Выбрать главу

Trotzdem - es reichte nicht. Müde und fast hoffnungslos kehrten wir zur Station K zurück, um an weiteren Vorhersagen zu arbeiten.

Im Radio der Kuppel kam Tanzmusik, und dann folgten beruhigende Erklärungen der Stadtverwaltung. Angewidert schaltete Lieutenant Tsuya ab.

Wir hatten eine neue Vorhersage ausgearbeitet, doch das Ergebnis war wie vorher. Die Zeitangaben schwankten um ein paar Stunden, die errechnete Stärke um einige Punkte.

Wir warteten auf das große Beben. Es mußte ja kommen.

Die bisherigen Erschütterungen hatten schon einen Teil unserer Instrumente beschädigt. Das war nicht zu ändern, denn sie mußten ja so ungeheuer empfindlich sein, da sie sonst nichts nützten. Ein Beben der Stärke Vier war schon zuviel für sie. Yeoman Harris hatte schnellstens alle verfügbaren Instrumen-tentechniker zusammengeholt und brachte das Gerät wieder in Ordnung, während wir unsere nächste Vorhersage berechneten.

»Was ist, Harris? Arbeitet alles wieder?« erkundigte sich Tsuya.

Harris kratzte sich den Kopf. »Da bin ich nicht ganz sicher, Lieutenant«, gab er zu. »Alles scheint in Ordnung zu sein, aber ... sehen Sie selbst.«

Lieutenant Tsuya trottete zum Mikroseismographen und musterte ihn. »Lächerlich!« fuhr er auf. »Da stimmt was nicht! Diese Ablesungen .«

Dann schwieg er, schaute noch einmal, runzelte die Brauen und schaute erneut. »McKerrow. Eden. Kommt mal her und sagt mir, was ihr daraus macht.«

Und wir schauten. Stärke und Entfernung waren völlig falsch. Aufgezeichnet war da ein kleines, ständiges, nahes Vibrieren, zu schnell und regelmäßig, als daß es feine Gesteinsbewegung sein konnte, zu stark und mächtig für eine Maschinenbewegung. Es war ungeheuerlich! Solche Vibrationen konnte es gar nicht geben. Und dann die Richtung - sie kam überhaupt nicht in Frage. Denn das Epizenter dieser kleinen Störung lag nicht im Magma oder in den festgestellten Falten, es lag überhaupt nicht tief, sondern höher als die Station K!

»Die Maschine ist naß geworden. Harris, an die Arbeit. Die habt ihr verdorben«, sagte Lieutenant Tsuya. »Nein, warten Sie noch. Das Ding ist nicht konstant. In den letzten paar Sekunden hat es sich verändert.«

Wir alle beobachteten angestrengt. Es stimmte! Was immer auch die Ursache dieser Vibrationen sein mochte, sie war nicht auf einen Platz fixiert, sie bewegte sich langsam, jedoch wahrnehmbar. Die Aufzeichnungen veränderten sich unter unseren Blicken. Die Richtung wich allmählich um drei bis vier Grad ab, auch die Höhe schwankte leicht. Dann lag die Störquelle auf der Höhe der Station K, gleich darauf etwas tiefer, und die Entfernungs- und Stärkespur machte deutlich, daß die Ursache sich näherte.

»Was, in aller Welt ...«, rief Lieutenant McKerrow. »Tsuya, sag mal, hast du dein Lieblingsbeben bestellt, weil es zu uns zu Besuch kommt?«

Tsuya schüttelte den Kopf. »Wenn ich nicht verrückt bin, dann weiß ich, was das ist. Der MOLE! Er kommt aus den Tiefen zurück und kreuzt jetzt unter der Kuppel von Krakatau!«

Lange standen wir da und beobachteten die Aufzeichnungen. Es war unglaublich, und ich hätte niemals gedacht, daß sich eine von Menschen geschaffene Maschine durch soliden Fels bewegen könnte. Ich hatte gesehen, wie unsere Geosonden in den Basalt vordringen konnten, und nicht einmal das hätte ich geglaubt; ich hatte das Schiff in diesem Abwasserbecken gesehen und es nicht geglaubt.

Doch nun mußte ich glauben. Nichts sonst konnte das erklären, was wir hier sahen. Im Gestein unter uns bohrte sich eine Maschine durch, die vielleicht meinen Onkel, Bob Eskow und noch ein paar andere an Bord hatte, und diese Maschine schwamm so sicher durch festes Gestein, wie ein Hering durch das seichte Gewässer der See schwimmt.

Die Tür ging auf, Harley Danthorpe kam herein. Er sah blaß und verhärmt aus, und das verstand ich nicht ganz. »Kadett Danthorpe meldet sich zum Dienst zurück«, sagte er mit einem fast tragischen Versuch, schneidig zu tun.

»Schon gut«, murmelte Lieutenant Tsuya geistesabwesend, dann schaute er auf. »Danthorpe! Was ist mit Ihnen los?« bellte er.

Harley quollen fast die Augen aus den Höhlen. Er starrte entsetzt etwas hinter uns an. Er deutete und versuchte zu sprechen, doch er gurgelte nur. »Der . Fels .«

Wir drehten uns um und schauten total verblüfft drein. Der Schreibstift des Mikroseismographen kratzte wie irr ungeheure Vibrationen auf das Papier, viel stärkere als aufzuzeichnen ihm je zugedacht worden war. Dann öffnete sich in der Mauer ein Spalt, und Wasser stürzte herein.

Ein Erdbeben?

Nein, ein Erdbeben war es nicht. Das hier war sehr viel merkwürdiger. Denn aus diesem Spalt kam ein mahlendes, reißendes Geräusch und das hohe Sirren schnellaufender Maschinen.

Und durch den Spalt schob sich eine schimmernde Edenit-Nase.

Dahinter wurden ortholytische Spiralbohrelemente sichtbar; sie drehten sich mit unglaublicher Geschwindigkeit.

Dann ratterte es, Staub und Splitter flogen herum ...

Und in den tiefstgelegenen Raum der Station K schob sich wie ein Frettchen in einen Kaninchenbau der lange, mechanische Körper eines MOLEs, jenes gestohlenen MOLEs, in den ich Bob Eskow im Sammelbecken hatte klettern sehen und der seither die Beben verursacht hatte, die Krakatau Dome und damit uns durchschüttelten .

17. Die Bebenärzte

Für einen kleinen, mageren Mann bewegte sich Lieutenant Tsuya ungeheuer schnell. Im Nu hatte er aus seinem Privatbüro einen Revolver geholt und war wieder da, als wir uns noch nicht von unserem Schrecken erholt hatten.

»Zurück!« schrie er. »Aus dem Weg!«

Der MOLE kroch ratternd und sirrend noch ein paar Meter in den Raum, demolierte die Wandkarten und den Arbeitstisch und zerbiß ein ganzes Regal mit leeren Karten und Diagrammblättern zu Konfetti. Endlich verlangsamte sich das Wirbeln der ortholytischen Drillelemente, dann standen sie still.

Die Luke oben an dem Seewagen bewegte sich. Eine Hand schob den Deckel ein Stück in die Höhe. Er schlug an ein Felsstück. Die Hand schob ein wenig fester an, zögerte und schlug mit dem Deckel ein paarmal gegen den schon mürben Stein. Ein paar Brocken fielen herab. Die Luke öffnete sich.

Und heraus kam Bob Eskow, der aussah wie das Ende eines Rachetags.

»Halt!« schrie Lieutenant Tsuya, den Revolver in der Hand. »Keine Bewegung, Eskow!«

Bob schaute so benommen drein, als begreife er nicht, was Tsuya mit dem Revolver in der Hand wolle. Er ließ sich die Einstiegleiter herabgleiten, torkelte, brach fast zusammen und hielt sich mühsam am Edenit-Rumpf fest. Und das war ein Fehler, denn die Schicht war ungeheuer heiß von der Reibung der Bohrelemente im nackten Fels. Bob tat einen Schrei und zog die Hand weg. Aber der Schmerz brachte ihn wieder zu sich.

»Tut mir leid«, flüsterte er und hielt die verbrannte Hand mit der anderen fest. »Sir, ich fürchte, wir haben hier in Ihrer Station ein schauerliches Durcheinander angerichtet.«

»Und nicht nur hier, Eskow«, knurrte der Lieutenant böse.

»Ich ... ich .« Bob schien keine Worte zu finden. Erst nach einer Pause gelang es ihm, zu fragen: »Sir, können die anderen aus dem MOLE herauskommen?«

»Die anderen? Na, schön«, antwortete er schließlich.

Mühselig kletterte Bob wieder die Leiter hoch und sprach in die Luke hinein. Dann erschien zuerst mein Onkel Stewart Eden. Er sah erschöpft aus, er war in Schweiß gebadet und furchtbar dreckig, doch an sich wirkte er gesünder als am Tag vorher. »Jim!« rief er strahlend, und dann erst sah er Lieutenant Tsuya mit dem Revolver. Er runzelte fragend die Brauen, sagte aber nichts.

Nach meinem Onkel kam Gideon Park heraus. Er stand in der offenen Luke und lachte breit auf uns herab, dann griff er nach unten und half dem letzten Crewangehörigen des MOLEs heraus. Es war der alte Chinese, den ich mit Bob gesehen hatte.