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«Auf Befehl des Commanders übernehme ich das Boot!«sagte er in die Sprechanlage, wobei er alle Knöpfe drückte, damit jede Abteilung ihn hörte.»Kurs wie bisher.«

«Kein gemeinsames Abendessen?«fragte Collins zurück.

«Nein!«Cornell schaltete alles ab bis zum Navigationsraum.»Frank, der Alte macht ein Gesicht, als habe er zwei Torpedos gefressen! Wir schleichen uns also nicht an die Küste heran?«

«Nein!«

«Wir nehmen die Mädchen also wirklich mit?«

«Ja.«

«O Maria und Joseph!«

«Die können hier am allerwenigsten helfen!«Collins lachte.»Bis nachher zum Essen, Bernie.«

In der Nacht wurde Commander Nicholson geweckt. Dr. Blandy rüttelte ihn an den Schultern, so heftig, daß Nicholson zweimal mit dem Kopf gegen die Kojenwand schlug.

«Bist du wahnsinnig?«schnaufte Nicholson und setzte sich.

«Jack, du hast einen Schlaf wie ein Grizzlybär im Winter! Du mußt sofort raus!«

Nicholson schnellte hoch. Er lauschte… das Boot lag ruhig im Wasser, die Elektromotoren waren kaum zu hören. Kein fremder Laut, kein alarmierendes Geräusch. Er drückte die Knöpfe der Rundsprechanlage. Auf allen Stationen herrschte Nachtruhe. Nicholson sah Dr. Blandy fragend an.

«Schalt aus, Jack«, sagte Blandy leise.

Nicholson stellte die Sprechanlage aus und angelte seine Jacke von der Stuhllehne.

«Es ist nicht das Boot. «Dr. Blandy holte tief Atem.»Es ist. Jack, ich wollte es nicht allein regeln, du hättest es doch bald erfahren. Die Weiber sind weg aus dem Lazarett.«

«Paul!«Nicholson fuhr herum. Er knöpfte sich gerade den Rock zu. Seine harten Augen waren in diesem Moment selbst für Blandy unerträglich… er blickte zur Seite.»Du hast die Verantwortung übernommen.«

«Ich weiß, ich weiß. Aber auch ein Paul Blandy muß mal schlafen. Oder soll ich mich wie ein Hund vor die Tür legen? Das hat Sanitätsmaat White getan. Komm mit und sieh dir das an. Mehr kann ich dir im Augenblick nicht sagen.«

Sie liefen den Hauptgang hinab, bogen um die Ecke und öffneten die Tür des Hospitalvorraums, in dem Sanitätsmaat White als Wachhabender der Station sein Bett stehen hatte.

White lag auf der Decke, fachmännisch mit Mullbinden gefesselt, an Händen und Füßen, im Mund einen Knebel aus Zellstoff. Er starrte aus weiten Augen den Commander an und begann laut zu ächzen und sich im Liegen krampfhaft zu bewegen. Aber die Fesseln saßen fest und verrutschten nicht einen Millimeter.

«Mullbinden sind etwas Herrliches«, sagte Dr. Blandy ironisch.»Die sitzen wie angewachsen.«

Nicholson beugte sich über White und holte ihm den völlig durchspeichelten Zellstoffknebel in Stücken aus dem Mund. White atmete tief durch, sein Atem röchelte ein wenig, dann sagte er laut:»So eine Sauerei, Sir — «

«Wer war das, White?«fragte Nicholson mit einer gefährlichen, eisigen Ruhe.

«Wenn ich das wüßte, Sir. «White setzte sich im Bett auf. Dr. Blan-dy hatte ihm die Hand- und Fußfesseln durchschnitten.»Ich liege hier und lese eine harmlose Krimigeschichte, da haut mir jemand über den Schädel, und Funkstille ist. Sir, ich habe keinen hereinkommen sehen, ich hatte ja die Tür im Auge. Es muß eines der Mädchen gewesen sein.«

«Die Tür war auch abgeschlossen, White!«röhrte Dr. Blandy.»Ich selbst habe sie. White! Waren Sie im Raum zwei?«

«Ja, Sir.«

«Warum?«

«Miß Hankow rief über das Zimmertelefon, ihr sei schlecht geworden. Da habe ich ihr ein Mittel gebracht.«

«Und vergessen, die Tür wieder abzuschließen.«

«Es muß so sein, Sir. «White saß mit Unglücksmiene im Bett.»Als ich aufwachte, war ich gefesselt.«

«Natürlich! Wenn Weiber sich eine Jacht mieten, um zu den Eskimos zu segeln, können sie auch anständige Knoten machen!«Dr. Blandy gab White einen Stoß vor die Brust, der kippte nach hinten und blieb wie ein geschlagener Junge ängstlich und demütig liegen.

«Komm!«sagte Nicholson und wandte sich ab.

«Wohin, Jack?«

«Auf die Suche. Ich will sehen, wo die Süßen geblieben sind.«

«Und wenn du's weißt? Was willst du tun?«

«Das wird die Situation ergeben!«

Nicholson schlug die Tür des Lazaretts zu und starrte den langen Gang hinunter. Links, in einem Quergang, lagen die Räume der Offi-ziere, rechts die Zimmer der technischen Besatzung. Die Tür zur Offiziersmesse stand offen. Das Schott zum Mannschaftsteil war geschlossen. Nicholson ging zum Telefon und drückte den Knopf ZENTRALE.

«Hier spricht der Commander. Wer ist im Kommandoraum?«

«Fähnrich zur See Duff, Sir«, sagte eine jugendliche Stimme.

Nicholson zog die Unterlippe zwischen die Zähne.»Wo ist Oberleutnant Cornell?«

«Ich habe ihn abgelöst, Sir.«

«Warum nicht Leutnant Curtis?«

«Ich habe auf Wunsch von Leutnant Curtis die dritte Wache gegen die zweite getauscht, Sir.«

«Danke. «Nicholson hängte ein und blickte auf die Türen der Offiziersräume. Dr. Blandy legte ihm vorsichtig die Hand auf den Arm.»Jack, leg dich hin«, sagte er fast väterlich.»Im Augenblick kannst du doch nichts ändern.«

«Ich will es sehen, Paul. Ich will sehen, wozu meine Offiziere fähig sind. Männer, die man als die Elite der Navy betrachtet, die man aus Tausenden herausgesucht hat als die Besten und Härtesten. Erst dann glaube ich es, wenn ich es gesehen habe.«

«Jack, bleib hier«, sagte Dr. Blandy noch einmal eindringlich.

Nicholson schüttelte Blandys Hand ab und ging mit steifen Schritten den dämmerigen Gang hinunter. An Bernie Cornells Tür blieb er stehen und legte die Hand auf die Klinke. Dann drückte er sie hinunter und riß die Tür mit einem Ruck auf. Die Kajüte war nur durch eine Nachttischlampe erhellt, aber das Licht reichte aus, um Joan Hankow zu erkennen, die, eng an Bernie geschmiegt, zufrieden schlief. Ihr schwarzes Haar war um seine rechte Hand gewickelt. Es schien, als ob beide im Nachspiel ihrer Liebe eingeschlafen wären. Die Decke war verschoben und gab Joans Rückenlinie bis zu den schönen Hügeln der Pogegend frei.

Cornell schien Nicholsons harten Blick im Schlaf wie einen Stich zu fühlen. Er schlug die Augen auf, erstarrte und blieb liegen. Vorsichtig versuchte er, seine rechte Hand aus Joans Haaren zu lösen.

«Oberleutnant Cornell, Sie melden sich morgen früh um acht bei mir. Das Mädchen bringen Sie sofort zurück ins Lazarett.«

«Aye, aye, Sir.«, stammelte Cornell. Er bekam einen roten Kopf, und es war echte Scham, die ihn lähmte. Nicholson warf die Tür zu und strich sich über die Augen. Sie brannten plötzlich. Dr. Blan-dy hakte sich bei ihm unter.

«Komm zurück, Jack«, sagte er leise.»Genügt das nicht?«

«Nein! Ich mache keine halben Sachen!«Nicholson ging zur nächsten Tür, hinter der Leutnant Curtis hauste. Auch sie war nicht abgeschlossen, wie es an Bord befohlen war, damit die Leute im Falle eines Alarms sofort hinausstürzen konnten.

Curtis war wach und rauchte eine Zigarette, als die Tür aufflog. Neben ihm saß nackt und mit wilden Haaren Lili Petersen und knabberte an einem Stückchen Schokolade. Sie war keinesfalls verlegen. Sie nickte dem Commander sogar freundlich zu. Curtis sprang aus dem Bett und nahm Haltung an. Ein verrücktes Bild! Ein nackter Offizier, der salutiert.

«Sir, ich. «Curtis setzte zu einer Rede an. Nicholson winkte ab.

«Um acht Uhr früh bei mir!«sagte der Commander knapp.»Das Mädchen zurück zum Lazarett, marsch, marsch!«

«Aye, aye, Sir. «Curtis blieb stramm stehen, während Lili kicherte und die Schokolade von den Fingern leckte. Nicholson sah sie kurz an. Es war ein Blick, den sogar Lili verstand. Das Lachen war ihr plötzlich vergangen.

«Ich bin keine Hure, Commander«, sagte sie.