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Er führte mich zu einer Reihe von Aufzügen. »Krakatau Dome ist«, begann er in lehrhaftem Ton, »eine perfekte Halbkugel, bis auf das Rohr an der Spitze, das zum Terminal an der Oberfläche geht. Diese Halbkugel hat einen Durchmesser von zweitausend Fuß und ist tausend Fuß hoch, von den Drainagepumpen, den Lagerhäusern und so weiter einmal abgesehen, die sich am Boden der Kuppel befinden, Station K überhaupt nicht zu erwähnen.«

»Ah, ich verstehe«, sagte ich und hörte ihm kaum zu, denn ich schaute in jedes Gesicht in der Hoffnung, Bob zu sehen.

»Diese Pumpen halten uns die See draußen. Kein Beben, sagt man, kann die Kuppel selbst beschädigen. Dafür wäre mindestens Stärke acht nötig, vielleicht sogar neun oder zehn. Aber selbst ein kleineres Beben, das sich auf eine falsche Stelle auswirkt, könnte unter uns den Fels irgendwie aufreißen, hätten wir die Edenit-Beschichtung nicht. Dann geht’s wummm! Und die See würde einbrechen.«

Ich schaute ihn an. Solche Möglichkeiten schien er zu genießen.

»Jim, nimm’s nicht so tragisch«, meinte er tröstend. »Ich weiß, es ist wahr, daß wir am Rand einer aktiven seismischen Zone leben. Na, und? Richtig, wenn die Pumpen versagen und sich der Grundfels spaltet, dann bricht die See ein, aber da gibt es dann immer noch eine Überlebensmöglichkeit. Natürlich nicht unten auf Station K. Die wäre mit Sicherheit erledigt. Aber die Kuppel selbst ist in Oktanten eingeteilt, und jeder kann in einer Sekunde völlig versiegelt werden.

Natürlich«, fügte er nachdenklich hinzu, »wäre es immerhin möglich, daß wir keine Sekunde Zeit hätten. Besonders dann nicht, wenn etwas mit der Energieversorgung wäre und die automatischen Oktanten-Barrieren nicht funktionierten.«

Ich ließ ihn reden. Warum auch nicht? Er versuchte einer Landratte Angst einzujagen, aber ich war ja keine Landratte, egal was er auch von mir dachte. Ich liebe die Tiefen viel zu sehr, als daß ich sie mir als Feind vorstellen könnte.

Als wir etwa ein Dutzend Decks hinter uns hatten, sagte ich: »Das reicht jetzt, Harley. In Ordnung? Ich möchte nach Bob suchen.«

Er lachte. »Geht dir wohl unter die Haut, eh?« Aber so, wie er das sagte, klang es falsch, nicht liebenswürdig, wie es wohl hätte klingen sollen. »Wir haben noch ein ganz schönes Stück zum Deck Null. Das hier ist die Einkaufszone. Schauen wir uns doch mal um.«

Wir waren in einer Straße mit vielen Menschen. Eigentlich sah sie kaum anders aus als eine Einkaufsstraße oben, wenn man davon absah, daß hier das Licht aus Troyon-Röhren kam, die in die Metalldecken vierzig Fuß über uns eingebaut waren.

Wir kamen auch an SD-Theatern und Restaurants vorbei. Überall gab es sehr viele Menschen, Zivilisten und Mannschaften von den Tiefsee-Frachtern und Passagierschiffen und die Männer von der Flotte in Uniform. Auch Kadetten in den scharlachroten Ausgehuniformen sah ich, doch Bob war nicht darunter.

Wir fuhren auf einem Rollweg zur nächsten Radiale, dann zurück zu den Elevatoren. Harley schaute auf seine Uhr. »Die Kuppel hat ungefähr hundert Meilen Straßen, und wenn du alle Rollwege abklapperst, die mit vier Meilen in der Stunde dahinschleichen, dann brauchst du ungefähr vier Tage, um die ganze Kuppel abzusuchen. Eskow wird vermutlich in einem Gebäude sein, an dem du vorbeigehst. Gib lieber auf und komm mit mir nach Hause.«

»Noch ein Deck wollen wir versuchen«, schlug ich vor.

Wir gingen also zum nächsten Deck hinauf. Dort gab es Schießbuden, Pinballmaschinen und Andenkenläden, die kleine Plastikmodelle der Kuppel verkauften. Sie wurden in Kartons verpackt, so daß man sie gleich verschicken konnte. Hier sahen wir viele Uniformen, aber keinen Bob.

»So, für mich ist das jetzt alles«, erklärte Harley Danthorpe. »Geh doch mit ‘rauf zum nächsten Deck. Da lebt meine Familie. Du kannst ja dort auch suchen, genauso gut wie sonstwo.«

In der Straße oben gab es viele teuer aussehende Restaurants. Wir nahmen den Rollsteg durch die Sicherheitsmauer in den Wohnoktanten, wo die Danthorpes lebten. Hier waren die Straßen breiter, und unter den Troyon-Lichtern waren neben den Rollwegen schmale, sehr gepflegte Rasenstreifen. Die Wohnhäuser sahen nach Reichtum aus. An den Toren standen teure Robotbutler.

»Na, komm schon mit herein«, schlug Harley Danthorpe gastfreundlich vor. »Und bleib zum Dinner. Meines Vaters Chefkoch kann .«

»Danke«, sagte ich und schüttelte den Kopf. Danthorpe hob die Schultern und verließ mich. Ich fuhr weiter zur nächsten Sicherheitsmauer.

Hier sah es ganz anders aus. Ich befand mich im Finanzdistrikt, die Geschäftsstunden waren vorüber, die Straßen waren leere Tunnels aus Glas, Granit und Edelstahl. Hier konnte ich Bob ganz bestimmt nicht finden. Aber ich fuhr weiter zum nächsten Oktanten.

Hier ging es lebendiger zu. Es war ein Wohnviertel für die weniger Reichen, also die Büroangestellten und Fabrikarbeiter, die Familien der Flottenangehörigen und die Mannschaften der Handelsschiffe der Tiefsee. Luxus gab es hier nicht. Die Läden waren hier klein, und darüber lagen Wohnungen. Männer in Unterhemden lasen Zeitungen auf den Balkonen, Kinder liefen herum und machten Lärm, und Frauen in Hausmänteln holten sie von der Straße ins Haus.

Hier würde ich Bob wohl auch nicht finden. Eben wollte ich dieses Viertel verlassen - da sah ich Bob!

Er sprach mit einem kleinen, verrunzelten Chinesen, mit dem Mann, den ich unten in unserem Quartier gesehen hatte.

Ich wollte schon zu ihm laufen, aber ich überlegte es mir doch anders. Gerne gab ich das nicht zu, doch mir schien, hier ging etwas vor, und mir gefiel es nicht, daß sich mein Freund Bob Eskow auf solch offensichtlich zwielichtige Sache einließ. Ich war kein Spion, dem es Vergnügen bereitete, einen anderen zu beschatten, um ihn auf einer bösen Tat zu ertappen. Aber hier verstand ich einiges nicht, doch ich mußte warten, bis ich wenigstens ahnte, was hier gespielt wurde.

Und die beiden benahmen sich, das muß gesagt werden, merkwürdig. Es war fast so, als wüßten sie, daß jemand ihnen folgte. Sie sprachen kurz miteinander, dann trennten sie sich. Bob kniete nieder, um an seinen Schuhen etwas zu tun und schaute sich heimlich dabei um. Der kleine Chinese trippelte ein Stück weg, warf eine Münze in einen Kaugummiautomaten und spähte ebenfalls in die Runde. Ich hielt mich im Hintergrund.

Erst als sie auf dem Rollsteig schon fast die Trennmauer erreicht hatten, sprang ich auf und folgte ihnen so nahe, wie ich es gefahrlos tun konnte. Wir glitten tiefer, zu einer Elevatorbank, dann noch weiter nach unten.

Ich kam mir vor wie ein verbundener Daumen. Meine rote Uniform war die schlechteste Verkleidung für einen Nachwuchsagenten bei einem Geheimauftrag. Ich kam mir sehr närrisch dabei vor. Die Zeit, mir um meine Gefühle Sorgen zu machen, hatte ich jedenfalls nicht, ich mußte ja bei ihnen bleiben.

Bob stand nun schon in einer Reihe hinter drei lauten Tiefsee-Männern vor einem Elevator, der nach unten ging. Der Chinese hatte einen Penny in eine Nachrichtenmaschine gesteckt und stand so über das Lesepult gebeugt, daß er, wenn er die Augen hob, den ganzen Platz vor der Liftreihe im Blick hatte. Je vorsichtiger sich die beiden benahmen, desto überzeugter war ich, sie müßten etwas in Schild führen.

Ich hielt mich nun auch an die Taktik. Ein paar Kadetten von einem im Dock liegenden Trainings-Tiefsee-Schiff, der Simon Lake, wie ich ihren Emblemen entnahm, standen vor einem Schaufenster. Dort war eine Menge Scuba-Gerät ausgestellt, das für zivilen Gebrauch in seichtem Wasser bestimmt war. Sie amüsierten sich darüber. Ich stellte mich neben sie. Solange ich mein Gesicht abwandte, hielt ich es für unwahrscheinlich, daß Bob oder der Chinese mich erkannte. Die Kadetten nahmen nicht einmal Notiz von mir. Sie waren zu sehr damit beschäftigt, über das angeberische Chromzeug dieser Geräte zu lachen.

Die verchromte Seite einer Elektrokieme benützte ich als Spiegel. Ich beobachtete, wie Bob den lauten Tiefsee-Männern in den nach unten führenden Elevator folgte. Der kleine Chinese verließ die Nachrichtenmaschine und stellte sich vor dem nächsten Wagen an. Ich packte die Gelegenheit beim Schopf und stieg mit ihm in den nächsten Wagen.