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Er wollte ebenfalls in den Wagen steigen, in dem Gregoronow bereits hinter dem Lenkrad saß und den Motor laufen ließ, als aus dem Felsen hervor, wo sich die Straße verengte, ein schwerer Wagen hervorschoß. Er brummte in großem Tempo über das gerade Asphaltband und kam schnell näher.

Gregoronow, der den Wagen zuerst sah, pfiff durch die Zähne und war mit einem Satz auf der Straße. Ehe Zanewskij begriff, was diese Hast zu bedeuten hatte, lag Gregoronow schon unter den Rädern und strampelte mit den Beinen. Man hörte ihn an den Achsen klopfen und leise fluchen.

Zanewskij wollte etwas rufen, als auch er den Wagen sah, zu spät, um seinerseits reagieren zu können. Er beugte sich deshalb zum Wagenboden und wickelte das Werkzeug wieder aus.

Der fremde Wagen hielt mit knirschenden Bremsen auf der anderen Straßenseite. Ein Fenster wurde heruntergedreht, und ein blonder Lockenkopf beugte sich heraus.

«Kann ich Ihnen helfen?«sagte das Mädchen.

Gregoronow fluchte, wie es alle Autofahrer zu eigen haben, wenn sie eine Panne reparieren, schimpfte auf die alte Kiste und kroch langsam unter dem Wagen hervor.

Mabel Paerson stieg aus ihrem Wagen und kam über die Straße zu dem ölverschmierten Mann.

«Kann ich Ihnen mit irgend etwas aushelfen?«fragte sie und nickte Zanewskij zu, der im Innern des Wagens an den Werkzeugen schraubte.

Gregoronow warf einen schnellen Blick zu Zanewskij.»Den sollte man beim nächsten Händler verkloppen«, meinte er ärgerlich.»Da sagt man immer: Fahrt Cadillac und ihr fahrt wie im Paradies… Nichts damit!«Er blickte zu ihrem Wagen hinüber und nickte.»Sie haben es gut, Sie fahren einen Ford. Unverwüstlich, die Wagen. «Er strich sich mit der Hand die Haare aus der Stirn.»Werde mir auch einen Ford kaufen, Miß…«

«Paerson«, antwortete Mabel naiv.

Gregoronow warf einen schnellen Blick zu Zanewskij. Der spielte mit einem Wattebausch und öffnete die Tür.

«Haben Sie vielleicht einen B-Schraubenschlüssel?«fragte er harmlos.»Unsrer ist zerbrochen.«

Mabel beugte sich in den Wagen, um sich den Schlüssel anzusehen. Da fühlte sie plötzlich zwei Arme um ihren Hals, sie wurde in den Wagen gestoßen, sie wollte schreien, hieb mit den Armen um sich, trat gegen die Sitze… ihre Augen waren weit vor Entsetzen, der Mund wollte das Erschrecken hinausschreien… da sah sie einen Wattebausch vor Mund und Nase, atmete ein widerlich süßes Parfüm — so dachte sie — ein, fühlte, wie sie leicht wurde, so leicht und ohne Schwere… sie schwebte auf einmal, es war schön, dieses Schweben, dieses Fliegen wie ein Engel… sie lachte sogar, und ihre um sich schlagenden Arme wurden schlaff und müde.

Müde… so müde bin ich… dachte sie noch. Ach, ist es herrlich, zu schlafen… Man träumt so Schönes… eine Wiese mit lauter Blumen und ganz, ganz weiße Wolken darüber… Wolken wie Watte… und die Blumen duften, herrlich süß… so süß…

Dann war Nacht um sie. Aber sie lächelte in dieser Nacht, weil sie erfüllt war mit herrlichen Bildern…

«Fort!«schrie Zanewskij, indem er Mabel auf den Rücksitz bettete.»Gregoronow, fahren Sie, was die Kiste hergibt. Richtung Chamita-Farmington-Mesa Verde-National-Park, und dann weiter zum Großen Salzsee.«

Der Wagen schoß über die Straße, kreischte an der Kreuzung in der Kurve und raste die gerade Straße in die Rocky Mountains hinein.

Verlassen stand der Wagen Dr. Bouths auf der Straße Santa Fe-Los Alamos. Man fand ihn zwei Stunden später, und die Militärstreife, die den Wagen kannte, schüttelte den Kopf.

Ein Anruf in Los Alamos alarmierte die ganze Atomstadt. Prof. Paerson und Dr. Bouth fuhren sofort hinaus zu dem verlassenen Wagen. Von Washington, das im Blitzgespräch verständigt wurde, sagte man einige Fachleute des FBI zu. Eine Sperrung aller Straßen New Mexicos, Arizona und Idahos jagte durch den Äther. Militär übernahm die sofortige hermetische Abschließung des ganzen Gebietes von Los Alamos. Es war, als habe man in einen Ameisenhaufen getreten. Aus den Schluchten und Canons quollen die Truppen und Polizeiformationen hervor. In Santa Fe kämmte die Kriminalpolizei alle Hotels und Herbergen durch, um Anhaltspunkte des rätselhaften Verschwindens zu bekommen.

Prof. Dr. Paerson stand erschüttert und keines Wortes fähig vor der offenen Tür des leeren Wagens. Dr. Bouth hatte die Hände in die Taschen gesteckt und biß die Lippen aufeinander.

«Sie wollte nach Santa Fe und sich ein Brautkleid aussuchen«, sagte er nach einer Weile, als müsse er damit alles erklären.»Ich lieh Mabel meinen Wagen. Es ist mir alles rätselhaft.«

«Der Wagen ist in Ordnung. «Der untersuchende Polizeichef kroch aus dem Auto.»Benzintank ist gefüllt, Motor ist vollkommen intakt. Es kann sich nicht um eine Panne gehandelt haben. Auch sind keinerlei Anzeichen von Gewalt festzustellen. Fräulein Paerson muß den Wagen freiwillig verlassen haben und — anders ist gar keine Erklärung möglich — in einen anderen Wagen umgestiegen sein.«

«Aber das ist doch Irrsinn!«schrie Dr. Bouth.»Warum sollte sie in einen anderen Wagen steigen, wenn mein Wagen völlig in Ordnung ist?«

«Vielleicht traf Fräulein Paerson eine Bekannte?«

«Und läßt meinen Wagen einfach auf der Straße stehen?«

Der Polizeichef nickte.»Das ist ja das Rätselhafte. «Er blickte zur anderen Straßenseite, wo einige Beamte mit hochempfindlichen Folien die Spuren des russischen Cadillac von der Straße abzogen.»Eines ist gewiß, dort, gegenüber Ihrem Wagen, Dr. Bouth, parkte seit längerer Zeit ein anderer Wagen. Sehen Sie den kleinen Ölfleck, die deutlichen Reifenspuren in dem Staub? Es scheint so, als habe der Wagen auf Fräulein Paerson gewartet.«

Prof. Paerson schlug die Tür des Wagens zu und wandte sich ab.»Es sind alles nur Vermutungen«, sagte er mit schwacher Stimme, der man anmerkte, wie sehr ihn dieser Vorfall innerlich ergriff.»Man weiß nichts, man hat nichts gesehen. «Er sah Dr. Bouth an, als wolle er bei ihm Hilfe suchen.»Mabel ist nicht mehr da… Mabel…«Die Stimme versagte ihm. Er drehte sich herum und verließ die Gruppe Männer. Allein, wie ausgestoßen, ging er über die helle Straße und stellte sich an seinen Wagen, den Rücken den anderen zugewandt.

Dr. Bouth ballte die Fäuste. Seine Ohnmacht kam ihm erschreckend zum Bewußtsein.

Wie kann ein Mensch auf einer so belebten Straße verschwinden? Am hellen Tage verschwinden?

Ohne Spur? Ohne Grund? Ohne den kleinsten Anlaß?

Ein Mädchen, das keine Feinde hat.

«Versuchen Sie alles, was möglich ist«, sagte er zu dem Polizeichef. Dann ging er zu Prof. Paerson und legte ihm die Hand auf die Schulter.»Kommen Sie«, sagte er leise, als der alte Mann zusammenzuckte.»Wir können hier nichts mehr tun.«

Prof. Paerson sah Dr. Bouth groß an. In seinen Augen stand dunkel die Angst vor einem Etwas, das er nicht auszusprechen wagte.

«Mabel hatte recht«, sagte er leise.»Die Atome werden Opfer fordern. Sie ist das erste.«

«Wie meinen Sie das, Herr Professor?«Dr. Bouth starrte seinen Chef an.»Glauben Sie, daß man Mabel…?«

Paerson wischte mit der Hand durch die Luft.»Warten wir ab, Dr. Bouth, warten wir ab… Ich habe nie damit gerechnet, wie gemein die Menschen sein können. «Sein Körper fiel zusammen, er wurde noch kleiner, als er von Natur aus war. Es sah aus, als krieche er in sich zusammen, als griff eine große Kälte nach ihm.

«Es wird nicht das letzte Opfer sein«, sagte er zitternd und stieg schnell in den Wagen.

Der dunkle Cadillac jagte über die Höhenstraße nach Utah, dem steilen Rücken der Uinta Mountains entgegen. Noch bevor die Polizei von Colorado die Straße bei Cortez sperren konnte und die Konstabler und Gebirgstruppen an der Kreuzung von Fairview unterhalb des Utah-Sees ihren

Riegel legten, hatte der rasende Wagen die Straße passiert und befand sich auf einem Seitenweg zum Strawberry-River, den er überquerte und auf holprigen Felsenpfaden bis in die Nähe des Emmons Peak vordrang. Hier, in einer Wildnis von Felsenschluchten und unbegehbaren Höhlen, unter dem 4090 Meter hohen Gipfel des mit Schnee bedeckten Berges, in Felsenspalten, die noch nie ein Mensch betreten hatte, versteckten sie den Wagen und trugen das noch immer betäubte Mädchen in eine Höhle, die eingehend auf einen solchen Besuch vorbereitet war. Ein Klappbett mit drei dicken Decken, ein Tisch, sogar ein Spiegel und eine zusammenlegbare Gummiwaschanlage standen in einem hinteren Raum, der durch eine Bohlentür von einem größeren Raum getrennt war, in dem Gregoronow und Zanewskij hausten.