in der einen Hand und trommelte mit den Fingern der anderen einen lautlosen Rhythmus auf seine Säbelscheide.

Bis alle versammelt waren, wurde es fast Mittag, und mittlerwe i-le hatte die Kurierbrigg ihre Depeschen aufs Flaggschiff gesandt und war weitergesegelt, auf der Suche nach dem nächsten britischen Geschwader weiter im Süden.

Von den Anwesenden wußte nur Herrick, was der schwere Postsack enthalten hatte, und der behielt es für sich. Er wußte ja nun, was Bolitho plante. Weiter darüber zu diskutieren, war sinnlos.

Die Tür ging auf, und Bolitho trat ein, gefolgt von seinem Flaggleutnant. Von den meisten war der Adjutant bisher als notwendiges Anhängsel des Admirals betrachtet worden; aber seine jüngsten Eskapaden — Flucht aus der Kriegsgefangenschaft, gewagter Vorstoß durch die feindlichen Linien — ließen ihn in ganz anderem Licht erscheinen.

Bolitho begrüßte jeden seiner Kommandanten mit einem Händedruck. Dann sah er Emes abseits stehen und schritt hinüber.»Das war eine gut geführte Aktion, Kapitän Emes. Aber wie es scheint, haben Sie meinen Flaggleutnant nur gerettet, damit ich ihn jetzt wieder verliere.»

Gelächter flackerte auf und milderte die gegen Emes gerichtete Spannung.

Nur Herricks Gesicht blieb grimmig.

Dann nahmen alle wieder Platz, und Bolitho skizzierte so knapp es ging die französische Taktik, die Bedeutung des neu eingetroffenen Geschwaders von Admiral Remond und die Notwendigkeit eines baldigen Angriffs, ehe die Invasionsflotte in besser geschützte französische Gewässer eskortiert werden konnte.

Außerdem warnte er noch einmal nachdrücklich vor diesem heimtückischen Küstenstrich und seinen unberechenbaren Winden. Aber die schlechten äußeren Bedingungen behinderten beide

Seiten, wie die Verluste von Styx und Ceres bewiesen hatten. Es stand unentschieden, genauso wie der ganze Krieg.

Die Kommandanten waren erfahrene Offiziere und hegten keinerlei Illusionen über einen Angriff bei Tageslicht; die Atmosphäre war eher erwartungsvoll als skeptisch, als ob alle — genau wie ihr Admiral — die Sache endlich anpacken und hinter sich bringen wollten.

Wie Mitspieler in einem Drama kamen und gingen noch andere Beteiligte: Ben Grubb, der Master, gab grummelnd und unbeeindruckt wie immer eine Übersicht über Tiden und Strömungen, vermutete Wracks und anderes, während Yovell alles gewissenhaft notierte und für jeden Anwesenden eine Kopie anfertigte.

Wolfe, der Erste Offizier, hatte in Friedenszeiten für die Handelsmarine diese Gewässer befahren und einiges an Ortskenntnis beizusteuern.

Bolitho sagte schließlich:»Wenn wir den Angriff erst begonnen haben, gibt es keine zweite Chance für uns. «Er blickte reihum in die nachdenklichen Gesichter.»Die Staffel der optischen Telegraphen bedeutet ein ebenso schwerwiegendes Hindernis wie ein ganzes französisches Geschwader. Um diese Kette auch nur für kurze Zeit zu zerbrechen, bedarf es besonderen Mutes und äußerster Entschlossenheit. Zum Glück haben wir einen solchen Mann in unseren Reihen. Er wird ein Stoßtruppunternehmen gegen einen Telegraphen führen, der dem Gefängnis benachbart ist, das uns vor kurzem gemeinsam beherbergte.»

Sofort stieg die Spannung in der Kajüte, und alle Blicke wandten sich Browne zu.

Bolitho fuhr fort:»Dieser Stoßtrupp bricht morgen im Schutz der Nacht auf, begünstigt von Tide und Neumond. «Er sah zu La-pishs aufmerksamem Gesicht hinüber.»Mr. Browne hat darum gebeten, daß Ihr Erster Offizier Mr. Searle wieder mit von der Partie ist. Darüber hinaus schlage ich vor, daß höchstens sechs sorgfältig ausgewählte Männer teilnehmen, unter denen mindestens zwei mit besonderer Erfahrung im Luntenlegen und Sprengen sein sollten.»

Lapish nickte.»Solche Männer habe ich, Sir. Einer war Bergmann und kennt sich mit Sprengladungen aus.»

«Gut. Das überlasse ich Ihnen, Kapitänleutnant Lapish. Sie werden also morgen nacht zur Küste segeln, den Stoßtrupp absetzen und sich zurückziehen. Danach stößt Rapid wieder zum Geschwader und berichtet durch vorher abgesprochene Nachtsignale. «Er hatte den Verlauf so genau im Kopf, daß es ihm vorkam, als zitiere er eines anderen Anweisungen.»Kommodore Herrick bezieht bei Belle Ile Station, begleitet von Nicator und Indomitable, und Sparrowhawk wird ihnen für das küstennahe Rekognoszieren beigegeben. «Dann sah er Inch direkt an.»Sofort nach dieser Besprechung werde ich auf Odin überwechseln. Unterstützt von Pha-laropes Karronaden, werden wir den ersten Angriff auf die noch verankerten Landungsboote fahren.»

Inch strahlte und hüpfte vor Freude, als hätte man ihm gerade die Erhebung in den Adelsstand versprochen.»Das wird ein Fest, Sir!«»Vielleicht. «Bolitho sah sich in der Kajüte um. »Ganymede wird mein Kundschafter, und Rapid übernimmt die Verbindung zwischen den beiden Geschwaderteilen. «Er wartete, bis das Gemurmel ve rstummte, und schloß:»Das Geschwader beginnt den Angriff übermorgen bei Tagesanbruch. Das wäre alles, meine Herren, bis auf den Wunsch, daß Gott mit uns sein möge.»

Die Kommandanten sprangen auf und scharten sich um Browne, dem sie schulterklopfend zu seiner Verwegenheit gratulierten, obwohl wahrscheinlich jeder wußte, daß sie sich von einem Mann verabschiedeten, der so gut wie tot war. Falls Browne sich dessen bewußt war, so ließ er sich nichts anmerken. Er schien in den letzten Wochen gereift zu sein und wirkte älter als die meisten Kommandanten in der Runde.

Herrick flüsterte eindringlich:»Und von den neuen Befehlen haben Sie ihnen kein Wort gesagt, Sir!»

«Vom Rückruf? Von der Aufgabe aller Angriffspläne?«Boli-tho sah traurig zu Browne hinüber.»Sie würden trotzdem meinen Standpunkt unterstützen und mir folgen. Wären sie aber informiert vom Sinneswandel Ihrer Lordschaften, müßten sie später bei jeder

Untersuchung oder vor einem Kriegsgericht als meine Komplizen gelten. Aber Yovell schreibt das alles nieder, und jeder, der will, kann es später schwarz auf weiß lesen.»

«Dieser Zusatz in Ihrer Order, Sir«, beharrte Herrick,»wonach Sie nach eigenem Gutdünken…»

Bolitho nickte.»Ich weiß. Wie die Sache auch ausgeht, die Verantwortung bleibt bei mir.«Überraschend lächelte er.»Das war schon immer so, oder?»

Einer nach dem anderen verabschiedeten sich die Kommandanten, denn jeder hatte es eilig, aufsein eigenes Schiff zurückzukehren und seine Besatzung auf den Angriff vorzubereiten.

Bolitho wartete an der Schanzkleidpforte, bis auch Browne erschien, der bereits jetzt auf die Brigg umsteigen sollte.

Browne begann:»Ich mache mir Gedanken darüber, Sir, daß Sie jetzt keinen geeigneten Adjutanten haben. Vielleicht könnte Ko-modore Herrick einen Ersatz für mich bestimmen?»