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«Du hältst dich natürlich oben auf der "Mähne"«, rief Kurz ihm zu. Er nahm sich einen Priem, als das Boot in dem stärker werdenden Strom schneller zu gleiten begann und bereits in die erste Schnelle hineinsauste. Kid nickte, warf versuchsweise sein ganzes Gewicht mit voller Kraft gegen die Ruderpinne und hielt das Boot zum Sprung auf die "Mähne" bereit.

Einige Minuten später lagen sie, halb im Wasser begraben, im stillen Wasser unterhalb des» Weißen Rosses «am Ufer. Kurz spie einen Mundvoll Tabaksoße aus und drückte Kid die Hand.

«Bärenfleisch! Bärenfleisch!«sang er dabei.»Wir essen es roh! Wir essen es lebendig!«

Oben trafen sie Breck — seine Frau blieb in einiger Entfernung von ihnen stehen. Kid drückte ihm die Hand.

«Ich fürchte, daß Ihr Boot nicht durchhält«, sagte er.»Es ist kleiner als unseres und kentert leichter.«

Der Mann zog ein Bündel Geldscheine aus der Tasche.»Ich gebe jedem von Ihnen hundert Dollar, wenn Sie es durchs "Roß" bringen.«

Kid warf einen Blick auf die schäumende "Mähne des Weißen Rosses". Die graue Dämmerung, die hier im Norden lange dauerte, brach schon herein. Es begann kälter zu werden, und die ganze Landschaft bekam allmählich ein wildes und trostloses Aussehen.

«Darum handelt es sich nicht«, sagte Kurz.»Wir wollen Ihr Geld gar nicht. Wollen es nicht anrühren. Aber mein Kamerad weiß mit Booten Bescheid, und wenn er sagt, daß Ihr Boot nicht sicher ist, dann weiß er, was er sagt.«

Kid nickte bestätigend, aber im selben Augenblick fiel sein Blick auf Frau Breck. Ihre Augen waren auf ihn gerichtet, und er fühlte, wenn er je die Augen einer Frau hatte flehen sehen, so jetzt. Kurz folgte seinem Blick und sah dasselbe wie er. Die beiden sahen sich unsicher an, sagten aber kein Wort. Dann nickten sie sich, beide von demselben Gedanken ergriffen, zu und schlugen den Weg ein, der zu den Stromschnellen führte. Sie waren kaum hundert Schritt weit gegangen, als sie Stine und Sprague trafen, die ihnen entgegenkamen.

«Wo gehen Sie hin?«fragte Sprague.

«Wir wollen das andere Boot durch das "Roß" lotsen«, antwortete Kurz.

«Nein, das dürfen Sie nicht! Es fängt an, dunkel zu werden, und Sie müssen das Lager in Ordnung bringen.«

So stark war der Widerwille Kids, daß er kein Wort herausbringen konnte.

«Er hat seine Frau mit«, sagte Kurz.

«Das ist seine Sache«, bemerkte Stine.

«Und ebensosehr Kids und meine«, gab Kurz zurück.

«Ich verbiete es euch«, erklärte Sprague barsch.»Kid, wenn Sie einen Schritt weitergehen, entlasse ich Sie.«

«Und ich Sie, Kurz«, fügte Stine hinzu.

«Da werdet ihr euch was Schönes einbrocken, wenn ihr uns entlaßt«, antwortete Kurz.»Wie, zum Teufel, wollt ihr denn euer Dreckboot nach Dawson bringen? Wer soll euch den Kaffee im Bett servieren und euch die Nägel maniküren? Los, Kid! Sie werden uns nicht entlassen. Außerdem haben wir ja unsere Verträge. Wenn Sie uns entlassen, müssen Sie uns so viel Proviant geben, daß wir durch den Winter kommen.«

Kaum hatten sie das Boot Brecks hinausgeschoben und das erste grobe Wasser erreicht, als die Wellen auch schon die Reling überspülten. Es waren zunächst nur kleine Wellen, aber sie zeigten ernst genug, was kommen würde. Kurz warf einen launigen Blick zurück, während er seinen unvermeidlichen Priem nahm, und Kid fühlte, wie ein warmer Strom durch sein Herz lief, als er diesen Mann betrachtete, der nicht schwimmen konnte und, wenn sie kenterten, keine Chance hatte, sich zu retten.

Die Stromschnellen wurden immer wilder, und der Schaum begann sie zu bespritzen. In der zunehmenden Dämmerung sah Kid die schimmernde "Mähne" und den gewundenen Weg des reißenden Stromes. Er steuerte hinein und empfand eine brennende Befriedigung, als das Boot gerade auf die Mitte der "Mähne" geriet. Dann aber folgten die schäumenden Spritzer, das Boot wurde hoch empor und wieder in die Tiefe geschleudert und vom Wasser begraben, aber von alledem hatte er keinen klaren Eindruck. Er wußte nur, daß er sich mit seinem ganzen Gewicht auf die Ruderpinne warf und daß er wünschte, sein Onkel wäre dabei und könnte ihn sehen. Dann tauchten sie wieder auf, atemlos, bis auf die Haut durchnäßt, das Boot bis zum Dollbord mit Wasser gefüllt. Die leichteren Gepäckstücke schwammen frei im Boot herum. Kurz holte ein paarmal weit mit dem Riemen aus, und das Boot glitt durch das stille Wasser, bis es unversehrt das Ufer anlief. Auf dem Hang stand Frau Breck — ihr Gebet war erhört, und die Tränen strömten ihr über das Gesicht.

«Es ist einfach eure Pflicht, das Geld zu nehmen!«rief Breck ihnen zu.

Kurz stand auf, stolperte und setzte sich mitten ins Wasser, während das Boot den einen Dollbord in die See tauchte, sich aber gleich wieder aufrichtete.

«Zum Teufel mit dem Geld!«rief er.»Aber geben Sie uns den Whisky. Jetzt fange ich an, kalte Füße zu kriegen, und ich fürchte schon, daß es ein richtiger Schnupfen wird.«

Am nächsten Morgen waren sie, wie gewöhnlich, unter den letzten, die ihr Boot zur Abfahrt brachten. Selbst Breck, der nichts vom Segeln verstand, und nur seine Frau und seinen jungen Neffen zur Hilfe hatte, brach schon beim ersten Tagesgrauen sein Zelt ab, belud sein Boot und segelte ab. Aber Stine und Sprague hatten keine Eile. Sie schienen gar nicht zu erfassen, daß die Seen jeden Augenblick zufrieren konnten. Sie drückten sich, wo sie konnten, standen überall im Wege, verzögerten alles und bekrittelten die Arbeit von Kid und Kurz.

«Ich werde bald meine Achtung vorm lieben Gott verlieren, wenn ich daran denke, daß er diesen beiden Mißverständnissen menschliche Gestalt gegeben hat. «Mit diesen lästerlichen Worten drückte Kurz seine Verachtung aus.

«Nun, dann gehörst du jedenfalls zur richtigen Sorte«, antwortete Kid grinsend.»Um so mehr muß ich Gott achten, wenn ich dich angucke.«

«Na ja, verschiedenes ist ihm schon gelungen«, gab Kurz zurück, um seine Verlegenheit über die Schmeichelei zu verbergen.

Der Wasserweg nach Dawson führte auch durch den Le-Barge-See. Hier war kaum eine reißende Strömung, aber die ganze Strecke von vierzig Meilen mußte man rudern, wenn nicht zufällig ein günstiger Wind wehte. Die Zeit dieser günstigen Winde war jedoch schon vorbei, und eine eisige Kühle aus dem Norden blies ihnen ins Gesicht und schuf eine grobe See, gegen die anzurudern fast unmöglich war. Das Schneegestöber vermehrte noch ihre Schwierigkeiten um ein Beträchtliches. Dazu kam, daß das Wasser auf den Ruderblättern sofort gefror, so daß ein Mann die ganze Zeit reichlich zu tun hatte, um das Eis mit einer Axt loszuschlagen. Wenn Sprague und Stine gezwungen wurden, beim Rudern zu helfen, versuchten sie ganz offensichtlich, sich zu drücken. Kid hatte gelernt, sein Gewicht beim Rudern richtig auszunutzen, aber er bemerkte, daß die Chefs nur so taten, als gebrauchten sie ihre vollen Kräfte, in Wirklichkeit aber die Riemen flach durchs Wasser strichen.

Als drei Stunden vergangen waren, zog Sprague seinen Riemen ein und erklärte, daß sie umkehren müßten, um in der Mündung des Flusses Schutz zu suchen. Stine stellte sich auf seine Seite, und damit war die harte Arbeit, die sie mehrere Meilen vorwärts gebracht hatte, wieder vergebens gewesen. Am zweiten und dritten Tage wurden ähnliche vergebliche Versuche gemacht. In der Mündung des Flusses bildeten die vielen, beständig vom» Weißen Roß«herkommenden Boote eine Flottille von über zweihundert Stück. Mit jedem Tage kamen vierzig oder fünfzig neue an, und nur zwei oder drei erreichten das Nordwestufer des Sees und kehrten nicht wieder zurück.