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Ein weiterer Teil des Plans von D. O. Guerrero bestand darin, die Maschine auf dem Flug Zwei nach Rom in die Luft zu sprengen. Er wollte sich mit ihr zusammen vernichten, ein Faktor, der ihn nicht von seiner Absicht abhalten konnte, da sein Leben, wie er meinte, weder für ihn selbst noch für andere mehr einen Wert hatte.

Aber sein Tod konnte von Wert sein, und dafür wollte er sorgen.

Vor dem Abflug der Maschine der Trans America würde er eine Flugversicherung über 75 000 Dollar zugunsten seiner Frau und seiner Kinder abschließen. Er war sich bewußt, daß er bisher in seinem Leben wenig für sie getan hatte, aber seine letzte Handlung sollte eine einzige außergewöhnliche Geste zu ihren Gunsten sein. Er hielt das, was er beabsichtigte, für eine Tat der Liebe und ein Opfer.

In seiner verschrobenen, perversen, von der Verzweiflung getriebenen Gemütsverfassung hatte er keinen Gedanken an die anderen Passagiere verschwendet, die sich an Bord der Maschine befinden würden, ebensowenig an die Besatzung, deren Tod den seinen begleiten mußte. Mit der völligen Gewissenlosigkeit des Psychopathen hatte er andere nur insoweit berücksichtigt, als sie seine Absichten durchkreuzen konnten.

Er glaubte, daß er alle denkbaren Schwierigkeiten vorausberechnet hätte.

Die Frage seines Flugscheins würde keine Rolle mehr spielen, wenn die Maschine erst unterwegs war. Niemand würde beweisen können, daß er nicht beabsichtigte, die Ratenzahlungen einzuhalten, zu denen er sich verpflichtet hatte. Und selbst wenn der gefälschte »Empfehlungsbrief« entlarvt würde — wie wahrscheinlich zu erwarten war —, konnte nichts anderes bewiesen werden, als daß er sich unter falschen Voraussetzungen einen Kredit verschafft hatte. Das allein konnte keinen Einfluß auf die Ansprüche gegenüber der Versicherung haben.

Ferner kam dazu, daß er absichtlich einen Flugschein für Hin-und Rückflug gebucht hatte, um den Anschein zu erwecken, daß er nicht nur beabsichtigte, nach Rom zu fliegen, sondern auch zurückzukommen. Der Grund, weshalb er Rom als Ziel wählte, war der, daß er einen Vetter zweiten Grades in Italien hatte, dem er zwar nie begegnet war, aber gelegentlich die Absicht geäußert hatte, ihn zu besuchen — eine Tatsache, die Inez bestätigen konnte. So würde seine Wahl zumindest den Anschein einer gewissen Logik erhalten.

D. O. Guerrero hatte diesen Plan schon seit Monaten erwogen, die ganze Zeit, während ihn das Unglück verfolgte. In dieser Zeit hatte er Fälle von Flugzeugunglücken studiert, bei denen einzelne Personen Flugzeuge in der Absicht zerstört hatten, sich durch Versicherungen zu bereichern. Die Zahl der Fälle war überraschend groß. In allen verzeichneten Fällen war das Motiv durch die Untersuchungen nach dem Unfall aufgeklärt und die Täter, sofern sie überlebt hatten, des Mordes angeklagt worden. Die Versicherungspolicen der Betroffenen waren für ungültig erklärt worden.

Selbstverständlich konnte niemand wissen, wie viele Katastrophen, deren Ursachen unaufgeklärt blieben, die Folge von Sabotage gewesen waren. Der entscheidende Faktor war das Vorhandensein oder das Fehlen von Wrackteilen. Immer, wenn Wrackteile sichergestellt werden konnten, setzten geschulte Ermittler sie zusammen und versuchten dem Geheimnis auf die Spur zu kommen. Im allgemeinen hatten sie dabei Erfolg. Wenn eine Explosion in der Luft erfolgt war und Überreste erhalten blieben, ließ sich die Ursache der Explosion bestimmen. Deshalb war die Schlußfolgerung von D. O. Guerrero, daß sein eigener Plan die Sicherstellung von Wrackteilen ausschließen müsse.

Aus diesem Grund hatte er sich für seinen Plan den Non-Stop-Flug der Trans America nach Rom ausgesucht.

Zu einem großen Teil führte die Route des Flugs Zwei — The Golden Argosy — über den Ozean, wo Wrackteile eines zerstörten Flugzeugs niemals gefunden werden konnten.

Mit Hilfe einer Broschüre der Fluggesellschaft für ihre Passagiere, die anschaulich Flugrouten und Fluggeschwindigkeiten angab und sogar einen Aufsatz mit dem Titel Wie man die Position selbst bestimmen kann enthielt, hatte Guerrero berechnet, daß die Maschine nach vier Flugstunden — unter Berücksichtigung durchschnittlicher Windstärken — mitten über dem Atlantik sein würde. Er beabsichtigte, diese Berechnung während des Fluges zu überprüfen und, falls notwendig, zu berichtigen. Dazu würde er zunächst die genaue Abflugzeit beobachten und dann genau die Angaben verfolgen, die Flugkapitäne unterwegs über den Verlauf der Reise durch die Sprechanlage bekanntgaben. Mit diesen Informationen war es einfach festzustellen, ob der Flug hinter dem Flugplan zurückgeblieben oder ihm vorausgeeilt war und um wieviel. Schließlich würde er an einem Punkt, den er bereits festgelegt hatte — achthundert Meilen ostwärts von Neufundland —, eine Explosion auslösen. Sie würde das Flugzeug oder das, was danach noch davon übrig war, ins Meer abstürzen lassen.

Kein Wrack würde je gefunden werden.

Die Überbleibsel der Maschine von Flug Zwei würden für immer als Geheimnis auf dem Grund des Ozeans verborgen bleiben. Sie würden nicht untersucht werden, die Ursache für den Verlust der Maschine würde nicht enthüllt werden. Die Zurückgebliebenen konnten sich wundern, fragen, vermuten; sie konnten vielleicht sogar die Wahrheit erraten, aber sie würden sie niemals mit Gewißheit erkennen.

Ansprüche aus Flugversicherungen würden in Ermangelung jeg-liehen Beweises für Sabotage in voller Höhe ausbezahlt werden.

Der einzige Punkt, von dem alles andere noch abhing, war die Explosion. Selbstverständlich mußte sie ausreichen, um die Maschine zu vernichten, aber ebenso wichtig war, daß sie zum richtigen Zeitpunkt erfolgte. Aus diesem Grund hatte D. O. Guerrero beschlössen, den Sprengkörper selbst an Bord und dort zur Zündung zu bringen. Jetzt baute er ihn in dem abgeschlossenen Schlafzimmer zusammen, und obwohl er als Bauunternehmer mit Sprengstoffen vertraut war, schwitzte er dabei schon seit einer Viertelstunde, als er damit begonnen hatte.

Der Sprengkörper bestand aus fünf Hauptbestandteilen: drei Dynamitpatronen, einer winzigen Zündkapsel mit daran befestigten Drähten und einer einzelligen Batterie für ein Transistorradio. Die Dynamitpatronen waren Du Pont Red Cross Extra — klein, aber von außerordentlicher Sprengkraft —, und enthielten vierzig Prozent Nitroglyzerin. Jede maß einundeinviertel Zoll im Durchmesser und war acht Zoll lang. Sie waren mit schwarzem Isolierband zusammengewickelt und zur Tarnung in einer Schachtel für Cornflakes verpackt, die an der einen Seite offenstand.

Außerdem hatte Guerrero auf der zerschlissenen Überdecke des Betts, vor dem er arbeitete, noch einige andere Gegenstände bereitgelegt: eine hölzerne Wäscheklammer, zwei Reißbrettstifte, ein kleines quadratisches Stück aus durchsichtigem Kunststoff und ein kurzes Stück Schnur. Der gesamte Wert dieser Ausrüstung, die ein Flugzeug im Wert von sechs und einer halben Million Dollar vernichten sollte, betrug weniger als fünf Dollar. Alles, einschließlich des Dynamits — einem »Überbleibsel« aus D. O. Guerreros Zeit als Bauunternehmer —, war in Eisenwarengeschäften gekauft worden.

Auf dem Bett lag ferner ein kleiner flacher Aktenkoffer, wie ihn Geschäftsleute für ihre Papiere und Akten auf Flugreisen verwenden. In diesen Aktenkoffer baute Guerrero jetzt den Sprengkörper ein. Den Koffer wollte er bei dem Flug nicht aus der Hand geben.