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„Ja. Ja, das stimmt wohl.“ Ruhig blickte er sie einen weiteren langen stillen Augenblick lang an. Dann sprach er: „Kopuliere mit mir, Taniane.“

„Kopulieren? Nicht tvinnern?“

„Zuerst die Kopulation. Ich habe noch nie mit jemandem kopuliert, weißt du?“

„Nein. ah. das wußte ich nicht.“

„Also, willst du? Auch wenn ich es vielleicht nicht besonders gut mache?“

„Aber natürlich will ich, Hresh. Und du wirst es genausogut machen wie irgendwer sonst.“

„Und hinterher würde ich gern mit dir tvinnern, Taniane. Ja?“

Sie nickte und lächelte. „Ja.“

„Aber nicht bloß, um dich die Bengsprache zu lehren. Sondern nur um mit dir zu tvinnern. Und später — beim nächstenmal — kann ich dir dann Beng beibringen, in Ordnung?“

„Versprichst du es?“

„Ja. Ja. Ja.

„Jetzt?“ fragte sie.

„O ja. Ja, jetzt.“

Im hellen klaren Morgen zog Salaman zu seiner Grabstelle, um weiterzubuddeln. Er hatte zwar schon längst jede echte Hoffnung aufgegeben, dort jemals auf etwas Nützliches zu stoßen, doch die Arbeit dort hatte den Vorteil, daß er dabei konzentriert denken konnte.

Er hatte kaum fünf Minuten gegraben, als sich ein breiter Schatten über ihn legte, und als er aufblickte, sah er Harruel droben stehen, die Hände in die Hüften gestemmt, und zu ihm herabspähen. Der König schwankte in bedenklicher Weise vor und zurück, als werde er gleich in die Grube stürzen. Ziemlich früh am Tag, dermaßen betrunken zu sein, dachte Salaman, selbst für Harruel.

„Hast du’s noch immer nicht aufgegeben, wie?“ fragte Harruel und lachte. „Bei Dawinno, sei besser vorsichtig, oder du gräbst dort unten noch mal einen Eisfresser aus!“

„Die Eisfresser sind alle fort“, sagte Salaman, ohne seinen Arbeitsrhythmus zu unterbrechen. „Viel zu warm für Eisfresser in unseren Tagen. Nimm dir eine Schaufel, Harruel! Und komm runter und grab ein bißchen! Die Arbeit wird dir guttun.“

„Pah! Glaubst du denn, ich hab nichts Besseres zu tun?“

Salaman gab darauf keine Antwort. Harruel zu necken, das war immer ein riskantes Spielchen. Und er war so weit gegangen, wie er es wagte. Also bückte er sich wieder über sein Werk, und nach einer Weile hörte er den König langsam unter Schnaufen und Grunzen davontaumeln.

Salamans Graben war eine lange gewundene Ausschachtung, die kreuz und quer wie eine riesenhafte dunkle Schlange durch den Mittelpunkt von Yissou City verlief, an der Rückseite des Königlichen Palastes entlang, dann zwischen den Häusern von Konya und Galihine und Salaman und Weiawala hindurch, und darauf im Bogen um Lakkamais Domizil herum. Der Graben war tiefer als ein Mann groß ist und etwa so breit wie die Schulterbreite eines Mannes.

Das meiste hatte Salaman selbst gegraben — gelegentlich hatten Konya und Lakkamai ihm geholfen — in seiner unablässigen Suche nach irgendeinem Überrest des Todessternes, der seiner Überzeugung nach hier niedergefallen war. Seit den Gründungstagen der Stadt war es ihm fast täglich gelungen, eine oder zwei Stunden für diese Arbeit abzuzweigen. Er grub dann meist eine Weile, behutsam, gedankenverloren, dann trug er die ausgehobene Erde zum Beginn des Grabens, damit dieser nicht den Fußgängerverkehr der Hauptstadt total lahmlegte. Dadurch wurde er zur Zielscheibe von ziemlich viel Spott und mehr als nur ein wenig Bissigkeit. Doch er fuhr stetig in seinen Ausgrabungen fort.

Den anderen redete Salaman ein, daß ein Stück von einem echten Todesstern ein heiliger Talisman sein würde, der alle Arten von Übel abwehren könnte. Und nach einiger Zeit glaubte er es sogar selbst. Hauptzweck seiner Grabarbeiten aber war es, sich selbst den Beweis zu liefern, daß der Krater tatsächlich durch den Aufprall eines niederstürzenden Sternes geformt worden sei. Theorien erfordern die Verifizierung, sagte Salaman sich stets immer wieder selbst. Man durfte sich nicht auf bloße Vermutungen stützen. Und darum grub er weiter. Er träumte davon, daß seine Schaufel gegen etwas Metallisches stoße und er eine gewaltige Masse, einen erstarrten Eisenklumpen in der Erde dicht am Stadtrand fände und den anderen zuriefe: Kommt und schaut! Kommt und schaut!

Aber bisher hatte er noch nichts gefunden, nur Steine und die dicken Wurzeln von Bäumen und ab und zu Überreste toter Tiere, die irgendein Aasfresser dort vergraben hatte. Vielleicht ruhte der Todesstern so tief im Boden, daß er nicht hoffen durfte in fünf Lebenszeiten bis zu ihm hinuntergraben zu können; oder, wie er von Anfang an vermutet hatte, die Todessterne hatten aus einem nicht dauerhaften Material bestanden, waren Feuerbälle gewesen oder Kugeln aus Eis, die ihre entsetzlichen Schäden anrichteten, aber keine Reste zurückließen. Die eine Hypothese, die er nicht zu akzeptieren bereit war, weil er überzeugt war, daß sie falsch sei, bestand darin, daß dieser gewaltige kreisförmige Krater mit seiner so regelmäßigen Gestalt und dermaßen offensichtlich ein Fremdelement in dem sonst glatten kahlen Tal, von irgend etwas anderem als einem Todesstern hätte gebildet worden sein können. Eine ganze Hochzivilisation war durch die Einwirkung dieser niederstürzenden Sterne vernichtet worden; Salaman zweifelte nicht daran, daß sie schreckliche Narben zurückgelassen haben müßten, und daß diese Narben sich als Krater von dieser Gestalt zeigen müßten, in dem Harruel Yissou City zu errichten beschlossen hatte.

An diesem Morgen beschäftigten die Todessterne Salaman während des Grabens allerdings nicht vordringlich. Heute ging ihm eine seltsame Botschaft aus der weiten Ferne — sofern es sich um eine Botschaft gehandelt hatte — nicht aus dem Sinn, die zu ihm gedrungen war, während er und Weiawala droben auf dem Hochsitz, südlich vom Krater, ihre Sensororgane zusammengelegt hatten.

Dieses hartnäckige trommelnde Pulsieren. Dieses Stampfen, dieser rumpelnde Lärm. Die furchteinflößende Tiefenströmung einer Bedrohung. Alles nur in seiner Phantasie? Nein. Nein. Das Signal war schwach gewesen; die Entfernung mußte sehr groß sein; doch Salaman war sicher, daß er nicht geträumt hatte. Es war schwach gewesen, aber wirklich. Dort draußen war etwas in Bewegung, ein Zucken in der riesigen Weite des Kontinents. Vielleicht stellte dies eine Bedrohung für ihre Stadt dar. Vielleicht war es nötig, Vorsichtsmaßnahmen zu ergreifen.

Voll Furcht, zitternd, naß vom eigenen Schweiß, grub er wie ein Wahnsinniger mehr als eine Stunde lang und hackte auf die Erde ein, als lägen dort sämtliche Antworten begraben. Am ganzen Leib war er mit feuchtem Sand bedeckt. Sein Fell wurde davon ganz verklumpt. Er knirschte ihm zwischen den Zähnen, und er spuckte und spuckte, ohne sich davon befreien zu können. Er grub mit derart irrsinniger Wut, daß der Aushub hinter ihm in weitem Bogen davonspritzte. Es kümmerte ihn kaum, wohin er die Erde schleuderte. Nach einiger Zeit machte er eine Pause; das Herz pochte heftig, die Augen schwammen vor Erschöfung. Er stützte sich auf sein Grabscheit und begann nachzudenken.

Hresh würde wissen, was man tun müßte, sagte er sich.

Nehmen wir mal an, du besprichst die Sache mit Hresh. Also, welchen Rat würde Hresh dir geben? Ich hab da eine Nachricht aufgefangen, aber sie war unklar. Es könnte sich um etwas von sehr hoher Wichtigkeit handeln, doch das kann ich nicht feststellen, weil ich sie nicht klar entziffern kann. Sag du mir, was du tun würdest.

Und Hresh würde sagen: Wenn eine Botschaft unklar ist, Salaman, beleuchte sie mit einem helleren Licht!

Ja. Hresh hatte auf alles eine kluge Antwort.

Salaman ließ die Schaufel fallen und kletterte aus dem Graben. Erstaunt blickte er auf die Schusselarbeit zurück, die er an diesem Morgen geleistet hatte, die unebene, gezackte Schnittkante, der Dreck überall verteilt. Mißbilligend schüttelte er den Kopf. Das muß ich später wieder in Ordnung bringen, dachte er. Später.

So müde er war, er zwang sich zu laufen. Er bog um Lakkamais Haus, überrollte dabei fast den erstaunten Bruikkos und sprintete auf dem Pfad zum Südrand des Kraters los. Eine dämonische Energie steuerte ihn. Er fühlte Yissou auf seiner rechten Schulter hocken, und Dawinno auf der linken, und sie ergossen ihre Kraft in ihn; und da war der Gott der Heilung, Friit, und der lief direkt vor ihm her und lockte ihn weiter. Stolpernd, kletternd, keuchend schaffte Salaman es bis zum Kraterrand, setzte darüber hinweg, kam wieder zu Atem und rannte dann gehetzt weiter den Pfad zu seinem Hochstand hinauf, seinem persönlichen Ausguck.