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Lieutenant Tsuya kochte vor Wut, als wir schweigend die Stadthalle verließen und zur Elevatorplattform marschierten. »Sir«, sagte Harley Danthorpe bedrückt, »ich hoffe, Sie verstehen meines Vaters .«

»Das reicht jetzt, Danthorpe«, bellte der Lieutenant. »Ich will keine Entschuldigungen hören.«

»Aber ich wollte ihn ja gar nicht entschuldigen, Sir. Er ist ein Geschäftsmann. Sie müssen das verstehen.«

»Ich verstehe nur, daß er ein Mörder ist!« röhrte der Lieutenant.

Harley Danthorpe blieb stehen. »Er ist mein Vater, Sir!«

Lieutenant Tsuya zögerte. »Tut mir leid, Danthorpe«, murmelte er nach einem Augenblick. »Diese Sache geht allmählich an meine Nerven.« Er sah sich um, und ich wußte, was in seinem Kopf vorging. Hier waren die Menschenmengen und die prunkvollen Gebäude einer blühenden Stadt. Und doch, wenn die Vorhersagen stimmten, dann war dies alles, Menschen und Gebäude, in ein paar Tagen von der See zerquetscht, total vernichtet. Wenn die Tiefsee-Felsen nur einmal ein wenig den Kopf schüttelten, dann wurde die Edenit-Haut des Krakatau Dome glatt abgerissen. Und dann schlug die See zu mit ihrem ungeheuren Druck von drei senkrechten Meilen und ließ nichts mehr übrig. Eine Woche später konnten dann die Riesenkraken in den Ruinen, die einmal die stolze Tiefsee-Stadt Krakatau Dome waren, neue Höhlen beziehen.

Und wir konnten diese Katastrophe nicht abwenden.

Die Stadt selbst wollte nichts tun, um das Leben ihrer Einwohner zu retten.

»Danthorpe!« rief der Lieutenant unvermittelt. Harley stand stramm. »Gehen Sie schnellstens zu einem Telefon. Übermitteln Sie dem Kommandanten meine ergebensten Grüße und berichten Sie ihm, daß die Stadt meine Empfehlungen in den Wind geschlagen hat. Und sagen Sie ihm, ich schlage vor, daß er sofort durch die Flotte die nötigen Maßnahmen ergreift.«

»Aye aye, Sir!« schnappte Harley Danthorpe und rannte zum nächsten Telefon.

»Die Flotte kann ja im Moment und rechtzeitig auch nichts mehr tun«, brummte der Lieutenant und schaute ihm nach. »Aber vielleicht kann noch ein Teil der Bevölkerung gerettet werden.«

»Jawohl, Sir«, sagte ich. »Falls ich etwas tun kann .«

»Können Sie, Eden. Sobald Harley Danthorpe zurück ist. Wir müssen alle Möglichkeiten überprüfen, daß diese Beben künstlich erzeugt werden.«

»Gut, Sir!« rief ich. »Ich werde Sie zu diesem Sammelbek-ken führen, wo ich das MOLE sah. Sir, wir brauchen das Becken gar nicht zu leeren. Ich habe es mir genau überlegt. Wir können tauchen. In Thermoanzügen .«

»Bißchen bremsen, Eden«, empfahl mir der Lieutenant und lächelte dünn. »Sie machen einen Fehler. Ich werde diese Ermittlungen nicht im Sammelbecken beginnen. Sondern ... im Büro Ihres Onkels.«

Wir fuhren zum Deck Vier Plus hinab, sobald Harley zurück war. Keiner von uns sprach; es war auch nichts zu sagen. Die Stadtbewohner schienen von einer Panik wenig zu halten. Auf Radiall Sieben rumpelten die schweren Elektrolaster, die Fabriken und Lagerhäuser waren überaus geschäftig. Es roch scharf nach Tang, der getrocknet und in Ballen gelagert wurde.

Ich führte den Lieutenant und Harley die steile Treppe zum Büro meines Onkels im Dachboden des Lagerhauses hoch. Unsere Schritte hallten in dem langen Korridor. Vor der Tür zögerte ich.

»Na, weiter«, befahl mir Lieutenant Tsuya scharf. Ich stieß die Tür auf und ging, gefolgt von den anderen, hinein.

Gideon Park saß an dem sehr mitgenommenen Holztisch in dem nackten kleinen Vorzimmer und tippte mühsam auf einer uralten mechanischen Schreibmaschine. Er schaute auf, sah mich und warf fast den Tisch um.

»Jim!« rief er, »Junge, Junge, wir hatten so sehr gehofft, du würdest kommen!« Erst jetzt sah er, daß ich nicht allein war. Sein glücklich lachendes Gesicht legte sich in ausdruckslose Falten. Sorgfältig deckte er die Maschine zu und verbarg damit das, was er geschrieben hatte. Dann stand er betont höflich auf.

»Das ist Lieutenant Tsuya, Gideon«, sagte ich.

»Es freut mich, Lieutenant, Sie kennenzulernen«, begrüßte ihn Gideon höflich.

Aber der Lieutenant hatte keinen Magen für Höflichkeiten. »Wir möchten zu Stewart Eden«, erklärte er barsch. »Warum ist er nicht da?«

»Aber er ist doch da, Lieutenant«, erwiderte Gideo. »In seinem Privatbüro.«

»Gut.« Lieutenant Tsuya ging auf die andere Tür zu, doch schnell stellte sich Gideon davor.

»Tut mir leid«, entschuldigte er sich. »Mr. Eden kann im Moment nicht gestört werden. Verstehen Sie, er schläft.«

»Dann wecken Sie ihn auf.«

»Nein, Lieutenant. Ich fürchte, das geht nicht«, antwortete Gideon betont höflich. »Mr. Eden ist nicht gesund. Anordnung des Arztes, wissen Sie. Um diese Zeit muß er jeden Nachmittag ruhen. Ich würde vorschlagen, kommen Sie etwa in einer Stunde wieder.«

Jetzt explodierte der Lieutenant. »Sie verstecken etwas, Mr. Park! Gehen Sie mir aus dem Weg!«

Aber Gideon rührte sich nicht vom Fleck. Sein dunkles, breites Gesicht war noch immer ausdruckslos, und so stand er vor der Tür. Der Lieutenant kochte sichtlich. Ich fürchtete schon, es könnte zu Handgreiflichkeiten kommen. Aber dann trat Tsuya einen Schritt zurück.

»Verzeihung, Mr. Park«, sagte er ruhiger, »es handelt sich um eine sehr kritische Angelegenheit, und ich fürchte, ich bin zu aufgeregt. Aber ich komme im Auftrag der Tiefsee-Flotte.«

»Der Tiefsee-Flotte?« wiederholte Gideon.

»Es geht um eine wichtige Ermittlung, Mr. Park. Wenn Stewart Eden tatsächlich hier ist, wecken Sie ihn besser auf. Ich versichere Ihnen, er kommt sonst in große Schwierigkeiten.

Sie übrigens auch, Mr. Park. Sie beide sind es schon. Kadett Eden hat berichtet, daß Sie in eine sehr geheimnisvolle Sache verwickelt sind, die den Besitz eines MOLEs miteinschließt und sogar vermutlich nukleare Zünder.«

Gideon Park nickte. Langsam drehte er sich zu mir um. »Du bist uns also gefolgt, Jim«, sagte er leise.

Ich nickte. »Es stimmt, Gideon, was der Lieutenant sagt. Ich denke, du würdest gut daran tun, Onkel Stewart aufzuwecken.«

Gideon seufzte. »Vielleicht, Junge. Na, gut.«

Er klopfte an der Tür. Keine Antwort. Dann drückte er auf die Klinke. Die Tür sprang auf.

Mein Blick fiel auf den großen Stahltresor in der Ecke und auf das schmale Feldbett daneben. Neben dem Bett standen die Seestiefel meines Onkels, und darauf ...

Mein Onkel Stewart stützte sich auf einen Ellbogen und sah uns verschlafen entgegen. »Jim!« rief er, und seine Augen leuchteten auf. »Jim wie schön, dich zu sehen!«

Da erst bemerkte er, daß ich nicht allein war, und seine Miene veränderte sich ebenso wie vorher die Gideons. Ein Schleier schien zwischen uns herabgezogen zu werden, um das zu verbergen, was er fühlte. »Ist etwas nicht in Ordnung?« fragte er.

»Sehr viel sogar nicht!« knurrte der Lieutenant. »Kadett Eden, ist dies Ihr Onkel?«

»Ja, Sir.«

»Dann möchte ich mich selbst mit ihm bekanntmachen. Ich bin Lieutenant Tsuya von der Tiefsee-Flotte und in einer offiziellen Sache hier.« Er sah sich gründlich jm Raum um und runzelte die Brauen, als er den Safe sah. »Mr. Eden, die Flotte hat Gründe, zu glauben, daß Sie an einem Plan zur Erzeugung künstlicher Beben beteiligt sind - aus finanziellen Gründen. Ich warne Sie: alles, was Sie sagen, kann als Beweis gegen Sie verwendet werden.«

»Ah, so« sagte mein Onkel und setzte sich auf. »Ich verstehe.« Er nickte und sah drein wie ein alter Buddha. Sehr besorgt schien er gerade nicht zu sein. Überrascht auch nicht. Im Gegenteil, diesen Besuch hatte er vielleicht schon lange erwartet. Er stand auf und ging langsam zum Stuhl hinter seinem schäbigen Tisch. Er setzte sich schwerfällig und sah den Lieutenant an.

»Was wollen Sie wissen?« fragte er schließlich.

»Sehr vieles. Über dieses MOLE, zum Beispiel. Und über Nukleargeräte, die Ihr Assistent benützte.«