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«Sie hat diesen Sommer schwer bei Don geschuftet und dann noch morgens und abends auf der Farm. Sie ist nicht arbeitsscheu. Charly auch nicht. Sie werden was aus sich machen, die zwei«, sagte R. J.

«Sie wird als Gattin eines wichtigen Mannes enden. Ich kann mir nicht vorstellen, daß sie Schindeln auf ein Dach knallt.«

«Er scheint in die Richtung zu streben, was? Hin zu Macht und Rang. Liegt im Blut, nehm ich an. Aber sie sind jung. Da kann sich noch was ändern. Vielleicht wird er ja mal ein reicher Steueranwalt.«

«So was Langweiliges.«

«Oh, er ist nicht langweilig, Schätzchen.«

«Er wird langweilig werden. «Bunnys Stimme hatte einen bissigen Unterton.

«Man kann nicht jeden Tag ein loderndes Feuer sein.«»Ich wär mit ein Mal die Woche zufrieden. «Bunny seufzte.»Alles, woran Don denkt, ist das Geschäft. Herrgott im Himmel. «Sie ließ ihre Hand im Wasser schleifen.

«Vielleicht können wir nicht alles haben.«

«Ich will nicht alles haben. Ich will bloß genug.«

«Ach Bun. «R. J. griff das Ruder in der neuen Gabel und schwenkte den Bug herum. Dann ruderte sie stromaufwärts, freute sich an dem Widerstand.

«Soll ich rudern?«

«Nein, du mußt deine Kräfte schonen. Ist morgen nicht das Club-Turnier?«

«Ja.«

Der kleine, aber feine alte Country-Club war sehr rührig, und zu der Zeit, als die zwei jungen Familien sich vor gut zwanzig Jahren vereinigten, war er nicht teuer gewesen. Ihre Eltern waren Mitglieder und ihre Großväter väterlicherseits waren Gründungsmitglieder gewesen.

«Wir werden vielleicht unsere Mitgliedschaft kündigen müssen.«

«Tut das nicht, Orgy. Wär 'n großer Fehler. Nicht nur, daß dort unsere Freunde sind, denk auch an die geschäftlichen Kontakte.«

«Ich betreibe kein Geschäft, und Frank ist ein guter Anwalt. Die Leute wissen, daß er solide ist. Er ist, was er ist.«

«Vielleicht könnten wir ein Geschäft gründen, du und ich.«

R. J. ruderte gleichmäßig gegen die leichte Strömung. Im Westen bildeten sich sahnige Kumuluswolken.»Bunny, das haben wir doch längst abgehakt.«

«Du mußt was tun und ich auch. Ich will was Sinnvolles machen.«

«Tabak.«

«Tabak ist Schwerarbeit, dazu kommt der ganze Papierkram, um die Quotenzuteilung zu erhalten.«

«Das mach ich alle Jahre«, entgegnete R. J.

«Ich weiß, daß du den Papierkram machst, aber ihr fahrt keine große Ernte ein, weil ihr's nicht könnt und wir's nicht können. Es gibt hier nicht mehr viele, die was von Tabak verstehen, und früher oder später geht dieser ganze Rauchen-schadet-Ihrer- Gesundheit-Kram uns an den Kragen.«

«Hmm. Erdnüsse.«

«Orgy, bleib einfach bei Heu und Nutzholz. Vertrau mir.«

R. J. vertraute Bunny, die einen ausgeprägten Geschäftssinn besaß. Alles, was Bunny in die Hand nahm, zahlte sich aus. Sie las gierig nicht nur alles über die Kfz-Industrie, sondern auch über die Wirtschaft im Allgemeinen.

Bunnys gesamte Arbeit kam ihrem Mann zugute. Die Leute wußten, daß Bunny der führende Kopf war, aber Don war der Mann im Vordergrund, und er erhielt den Löwenanteil der Aufmerksamkeit. Bunny hatte mehr Freiheit als er, aber sie fühlte sich wie in der Schwebe. Sie wünschte sich einen Halt, ein Geschäft, das auf ihren Namen lief.

«Manchmal fühle ich mich vom Leben überfallen. Überrascht. Aber…«R. J.s Stimme erstarb, als sie über die Schulter blickte, um zu sehen, wie sie zum Bootssteg kam.

Sie stießen mit einem leichten Rumms dagegen. Bunny packte den Pfahl und wickelte schnell die Bootsleine darum. Sie hievte sich aus dem Boot, während R. J. die Ruder ins Boot legte.

Bunny beugte sich vor, streckte die Hand aus. R. J. zog sich daran hoch.

Wie die zwei da im Sonnenlicht standen, sah man deutlich, daß sie nahe Verwandte waren. Es war nicht so sehr eine äußerliche Ähnlichkeit; denn sie waren nach verschiedenen Zweigen ihrer Familie geraten. Es war vielmehr die Art, wie sie sich bewegten, ihre Gesten, das körperliche Behagen in der gegenseitigen Gegenwart.

«Hör mir zu. «Bunny sprach im Befehlston.»Du weißt nicht, ob Frank das Geld zurückgewinnen kann. Und wenn, dann dauert es Jahre. Erinnerst du dich noch an das letzte Mal? Ihr müßt euch viel mehr anstrengen als damals. Es ist eine neue Zeit. Hoffen wir, daß Vic Charly heiratet. Das wird weiß Gott nicht schaden. Aber laß uns ein Geschäft gründen. Das ist mein Ernst. Don kann mir das Geld fürs Saatgut geben — und er wird's tun. Erstens, ich habe es verdient. Zweitens, er hat immer noch ein schlechtes Gewissen wegen seinem Techtelmechtel. Drittens, ein Teil von ihm wird es prickelnd finden, wenn er sieht, daß wir Erfolg haben. Viertens, ich zahl's ihm zurück, einfach weil ich will. Nach und nach natürlich. Fünftens, Surry Crossing ist im Besitz unserer Familie, seit Charles I. uns das Land zugewiesen hat, und bei Gott, es wird im Besitz dieser Familie bleiben. Manchmal wünsche ich, ich wäre nie von hier weggegangen, aber Don wollte näher an der Stadt sein, und wir waren jung verheiratet. Damals sah ich keinen Sinn darin, in der Nähe von Mom und Dad zu sein.«

R. J. legte ihren Arm um Bunnys Schulter.»Ich vermisse sie.«

«Laß es uns machen. Nicht nur für dich, sondern genauso für mich. Laß uns ein Geschäft gründen.«

«Was schwebt dir vor?«

«Ein Gartenbaubetrieb. Wir haben das Land. Ständig bauen die Leute Häuser in diesem Bezirk. Und solltest du dich je zu einer vernünftigen Erschließung«, sie äffte die Stimme ihrer Schwester nach,»entscheiden, dann haben wir den gesamten Bestand des Gartenbaubetriebes, um ihn zu einer der besten landschaftlich gestalteten Erschließungen in Virginia zu machen.«

«Es ist dir ernst.«

«So ernst wie ein Herzinfarkt.«

«Vielleicht setzt du ja aufs richtige Pferd. Es gibt so vieles zu bedenken. Aber zuallererst muß ich Frank aus dem Vertrag rauskriegen. «R. J. küßte Bunny auf die sonnengebräunte Wange.

Bunny zeigte auf eine etwa vierhundert Meter entfernte Staubwolke.»Vic. «Sie hob ihr Fernglas und erspähte das in wasserblau und weiß gehaltene Impala Cabriolet, Baujahr 1961, mit offenem Verdeck.»Ja, es ist deine Älteste, mit Jinx. Und noch jemand, ein Mädchen. Sehr blond. Sehr hübsch.«

«Los, begrüßen wir die nächste Generation.«

«Degeneration.«

«Mit etwas Glück«, sagte R. J. lachend.

5

Eine blaßgraue Staubfahne — Splitt aus Austernschalen — wehte zu dem türkisblauen Himmel hinauf, der dieselbe Farbe hatte wie Vics 61er Impala. Mit dem offenen Verdeck und ihren im Wind flatternden Haaren verkörperten die drei Insassinnen pure Jugend, absolute Freiheit, gepaart mit absoluter Ungewißheit.

R. J. ging die sanfte Anhöhe zum Haus hinauf, einem schlichten Holzschindelhaus aus dem Jahre 1734. Der ursprüngliche Bau, eine Blockhütte, war 1642 bei einem Indianerüberfall abgebrannt. Man hatte sie trotzig wiederaufgebaut, und als Mitte des achtzehnten Jahrhunderts, dem Tabak sei Dank, Geld aus England floß, hatte die dritte Vance-Generation ein solides Holzhaus gebaut mit großen Fenstern, ein untrügliches Zeichen für Wohlstand, und es Surry Crossing getauft.

Weiter westlich hinter Sloop Point grenzte Claremont Manor an Surry Crossing. Über den unendlich breiten Fluß konnte man von Sandy Point bis Dancing Point sehen. Der Blick allein lohnte die Plackerei und das Blutvergießen von Generationen.

Der Impala kam mit quietschenden Reifen zum Stehen (Gott verhüte, daß Vic jemals langsam führ), die Türen gingen auf, und Jinx sprang von hinten über den Fahrersitz.

Während alle sich umarmten und Chris vorgestellt und ihrerseits umarmt wurde, kam eine zweite Staubwolke in Sicht, begleitet von dem rauhen Dröhnen eines starken Dieselmotors. Am unteren Ende des langen Zufahrtsweges quietschten Bremsen, dann setzte sich das Dröhnen fort, da der Wagen schnell weiterfuhr.