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Commander Nicholson legte die geballte Faust auf die Bibel. Tamaroo betrachtete sie wie einen unbekannten Felsstein.

«Sie haben keine Ahnung, Tamaroo?«sagte Nicholson halblaut.»Sie haben nie etwas von einem Streit um die Girls an Bord gehört?«

«Bei uns nicht, Sir. «Tamaroo sah Nicholson offen an.»Warum auch Streit um die Mädchen? Es hieß sofort, als wir sie auffischten: Die sind nur für die Offiziere.«

«Danke, Matrose Tamaroo. Sie können gehen!«sagte der Commander kalt.

Tami Tamaroo grüßte eckig, machte kehrt und verließ die Offiziersmesse. Die Offiziere hinter dem Tisch blickten betreten zur Wand. Die völlige Stille war zentnerschwer, und in diese Stille hinein sagte Nicholson laut:

«Er sagt die Wahrheit! Meine Offiziere sind ein Sauhaufen!«

«Sir!«Oberleutnant Hynes sprang auf. Sein Gesicht, durch eine Narbe verunziert (er war stolz auf sie, denn es war ein >Souvenir< an Nordvietnam), zuckte heftig.»Im Namen aller Offiziere darf ich Ihnen sagen, daß wir.«

«Setzen Sie sich, Hynes!«brüllte Nicholson.»Nur weil Sie Dienst im Raketenleitstand hatten, waren Sie verhindert, eines der Mädchen ins Bett zu nehmen!«

«Wir werden dafür vor Gericht gehen, Commander!«sagte Hynes brüchig. Er zitterte vor Empörung.»Mein erster Gang an Land wird sein — «»Wenn wir jemals Land erreichen, Hynes!«unterbrach ihn Nicholson.»Mein Gott, sind Sie dämlich! Das hier ist kein Boot der US-Navy mehr, das hier ist eine schwimmende Hölle! Oberleutnant Cornell — «

«Sir?«Bernie sprang auf.

«Sie haben mit Miß Hankow geschlafen! Stimmen Sie zu, daß ich die Mädchen in einer Stunde mit ihrem Gummifloß aussetze?«

«Nein, Sir!«

«Na also! Was wollen wir dann?«Nicholson erhob sich resignierend.»Fangen wir also an, oder besser, setzen wir es fort — uns gegenseitig umzubringen. Wegen ein paar gespreizter Schenkel! Himmel, ihr kotzt mich alle an!«

Er stieß seinen Stuhl nach hinten — so heftig, daß er umstürzte. Dann nahm er seine Mütze vom Tisch und verließ die Offiziersmesse.

«Ich setze die Vernehmungen fort«, sagte Bernie Cornell leise, als die anderen Offiziere betreten herumstanden.»Die Anwesenheit der Mädchen an Bord steht jetzt nicht zur Debatte. Unter uns lebt ein Mörder, und jeder von uns sollte ein persönliches Interesse daran haben, nicht das nächste Opfer zu sein.«

«Der nächste wird der sein«, sagte Oberleutnant Hynes,»der die freigewordene Evelyn Darring an sich reißt! Aber darauf ließe ich's ankommen!«

Er grinste, und die anderen Offiziere lächelten. Sie setzten sich wieder. Cornell übernahm jetzt den Vorsitz.

«Der nächste!«schrie er gegen die Tür.»Der nächste verdammte Lügner!«

Dr. Blandy führte unterdessen einen aufreibenden Dreifrontenkrieg: Im Raum zwei des Lazarettes tobten die Mädchen und trommelten mit den Fäusten gegen die Tür. Sie hantierten brutal mit allem irgendwie greifbaren Mobiliar und zerstörten nach und nach systematisch die Krankenstation zwei. Vor der eisernen Tür stand beleidigt der schwarze Riese Bill Slingman, einen Revolver offen im Gür-tel. Er sagte mit Nachdruck:»Doch, ich weiß, wie hysterische Weiber sind. Als ich noch boxte, saßen sie rund um den Ring. Trotzdem, es geht einem schon langsam auf die Nerven, wenn sie dich ständig einen dreckigen Nigger schimpfen.«

Im Nebenraum standen die sieben Sanitäter der POSEIDON I und weigerten sich, den Raum zwei zu betreten, nachdem Lili Petersen dem Sanitätsmaat Blides, der kam, um zu schlichten, einfach die Hose vom Leib gerissen hatte.

«Sie sollten die Weiber rauslassen, Doc!«sagte Blides.»Türen auf und hinein zur Mannschaft. Die kommen zu Ihnen dankbar zurück, auf dem Bauch kriechend. Allein Jimmy Porter.«

«Halt's Maul, du Sau!«sagte Blandy grob.»Schließ die Tür auf!«

«Doc, die wilden Hyänen zerfleischen Sie!«

«Dazu gehört etwas! Tür auf!«

Der Sanitätsmaat schloß die Tür auf. Bill Slingman legte die Hand auf seinen Revolver. Ein schwerer Gegenstand polterte gegen die Tür, begleitet von wildem Gekreisch und grellem Gelächter.

Blandy stieß die Tür auf, stieg über den Nachttisch, der vor der Tür lag, und betrat das Zimmer. Als Slingman einen Blick hineinwerfen wollte, bekam er die Tür gegen die Nase und zog sich brummend zurück.

«Sie sind nackt!«sagte er zu den Sanitätern.»Tatsächlich! So schnell der Doc die Tür zuschlug… ich hab noch 'ne nackte Brust gesehen! Boys, und was für eine!«

Im Zimmer wurde es plötzlich still. Dr. Blandy sah sich um. Monika Herrmann saß ruhig auf ihrem Bett. Es war das einzige heile Bett, die anderen waren in ihre Einzelteile zerlegt und als Wurfwaffen benutzt worden. Die Matratzen waren aufgeschlitzt, zerfetzt. die Schaumgummiflocken lagen auf dem Boden wie bunter Schnee. Die weißlackierten Nachttische, obgleich aus Metall, waren schiefgetreten und verbogen. Mitten im Chaos standen Joan, Lili, Evelyn und Dorette, schwitzend vom Toben und heiß vor lauter Zerstörungswut. Nur Dorette war nackt, die anderen trugen Jeans und Blusen. Sie starrten Dr. Blandy unter zerwühlten Haaren an und schienen nur den Atem anzuhalten, um sich gleich schreiend auf ihn zu stürzen und ihn womöglich zu entmannen.

Dr. Blandy machte eine allumfassende Handbewegung. Er sah aus wie ein unerschütterlicher Riese, aber unter seiner Hirnschale klopfte es verdächtig. Das ist tatsächlich so etwas wie Angst, dachte er. Die verrückten Weiber lehren mich das Gruseln. Ich sollte Sling-mans Revolver holen und sie erschießen. Das wäre die einfachste Lösung. Man kann dreihundert Männer damit retten. nein, nur noch zweihundertneunundneunzig.

«Das ist weibliche Logik«, sagte er mit gewaltigem Stimmaufwand.»Wo wollen Sie denn jetzt schlafen? Glauben Sie nicht, daß Sie neue Betten bekommen! Von jetzt an können Sie meinetwegen auf dem Boden liegen!«

«Ich scheiße auf Ihre Betten!«sagte Lili Petersen ziemlich unfein.

Blandy nickte.»Bitte. Niemand hindert Sie daran. Mich wundert, daß Sie es noch nicht getan haben. Es ist ein beliebtes Spiel der Irren, mit Exkrementen zu schmieren.«

«Sie Mordsferkel!«sagte Dorette Palandre.»Wenn wir wieder zu Hause sind, nehmen euch unsere Väter alle auseinander! Sie und diesen Stock von Commander! Ihr lächerlichen Uniformfurzer!«

«Lernt man das auf dem College, Süße?«sagte Dr. Blandy ruhig.»In der Literaturstunde? Wie vervollständige ich meinen Wortschatz?«Er gab dem Nachttisch zu seinen Füßen einen gewaltigen Tritt. Er flog durch den Raum und knallte wie ein Geschoß gegen die Wand. Die Mädchen zuckten unwillkürlich zusammen.»Um Sie aufzuklären«, fuhr Blandy fort,»sollten Sie wissen, daß die Wände aus Doppelstahl mit einer Isoliereinlage bestehen. Sie können also Tag und Nacht toben. die Wände brechen Sie nicht durch. Auch die Tür nicht. und vor dieser Tür steht unser Bill Slingman.«

«Ein dreckiger Nigger!«schrie Joan Hankow.»Er hat mich angefaßt und ins Zimmer zurückgestoßen. Ein Nigger! Wissen Sie, was dem passiert, wenn ich das meinen Brüdern in Georgia erzähle? Die jagen ihn wie einen tollwütigen Hasen!«

«Dieser Nigger ist einer der höchstdekorierten Soldaten der Navy, siebenmal verwundet und immer dabei, wenn es gilt, der Welt die Ruhe zu bewahren, jene Ruhe, die es Schmarotzern wie Ihnen erlaubt, durch die Welt zu fahren auf Papas Kosten und die ganze schöne Welt zu einem einzigen riesigen Geschlechtsteil zu degenerieren!«

«Sparen Sie sich diese Mühe, Doc!«Monika Herrmann winkte ab.»Sie verstehen es doch nicht.«

«Aber du, was?«schrie Evelyn Darring. Sie schüttelte ihre zerzauste rote Mähne.»Warum bist du eigentlich mitgefahren? Ob Sie's glauben oder nicht, Doc, sie hat während der ganzen Reise nicht einen einzigen Mann im Bett gehabt! Und es waren Kerle darunter! Männer wie du, Doc, du Traum von einem Mann.«

«Ihr Traummann Paolo Belucci hat's nicht überlebt«, sagte Blandy langsam.»Er ist ermordet worden. Das wollte ich Ihnen bloß sagen, meine Damen. Und nun toben Sie weiter. Das entspannt. Guten Tag.«