Выбрать главу

Harley blieb stehen und musterte ihn mißtrauisch. »Eskow«, sagte er, »du schaust ziemlich mißmutig drein. Gefällt dir Krakatau denn nicht?«

»Ich dachte an die Landeplattform oben. In anderen TiefseeStädten habe ich so etwas noch nie gesehen«, antwortete er.

Harley lachte. »Andere Städte«, schniefte er. »Was die schon haben! Krakatau ist die Stadt überhaupt, und merk dir das! Die Plattform allein hat eine halbe Milliarde Dollar gekostet, und drei Jahre lang hat man da ran hingebaut. Aber das ist eine phantastische Geldanlage.« Er blinzelte und redete leiser weiter. »Mein Dad hat ein Stück davon gekauft. Er hat nämlich den berühmten Draht nach drinnen, jawohl. Er sagt, die Konzession allein ist die ganze Geldanlage wert, weil diese Luftrohre die Atmungsorgane der Stadt sind, und .«

»Darüber habe ich ja eben nachgedacht«, unterbrach ihn Bob. »Nimm mal an, da gibt es eine Panne.«

»Was könnte da schon schadhaft werden?«

»Nun, ein Sturm könnte einen Bruch verursachen.« Harley grinste wie ein Mann, der gerade eine Million Dollar gefunden hat. »Ich kann euch einen ganzen Kabelabschnitt zeigen. Da seht ihr dann, daß die von keinem Sturm gebrochen werden. Außerdem können die Wellen glatt durch die Piers zwischen Plattform und Schwimmern, ohne irgendeinen Schaden anzurichten. Nein. Versuch’s mal mit was anderem.«

»Das ist ein Seebebengebiet«, erinnerte ihn Bob. »Es könnte eine riesige Flutwelle geben.«

»Du meinst eine Tsunami«, korrigierte ihn Harley Danthorpe überheblich. »Das ist nämlich der richtige Name für eine seismische Seewelle. Mensch, du bist und bleibst doch eine Landratte! Natürlich sind Tsunamis gefährlich, aber nur entlang einer Küste, wo sie Kraft und Tempo entwickeln können, doch nicht draußen im offenen Ozean! Wir würden es hier nicht mal bemerken, wenn eine vorbeirollt. Nur die Instrumente würden sie aufzeichnen.«

Bob zuckte die Schultern, doch überzeugt war er sicher nicht.

»Ich hoffe, du hast keine Angst vor Beben«, sagte Harley eine Spur zu höflich. Es war nämlich ein Feixen dahinter. »Schließlich müßte auch mal eine Landratte sich die Angst vor all dem Zeug abgewöhnen können. Bleib nur eine Weile da, Bob. Wir in Krakatau Dome haben keine Angst vor Beben. Wir nennen unsere Stadt sowieso Seebebenstadt. Die ist so gebaut, daß sie sogar Beben von Stärke Neun ohne weiteres aushält, und die kommen sehr selten vor. Wir wissen genau, was hier gespielt wird, und mein Dad ist reich geworden an dem Zinn, Uran und all dem anderen Zeug, das anzurühren alle anderen Angst hatten.«

Mehr wollte ich über diesen sagenhaften Draht nach drinnen und das Wissen, was hier gespielt wird, auch gar nicht erfahren. Mir genügte das, was ich bisher gehört hatte.

Bob störte dieses Prahlen noch mehr als mich. Dieser Harley Danthorpe war vielleicht ein richtiger Fachmann für Seebeben und das Leben in Krakatau Dome, aber wie man mit den Menschen gut zurechtkommt, davon hatte er nicht die geringste Ahnung. Ich sah direkt, wie Bob immer mehr seine Igelstacheln gegen ihn aufstellte.

Zum Glück war dies ungefähr das Ende der Diskussion, da wir am Tor der Flottenbasis angelangt waren.

»Halt!« schnarrte ein Posten der Tiefsee-Flotte, der in seiner scharlachroten Uniform Wache stand. »Herankommen und Meldung machen!«

Harley Danthorpe tat ganz zackig. Er marschierte drei Schritte voran, als sei er auf dem Exerzierfeld der Akademie. »Kadett Danthorpe, Harley!« schnappte er. »Mit zwei Kadetten zur Meldung beim kommandierenden Offizier!«

Der Posten ließ uns wortlos durch, aber als ich vorbeiging, glaubte ich ein Blinzeln zu bemerken. Offensichtlich hatte er so frischgebackene und angeberische Kadetten schon öfter gesehen.

Wir meldeten uns bei einem diensttuenden Offizier mit glattem Gesicht, der so aussah, als sei er selbst erst vor drei Stunden von der Akademie entlassen worden. Er las unsere Marschbefehle, runzelte die Stirn und sagte schließlich: »Sie werden hier bei der Basis einquartiert. Yeoman Harris wird Sie zu Ihren Quartieren führen. Dann melden Sie sich zum Dienst bei Lieutenant Tsuya.« Er schaute auf einer Liste nach, die auf seinem Schreibtisch lag. »Den finden Sie unten auf Station K ab 16 Uhr.«

»Station K?« Harley Danthorpe wiederholte dies unsicher und schaute uns an. Wir schüttelten die Köpfe. »Ah, Verzeihung, Sir, wo ist Station K?«

»Zehntausend Fuß unten«, bellte der junge Fähnrich.

»Zehn ...« Dies war offensichtlich etwas, wohin sein heißer Draht nicht reichte. Zehntausend Fuß tiefer? Aber das war doch reiner Fels!

Wir hatten keine Gelegenheit zu weiteren Fragen. »Yeoman Harris wird Ihnen den Weg zeigen«, erklärte der Diensttuende gereizt. »Wenn Sie sonst noch etwas wissen wollen, erfahren Sie es von Lieutenant Tsuya. Weg.«

Das Wort »wegtreten« konnte er nicht mehr ganz aussprechen, denn Harley Danthorpe schluckte und griff entschlossen nach dem heißen Draht. »Sir!« rief er ängstlich. »Bitte, Fähnrich. Meine Familie lebt hier in dieser Stadt. Ich denke, Sie haben schon von meinem Vater gehört, Mr. Benford Danthor-pe. Er gehört dem Aufsichtsrat der Börse an. Kann ich einen Paß bekommen, damit ich meine Familie besuchen kann?«

Der Offizier musterte ihn überaus gründlich.

Dann schluckte Harley noch einmal. »Oh«, sagte er und fügte das fehlende Wort hinzu: »Sir.«

»Na, schön«, antwortete ihm der Offizier. »Ihr Gesuch ist abgelehnt.«

»Abgelehnt? Aber wieso ...«

»Das genügt mir jetzt«, bellte der Offizier. »Ich habe Ihnen schon gesagt, der für Sie zuständige Offizier ist Lieutenant Tsuya. Ihn können Sie ja noch einmal fragen. Trotzdem kann ich Ihnen jetzt schon sagen, daß er ebenso ablehnen wird, wie ich, Mr. Danthorpe. Kadetten in der Ausbildung hier im Krakatau Stützpunkt bekommen für die ersten beiden Wochen überhaupt keinen Paß.«

»Zwei Wochen?« tat Harley gekränkt und zuckte sichtlich zusammen. »Aber Sir, mein Vater ist der wichtigste Mann in Kra.«

»Möglich, aber Sie sind Kadett!«

»Jawohl, Sir.« Zum erstenmal klang Harley Danthorpe recht kleinlaut.

Wir salutierten. Aber da bat Bob Eskow: »Darf ich bitte eine Frage stellen, Sir?«

»Und die wäre?«

»Sir, man hat uns nie etwas über unsere Pflichten gesagt. Können Sie uns da nichts verraten?«

Der Fähnrich spitzte die Lippen. Dann zuckte er die Schultern, und plötzlich war er viel menschlicher. »Das eine kann ich Ihnen sagen«, und seine Stimme verlor die militärische Rauheit, »ich beneide Sie.«

»Uns beneiden, Sir?«

Der Fähnrich nickte ernsthaft. »Ihre Pflichten sind etwas Brandneues in der Flottengeschichte. Sie drei sind abgestellt worden zur Ausbildung in maritimer Seismologie, der Wissenschaft der Seebeben. Sie werden also nicht nur die See an sich erforschen, sondern auch den darunterliegenden Fels!«

Irgendwie kamen wir heraus aus diesem Büro, doch wie - das weiß ich nicht.

Unter dem Meeresboden! Ein bestürzender, fast erschreckender Gedanke .

Yeoman Harris übernahm uns und führte uns zu unserem Quartier. Ich bemerkte kaum die wundervollen Ausblicke und Geräusche, an denen wir vorbeikamen - die geschäftigen Werkstätten, wo Reparaturen ausgeführt wurden, die schneidig marschierenden Trupps der Männer von der Tiefsee-Flotte, überhaupt alles, was mit einer Flottenbasis zusammenhing.

Ich schaute Bob an, der neben mir ging. Zehntausend Fuß hinab in den Fels! Er hatte doch immer Schwierigkeiten gehabt, und nur sein unwahrscheinlicher Mut und seine Beharrlichkeit hatten ihn bisher durch die Akademie gebracht. Was würde jetzt geschehen? Wenn schon die eisigen Meilen der See tödlich waren und mit ihrem ungeheuren Druck Körper und Geist gleichermaßen zerquetschen konnten, wieviel gefährlicher mußte dann die feste Erdkruste sein! Zehntausend Fuß weiter hinab ... Ich war überzeugt, das war noch viel schlimmer als alles, was die See gegen uns einsetzen konnte. Meines Onkels Erfindung, die Edenit-Beschichtung, war absolut zuverlässig. Damit konnte der Druck der See in sich selbst zurückgedrängt werden, und man hatte es auch gelernt, dieses Material so einzusetzen, daß es größten Nutzen brachte.