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«Ja, das stimmt, Mrs. Savedge.«

«Du siehst nicht sehr deutsch aus. Ich denke immer, wer aus Pennsylvania kommt, ist entweder deutsch oder Quäker. Carter. Guter englischer Name. Wir haben den Engländern viel zu verdanken, vor allem, daß sie uns Namen gegeben haben, die wir buchstabieren können — und daß sie schließlich von hier verschwunden sind. Es würde nicht gut gehen, wenn wir Könige und Königinnen in Amerika hätten. Allerdings ist es bei ihnen auch nicht immer gut gegangen.«

«Chris ist von der Vermonter Uni rübergewechselt. Ich werde sie hier rumführen. «Vic war es gewohnt, daß ihre Mutter unvermittelt vom Thema abschweifte.

«Vic kennt alle Welt. Und wenn ich sagen darf, warum ich ein bißchen stolz auf meine Tochter bin — sie ist eine gute Freundin.«

«Danke, Mutter.«

R. J. sah auf ihre Uhr, eine alte Bulova, die ihrem Vater gehört hatte.»Darf ich euch zwei zum Essen einladen?«

«Vielen Dank, ich bin eigentlich bloß vorbeigekommen, um zu fragen, ob Vic einen guten Klamottenladen in der Stadt kennt.«

«Tut sie, und ich auch. Ich fahr dich hin, aber sie machen bald zu. Kommt, Mädels. Ich weiß, wie viel ihr eßt in eurem Alter. Ich bin am Verhungern, und so viel habe ich bereits gelernt: Hier kann man nichts zu essen erwarten. Dabei fällt mir ein, Liebes, du kommst dieses Wochenende am besten nach Hause. Wenn du kannst.«

«Ja, Ma'am.«

«Bring Chris mit. «J.R. hielt inne und ließ ihren Blick über Vics Jeans und nabelfreies T-Shirt gleiten.»Du willst doch nicht etwa so gehn, oder?«

«Mutter, wieso denn nicht? Wir gehn ja nicht in die Kirche.«

Als sie die Treppe hinunterstiegen, rief J.R. lässig über die Schulter:»Töchter werden geboren, um ihren Müttern das Herz zu brechen.«

3

«Irgendwo da draußen wartet ein tollerTyp auf dich. Vielleicht sogar hier auf dem Campus«, sagte Vic.

«Ach, hör doch auf. «Jinx Baptista zog die Nase kraus.

Vic schlang ihren Arm um Jinx' Taille, als sie über den Innenhof spazierten; Charly Harrison ging rechts von Vic, den Arm um deren Taille gelegt.

Vics beste Freundin zu sein, das konnte manchmal ganz schön nerven. Jinx ertrug es, so gut sie konnte; denn schon als Kind hatte sie eingesehen, daß aller Augen sich immer zuerst auf Vic richten würden.

«Ein intelligenter. Er muß intelligent sein, um es mit dir aufnehmen zu können, Jinx«, sagte Charly.

«Und gut bestückt«, kicherte Vic.

Jinx zwinkerte Vic zu.»Deine Mutter hat dich nicht anständig erzogen.«

«Ich hör nicht hin, bin zu empfindsam. «Charly amüsierte sich über die beiden.

Sie schlenderten über den Campus und in die Stadt, wo in Gelb und Grün geschmückte Geschäfte die zurückgekehrten Studenten begrüßten, die jeden Herbst einfielen wie vergoldete Heuschrecken.

Jinx kam wieder auf das Thema Männer zu sprechen, an denen in ihrem Leben Mangel herrschte.»Charly, Männer mögen keine intelligenten Frauen. Ich hab darüber nachgedacht, was du gesagt hast.«

«Was hab ich gesagt?«

«Daß ein Mann intelligent sein muß, um es mit mir aufzunehmen.«

«Oh. «Er trat zwischen die Frauen und legte einer jeden eine Hand auf den Rücken, um sie sicher auf die andere Straßenseite zu bugsieren.»Muß er auch.«

«Und ich sage, Männer mögen keine intelligenten Frauen.«

«Ach komm, Jinx. «Vic verdrehte die Augen.

«Ist doch wahr.«

«Vic ist intelligent«, sagte Charly überzeugt.

«Ach Quatsch — du würdest sie auch lieben, wenn sie strohdoof wäre.«

«Würde ich nicht. «Er legte entrüstet die sonnengebräunte Stirn in Falten.

«Du wärst trotzdem scharf auf sie.«

Er sah Jinx an.»Kann schon sein. Aber ich würde sie nicht lieben. Hätte sie keinen Verstand, würde ich mich am Ende langweilen.«

«Bei manchen Männern dauert>am Ende< Jahre«, zog Vic ihn auf.

«Ihr wollt wohl unbedingt Krach mit mir kriegen. Hört schon auf, Frauen können in puncto Aussehen genauso oberflächlich sein wie Männer.«

«Schon«, stimmte Vic Charly zu,»aber sie haben nicht so viel Gelegenheit, es auszuleben.«

«Meine Mutter meint, es ist wahr, was die Leute sagen, daß Frauen Sex benutzen, um Liebe zu kriegen, und daß Männer die Liebe benutzen, um Sex zu kriegen. Ich denke, da kann ich ihr zustimmen.«

«Jinx, seit wann stimmst du deiner Mutter zu?«, fragte Vic und kniff Jinx in den Arm.

«Seit eben. «Jinx wandte sich wieder an Charly.»Erinnerst du dich, als du Victoria das erste Mal gesehen hast?«

«In dem Senkgarten hinter Haus Wren. Die ganze folgende Woche hab ich sie gesucht. Ich hab alle gefragt, die ich kannte, ob sie sie kannten oder gesehen hatten.«

«Sie hätte total plemplem sein können — es wär dir egal gewesen. «Jinx tat entsetzt über seine Oberflächlichkeit.

«Ja, aber als ich sie gefunden hatte, hab ich entdeckt, daß sie schlau und schön ist.«

«Bedankt euch bei mir. Ich hab euch zusammengebracht. Mir habt ihr euer Glück zu verdanken.«

«Bist eine Heilige. «Vic schlang ihren Arm um Jinx' Hals.

«Mal ehrlich — wenn Charly und ich nicht zusammen Physiologie gehabt hätten, wer weiß? Du hast nach der Vorlesung auf mich gewartet, und da wollte er mich kennen lernen. «Jinx seufzte.

«Hättest du mich ihr nicht vorgestellt, würde ich heute noch da draußen herumirren und nach Vic suchen. «Charly lächelte.

Was Jinx sich nicht eingestehen wollte, war, daß ihr Herz einen Schlag ausgesetzt hatte, als Charly sie vor der nächsten Vorlesung angesprochen hatte. Aber als er sich nach ihrer Freundin erkundigte, da wußte sie, daß sie im Hintertreffen war, bevor sie überhaupt eine Chance hatte. Sie versprach, Charly mit Vic bekannt zu machen, und sie hatte ihr Versprechen gehalten. Jinx liebte Vic, sie würde Vic immer lieben, doch es gab Zeiten, da fiel es ihr schwer, nicht sauer auf sie zu sein.

«Vic, weißt du noch, als du Charly das erste Mal gesehen hast?«

«Klar, als du uns vorgestellt hast.«

«Und?«

«Was, und?«Vic zuckte mit den Achseln.

«Weißt du noch, was du gedacht hast?«, fragte Jinx.

Vic, die an männliche Aufmerksamkeit gewöhnt war, erinnerte sich an ihre erste Begegnung mit Charly, doch das hatte für sie nicht denselben Stellenwert wie für ihn. Sie hoffte, daß es ihr nicht anzumerken war.»Ich dachte, netter Typ.«

«Danke. «Charly lächelte.

«Jinx, wenn du rumrennst und auf Teufel komm raus jemanden finden willst, wird das nie was. Es muß sich sozusagen an dich ranschleichen. Der Richtige wird dir schon noch über den Weg laufen.«

«Und er wird intelligente Frauen mögen. «Charly zwinkerte Jinx zu.

Er mochte Jinx. Sie war nett, temperamentvoll. Er mußte sie mögen. Jinx und Vic waren unzertrennlich.

Sie kamen zu der katholischen Kirche St. Bede, blieben stehen, um die große Marienstatue inmitten der tadellos gepflegten Anlage zu bewundern. Der Pastor wohnte gegenüber in einem schmucken weißen Haus, von wo er St. Bede und Maria im Blick hatte.

«Sie guckt immer so friedlich«, bemerkte Jinx.»Männliche Heilige gucken nie so friedlich wie die Muttergottes.«

«Weil sie gegen ihr Testosteron ankämpfen.«»Wenn Raphael heute lebte, würde er dich als Madonna malen. «Charly küßte Vic auf die Wange.

Jinx zog eine Grimasse.»Ich muß gleich kotzen.«

«Zynikerin«, sagte Charly.

«Ich werde Patin von Vics Kindern. Sie brauchen eine Zynikerin in ihrem Leben. Wahrscheinlich guckt die heilige Muttergottes deswegen so friedlich. Weil die Kinder aus dem Haus sind.«

«Laß das bloß nicht deine Mutter hören…«

«Sie kriegt's nicht zu hören, wenn du's ihr nicht erzählst. «Jinx kniff Vic in den Arm.»Übrigens, was machst du am Wochenende?«