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Leise, rhythmisch. Klackklack… klackklackklack… Klack…

Die kleine Tür schwang gut geölt zurück. Ein struppiger Kopf erschien in der Spalte. Als er sah, wer draußen stand, ließ er den späten Besucher ins Haus schlüpfen und schloß sofort wieder die Tür.

Ein schwarzer Gang nahm v. Kubnitz auf. Er tappte ihn entlang und trat in ein Zimmer, das von einer kleinen Petroleumlampe notdürftig erhellt war.

Vor einer aufgeklappten Falltür am Boden saßen vier Männer vor einem Kurzwellensender und tasteten den Äther ab. Ein fünfter, der struppige Kopf, der v. Kubnitz eingelassen hatte, schien seinen Platz neben den Empfangsgeräten zu haben, denn ein halb voll geschriebener Block Papier lag auf einem leeren Stuhl. Am Tage, wenn durch die Falltür, die mit Sand überstreut wurde, die Apparate in den Keller verschwanden, diente der Raum als Futterküche. Zwei große Herdöfen standen unter dem verhängten Fenster, Futtertröge und Kornschaufeln standen an den Wänden oder dienten jetzt den Männern am Kurzwellengerät als Sitz.

Die vier blickten kurz auf, als v. Kubnitz den Raum betrat. Auf den ersten Blick erkannte man, daß es Deutsche waren, geflohene Kriegsgefangene, die hier, auf einer sowjetstaatlichen Domäne, eine kleine Gruppe bildeten, die wichtige Informationen ins Ausland funkte. Der Kolchose, ein alter russischer Bauer, der noch den Zar kannte und im Herzen der russischen Krone Treue hielt, deckte die fünf Männer und gab sie als Arbeiter aus. Bei Kontrollen vom Distriktsowjet verschwanden sie in den nahen Wäldern und kamen in der folgenden Nacht wieder zurück.

«Was Neues?«fragte der eine, der gerade eine Meldung empfing und niederschrieb.»Wir hörten, daß der Volkskommissar aus Moskau bei euch war.«

«Darum komme ich. «v. Kubnitz ließ sich schwer atmend auf einen Futtertrog nieder.»Man will Gregoronow und Zanewskij nach Amerika schicken. Atomspionage. Vielleicht sogar Menschenraub, wenn es nicht möglich ist, auf dem Wege der Infiltration in Los Alamos weiterzukommen. Prof. Paerson hat eine neue Kernspaltung entdeckt. «Er atmete schwer.»Wenn Kyrill diese Spaltung in die Hand bekommt, ist es aus mit allen Hoffnungen!«

«Und wie denkst du dir das weitere?«fragte der struppige Kopf.

«Ihr müßt versuchen, Anschluß an einen amerikanischen Kurzwellensender zu bekommen. Fritz spricht englisch, es ist also ein leichtes, die Amerikaner zu warnen.«

«Wenn wir eine Welle der Amis erwischen.«

«Ihr müßt es schaffen! Tastet den ganzen Weltraum ab, Jungs! Und wenn ihr umfallt vor Müdigkeit… ihr müßt eine Welle finden!«Dr. v. Kubnitz wischte sich den Schweiß aus den Augen.»Ihr wißt ja gar nicht, was das bedeutet: Atomenergie!«

Und als die fünf ihn groß ansahen, winkte er ab, so, als habe es keinen Zweck, es ihnen zu erzählen.»Sucht, Kerls«, sagte er und erhob sich wieder.»Ich komme morgen nacht wieder. Solltet ihr mit Amerika in eine Verbindung kommen, so sagt ihnen, daß sie Prof. Paerson wie ein rohes Ei behandeln sollen. «Er schaute an die Decke, die von Ruß geschwärzt war.»Fällt er in die Hände von Gregoronow, so gibt er sein Geheimnis preis. Ich weiß es von mir, wie er zu fragen versteht. Und der Mensch, es ist traurig, der Mensch ist schwach, wenn er Schmerzen erleidet.«

Er wandte sich ab und verließ den Raum. Zurück blieb eine dumpfe Spannung.

«Ich möchte nicht in seiner Haut stecken«, sagte der eine leise.»Wenn er einmal auffällt, gibt es für ihn keine Gnade mehr.«

Die anderen schwiegen. Sie drehten an den Knöpfen. Sie tasteten den Äther ab.

Es gibt einen Ort auf dieser Welt, der Tanarenia heißt. Er liegt in Spanien, in der Sierra de Gredos, nahe dem Orte La Adrada und dem 1859 Meter hohen Berg Escusa, östlich der Landschaft Estremadura. Nicht weit von Madrid entfernt, in die rauhen Berge der Sierra de Gredos verschlagen, umgeben von hohen, elektrischen Stachelzäunen und tiefen Gräben, fast an den Quellen des Rio Tietar liegen hier einige weiße, langgestreckte Häuser, die wie Villen verschrobener Millionäre aussehen. Weite Parkanlagen, künstlich in diesen Felsen angelegt, umgeben diese weißen Riesenvillen, und nur die langen, merkwürdig sich nach oben verjüngenden Schornsteine, die mitten aus den Felsen ragen, machen den Blick kritisch für Dinge, die nicht weit von diesen Villen sich innerhalb der Berge abspielen müssen.

Wer in Spanien einen Menschen nach Tanarenia fragt, der wird die Schulter zucken und nicht wissen, wovon man spricht. In Madrid jedoch, im Escorial, dem alten, spanischen Königsschloß, das General Franco als Residenz erkor, ist dieser Name gleichbedeutend mit den kühnsten Träumen, die man hinter verschlossenen und versiegelten Türen träumt.

Als am 6. August 1945, 09.15 Uhr amerikanischer Marinezeit, die erste Atombombe über Hiroshima fiel und 78.150 Tote, 13.983 Vermißte, 9.482 Schwerverletzte (die später ebenfalls starben) und 27.997 Leichtverwundete hinterließ, eine einzige Bombe von 2 Pfund Gewicht, da hielt die Welt den Atem an und verhüllte sich Gott das Haupt vor den Menschen. Die neue Sonne, die über dieser Stadt explodierte, die alles im Umkreis von 1000 Metern schwarz verbrannte und die Steine schmolz, ließ auch Spanien aufhorchen. Ende 1945 trafen plötzlich, durch Grenzführer über die Pyrenäen geleitet, deutsche Atomphysiker in Madrid ein, bekannte Größen des nationalsozialistischen Deutschlands, die auf der Flucht vor der Entnazifizierung und ihrer Einweisung in Internierungslager quer durch Frankreich bis nach Spanien flüchteten.

Prof. Dr. Hans Ebberling und Dr. Paul Mehrang waren unter ihnen, zwei Wissenschaftler, die im Werk für Schweres Wasser und in Peenemünde an der deutschen Atomversuchsanstalt eine leitende Rolle spielten. Nach langen Unterredungen zogen sie in Begleitung von Dr. Juan de Sebaio und Dr. Jose Cabanera in die Berge der Sierra de Gredos und entschwanden endgültig den Augen der übrigen Menschheit.

So entstand Tanarenia. Die spanische Atomstadt.

Prof. Dr. Ebberling, der das Abbremsen der schnellen Neutronen mit Schwerem Wasser schon in Norwegen probierte und mit den langsam gewordenen Neutronen die Kerne von Uran 238 und Uran 235 beschoß, war auf dem Weg, in selbstkonstruierten Konzentrationsstrahlern und gesichert durch neutronenabsorbierende Cadmiumsstreifen innerhalb des Brenners die Freiwerdung der Energien so zu steigern, daß sie über 1/10 Prozent hinausgingen, als die Radiomeldung aus Washington den spanischen General Monzalez von Madrid nach Tanarenia hetzte.

Als er in einer der weißen Villen, die innen als großzügige Laboratorien ausgestattet waren, keuchend und erregt erschien, fand er bereits eine Konferenz der an dem Atomprojekt beteiligten Wissenschaftler vor.

«Senores«, sagte er schweratmend.»Wir sind wie vor den Kopf geschlagen! Sollte es möglich sein, Senor Ebberling, daß Ihre neue Methode schon von Paerson vollendet wurde?! Das wäre grauenhaft! Das wäre für Spanien ein Rückfall ohnegleichen! Was wollen Sie jetzt tun?«Er sah Dr. Ebberling an wie ein Mensch, über den man gerade das Todesurteil gefällt hatte.

Dr. Juan de Sebaio winkte ab. Sein schwarzes, fettiges Haar glänzte in der Sonne, die durch die breiten und hohen Fenster in den großen Raum flutete.

«Als man in Columbia am 25. Januar 1939 im Labor die ersten Atomzertrümmerungen vornahm und im Oszilloskop, dem sogenannten Atomthermometer, die Energie ablas, die die beiden Bruchstücke der Spaltung entwickelten, indem sie auseinanderflogen, da sah man die unvorstellbare Zahl von 200.000.000 Volt Spannung innerhalb des Spaltungsvorgangs von Uran. Das ist dreimillionenmal so groß wie die Energie, die beim Verbrennen von Kohle möglich ist. Sie war zwanzigmillionenmal so groß wie die des Dynamits. Wir sind in der Lage, hier in Tanarenia, allerdings nur in winzigen, kaum mikroskopischen Mengen Voltstärke von

600.000.000 zu erzeugen, dank der

Konzentrationsspaltung Dr. Ebberlings. Und mehr noch, Herr Generaclass="underline" Die erste Bombe über Hiroshima und alle anderen auf Nagasaki und den Bikini-Atollen enthielten eine Sprengwirkung von mehr als 20.000 Tonnen