Выбрать главу

«Ja, natürlich«, antwortete Luzy.»Ich habe auch nie solch Gold gesehen. Fühl es mal an, Alter!«

Sie legten ihm den Goldklumpen in die Hand. Er interessierte sich aber nur wenig dafür.

«Das war hier einst ein schönes Pelzland«, klagte er,»bevor diese verflixten Goldsucher kamen und das Wild vertrieben.«

Die Tür öffnete sich, und Breck trat ein.

«Schön«, sagte er.»Jetzt sind wir vier allein im ganzen Lager. Es sind vierzig Meilen bis zum Stewart, wenn man den Richtweg einschlägt, wie ich es getan habe. Selbst der schnellste Fahrer braucht mindestens fünf oder sechs Tage. Jetzt wird es aber Zeit, daß Sie wegkommen, Kid.«

Breck zerschnitt mit seinem Jagdmesser die ledernen Fesseln des andern und warf der Frau einen vielsagenden Blick zu.

«Ich hoffe, daß Sie uns keine Schwierigkeiten machen werden«, sagte er mit eindringlicher Höflichkeit.

«Wenn ihr schießen wollt«, rief der Alte,»dann, bitte, bringen Sie mich zuerst aus der Hütte.«

«Nur los — nehmt keine Rücksicht auf mich«, antwortete Luzy.»Wenn ich nicht gut genug bin, um einen Mann an den Galgen zu bringen, bin ich auch nicht gut genug, ihn festzuhalten.«

Kid stand auf und rieb sich die Gelenke, deren Blutumlauf die Fesseln unterbunden hatten.

«Ich habe ein Bündel für Sie fertiggemacht«, sagte Breck.»Für zehn Tage Proviant, Decken, Streichhölzer, Tabak, eine Axt und einen Stutzen.«

«Nehmen Sie«, ermunterte Luzy Kid.»Bringen Sie sich in Sicherheit, Fremder. Und machen Sie es so schnell, wie es Ihnen der liebe Herrgott erlaubt.«

«Ich möchte aber immerhin erst was Ordentliches zu essen haben, ehe ich verdufte«, sagte Kid.»Und wenn ich dann abhaue, werde ich den MacQuestion hinauf- und hinabgehen. Ich möchte, daß Sie mit mir kommen, Breck. Wir wollen das andere Ufer nach dem Kerl untersuchen, der sich dort verborgen hält.«

«Wenn Sie auf meinen Rat hören wollen, Kid, so gehen Sie den Stewart und den Yukon hinab«, wandte Breck ein.»Wenn diese Rasselbande von meiner sogenannten Hydraulik zurückkommt, werden sie alle wütend sein.«

Kid lachte und schüttelte den Kopf.

«Ich will mich nicht aus dem Lande drücken. Ich habe hier jetzt Interessen wahrzunehmen. Ich will hierbleiben und mich rechtfertigen, Breck. Mir kann es ja schnuppe sein, ob Sie mir glauben oder nicht, aber ich habe tatsächlich den Überraschungssee gefunden. Von dort stammt auch das Gold. Außerdem haben die Burschen ja auch meine Hunde genommen, und ich werde hier warten, bis ich sie zurückbekomme. Außerdem weiß ich, was ich will. Es lag ein Mann am andern Ufer verborgen. Er hat fast sein ganzes Magazin auf mich verschossen.«

Als Kid eine halbe Stunde später mit einer großen Schüssel Elchbraten vor sich am Tisch saß und gerade eine mächtige Tasse Kaffee an die Lippen führte, sprang er plötzlich auf.

Er war der erste, der das Geräusch hörte. Luzy öffnete schnell die Tür.

«Tag, Spike, Tag, Methody«, begrüßte sie zwei Männer, die sich, mit Reif bedeckt, um ein schweres Bündel bemühten, das auf ihrem Schlitten lag.

«Wir kommen eben vom oberen Lager«, sagte der eine, als sie in die Hütte getreten waren. Sie behandelten das Bündel, das sie mit in den Raum trugen, mit größter Sorgfalt und Vorsicht.

«Und das hier haben wir unterwegs gefunden. Ich denke, es ist schon aus mit ihm.«

«Legt ihn auf das Bett dort«, sagte Luzy.

Sie beugte sich über das Bündel, entfernte das Pelzwerk und enthüllte das Gesicht, das hauptsächlich aus großen, starrenden Augen und aus Haut bestand, die durch die Kälte schwarz und wund geworden war und sich straff über die Knochen spannte.

«Das ist ja Alonzo!«rief sie.»Du armer, verhungerter Teufel!«

«Das ist der Mann vom anderen Ufer!«sagte Kid leise zu Breck.

«Wir fanden ihn, als er gerade ein Depot plündern wollte, das Harding wohl angelegt hat«, erklärte der eine von den beiden Männern.»Er saß da und fraß rohes Mehl und gefrorenen Speck, und als wir ihn erwischten, schrie er und heulte wie ein Habicht. Schaut ihn euch nur an: Er ist ganz verhungert und größtenteils erfroren dazu. Er kann jede Minute verrecken!«

Eine halbe Stunde später legten sie das Pelzwerk über das Gesicht der erstarrten Gestalt im Bett. Dann wandte Kid sich an Luzy und sagte:»Wenn Sie nichts dagegen haben, Frau Peabody, möchte ich gern noch so ein Beefsteak haben. Aber, bitte, schneiden Sie es nicht zu dünn und braten Sie es vor allem nicht zu sehr durch.«

6

Der Weg stieg schroff auf durch tiefen, lockeren Schnee, in dem bisher weder Schlittenspuren noch Mokassinfährten zu sehen waren. Kid, der den Zug führte, zertrat die zarten glitzernden Kristalle unter seinen breiten, kurzen Schneeschuhen. Es gehörten gute Muskeln und Lungen dazu, um den Schnee festzutreten, aber Kid stürzte sich mit aller Kraft in diese Arbeit. Auf dem Wege, den er auf diese Weise schuf, folgten ihm die sechs Hunde in einer langen Reihe. Ihr Atem, der wie Dampfstrahlen aus den Nüstern quoll, zeigte, wie schwer sie arbeiteten und wie eisig die Luft war. Zwischen dem Deichselhund und dem Schlitten schuftete Kurz, der seine Kräfte teils zum Steuern, teils zum Ziehen verwandte, denn ziehen mußte er so gut wie einer seiner Hunde. Jede halbe Stunde lösten Kid und er sich ab, denn das Feststampfen des Schnees war doch noch schwerer als die Arbeit an der Lenkstange.

Alle — Männer und Hunde — waren gut ausgeruht und glänzend in Form. Das Ganze war ja auch nichts als ein schweres Stück Alltagsarbeit, die eben gemacht werden mußte — diese Fahrt über eine Wasserscheide mitten im Winter. Auf dieser schweren Strecke waren zehn Meilen eine sehr anständige Leistung. Sie blieben dabei in Übung, waren aber doch abends, wenn sie in ihre Schlafpelze krochen, sehr müde. Es war schon sechs Tage her, daß sie das lustige Lager von Mucluc am Ufer des Yukon verlassen hatten. Sie hatten nur zwei Tage gebraucht, um mit ihren hochbepackten Schlitten den bereits festgetretenen Weg von fünfzig Meilen den Moosebach hinauf zurückzulegen. Dann hatte der Kampf mit dem vier Fuß dicken, jungfräulichen Schnee begonnen, der in Wirklichkeit gar kein Schnee war, sondern aus Eiskristallen bestand. Dieser Schnee war so locker, daß er, wenn man ihn mit den Füßen berührte, wie Kristallzucker hochspritzte. In drei Tagen hatten sie mit unendlicher Mühe die dreißig Meilen den Minnowfluß hinauf geschafft und eine Reihe von niedrigen Wasserscheiden, all die verschiedenen kleinen Flüsse, die südwärts in den Siwash fließen, überschritten. Jetzt hatten sie die großen Wasserscheiden hinter den "Bald Buttes" vor sich, von wo aus der Weg den Porcupinebach hinab nach dem mittleren Lauf des Milchflusses führte. Wenn man dem Milchfluß weiter aufwärts folgte, sollte man, einem allgemein verbreiteten Gerücht zufolge, Kupferablagerungen finden. Und diesem Ziele strebten sie zu — einem Hügel aus reinem Kupfer, der eine halbe Meile rechts ab lag, und dann von der Stelle aus, wo der Milchfluß in einer tiefen Schlucht entsprang, durch einen ausgedehnten, starkbewaldeten Talgrund, den ersten Bach hinauf. Sie würden den Hügel schon erkennen, wenn sie ihn nur fanden. Der einäugige McCarthy hatte ihn bis in die kleinsten Einzelheiten beschrieben. Es war unmöglich, sich zu irren, vorausgesetzt, daß McCarthy nicht gelogen hatte.