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«Das ist nicht die richtige Art von Demokratie an Bord«, sagte Jim.

Porter. Bullig, massig, die Fäuste geballt, saß er im Torpedoraum und hatte seine Freunde um sich versammelt. Maschinenmaat Dustin Hollyday wußte noch mehr… er hatte es von McLaren erfahren, der ziemlich verstört und wütend zum Atomreaktor zurückgekommen war.

«Chief Collins hat sich geweigert, weiterzufahren. Der Alte will die Mädchen einfach aussetzen! Boys, einfach aussetzen.«

«So einfach ist das nicht!«Porter schlug die dicken Fäuste gegeneinander.»Auf einem Boot braucht jede Hand die andere Hand. Wenn zwanzig oder dreißig Hände ausfallen — «

«Du bist verrückt, Jimmy!«Bill Slingman, den man mit seiner Schnittwunde ebenfalls nicht ins Hospital gelassen hatte, sondern an die Verbandkästen verwies, tippte sich an die Stirn.»Die erschießen dich glatt! Wir haben Kriegsrecht an Bord.«

«Wenn wir uns alle einig sind.«

«Was nützt uns das?«Tamaroo, der stille Hawaiianer, hockte auf einem Torpedo und hatte wieder die Augen geschlossen. Wenn er sprach, hatte man den Eindruck, er spreche im Traum.»Du kannst doch nicht fünf Mädchen zwingen, die Runde durch dreihundert Män-ner zu machen.. «

«Da hat er recht!«sagte Belucci.»Es sind anständige Mädchen, und dies ist kein Puff auf großer Fahrt.«

«Wenn sie aber mit den Offizieren pennen«, schrie Porter.

«Das habe ich nicht gesagt!«Paolo Belucci hob abwehrend beide Arme.»Ich habe nur festgestellt, daß man nicht an sie herankommt!«

«Warten wir es ab, Boys. «Jim Porter streichelte den Torpedo neben sich, als sei er ein glatter Frauenschenkel. Er schien auch an so etwas zu denken, denn sein Arm begann plötzlich zu zittern.»Noch sind wir auf Tauchfahrt. Wenn der Alte die Mädchen loswerden will, müßte ich sie als Torpedo rausschießen! Stellt euch das mal vor.«

Er lachte dröhnend, streichelte wieder den Torpedo neben sich und küßte ihn schmatzend. Die andern fanden das gar nicht lustig. Sie saßen betreten herum und dachten daran, daß noch über zweihundertzwanzig Tage Fahrt vor ihnen lagen. Zweihundertzwanzig Tage in einem stählernen Riesenleib, den niemand sehen, niemand hören, niemand ahnen durfte. Zweihundertzwanzig Tage ein ständiges Hämmern auf die Nerven. Was das bedeutete, hatte man in den vergangenen dreiundneunzig Tagen schon erlebt. War das überhaupt auszuhalten?

Ein paar Stunden lang schien es, als sei in die POSEIDON I gar nicht diese teuflischste aller Versuchungen eingebrochen, die man für dreihundert Männer ersinnen kann. Das Boot machte normale Unterwasserfahrt, war auf zweihundert Fuß gegangen und schwebte fast lautlos durch die See auf dem alten Kurs nach Norden.

«Sie haben Collins nachgegeben, Sir?«fragte Dr. Blandy. Er saß bei Nicholson im Turm, ein sinnloser Aufenthaltsraum in dieser Lage, vor allem vor dem Sehrohr, auf dessen Sitz der Commander sich begeben hatte. Blandy hatte Nicholson gesucht, und erst der kleine Fähnrich Duff hatte gesagt:»Er sitzt im Turm.«

«Was will er denn da?«hatte Blandy entgeistert gefragt.

«Vielleicht allein sein, Doc. «Duff hatte dabei traurige Augen bekommen.»Er scheißt jeden an, der den Kopf in den Turm steckt.«

Nicholson hatte Dr. Blandy nicht angebrüllt, aber er sah ihn auch nicht an. Jetzt sagte er nur:»Wir sind also wieder per Sie, Paul?«

«Ich hätte dich für stärker gehalten, Jack.«

«Collins hatte mich überzeugt. Erkannte Wahrheiten sind keine Schwächen.«

«Du willst mit den Mädchen unter das Ewige Eis tauchen?«

«Was hast du anderes erwartet, nachdem du sie an Bord gebracht hast! Ich war bereit — «

«Ich weiß, Jack. Ich weiß, was ich dir alles an den Kopf geworfen habe. Aber ich weiß auch, daß du niemals die Mädchen hättest absaufen lassen! Es gab nur die eine Lösung, und mit ihr müssen wir jetzt leben! Und das wird verdammt schwer sein. Höllisch schwer!«Dr. Blandy setzte sich hinter Nicholson auf den herausklappbaren Hocker.»Das kleine rothaarige Biest hat mich bereits attackiert. Ich habe ihnen angedroht, sie zu narkotisieren. Die einzig Vernünftige scheint diese kühle Blonde zu sein.«

Nicholson schwieg, aber er spürte, wie ein angenehmes und zugleich alarmierendes Wärmegefühl in seinen Nacken drang. Sie heißt Monika Herrmann, dachte er. Deutscher Abstammung, sicherlich. Wie kommt sie in diesen Kreis von Mädchen, die ihre Jugend damit verschwenden, in der Welt herumzuziehen und die Männer aller Länder zu testen? Sie paßt nicht dazu, und sie war die einzige, die ihre Nacktheit nicht zur Schau stellte, kaum daß sie wieder richtig atmen konnte.

«Was wirst du antworten, wenn Admiral Adam wieder anruft?«fragte Dr. Blandy, als Nicholsons Schweigen ihm zuviel wurde.

«Befehl ausgeführt. Mädchen mit Rettungsinsel von Bord.«

«Das kostet dich deine Karriere, Jack. Unehrenhafte Entlassung aus der Navy. «Dr. Blandy beugte sich vor und stieß Nicholson in den Rücken.»Heißt das, daß du die Mädchen diese ganze Tour mitmachen läßt?«

«Ja.«»Und die dreihundert Kerle um sie herum?«

«Du garantierst mir dafür, daß die Mädchen nie das Lazarett verlassen!«

«Über acht Monate hinweg?«Dr. Blandy sprang auf.»Das ist undurchführbar, Jack!«

«Es ist dein Problem, Paul! Betrachte sie als Gefangene.«

«Selbst ein Gefangener hat es besser als sie. Sie werden dem nächsten Versorgungsschiff übergeben!«

«Und genau das können wir nicht. «Nicholson drehte sich herum. Seine Augen waren grau und kalt, aber in den Mundwinkeln zitterte die verborgene Erregung.»Für uns gibt es kein Versorgungsschiff. Du hast es den Mädchen vorhin selbst gesagt: Wir sind Gespenster! Es gibt nirgendwo eine Liste unserer Besatzung. Wir stehen auf keiner Gehaltsliste. Es gibt keine Unterlagen über uns. Jetzt sind wir fünf Gespenster mehr. Das ist alles.«

«Wir sollten sie wenigstens als Gäste der Offiziere betrachten, Jack.«

Nicholson schüttelte langsam den Kopf.»Nein! Das Wichtigste an Bord ist unsere Kameradschaft, ist das Vertrauen zueinander, ist die Zusammengehörigkeit aller, vom Matrosen bis zum Commander, für das große Ziel, das man uns gestellt hat.«

«Hipp-hipp-hurra!«sagte Dr. Blandy mit schiefem Gesicht.»Man hört den Admiral Lewis Adam. Jack, du bist ein Mensch und kein programmierter Roboter!«

«Warten wir es ab. «Nicholson erhob sich und zog die Schultern hoch, als stehe er in einem kalten Windzug.»Kein Bazillus, kein Virus, kein Gift ist gründlicher und tödlicher als eine Frau allein unter Männern! Und wir haben jetzt fünf davon.«

Dr. Blandy grinste.»Das war der Fanfarenstoß des ewigen Junggesellen.«

«Und du denke daran«, Nicholson tippte Dr. Blandy gegen den gewaltigen Brustkasten,»daß du in New Orleans eine Frau und drei Kinder sitzen hast.«

Er wandte sich ab, ging hinüber zur Kommandozentrale, nahm die Meldung von Oberleutnant Cornell entgegen, daß Kurs und Ge-schwindigkeit in Ordnung seien. Er verglich die letzten automatischen Aufzeichnungen und sprach kurz mit Collins. Dann sah er auf die Uhr.

Oben, über dem Wasser, begann jetzt die Abenddämmerung. In der Messe wurde der Tisch gedeckt, die Ordonnanzen servierten im weißen Jackett. Aus der kleinen Borddruckerei war die Speisekarte gekommen wie jeden Tag, so, als lebe man in einem Grandhotel neuester Art. Ein Unterwasserhotel, jawohl, genau das hatte noch gefehlt.

Gemüsecremesuppe — gebratener Truthahn mit Rosenkohl und Äpfeln — Kartoffelbrei — Caramelpudding mit Vanillesauce.

«Bernie, übernehmen Sie das Schiff«, sagte Nicholson zu Cornell.»Und entschuldigen Sie mich bei den Offizieren. Ich lege mich hin.«

«Ohne Essen, Sir?«

«Ohne. Gute Nacht.«

«Gute Nacht, Sir.«

Cornell sah dem Kommandanten nach. Er ging gerade wie bisher, auch jetzt während dieser Jahresübung korrekt gekleidet. Die etwas eckigen Schultern drückten sich durch den Uniformstoff, der Haaransatz über dem Kragen begann grau zu schimmern. Als die Tür des Commanderraumes leise zufiel, setzte sich Bernie Cornell auf den Stuhl der Bootszentrale.