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Zedd nutzte die Gelegenheit und entzündete einen Ball aus brodelndem flüssigem Feuer. Selbst die Blitze draußen schienen in Gegenwart dieser unergründlichen, soeben zum Leben erweckten Macht einen Augenblick innezuhalten. Der Raum erzitterte unter dem Getöse des todbringenden, geballten, von Zedd entfesselten Infernos. Kreischend sauste die Zusammenballung aus lodernden Flammen quer durch den dunklen Raum und ließ Tische und Stühle, Regale und Säulen sowie die Gesichter all derer kurz aufleuchten, die ihre Flugbahn mit dem Blick verfolgten.

Die Bestie sah kurz über die Schulter, erfasste den sich überschlagenden, zischenden gelben Feuerball, der quer durch den Raum gerast kam, mit ihrem Blick und bleckte angesichts der nahenden Flammen die Reißer.

Was ein ziemlich merkwürdiges Verhalten der Bestie war, fand Nicci, fast so, als fürchtete sie kein von einem Zauberer heraufbeschworenes Feuer - und das, obwohl sie sich schwerlich etwas vorstellen konnte, was einem solchen Ansturm standzuhalten vermochte oder ihn nicht fürchten musste. Schließlich war es nicht bloß irgendein Feuer, sondern eine überaus gefährliche Substanz von ungeheuer grimmiger Gefräßigkeit.

Unmittelbar bevor der trudelnde Feuerball aus Zaubererfeuer sein Ziel erreichte, verschwand die Kreatur ganz einfach aus dem diesseitigen Sein.

Seines Ziels beraubt, klatschte das Feuer auf den Steinfußboden, verteilte sich explosionsartig über die Teppiche und schwappte, einer bösartigen, sich auf dem Strand brechenden Flutwelle gleich, über die Tische hinweg. Obwohl für einen speziellen Feind geschaffen, war Zaubererfeuer, das wusste Nicci, durchaus imstande, sie alle auszulöschen.

Doch bevor es den Lesesaal und alle, die sich darin befanden, vernichten konnte, wirkten Zedd, Nathan und Ann flugs weitere Netze - wobei Zedd sein Mögliches tat, um seine Kräfte zurückzurufen, während die zwei anderen die Flammen erstickten und ausschlugen, ehe diese eine Chance hatten, vollends außer Kontrolle zu geraten. Wolken von Dampf quollen empor, während alle sich nach Kräften bemühten, jedes verirrte Tröpfchen dieser hartnäckigen, klebrigen Feuersubstanz zu bändigen. Es folgte ein Augenblick größter Anspannung, dann endlich konnten sie sicher sein, dass sie es geschafft hatten.

Pustekuchen: Jenseits des dampfenden Nebels sah Nicci die Bestie sich abermals aus dem Dunkel schälen.

Urplötzlich erschien sie direkt hinter Zedd, drüben in den Schatten, wo sie sie zum ersten Mal in die Welt des Lebens hatte treten sehen. Nicci war die Einzige, die ihre Wiederkehr an dieser Stelle bemerkte. Bislang hatte sie die Bestie noch nie nach Belieben aus dem Totenreich hervorschlüpfen und wieder dorthin zurückkehren sehen, und doch wusste sie, dass ebendiese Methode es ihr ermöglichte, Richard selbst über größte Entfernungen hinweg aufzuspüren und zu verfolgen. Ebenso sicher wusste sie, dass sie, ganz gleich, welche Gestalt sie dafür annehmen musste, nicht eher ruhen würde, bis sie seiner habhaft wurde.

Richard erspähte die auf ihn losgehende Bestie noch vor den anderen und warnte den genau in der Bahn dieser ungestümen Attacke stehenden Zedd mit einem lauten Zuruf. Zedd blockte den Angriff ab, indem er die Luft zu einem stark verdichteten, leicht schräg gestellten Schild zusammenballte, ein Manöver, das die Bestie gerade weit genug aus der Bahn warf. Richard nutzte die Ablenkung, um mit dem Messer nach dem Angreifer zu schlagen. Doch noch ehe sein Messer den Angreifer streifen konnte, verschwand die Bestie erneut aus dem Diesseits, nur um Augenblicke später, kaum hatte Richards Klinge sie verfehlt, erneut aufzutauchen.

Fast schien es, als spielte sie mit ihnen, aber dem war nicht so, wie Nicci wusste. In ihrem seelenlosen Streben, Richard in ihre Gewalt zu bekommen, bediente sie sich schlicht unterschiedlicher Taktiken. Selbst ihr scheinbar wütendes Gebrüll war nichts weiter als ein geschickter Versuch, ihr Opfer einzuschüchtern und so eine Gelegenheit zum Zuschlagen zu erhalten. Jede Fähigkeit zu emotionalen Regungen hätte nur Einschränkungen bedeutet, also hatten Jagangs Schwestern darauf verzichtet. Die Bestie war vollkommen unfähig, Verärgerung oder Ähnliches zu empfinden; sie tat nichts anderes, als ihr Ziel mit unerschütterlicher Unerbittlichkeit zu verfolgen.

Ann und Nathan setzten eine zu Tausenden von kleinen, steinharten tödlichen Spitzen verdichtete Energieflut frei, die einem Ochsen das Fell vom Körper hätten fetzen können. Doch bevor die wirbelnden Splitter in die Bestie einschlagen konnten, wich sie dem Angriff mühelos mit einem Schritt ins Schattenreich aus und tauchte zum wiederholten Mal an völlig anderer Stelle wieder auf. Nicci musste einsehen, dass keiner von ihnen über ein Mittel verfügte, dieses Wesen aufzuhalten.

Bemüht, ihre Kräfte wiederzuerlangen, schleppte sie sich auf allen vieren über den Fußboden, um nach Cara zu sehen. Cara, die noch immer benommen vor der Wand lag, hatte sichtlich Mühe, ihre Sinne wiederzuerlangen. Nicci presste der Mord-Sith die Finger an die Schläfen und träufelte ihr einen feinen Strahl aus Magie ein, um sie wachzurütteln und ihre Kräfte wieder zu beleben. Als sie daraufhin unvermittelt auf die Beine zu kommen versuchte, packte sie sie bei ihrem Lederanzug.

»Hört mir zu«, zischte Nicci. »Wenn Ihr Richard retten wollt, müsst Ihr mir zuhören. Ihr könnt dieses Wesen nicht aufhalten.«

Cara - mittlerweile wieder auf den Beinen und alles andere als eine willige Befehlsempfängerin, zumal, wenn es darum ging, Richard zu beschützen - erkannte die unmittelbare Gefahr und wurde augenblicklich aktiv. Als die Bestie herumfuhr, um sich auf Richard zu stürzen, warf sie sich ihr dicht über dem Boden entgegen, wälzte sich unter ihr hindurch und holte sie damit von den Beinen. Noch ehe sich die Bestie davon erholt hatte, sprang Cara ihr mit einem Satz wie beim Besteigen eines wilden Hengstes auf den Rücken und rammte ihr den Strafer von hinten in die Schädelbasis - ein Manöver, das jeden Menschen auf der Stelle getötet hätte. Als die noch immer auf den Knien liegende Bestie sich daraufhin aufrichtete, hakte Cara die Waffe um die Vorderseite ihrer Kehle.

Mit ihrem unversehrten Arm packte die Bestie Caras Strafer und löste ihn mühelos aus ihrem Griff. Sofort warf sich Cara auf die Waffe und brachte sie erneut in ihren Besitz, was ihr jedoch einen Hieb eintrug, der sie abermals quer über den Fußboden schlittern ließ.

Während mittlerweile alle auf Händen und Füßen kriechend vor der Bestie zurückwichen und versuchten, nicht in die Reichweite ihrer Krallen zu gelangen, warf diese ihren Kopf in den Nacken und brüllte, ein Laut, so ohrenbetäubend, dass alle zusammenzuckten. Zuckende Blitze flammten draußen vor den Fenstern auf und tauchten den fast vollkommen dunklen Raum in einen überaus verwirrenden Wechsel aus greller Helligkeit und tiefdunklen Schatten, was es nahezu unmöglich machte, etwas zu erkennen. Zedd, Nathan und Ann zauberten Luftschilde herbei und versuchten mit ihrer Hilfe die Gefahr zurückzudrängen, doch die Bestie hatte keine Mühe, die Schilde zu durchbrechen und sich auf ihre Erzeuger zu stürzen, sodass sie gezwungen waren, sich mit einem behänden Sprung in Sicherheit zu bringen.

Nicci wusste, mit den ihnen zur Verfügung stehenden Kräften würden die drei die Bestie nicht aufhalten können; auch sah sie nicht, wie Richard dies gelingen sollte.

Während die anderen unter Aufbietung ihrer gesamten Talente und all ihres Geschicks den Kampf fortsetzten, krallte Nicci abermals eine Hand in die Schulter von Caras Lederanzug und zog sie ganz nah zu sich heran.