«Ich will ihn nie wieder sehen«, tobte Bunny.
«Komm, wir gehen ins Wohnzimmer. «R. J. geleitete Bunny hinein.
Piper unter dem Baum schlug zum Gruß mit dem Schwanz.
Mignon stellte einen Teller Käse und Cracker auf den Couchtisch und reichte Bunny ihren Drink. Ein Feuer füllte das Zimmer mit tanzendem Licht, das Kirschholz verströmte seinen berauschenden Duft.
R. J. setzte Bunny aufs Sofa und sich daneben. Frank blieb stehen, er wußte nicht recht, was er sonst tun sollte. Mignon ließ sich in einen Ohrensessel plumpsen, Chris ebenso. Vic stellte sich neben ihren Vater.
«Frank, bereite die Scheidungsunterlagen vor.«
«Laß uns noch ein, zwei Tage warten«, riet er in beschwichtigendem Ton.
«Nein. Schenk mir die Scheidungspapiere zu Weihnachten. Ich gebe nicht klein bei und werd's mir nicht anders überlegen. Er hat eine Frau zu viel gehabt. Und den Transporter draußen schenke ich Vic.«
«Tante Bunny, ich kann das nicht.«
Bunny schnitt ihr das Wort ab.»Ich hätte dich verletzen können. Ich weiß, es war dumm, was ich getan habe, aber«, sie lachte bitter,»es hat sich gelohnt.«
R. J. rümpfte kurz die Nase, ihre Augenbrauen schnellten in die Höhe, dann faßte sie sich.»Bunny, was hast du getan?«
«Ich bin durch die Glasscheibe gefahren. Hab sie auf frischer Tat ertappt, in der verdammten Kommandozentrale — die ich entworfen habe.«
R. J. sah Vic an.
«Stimmt, sie ist durch die Scheibe gefahren. Wir haben den Wagen stehen lassen, wegen dem Glas. Ich nehme an, Onkel Don wird sich eine Erklärung für die Polizei und für die Versicherung einfallen lassen müssen.«
«>Ich hab meine Empfangsdame gebumst, als meine Frau durch die Glasscheibe fuhr.< Das dürfte dem Regulierungsbeauftragten gefallen. «Bunny lachte und weinte zugleich.
«Trink einen Schluck, Schätzchen. «R. J. hielt Bunny das Glas hin.
«Ich will keinen Drink. Ich will die Scheidung. «Sie deutete mit dem Finger auf Vic.»Überleg es dir zweimal, Victoria, überleg es dir zweimal. Charly mag jetzt ein wunderbarer Mensch sein, aber im mittleren Alter, da werden die Männer einfach. sie zeigen ihr wahres Gesicht.«
Frank überhörte das.»Möchtest du, daß ich in die Firma fahre und sehe, ob ich Don finden kann?«
Bunny, die Augen gerötet, überlegte.»Ist mir egal, ob er tot ist.«
Frank sah R. J. eine Weile an.»Hört mal, wir wollen doch nicht, daß das auf falsche Weise an die Presse gelangt. Mädels, hebt mir was vom Abendessen auf.«
«Wenn du meinen miesen Mann siehst, meinen baldigen ExEhemann, sag ihm, daß ich seine Visage nie wieder sehen will und daß ich ihn das nächste Mal umbringe.«
Frank antwortete nicht. Er ging aus dem Zimmer, zog seinen langen Kamelhaarmantel von Brooks Brothers an, der an den Ellbogen abgewetzt war, und öffnete die Hintertür, worauf ein Schwall kalter Luft hereinwehte.
«Dad. «Vic war ihm in die Diele gefolgt.»Meinst du, Onkel Don wird sie beim Sheriff verpfeifen?«
«Nein, aber sollte der Sheriff vorbeischauen, laß Bunny auf gar keinen Fall mit ihm sprechen. Aber ich glaube, dein Onkel Don dürfte im Moment froh sein, daß er am Leben ist. «Er stülpte sich seinen Hut auf den Kopf und ging.
Mignon kam zu Vic.»Schlimm, was?«
«Nicht gut.«
«Das war aber ganz schön cool.«
«Nicht, wenn man neben ihr saß. «Vic schüttelte den Kopf.
«Ich hab's gewußt.«
«Was hast du gewußt?«
«Daß Onkel Don Hojo bumst.«
«Herrgott Mignon, warum hast du nichts gesagt?«
«Weil ich ein Geheimnis für mich behalten kann«, erwiderte sie stolz.»Ich hab sie einmal erwischt, wie sie sich geküßt haben.«
«Also deswegen hat Hojo dir Ohrlöcher gestochen, obwohl sie genau wußte, daß Mom einen Anfall kriegen würde.«
«Ich hab sie aber nicht erpreßt. «Mignon schloß die Haustür. Die Kälte ließ sie schaudern.
«Hab vergessen, daß ich sie offen gelassen habe. «Vic fragte sich, wo sie mit ihren Gedanken war.»Es war richtig von dir, nichts zu sagen. Mom oder ich hätten nichts ändern können. Und wer möchte schon einer Frau eröffnen, daß ihr Mann mit einer anderen schläft. Du weißt, was mit dem Überbringer einer schlechten Botschaft geschah. «Sie fuhr sich mit dem Zeigefinger quer über den Hals.»Komm, wir gehn lieber wieder rein.«
Die zwei Schwestern platzten mitten in eine von Bunnys leidenschaftlichen Attacken.
Die leidgeprüfte Frau richtete ihren Blick auf Vic, als sie ins Zimmer trat.»Merk dir das. Besteh auf einem Ehevertrag. Jedes Schmuckstück, das er dir während der Ehe schenkt, gehört dir. Jegliches Vermögen, Aktien, Obligationen, alles, was von Wert ist, gehört dir zur Hälfte, weil du die Hälfte davon verdient hast. Ich weiß, daß du verliebt bist, aber mach das. Jetzt gleich. «Sie zeigte auf den großen Ring an Vics Finger.
Tränen liefen Chris übers Gesicht. Vic ging zu ihr, setzte sich auf die Sesselkante.»Ist ja gut. Komm, Chris, ist ja gut.«
Alle Gefühlsregungen des Tages hatten sich bei Chris aufgestaut.
Bestürzt setzte sich Mignon in den anderen Ohrensessel.
Bunny hielt ihre Tränen für einen Augenblick zurück.»Du auch, Chris. Merk dir das!«
Chris griff nach Vics Hand.
«Das war ein stürmischer Tag. «Vic hielt Chris' Hand.
«Was gibt's bei dir zu heulen?«Bunny dachte, daß sie mit ihrem Benehmen vielleicht Chris' Tränen ausgelöst hatte.
«Hier. «Mignon, die gern helfen wollte, hatte Chris einen Scotch eingeschenkt.
«Ich nehme an, mein Anblick macht keine Lust aufs Heiraten. «Bunny wischte sich mit dem Taschentuch, das R. J. ihr reichte, die Augen.»Du mußt die richtigen Papiere aufsetzen. Ganz egal, wie sehr du ihn im Moment liebst.«
Vic holte Luft und atmete dann langsam aus.»Mom, Tante Bunny, Mignon, ich werde Charly Harrison nicht heiraten.«
Sogar Bunny hörte zu weinen auf und starrte sie an.
R. J. nahm Bunnys Glas, trank von ihrem Scotch und reichte es dann ihrer Schwester, die fand, ein weiterer Schluck sei keine so schlechte Idee.
«Wow. «Mignon blinzelte.
«Es tut mir Leid. Es tut mir so Leid«, sagte Chris und fing wieder an zu weinen.
Vic klopfte ihr auf den Rücken.»Da gibt es nichts Leid zu tun. Es ist alles beschlossen.«
Bunny stellte die nahe liegende Frage:»Himmel noch mal, was ist hier eigentlich los?«
«Ich bin schwanger«, erklärte Chris schlicht und trocknete ihre Tränen.
Die verdutzte R. J. versuchte Chris zu beschwichtigen.»So etwas kommt vor, Liebes — wir helfen dir. Aber was hat das mit Vic und Charly zu tun?«
«Charly ist der Vater«, erklärte Vic ruhig.
«Hab ich's dir nicht gesagt, Männer sind Schweine!«Bunny tobte.»Den bring ich auch um. «Dann wandte sie sich an Chris.»Wie konntest du nur deine Freundin so hintergehen? Und diese ganze Familie, die dir nur Gastfreundschaft erwiesen hat?«
«Tante Bunny, hör auf. So ist es nicht. «Vics Stimme war eiskalt.
Da sie noch nie in diesem Ton mit ihrer Tante gesprochen hatte, war Stille garantiert. Aber nur für einen Augenblick. Bunny konnte sich nicht zurückhalten.
«Wie denn sonst? Sie haben dich beide betrogen!«Bunny kreischte es geradezu.
«Nein, haben sie nicht.«
R. J. schlug ganz ruhig vor:»Vielleicht kannst du uns aufklären.«
Mignon stand von dem Ohrensessel auf und stellte sich zu Vic. Sie wußte nicht, was kam, aber sie wollte ihrer Schwester beistehen.
Vic stand ebenfalls auf, behielt aber ihre Hand auf Chris' Schulter.»Es war eine Wende des Schicksals.«
«Nach meiner begrenzten Erfahrung«, sagte Bunny sarkastisch,»wird eine Schwangerschaft nicht durch eine Wende des Schicksals verursacht.«