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Er war sehr blaß, und da tat mir Harley plötzlich furchtbar leid. »Acht Mann«, erzählte er weiter, »gingen an Bord der Jacht. Acht, wo doch Platz für fünfzig war! In den übrigen Raum stopften sie Papiere. Aktien. Eigentumsnachweise. Schuldverschreibungen. Bargeld. Alles, was mein Vater an Reichtümern besaß und mitnehmen konnte. Er evakuierte sich selbst und ein paar Freunde, nicht die Leute von Krakatau! Der Bürgermeister war bei ihm. Ich sah, wie sie die Luken schlossen und in die Schleusen gingen. Und dann passierte es. Ich sah es, als sich die äußere Schleusentür öffnete.« Harley schluckte und schüttelte den Kopf. »Das Edenit hielt nicht. Als das Seewasser hineinströmte, wurde das Schiff plattgedrückt. Alle sind tot, Sir.«

Wir schwiegen eine ganze Weile.

Dann sagte Lieutenant Tsuya: »Das tut mir leid, Danthorpe. Ihr Vater .«

»Sie brauchen nichts zu sagen«, unterbrach ihn Harley grimmig. »Ich verstehe das schon. Aber ich möchte Ihnen noch etwas sagen. Sie erinnern sich an die fehlende Geosonde?«

»Natürlich.«

»Sir, die habe ich weggenommen. Mein Vater bat mich darum. Ich weiß, ich habe gegen strenge Befehle schon dadurch verstoßen, daß ich darüber sprach. Noch mehr, als ich sie stahl. Ich ... ich habe keine Entschuldigung dafür, Sir. Aber ich habe es getan. Verstehen Sie, er wollte mehrere nach dieser einen bauen lassen und brauchte ein Modell dafür. Er wollte sich damit einen privaten Bebendienst aufbauen. Diese Stellung hatte er Doktor Koyetsu angeboten. Er wollte mit Spekulationen viel Geld verdienen.

Ich habe keine Entschuldigung«, wiederholte Harley, »und ich werde mich selbstverständlich der Untersuchungsbehörde stellen, wenn wir je hier herauskommen. Ich hoffe aber, doch noch eine Chance zu bekommen, Lieutenant.

Dieser heiße Draht nach innen - ich will nie mehr etwas davon hören, ihn nie mehr erwähnen. Wenn ich lebend aus dieser Sache herauskomme, will ich nur noch eines vom Leben: daß ich ein ordentlicher Kadett der Tiefsee-Flotte werde.«

Lieutenant Tsuya stand auf. »Kadett Danthorpe! Das sind Sie schon. Und damit ist die Sache abgeschlossen.«

Es war ein sehr dramatischer Moment.

»Schaut doch mal auf die Uhr!« brüllte Gideon von den Kontrollen her. »Beeilt euch da unten! Wir sind in Position. Legt euer letztes Ei, so daß wir endlich in unsere Scheune heimkehren können!«

Diesmal blieb uns kaum Zeit, dem Beben aus dem Weg zu gehen. Wir fraßen uns eine steile Platte hinauf, und unser MOLE mußte erbittert kämpfen, um am Leben zu bleiben. Als die Schockwelle uns traf, gingen die meisten Lichter aus. Aber der Rumpf blieb ganz, wenn er auch unheildrohend ächzte.

Dies war ein Moment größten Triumphes. »Wir haben es geschafft!« schrie Bob und boxte mich in den Rücken. »Ich hätte es nie geglaubt!«

»Wir haben es noch nicht geschafft!« brüllte Gideon. »Bob, komm sofort her zu mir und hilf mir bei den Instrumenten!«

Das letzte Beben hatte das gesamte Druckknopf system wirkungslos gemacht, denn die Stromkreise waren unterbrochen. Gideon mußte also die umständlichen Hebel für die ortholytischen Elemente bedienen. Das konnte ein Mann allein nicht schaffen. Mit einem Fingerdruck ließen sich Geräte, die sich durch härtesten Fels fraßen, nicht steuern, dazu brauchte man Kraft.

Es ging sehr knapp her mit der zur Verfügung stehenden Energie, die überanstrengten Drillelemente verloren einiges von ihrer Beißkraft und kauten nur noch mühsam am nackten Gestein herum. Das Licht war so schwach, daß wir einander nur als Schatten sahen. Ich wollte etwas zu Bob sagen und entdeckte, daß es Lieutenant Tsuya war. Harleys und Gideons Gesichter ließen sich kaum mehr erkennen. Die Hitze nahm zu, da auch das Kühlsystem abgeschaltet werden mußte, um alle Energie für Panzerung und Drill aufzusparen.

Minuten vergingen. Unsere Instrumente zeigten an, daß wir nun eigentlich genau am Rand der Station K sein mußten, fast genau dort, wo sich der MOLE Stunden vorher durchgefressen hatte. Aber die Instrumente logen, sie widersprachen einander. Nur dem Trägheits-Richtungs-Rechner konnte man noch trauen, und die Energie, die ihn antrieb, wurde immer schwächer; da ließ auch seine Genauigkeit nach.

Und dann kreischte der Drill und drehte in der Nase leer durch.

»Wir sind aus dem Gestein heraus!« schrie Gideon überglücklich, und wir alle schrien vor Erleichterung mit. Dann hatten wir also unsere Mission erfüllt. Wir waren ...

Wir waren zu voreilig, denn plötzlich machte das Metall klang-klang-klang, und Gideon schaute erst verdutzt, dann sehr besorgt drein.

»Unsere Beschichtung ist aufgebrochen.« Er sah auf die Instrumente. »Wir sind in Wasser geraten«, erklärte er tonlos. »Der Thermalschock hat unsere Beschichtung beschädigt. Das Wasser ist kalt, die Beschichtung war sehr heiß ... Aber das ist noch nicht das Schlimmste. Die Instrumente zeigen richtig an. Wir sind genau da, wo wir sein wollten. In Station K. Aber die ist geflutet.«

Eine Sekunde lang starrten wir einander entgeistert an, aber wir hatten keine Zeit, darüber nachzudenken, was dies bedeutete. Station K geflutet! Mein Onkel und Dr. Koyetsu - was war aus ihnen geworden? Wenn die Station vernichtet war, dann konnte die ganze Kuppel ebenso zerstört sein. Vielleicht waren all unsere Anstrengungen umsonst gewesen .

Aber für solche Überlegungen hatten wir keine Sekunde Zeit. »Wir müssen hier ‘raus!« drängte Lieutenant Tsuya. »Wenn unsere Panzerung schadhaft ist ...«

Mehr brauchte er nicht zu sagen.

War die Beschichtung dahin, so waren wir der See ausgeliefert, dem ungeheuren Druck. Für eine ganz kurze Zeit konnte der Film noch halten, aber das hing davon ab, wie sorgfältig der Rumpf darunter gebaut war. Er mußte ungeheuer glatt und ohne erkennbare Nahtstellen sein, denn an jeder Unebenheit war der Film besonders gefährdet. Und riß er ...

Drei Meilen Wasser würden uns zusammenstampfen wie ein schwerer Stiefel eine winzige Ameise.

»Schnell, helft mir!« rief Gideon. »Wir müssen irgendwo im Fels eine Luftblase finden. Weiß der Himmel, wo! Aber wenn die Kuppel .«

Er brauchte nicht weiterzureden. Der MOLE war zu sehr strapaziert und würde niemals mehr ein Seewagen sein können. Die Maschinen hatten zu wenig Kraft. Wir konnten nur blind das zu durchbohren versuchen, was sich noch durchbohren ließ und auf eine Luftblase hoffen. Es war eine sehr winzige Hoffnung und alles, was wir hatten.

Ein paar Minuten später war uns auch die genommen. Der MOLE hatte einen Schock zuviel erlebt.

Die Hitze schwächte uns und machte uns benommen. Das ungleichmäßige Kreischen des Drills war eine Qual für unsere Ohren. Mit den uns verbliebenen schwachen Kräften konnten wir kaum mehr die Hebel bedienen.

Ich sah, wie Lieutenant Tsuya einfach vom Sitz rutschte und weg war. Erst wunderte ich mich noch, was er am Boden suchte.

Dann wußte ich, daß es die Hitze war. Die Luft war angereichert mit dem von uns ausgeatmeten Kohlendioxid und schwer von den chemischen Gerüchen der beschädigten Maschinen. Er war ohnmächtig. Die lange Schlaflosigkeit und Überanstrengung waren zuviel gewesen.

Harley Danthorpe fiel als nächster aus. Ich taumelte nach vorne und wunderte mich, was Bob Eskow auf dem Deck tat. Er schlief. »Bob, aufwachen!« schrie ich und rüttelte ihn. »Was ist denn los mit dir!«

»Jim!« rief da Gideon voll Angst. »Komm, hilf mir, ich kann nicht mehr halten .«

Jeder Schritt war eine unendliche Anstrengung. Der MOLE tat einen Satz und machte eine schleifenartige Wendung, so daß ich selbst auf dem Deck lag. Was war mit dem MOLE? Ich wußte es nicht.

Es spielte auch keine Rolle mehr. Ich lag auf dem heißen, harten Metalldeck und wußte nur noch, daß es sehr wichtig war, sofort aufzustehen, etwas zu tun, das Schiff wieder in die Hand zu bekommen.