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Das Essen mit den McKennas am Heiligen Abend war um sieben Uhr geplant.

Um halb fünf tauchte die Sonne am Horizont unter. Bunny hatte R. J. den ganzen Tag beim Kochen geholfen. Als die letzten Sonnenstrahlen die Landschaft übergossen, rief Don an und sagte, er habe sich ein bißchen verspätet, aber jetzt sei er endlich zu Hause. Er werde duschen, sich rasieren, anziehen und pünktlich bei den Savedges sein.

Um sechs rollte Edward Wallace in einem funkelnagelneuen Cadillac mit Georgia am Steuer durch die Zufahrt. Er brachte Yolanda einen Leckstein und mehrere in Scheiben geschnittene Äpfel, die er unter ihr Futter mischte.

Als er aufbrach, kam Bunny nach draußen, um noch einen Arm voll Holz zu holen.

«Frohe Weihnachten, Edward. Wann wird dein Transporter fertig?«

«Keine Ahnung. Georgia ist mit mir an der Werkstatt vorbeigefahren, aber ich glaube, da ist niemand mehr außer Don.«

«Du mußt dich irren. Er ist zu Hause.«

«Nein, ich hab seinen Wagen an der Seite stehen sehen — und einen neuen Dodge Ram.«

«Nora Schonfeld«, zischte Bunny leise.

R. J. fuhr zusammen, als Bunny in die Küche stürmte und das Holz vor den Küchenkamin warf.»Bunny!«

Bunny kümmerte sich nicht weiter um den Holzhaufen, den sie gerade abgeladen hatte.»Dieser Schuft! Er ist mit Nora Schonfeld im Büro. Edward hat ihr Auto gesehn.«

«Er ist ein alter Mann. Er wird sich geirrt haben.«»Edward ist ein alter Mann, aber ihm entgeht nichts. Ich schnapp mir Don. Dieses Weihnachten wird er nie vergessen!«Sie riß ihre Schürze herunter.

«Vic!«, rief R. J.

«Mom?«Vic kam in die Küche.

«Geh mit deiner Tante Bunny, ja? Sie wird es dir erklären, und du, hm, los, geht schon.«

«Ich brauch keine Aufpasserin!«, wütete Bunny.

«Mord am Heiligen Abend. Bunny, zähl bis zehn. Der alte Mann hat sich vermutlich geirrt.«

Vic warf ihre Daunenjacke über und lief wieder ins Wohnzimmer, um Chris und Mignon Bescheid zu sagen, daß sie eine Weile fort sein würde. Dann sprintete sie zum Auto, weil Bunny sonst wahrscheinlich ohne sie losgefahren wäre.

«Der kann was erleben!«Bunny nahm die Linkskurve hinter der Zufahrt so scharf, daß ihr Feldstecher auf den Boden gerutscht wäre, hätte Vic ihn nicht aufgefangen.

«Ja, Ma'am.«

«Er ist dort mit dieser Schlampe. Edward Wallace hat seinen Wagen und ihren Transporter beim Kundendienst stehen gesehen. Ich bring ihn um. Nein, der Tod ist zu gut für ihn. Vorher soll er nur leiden.«

«Er hat vielleicht ein anderes Auto genommen. Er hat schließlich jede Menge zur Auswahl.«

«Ich kenne ihn!«

«Fahr langsam, Tante Bunny.«

«Gut, daß du das mitkriegst. Die Männer sind alle gleich, Vic. Intrigante, verlogene, betrügerische Mistkerle. Denk daran, wenn du zum Traualtar schreitest.«

«Nicht so bald.«

«Der Ring an deinem Finger sagt was anderes. «Sie nahm wieder eine Kurve zu schnell.

«Tante Bunny, fahr langsamer.«

«Sei nicht so vernünftig! Du bist wie deine Mutter!«

«Ich möchte auch gern so alt werden wie meine Mutter.«

Bunny fuhr ein kleines bißchen langsamer.»Als ob er von mir nicht kriegen würde, was er will. Will er Sex, steh ich stets zur Verfügung. Merk dir das, verweigere dich Charly nie, wenn er Sex will. Wenn du das tust, sucht er ihn bei einer anderen. Männer halten Sex für ein Recht, nicht für ein Privileg.«

«Wir etwa nicht?«

«Werd nicht philosophisch. Frauen sind besser als Männer, und damit basta!«

«Ja, Ma'am.«

«Gott, ich hab gar nicht gewußt, daß der Laden so verdammt weit weg ist.«

«Tante Bunny, es ist nur eine Viertelstunde bis dahin. Du bist außer dir. Da kommt einem alles, äh, verzerrt vor.«

«Erzähl du mir nicht, was schief gelaufen ist. Du bist meine Nichte, nicht mein Guru.«

«Ja, Ma'am. «Vic fürchtete um die Sicherheit aller anderen Autos auf der Straße.

«Überleg es dir zweimal, ob du heiraten willst. Ich meine es ernst.«

Vic sagte tonlos:»Fahr langsam.«

«Wenn ich ihn nicht umbringe, könnte ich's an dir ausprobieren!«

Die glitzernden rotgoldenen Bänder bei McKenna-Dodge wehten im Wind, als Bunny das Tempo verlangsamte und von der Kundendienst-Einfahrt auf den Parkplatz schlich. Und wirklich, da stand Dons derzeitiges Auto neben einem neuen 1980er Ram. Aber das war nicht der von Nora Schonfeld.

Bunny richtete ihr neuestes, teuerstes Fernglas auf Dons Büro. Sie konnte mühelos durch die zahlreichen Fenster hindurchsehen.

«Siehst du ihn?«

«Nein. «Sie suchte das Terrain ab und hielt dann abrupt inne. Ein scharfes Einatmen verkündete, daß sie ihr Ziel gefunden hatte.

Vic griff nach dem Fernglas. Die fassungslose Bunny überließ es ihr. Vic bot sich das Schauspiel von Hojo auf ihrem Kommandoposten; ihre Hände umklammerten die Kante, die Beine waren gespreizt, der Rock hochgezogen, und Don rammelte von hinten drauflos. Es schien ein sehr fröhlicher Heiliger Abend zu sein bei McKenna-Dodge.

«O Scheiße. Das tut mir Leid, Tante Bunny.«

Bunny nahm Haltung an, ihre geistige Klarheit kehrte zurück.»Steig aus.«

«Wirklich, Tante Bunny. «

«Vic, steig aus.«

«Nein.«

«Dann schnall dich an. Es kann zu Turbulenzen kommen. «Sie lachte künstlich.»Diese Ansage wollte ich schon immer mal machen.«

Vic schnallte sich an und überlegte fieberhaft, was sie sagen könnte. Bunny wendete und fuhr zur Vorderseite der Autohandlung, schaltete zur Steigerung des Schreckens die Scheinwerfer ein, brachte den Motor auf Touren und krachte mitten durch die Glasscheibe in die Kommandozentrale.

Glas splitterte überall. Als Hojo die Scheinwerfer sah, koppelte sie sich von Don ab, hechtete über den Kommandoposten, rannte wie der Teufel zum Nebeneingang und schaffte es zu ihrem Auto.

Don, einen Schritt langsamer und etwas behindert durch eine Erektion — seine Schwanzspitze war so rot wie der Mantel vom Weihnachtsmann — , gelang es, sich hinter den Kommandoposten zu ducken, als der Wagen hinein krachte.

Bei noch laufendem Motor kurbelte Bunny ihr Fenster herunter.»Die Scheidungsunterlagen hast du morgen auf dem Schreibtisch. Fröhliche Weihnachten!«Sie setzte über das knirschende Glas zurück.

«Tante Bunny«, keuchte Vic.»Wir schaffen's nie bis nach Hause. Deine Reifen sind durchlöchert.«

«Du hast Recht. Geh, hol die Schlüssel von irgendeinem Wagen. Nein warte, wir nehmen den großen schwarzen Transporter draußen vor dem Eingang. Mir gehört jetzt der halbe Laden. unabhängig von dem Schuft! Das Auto ist mein Weihnachtsgeschenk für dich. «Sie schlug die Tür zu, schnappte sich ihr geliebtes Fernglas, während Vic zum Schlüsselbrett spurtete. Sie fand die Schlüssel für den schwarzen 1980er Ram- Halbtonner, lief zurück, nahm Bunny s Arm. Sie wollte nicht, daß Don von dort, wo immer er sich versteckt hatte, herauskam und Bunny zu Gott weiß was inspirierte.

Sie hörten Hojo mit durchgetretenem Gaspedal in ihrem roten Transporter um die Vorderseite der Autohandlung preschen.

«Die dreckige Hure knöpf ich mir später vor.«

«Gute Idee. Komm, Tante Bunny. Hast du deine Handtasche? Alles, was du aus deinem Wagen brauchst?«

Bunny drehte um und holte ihre Tasche. Dann ließ sie sich — ihre Gefühlsregungen schwankten zwischen Kampfeseuphorie und aufziehender Furcht — von Vic zu dem neuen Transporter führen.

Sie fuhren schweigend nach Surry Crossing zurück. Kaum waren sie durch die Hintertür, als Bunny beim Anblick ihrer Schwester in herzzerreißendes Schluchzen ausbrach. Frank, Mignon und Chris kamen in die Küche, um zu sehen, ob sie helfen konnten.

Die Arme um Bunny gelegt, sagte R. J. zu ihrem Mann:»Vielleicht beruhigt ein Scotch ihre Nerven. «Sie wandte sich an Mignon:»Herzchen, bring Tante Bunny Käse und Cracker. und einen Scotch mit Eis.«