Выбрать главу

«Und mein Boot ist kein Puff!«

Er stampfte hinaus und warf die Tür zu. Dr. Blandy hielt ihn fest, aber Nicholson riß sich mit einem Ruck wieder los.»Ich weiß, was du mir erklären willst, Paul«, sagte er heiser.»Und wenn sie zwei oder drei Jahre keine Frau gehabt haben — von einem Offizier verlange ich, daß er immer Vorbild bleibt. Was in dieser Nacht passiert ist, ist für unser Boot tödlicher als eine magnetische Wasserbombe!«

Vorbild, dachte Nicholson. Mein Gott, glaube ich denn selbst daran? Wie glatt die großen Worte von den Lippen kommen! Er ging langsam weiter und dachte an die letzten Stunden, an seine Gedanken, die sich mit Monika Herrmann beschäftigt hatten. Er sah sie ganz deutlich vor sich, wie sie schlank und mit blanken blauen Augen vor ihm stand, und wie sich die Formen ihres Körpers durch das dünne Bettuch drückten. Mit diesem Bild war er eingeschlafen, und jetzt lief er herum und suchte sie, in irgendeinem Bett, an einen Mann geschmiegt und glücklich.

Nicholson atmete einmal tief durch. Sein Herz begann zu schmerzen. Was mache ich, wenn ich sie finde, dachte er. Wenn ich eine Tür aufreiße, und sie liegt vor mir?

Vorbild sein.

Es war ein fürchterlicher Gang, den Nicholson jetzt durch sein Boot machte. Er riß jede Tür auf, blickte in die Kojen und knallte sie wieder zu, bevor die Männer aus den Betten springen und strammstehen konnten. Nur McLaren schlief weiter. Er hatte im Maschinenraum bis nach Mitternacht Dienst gemacht. Er war verliebt in sein kleines Atomkraftwerk, und Jimmy Porter, der Bulle, behauptete, wenn es möglich wäre, würde er mit seiner Maschine lauter kleine Atombrennerchen zeugen.

Chief Collins' Tür war verschlossen. Nicholson zog an der Klinke und hieb dann mit der Faust gegen das Holz. Von innen kam ein knurrender Laut.

«Wer ist da?«fragte Collins schließlich, nachdem Nicholson noch dreimal gegen die Tür gedonnert hatte.

«Der Commander.«

«Ich habe jetzt keinen Dienst, Sir!«rief Collins zurück.

«Machen Sie auf, Collins! Sie wissen, daß es verboten ist, an Bord die Türen abzuschließen!«

«Ich habe nichts zu berichten, Sir!«

«Machen Sie auf, verdammt, sonst tret ich die Tür ein!«brüllte Nicholson. Sie ist drin, durchzuckte es ihn. Monika Herrmann bei Frank Collins! Ich kann jetzt verstehen, daß man aus Eifersucht töten kann. So idiotisch es ist, aber es gibt im Leben Sekunden, da die

Vernunft wie weggeblasen ist.

«Machen Sie auf, Collins!«schrie Nicholson. Seine Stimme hatte sich verändert. sie war so hell und laut wie eine Fanfare.

Collins machte die Tür einen Spalt auf. Er trug eine knappe Badehose, sonst nichts; und er roch nach Whisky. Seine Fahne verschlug Nicholson beinahe die Sprache.

Nicholson warf sich gegen die Tür, schleuderte damit Collins zurück und stürzte ins Zimmer. Im Bett lag süß und mit angezogenen Beinen das kleine Luderchen Dorette Palandre. Auf ihren spitzen Knien balancierte sie ein Glas Whisky.

«Sie sind ein grober Mensch, Sir«, sagte sie, als Nicholson sie anstarrte. Daß er gleichzeitig tief aufatmete, sah sie nicht.»Ich habe Ihnen doch gesagt, was ich brauche. Seife, Lippenstift und einen Mann. Franky ist wirklich ein süßer Boy.«

Nicholson drehte sich herum. Collins lehnte an der Wand, sein schiefer Pfeifenmund drohte nun vollends aus den Fugen zu geraten.

«Sie war plötzlich in meinem Bett«, sagte er.»Sir, ich bin kein Stein!«

«Um acht Uhr bei mir, Süßer!«sagte Nicholson kochend vor Wut.»Das Mädchen raus — aber dalli!«

Er warf die Tür zu, ehe Collins antworten konnte. Wo ist sie? dachte er und spürte, wie Schweiß auf seine Stirn trat. Das war die letzte Offizierskammer. Es fehlten noch zwei: Das rote Früchtchen Evelyn Darring und sie. sie!

Er dachte an seine Matrosen, an die Betten übereinander und Reihe neben Reihe, und mitten unter ihnen, von Koje zu Koje wandernd, wie man eine Schnapsflasche weiterreicht von Mund zu Mund.

Ihm wurde plötzlich so elend, daß er stehenblieb und sich an irgendeinem Leitungsrohr festhielt. Dr. Blandy kam schnell zu ihm.

«Ist was, Jack?«

«Nein!«Nicholson schüttelte mühsam den Kopf.»Es geht mir nur an die Nieren, begreif das doch. Meine Offiziere. «Er ließ das Rohr los und zog seine Jacke mit einem Ruck gerade.»Zu den Mannschaften, Paul.«

Sie durchliefen die Mannschaftslogis, blickten in die Betten und hasteten weiter, ehe die Schläfer begriffen, was da an ihnen vorbeigestürmt war. Bei den Maaten, die zu viert in einem Raum schliefen, war ebenfalls Ruhe, nur der riesige Neger Bill Slingman war noch wach und starrte vor sich hin. Er sprang auf, als er den Commander erkannte.

«Warum schlafen Sie nicht?«fauchte ihn Nicholson an.

«Ich muß an Alabama denken, Sir. «Der Riese sah Nicholson mit traurigen Augen an.»So ein enges Boot, und immer unter Wasser. Wie schön sind die unendlichen Baumwollfelder in Alabama, Sir.«

Weiter. Von Raum zu Raum. Bei seinen geliebten Torpedos schlief Jimmy Porter, ein Fleischberg, der stark nach Schnaps duftete.

Endlich, im Turbinenraum, den man selten betrat, weil die Turbinen vom Maschinenstand aus kontrolliert wurden, fanden sie den kleinen Belucci. Er hatte seine Decke dabei und lag nun schlafend mit der rothaarigen Evelyn auf dem Boden — zwei Körper, im Schlaf so miteinander verschlungen wie ein vielarmiger Wurzelstock. Nicholson trat Belucci in den Rücken. Der Sizilianer wachte auf, erkannte seinen Commander, wollte hochspringen, aber Evelyns Arme und Beine umklammerten ihn fest.

«Sir.«, stammelte Belucci und schämte sich schrecklich.»Ich kann nicht hoch.«

«Das konnten Sie vorher um so besser!«Nicholson trat zurück.»Um acht Uhr bei mir! Das Mädchen sofort zurück!«

«Aye, aye, Sir!«Belucci grüßte im Liegen, eingefangen von Evelyns Gliedern. Ein Anblick, der selbst Nicholson nicht unbeteiligt ließ. Rasch verließ er den Turbinenraum, denn er konnte sich das Lachen nicht verbeißen.

Wo ist Monika? dachte er. Was bleibt jetzt noch übrig vom Boot? Bei wem ist sie untergekrochen? Haben wir sie übersehen? Liegt sie versteckt in einem Bett bei den Mannschaften?

«Zurück!«sagte Nicholson rauh.»Noch einmal die Logis!«

«Warum?«Dr. Blandy blieb im breiten Gang stehen.»Wir sind durch.«»Ich kann noch bis fünf zählen!«schnaubte Nicholson.»Eine fehlt!«

«Der sportliche Typ? Hab ich dir das nicht gesagt?«Dr. Blandy winkte ab.»Die ist die einzige, die brav in ihrem Bett liegt.«

Nicholson war es, als habe man ihm in den Nacken geschlagen. Ein heißer Strom durchlief ihn. Die Jacke wurde plötzlich zu eng, und er hatte große Lust, sie vom Körper zu reißen.

«Sie ist im Lazarett?«sagte er heiser.

«Ja. Ich dachte, ich hätte dir das gleich am Anfang — «

«Das will ich sehen!«

Sie rannten zum Lazarett zurück, stürmten an dem erschrockenen White vorbei und rissen die Tür zu Raum zwei auf. Monika Herrmann lag in ihrem Bett und las in einem Buch der Bordbibliothek. Die gesammelten Erzählungen von Hemingway.

«Klopfen Sie nie bei einer Dame an, wenn Sie hereinkommen, Sir?«fragte sie.

Nicholson ballte die Fäuste. Ich könnte sie umarmen, dachte er. Ich könnte sie aus dem Bett reißen und hinübertragen in mein Zimmer. Ich könnte auch nur ihre Hand küssen und >Danke< sagen. Vielleicht versteht sie es.

«Warum sind Sie nicht auf Männerjagd wie die anderen?«fragte Nicholson. Er sagte dies grob, um die Zärtlichkeit, die in seiner Kehle lag, zu verbergen.

«Trauen Sie mir so etwas zu, Commander?«sagte sie und warf das Buch auf den Boden.

«Sie gehören zu dem Klub, Miß Herrmann.«

«Ich wußte, warum ich das Buch weggeworfen habe. sonst hätten Sie es jetzt am Schädel!«Monika Herrmann streckte sich aus. Nicholson ahnte ihren nackten Körper unter der dünnen Decke, und sein Blick verfolgte die Linie ihres Leibes und die Wölbungen ihrer Brüste. Vorbild, Jack, sagte er streng zu sich. Vorbild! Für dich ist dieses Mädchen ein geschlechtsloses Wesen.