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«Frank, jetzt bist du verrückt!«sagte Cornell heiser.»Du kannst doch nicht einfach die Maschinen stoppen!«

Collins erhob sich und setzte seine Mütze auf. Er knöpfte den Uniformrock zu und schnallte den Gürtel mit dem Strahlungsmesser um. An Bord mußte ihn jeder tragen, um sofort gewarnt zu sein, wenn irgendwo in der Atomkraftanlage ein Fehler entstand und Strahlenverseuchung drohte.

«Ich habe gelernt«, sagte Collins ruhig, und sein verkniffenes Pfeifenrauchergesicht fiel in eine Art Erstarrung,»daß man Befehle auf ihren Sinngehalt untersuchen soll, ehe man sie ausführt. Einen Befehlsnotstand erkennt man später nicht an. mit dieser Begründung haben wir in Nürnberg die Nazigeneräle aufgehängt! Und was hier befohlen wird, ist in höchstem Maße sinnlos und gefährlich! Ich werde es Nicholson sagen.«

«Darauf bin ich gespannt. «Oberleutnant Cornell wartete auf eine Regung des Commanders. Daß das Boot stand, konnte er nicht überhören. Er zuckte trotzdem zusammen, als Nicholsons Stimme aus dem Rundlautsprecher dröhnte.

«Chief Collins, was ist los? Warum stoppen wir?«

«Ich komme zu Ihnen, Sir!«antwortete Collins.

«Das habe ich nicht gefragt. Ich will eine Erklärung.«

«Ich möchte über den Kurs mit Ihnen sprechen.«

«Ich nicht! Sie melden sich in einer halben Stunde bei mir in der Messe.«

Das rote Signallicht der Sprechanlage erlosch. Collins schüttelte den Kopf, schob Cornell aus dem Weg und verließ den Navigationsraum. Im Gang stieß er mit Chief Engineer McLaren zusammen, der vom Maschinenraum herangestürmt kam.»Das ist doch nicht möglich!«rief er.»Du gibst das Kommando Stop? Ich habe gedacht, das kommt vom Alten. Frank, hast du Mattscheibe?«

«Geh mir aus dem Weg, Victor«, sagte Collins dumpf.»Ihr ahnt ja alle nicht, was in den nächsten vierundzwanzig Stunden passieren soll! Darüber muß ich mit Nicholson reden.«

«Reden? Diskutieren? Mit dem Alten!«McLaren tippte sich an die Stirn.»Du bist krank, Frank.«

«Ich war noch nie so gesund wie heute!«Collins schob auch McLa-ren aus dem Weg und tappte den Gang hinunter zum Lazarett. Er kam an Belucci und Tamaroo vorbei, die ihn wie einen Geist anstarrten.

«Was ist los mit dem Boot, Chief?«fragte Belucci vorsichtig.»Warum stoppen wir?«

«Drei Meilen backbord fährt ein Dampfer mit Makkaroni, den wollen wir für dich entern. Verstanden?«

Belucci verzog sein schönes sizilianisches Gesicht, stieß Tamaroo in die Rippen und drückte sich gegen die Wand, um Collins vorbeizulassen.

«Hier stinkt etwas, mein Hula-Hula-Boy«, sagte er, als Collins durch das Schott verschwunden war.»Riechst du's nicht?«

Tamaroo schloß die leicht geschlitzten Augen. Er hatte ständig Sehnsucht nach seiner Heimat Hawaii, und wenn er allein in der Koje war, legte er ein Band mit heimatlichen Klängen in den Kassettenrecorder und tanzte mit wiegenden Hüften die Tänze seiner Insel.

«Es sind die Mädchen«, sagte er jetzt.

«Quatsch! Die werden wir wieder los.«

«Das ist es ja, Paolo. Willst du sie loswerden?«

Belucci schwieg. Er kaute an der Unterlippe, dachte an das, was er in der Rettungsinsel gesehen hatte und spürte gleichzeitig ein Ziehen in den Lenden.

«Blödsinn!«sagte er rauh.»Das ist ja alles Wahnsinn!«

«Genau das ist es!«Tamaroo nickte.»Fünf Mädchen zerstören unser Boot.«

Commander Nicholson hatte sich nach seinem Ausbruch schnell wieder beruhigt. Er lehnte noch immer neben der Tür, vermied es aber, die Mädchen voll anzusehen, also fixierte er einen bestimmten Punkt im Krankenzimmer. Es war ein eingerahmter Spruch, der an der Wand hing: >Wer hier raucht, wird klistiert!< Eine nicht gerade humane Ankündigung.

«Ich nehme an, Sie haben sich Gedanken darüber gemacht, was mit uns geschehen soll«, sagte die sportliche Monika Herrmann. Sie schien die einzige zu sein, die jetzt so nüchtern dachte wie Nicholson. Das gefiel ihm… die anderen Mädchen hockten in ihren Betten, mehr oder minder entblößt, betrachteten ihn und Dr. Blandy mit unverhohlenem weiblichem Interesse und gaben sich keine Mühe, irgendwelche Schamgefühle zu zeigen. Die rothaarige Evelyn Darring sprang sogar aus dem Bett. Sie lief nackt und mit ihrem Busen kokettierend bald hierhin, bald dahin und tat so, als ob sie etwas suche, um endlich vor Dr. Blandy stehenzubleiben.

«Ich könnte einen Schluck Whisky vertragen!«sagte sie herausfordernd.

«Ich auch!«Dr. Blandy grinste breit.»Es ist erstaunlich, wie schnell aus Halbtoten Hyperlebendige werden können.«

«Der Anblick von Männern macht uns immer munter!«sagte Do-rette Palandre und schwang die Beine hin und her. Sie saß auf der Bettkante, hatte die Decke weggeschoben, und ihr feingliedriger Körper glänzte im Licht der kalten Neonlampe wie mit Fett eingerieben. Es war warm im Raum. Dr. Blandy hatte die Klimaanlage auf vierundzwanzig Grad gestellt, um die unterkühlten Körper eine Weile in einer sommerlichen Temperatur zu lassen.

«Ich werde Sie an die norwegische Küste bringen und dort aussetzen«, sagte Commander Nicholson ungerührt.

«Das sieht Ihnen ähnlich!«Joan Hankow stieg jetzt auch aus dem Bett, nackt wie sie war. Sie war groß und schlank, das lange schwarze Haar bedeckte bis zu den Oberarmen ihre Schultern.»Mein Vater hat die besten Beziehungen zum Weißen Haus. Sie werden ungeheure Schwierigkeiten bekommen!«

«Die haben wir schon, Honey!«Dr. Blandy lachte geradezu herausfordernd.»Ihr seid auf einem Boot, das es gar nicht gibt. Begreift ihr das?«

«Es ist unnötig, das zu erklären, Paul. «Nicholson winkte ab. Sein Blick streifte Monika Herrmann. Sie hatte sich das Bettuch um den Leib gewickelt und stand nun auch in ganzer Größe da.

«Sie halten uns für dumme Puppen, Commander?«fragte sie.

«Ersparen Sie mir eine Antwort, Miß.«

«Uns aussetzen! Wir lassen uns nicht einfach aussetzen!«rief Lili Petersen. Ihre blonde Nacktheit war aufregend, zumindest empfand Dr. Blandy das so. Es werden verdammte Tage kommen, dachte er. Nicholson hatte von Anfang an recht, aber man kann doch nicht fünf Mädchen einfach umkommen lassen! Wir werden einen Weg finden, dieses Problem zu lösen. Aber ob das Aussetzen das einzige Mittel ist?

Es wurde an die Tür geklopft. Nicholson drehte den Kopf, ohne seine Haltung zu verändern.»Verschwinden Sie! Gehen Sie auf Ihren Posten! Es hat Sie keiner gerufen!«

«Ich muß Sie sprechen, Sir!«Collins Stimme. Nicholson kniff die Augen zusammen.

«In einer halben Stunde in der Messe!«

«Sir!«

«Das ist ein Befehl, Collins!«schrie Nicholson.

«Vielleicht ist es besser, du hörst ihn an, Jack«, sagte Dr. Blandy sanft.»Wir sind hier an Bord eine große Familie, dreihundert erwachsene Kinder, und du bist ihr Vater. Das hast du zu uns gesagt, als wir in Norfolk ablegten und du dich uns vorstelltest. Jetzt haben wir Probleme, wir alle. und die sollte man nicht einfach wegbefehlen.«

«Wer hat die Probleme an Bord geholt, Paul?«

«Ich! Im Namen der Menschlichkeit!«

«Und im Namen der Menschlichkeit schaffe ich sie auch wieder weg! Oder soll der Weltfrieden an fünf Weibern hängen?«

«Danke, Sir!«sagte Monika Herrmann laut.

Nicholson sah sie mit zusammengekniffenen Brauen an.»Wofür?«

«Daß wir für Sie Weiber sind! Das haben Sie wenigstens schon be-merkt.«

Nicholson verkniff sich eine Antwort, öffnete die Tür und verließ das Lazarett. Im Vorraum stand Chief Collins und grüßte, als meldete er sich zu einer Parade. Die beiden Sanitäter saßen lauernd auf den Hockern und warteten auf eine Sensation.