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Chris lachte.»Wir sind in den Achtzigern.«

«Ja, die sexuelle Revolution begann in den Sechzigern, und es wird immer besser. Ich kenn mich da aus.«

«Ach, und was machst du?«

«Das sag ich dir, wenn du's mir sagst.«

«Erstens, ich schätze meine Privatsphäre. Zweitens, denk daran, was Großmama Catlett sagt,Männer kaufen keine Kuh, wenn sie die Milch umsonst haben können.<«

«Kraß.«

Just in diesem Augenblick sah Vic in den Rückspiegel.»Mignon!«

Mignon preßte die Lippen zusammen und zog die Augenbrauen hoch.»Du wolltest ja nicht mit mir kommen!«

Vic fuhr an den Rand.

Chris drehte sich um.»Ach, du Schreck.«

«Alle in der Schule haben Löcher in den Ohren. Ich bin die Einzige, die aus der Reihe tanzt, der einzige Schisser. Sogar Buzz Schonfeld hat ein Ohr durchstochen, wie dieser Footballspieler, wie heißt er doch gleich.«

«Du jedenfalls heißt Scheiße. «Vics Gesicht wurde puterrot.»Verdammt noch mal, Mignon, Mom glaubt mir nie, daß ich hier nicht die Hand im Spiel hatte.«

In Mignons Ohren steckten zwei gewachste Strippen; in jede der ebenso winzigen Schlingen war ein winziger Knoten geknüpft.

Chris faßte sie an.»Ist das Einziehdraht?«»Ich weiß nicht, was sie da rein gesteckt hat. Sie hat gesagt, ich muß es dauernd bewegen. So, siehst du?«Mignon zupfte an der Wachsstrippe, zuckte dabei zusammen.

«Wie viel Geld hast du in deinem gammeligen Portemonnaie?«Vic wollte sich Mignons Portemonnaie schnappen, aber Mignon klammerte schnell ihre Hände darum.

«Diebin. «Dann schrie Mignon so laut sie konnte den vorbeifahrenden Autos zu:»Meine Schwester ist eine Diebin!«

«Halt die Klappe! Ich will dein Geld nicht, aber wie viel hast du?«

«Warum?«

«Weil du Arschbacke Goldstecker kaufen mußt. Sonst entzünden sich deine Ohren. Warte nur, bis ich Hojo zu fassen kriege.«

«Das wird ihr gefallen. Sie geht mit allen ins Bett, und sie ist scharf auf dich. «Ein teuflisches Licht tanzte in Mignons haselnußbraunen Augen.

«Herrgott, Mignon, hast du Hormonwallungen oder was? Du denkst nur an Sex.«

Chris lachte.»Tun das nicht alle?«

«Ich nicht«, antwortete Vic störrisch.

«Du brauchst 'nen Weckruf.«

«Ja, ich laß die Goldstecker sausen und kauf dir einen Wecker von meinen, äh, zwanzig Dollar zweiundachtzig. Warte, dreiundachtzig.«

Schließlich mußte auch Vic lachen.»Okay, wir gehn zu Chowder's. Da kriegen wir Goldstecker.«

Sie fuhren zu dem neuen Einkaufszentrum und parkten vor Chowder's, einem hübschen Juweliergeschäft, das von der Main Street hierher gezogen war.

Zelda Chartreuse kannte die Savedges. Rasch erfaßte sie die Situation.

«Nicht zu groß. Ich will nicht billig aussehen«, sagte Mignon.

«Daß ich nicht lache. «Vic stützte sich mit einem Ellbogen auf die Theke, auf die Zelda ein Tablett mit Ohrringen und Steckern stellte.

«Was kosten die hier?«Mit sicherem Griff langte Mignon nach schlichten goldenen Kugeln, klein, aber sehr hübsch.

«Die kommen auf hundertneun Dollar. Vierzehnkarätiges Gold.«

Mignon machte ein langes Gesicht.»Zelda, ich hab bloß zwanzig Dollar dreiundachtzig.«

«Ich hasse dich. «Vic schob die Hand in die linke Tasche und zog säuberlich gefaltete Geldscheine heraus. Sie zählte sie.»Okay, Mignon. Hier sind fünfzig. Den Rest brauche ich diese Woche für Benzin und Mittagessen.«

«Das wären siebzig Dollar und dreiundachtzig Cents. Die hier kosten zweiundsechzig Dollar. «Zelda zeigte auf ein Paar Stecker, so winzig wie Stecknadelköpfe.

«Nein. «Mignon befühlte die Goldkugelohrringe.

«Herzchen, die silbernen hier sind genauso groß. Ich denke, was die Größe angeht, hast du Recht. Du hast einen guten Geschmack, Mignon. Du weißt genau, was dir steht und auch allen anderen.«

«Zelda, wenn sie die silbernen nimmt, entzünden sich ihre Ohren.«

Zelda stellte fest, wer immer Mignons Ohren durchstochen hatte, hatte es an genau den richtigen Stellen getan.

«Ich hab auch ein bißchen Geld«, verkündete Chris und langte in die Tasche ihrer Shorts.

«Kommt nicht in die Tüte. «Vic faßte sie am Handgelenk.»Du bist der Gast, und die Eskapade meiner kleinen Schwester darf dich nichts kosten.«

«Ich kann ihr Kredit geben. Sie kann ihn abstottern«, schlug Zelda vor.»Ich weiß, daß sie's tun wird. Auf Mignon ist Verlaß.«

«Lisa Baptista hat in der ganzen Stadt Kredit«, sagte Mignon zu Vic.

«Nicht bei uns. «Mehr wollte Zelda nicht sagen.

«Mignon, kauf nicht auf Pump. Wenn wir nicht alles auf einmal bezahlen können, mußt du kleinere Ohrringe nehmen.«

«Die sind ja klitzeklein. «Mignon hatte sich auf die goldenen Kugeln versteift, die genau die richtige Größe für ihre Ohren hatten.

«Bitte, nimm mein Geld. Ich schulde es Mignon für die vergnügliche Unterhaltung. «Chris drückte Vic ihr Geld in die Hand und hielt es mit der anderen Hand dort fest.

Ein feuriger Blitz durchzuckte Vic. Sie starrte Chris sprachlos an.

Mignon, die die Reaktion ihrer Schwester beobachtete, sagte:»Chris, wir können dein Geld nicht annehmen. Das ist nicht recht.«

«Ich bestehe darauf. «Chris drückte Vics Hand und ließ sie dann los.

Vic ließ das Geld fallen. Noch nie im Leben hatte sie so etwas gefühlt, weiße Hitze, gepaart mit blauer Kälte. Sie wußte, es war sexuell. Sie wußte, daß sie das bei Charly nie empfunden hatte. Sie wußte nicht, was sie machen sollte, und sie wußte nicht, ob Chris dasselbe fühlte.

Mignon hatte das Geld aufgehoben, fünfzehn Dollar.

Zelda konnte die Savedges gut leiden. Fast jeder mochte sie.»Mignon, wir müssen sie in deine Ohren stecken, bevor es zu spät ist und wehtut. «Sie holte eine Flasche mit Alkohol unter dem Ladentisch hervor.»Chris, behalt dein Geld. Bitte erzählt niemandem von diesem Rabatt. Das ist unser Geheimnis.«

«Zelda. «Vics Stimme brach ab.

«Euer Vater war gut zu mir. Und so wird's gemacht. «Zelda rieb sorgsam die Rückseite des Ohrrings ab. Sie nahm eine kleine Schere aus einer Schublade und schnitt die Wachsstrippen durch.»Hast du die Operation ausgeführt?«, fragte sie Vic.

«Nein. Hojo.«

«Hat sie gut gemacht. Die Frau hält mich beschäftigt. «Sie lachte.»Sie liebt Schmuck.«

«Sie verdient nicht genug, um eure Sachen zu kaufen«, sagte Mignon. Sie zuckte zusammen, als sie versuchte, die Ohrringe durchzustecken.

«Mit einem Spiegel geht's besser, Herzchen. «Zelda legte einen Handspiegel vor sie hin.»Bring's schnell hinter dich, und dann mußt du die Ohrringe immer drehen. Reib sie vorne und hinten mit Alkohol ab, ohne sie rauszunehmen. In einer Woche dürfte alles in Ordnung sein. Wie's aussieht, heilt es bei dir schnell ab.«»Mignon, du weißt nichts über Hojos Finanzen. Du bist diejenige ohne Geld, nicht sie.«

Zelda bewunderte Mignon.»Bildhübsch siehst du aus.«

«Nun übertreib mal nicht«, sagte Vic, die sich einigermaßen von dem Blitzschlag in ihrem Körper erholt hatte.

Während sie zurückfuhren, um Jinx abzuholen, erzählte Vic Chris, daß ihr Vater Urkunden für die Leute aufsetzte, Testamente, was immer gebraucht wurde. Er half oft Leuten, die nicht viel bezahlen konnten.

«Für Dad stehen die Menschen an erster Stelle, Geld an zweiter.«

«Das ist eine großartige Eigenschaft. «Chris drehte sich um, ihre blonden Haare schimmerten im Licht.»Sie stehen dir gut, Mignon.«

Vic mußte Chris dauernd ansehen. Sie schaute auf die Straße und dann wieder zu Chris. Als Chris ihren Blick erwiderte, brach Vic in Lachen aus. Chris lachte auch.

Als Vic, Chris, Mignon und Jinx nach Surry Crossing kamen, hatte R. J. den Grill angeheizt und die Steaks mariniert.