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«Kommen Sie mit, Collins«, sagte Nicholson ruhig.

Er ging voraus, beachtete Cornell und Leutnant Curtis nicht, die auf dem Weg zum Kommandoraum wie zufällig auftauchten, und warf die Tür hinter sich zu, als sie in der Zentrale allein waren.

«Es ist nicht üblich, über Dinge zu diskutieren, die so klar sind wie unsere plötzlichen Probleme. Trotzdem, Collins, bin ich bereit, mit Ihnen darüber zu reden, warum Sie das Boot stoppen ließen!«Nicholson setzte sich an seinen Tisch und bot Collins nicht den zweiten Stuhl an. Das war eine klare Geste. Collins verstand und legte beide Hände auf den Rücken. Sein verkniffenes Gesicht war unbeweglich.

«Sir, Sie haben Kurs auf Narvik befohlen.«

«Ich gebe immer klare Befehle.«

«Wir geraten in das Frühwarnsystem!«

«Ich weiß.«

«Gerade an dieser Küste operieren auch sowjetische U-Boote. Wollen Sie sich der Gefahr aussetzen — «

«Wir werden in Schleichfahrt, in der größtmöglichen Tiefe, die Ve-steral-Inseln ansteuern und die Mädchen nachts auf der Insel An-döy aussetzen. Sie bekommen ein Funkgerät mit und die nötige Ausrüstung, um ein paar Tage überstehen zu können. In dieser Zeitspanne wird man sie gefunden und gerettet haben.«

«Und wenn man unser Boot entdeckt? Sir, man wird uns jagen wie einen Wolf, weil wir auf alle Fragen keine Antwort geben dürfen. Und alle werden sich an der Jagd beteiligen, die NATO-Schiffe wie die Russen, in seltener Einmütigkeit. Sir, uns gibt es doch gar nicht.«

«Vielleicht wird Ihnen leichter, Collins, wenn Sie jetzt mithören!«Nicholson drückte einen Knopf der Sprechanlage. Der Funkgast meldete sich aus der Sendezentrale.»Verbindung zum Chef«, sagte Ni- cholson ruhig.»Dringend. Ich warte.«

«Aye, aye, Sir.«

In der Leitung knackte es, dann summte mit einem gedämpften Ton das Telefon. Der Commander hob ab und schaltete das Gespräch gleichzeitig auf einen Lautsprecher. Admiral Adams Stimme war so klar, als stünde er daneben. Collins zuckte zusammen und starrte den Lautsprecher an.»Hier Norfolk A I.«

«Hier Commander Nicholson. Sir, ich habe Ihnen zu melden — «

«Wenn Sie so anfangen, Commander, ist etwas schief. «Adams Stimme wurde hart.»Was machen ihre Frauen?«

«Sie sind an Bord, Sir.«

Adam schwieg. Ein gefährliches Schweigen.

«Wir haben ihnen das Leben gerettet, Sir. Ich konnte nicht anders handeln.«

«Und was wollen Sie jetzt tun, Commander? Warum rufen Sie mich an? Ich habe Ihnen klar gesagt: Keine Frau an Bord! Ignorieren Sie das Floß! Über die Konsequenzen sind Sie sich sicherlich im klaren, Commander!«

«Vollkommen, Sir. Ich bitte nur, den Vorschlag aussprechen zu dürfen, daß die Küstenüberwachung Norwegen-Nord unterrichtet wird, daß ein U-Boot morgen nacht an der Andöy-Insel auftaucht und etwas absetzt.«

«Abgelehnt, Commander!«

Collins schnaubte durch die Nase, sein verkniffenes Gesicht wurde um eine Nuance blasser. Nicholson winkte ihm zu, sich zusammenzureißen und keinen Laut von sich zu geben. Bei der klaren Verständigung hörte der Admiral natürlich auch die Nebengeräusche.

«Sir, ich kann die Mädchen nicht auf die ganze Tauchfahrt mitnehmen«, sagte Nicholson ruhig. Es hatte keinen Zweck, bei Adam anders als ruhig zu sein.

«Das ist klar. Aber das ist Ihr Problem!«

«Ich kann sie nicht über Bord werfen, Sir! Ich bin Offizier der US-Navy, aber kein Mörder!«»Für diesen Satz stelle ich Sie vor ein Militärgericht, Commander!«Adams Stimme war eiskalt. Collins hob die Schultern, als fröre er.»Sie sofort abzulösen, wie es nötig wäre, ist jetzt zu spät. Unser Zeitplan kommt durcheinander. Sie gehen sofort auf den Übungskurs und setzen alle Versuche fort. Ohne die Mädchen! Verstehen wir uns?«

«Ja, Sir.«

Nicholson schaute zu Collins hinauf. Der Chief Navigator kaute an seiner Unterlippe mit einem leichten Knirschen.

«Ich erwarte in zehn Stunden Ihre Meldung, daß die Mädchen von Bord sind«, ertönte Adams kalte Stimme aus dem Lautsprecher.»Sie haben immer noch die Möglichkeit, die Mädchen in ihre Rettungsinsel zurückzuverfrachten. Ich werde dann die Anweisung geben, daß ein britisches oder norwegisches Schiff sie übernimmt. Wie ist der Gesundheitszustand der Mädchen?«

«Der Lage entsprechend, Sir.«

«Doc Blandy soll einmal zeigen, was er kann! In zehn Stunden haben die Mädchen fit zu sein! Ende.«

«Verstanden, Sir.«

Nicholson legte den Hörer auf. Dann lehnte er sich zurück und knöpfte die obersten zwei Knöpfe seiner Jacke auf.

«Jetzt haben Sie keine Schnauze mehr, Collins, nicht wahr?«sagte er.»Gehen Sie mal durchs Boot und erzählen Sie, daß wir die Mädchen wieder ins Wasser werfen. Zwar mit der Rettungsinsel, aber wer garantiert uns, daß Adam wirklich eine Suchaktion anlaufen läßt?«

«So unmenschlich kann er nicht sein, Commander.«

«Adam nicht! Ich kenne ihn seit meiner Kadettenzeit. Aber für alle, die unser Boot zum größten Geheimnis der USA erklärt haben, ist das Leben von fünf Mädchen, die jetzt mehr wissen, als sie sollten, kein Problem.«

«Was wissen sie denn? Nichts!«

«Es genügt, daß sie uns überhaupt gesehen haben. «Nicholson legte die Hand auf die Seekarte. Collins verstand ihn und zog das Kinn an.»Wie ist es mit dem Kurs auf die norwegische Küste, Chief?«

«Ich kann nicht garantieren, daß man uns trotz Schleichfahrt nicht aufspürt, Sir.«

«Wer kann das garantieren! Wir müssen es versuchen! Betrachten wir es wie einen Kriegseinsatz, Collins: Anfahren der Insel Andöy ohne Feindberührung. Sind wir so schlechte Seeleute, Chief, daß wir vor dieser Aufgabe in die Hosen scheißen?«

«Wir haben keinen Krieg, Sir!«Collins blickte über Nicholson hinweg gegen die kahle Wand. Dort hing — für dieses supermoderne Boot ziemlich altmodisch — ein krummer Haken, auf den der Commander seine Notizzettel gespießt hatte.»Das Risiko ist zu groß!«

«Dann sagen Sie mir eine Patentlösung, Collins!«rief Nicholson gereizt.

«Wir führen unseren Auftrag durch, mit den Mädchen an Bord.«

«Das ist das einzige, was nicht in Frage kommt. «Nicholson hieb mit der Faust auf den Tisch.»Ich kann nicht mit dreihundert Weibersüchtigen unter das Ewige Eis tauchen.«

Im Boot herrschte so etwas wie eine mit Knallgas geschwängerte Luft. Jeder spürte es, und jeder zitterte vor dem Funken, der dieses Gemisch aus angestauter Aggression zur Explosion bringen konnte.

Belucci, der unter dem Vorwand, er habe Magenschmerzen, sich in der Sanitätsstation meldete, um auszukundschaften, was aus den Mädchen werden sollte, bekam vom Sanitätsmaat einen Tritt in den Hintern und flog hinaus in den Gang. Dort prallte er gegen den schwarzen Riesen Bill Slingman, der sich in den Finger geschnitten hatte und demonstrativ ein blutiges Handtuch zeigte, das er um seine Hand gewickelt hatte.

«Laß die faulen Tricks«, keuchte Belucci und zog sein Hemd straff.»Sie fallen nicht drauf rein! Die haben die Weiber eingeschlossen wie das Gold in Fort Knox! Nur die Offiziere können zu ihnen. Natürlich. Immer die Offiziere!«

Es gibt Worte, die gehen einem Menschen mehr unter die Haut als ein Stich. Und es gibt Worte, aus denen Revolutionen geboren, Regierungen gestürzt und Völker vernichtet werden. Proletarier aller Völker, vereinigt euch. Das ist zum Beispiel so ein Wort. Oder: Heil, mein Führer. Oder: Gott mit uns. Wenn man's auf Granaten und Bomben schreibt. Und eines dieser Worte, die unglücklicherweise Feuer in die Gehirne jagen, ist der Satz: Immer die Offiziere.

Der kleine glutäugige Belucci hatte ihn so dahergesagt… aber er flog sofort durch das ganze Boot und entzündete die Gemüter. Es war wie eine Kettenreaktion.

Die Offiziere! Immer die Offiziere!

Wir machen die Drecksarbeit, aber sie dürfen in ihren Kojen mit den Weibern huren.