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»Wie komisch, Kamo! Erzähle uns, wie das war. Und aufschreiben mußt du das und zusammen mit den Aufnahmen an die Pionierzeitung schicken.«

»Unbedingt mußt du das tun — und zwar gleich morgen.«

»Und hier ist die Aufnahme des ,Wassermanns'«, sagte Armjon triumphierend, als sich im Entwickler ein neues Bild zeigte.

»Das soll der Schreihals sein, der uns keine Ruhe läßt?« fragte Armjons Mutter und beugte sich ebenfalls neugierig über das Bild. »Das ist er — das ist sein Porträt! «

»Laßt mich auch sehen... Das soll sein Bild sein?« rief Asmik einigermaßen enttäuscht. Sie hatte erwartet, etwas Außergewöhnliches, zum mindesten einen Elefanten oder ein Nashorn, zu sehen. Achselzuckend sagte sie: »Das ist ja nichts als aufgewirbeltes Wasser — und das soll der ,Wassermann' sein?«

»Sie hat ja recht«, pflichtete Grikor dem Mädchen bei, »da ist ja nichts anderes drauf als eine große Wasserblase. Und das soll der berühmte ,Drache' oder ,Wassermann' sein?« Grikor war sichtlich enttäuscht.

Die Aufnahme wanderte von Hand zu Hand.

Kamo verteidigte sich:

»Ich kann nichts dafür. Als er gebrüllt hat, habe ich geknipst. Es war aber auch, um Angst zu kriegen, nicht wahr? Ehrlich gesagt, war mir dabei nicht ganz wohl in der Haut.«

»Ja, das stimmt, das war wirklich unheimlich«, gab Grikor zu, und lachend meinte er: »Das Brüllen galt sicher mir. Der hat gemerkt, daß ich gekommen war, um ihn abzumurksen. Angst wollte er mir machen. Aber damit ist er an den Falschen geraten!«

»Hast du denn wirklich keine Angst gehabt?« wollte Asmik wissen.

»Nein, er hat keine Angst gehabt«, sagte Kamo an Grikors Stelle und lachte spitzbübisch. »Als das mit dem ,Wassermann' passierte, als der so plötzlich losbrüllte, da hat Grikor gedacht, du könntest erschrecken, und ist zu dir gelaufen, so schnell seine Beine konnten.«

»Das stimmt. Als der ,Wassermann' brüllte, bin ich schnurstracks zu dir gelaufen, Asmik. Ich dachte, der Schreck würde dich umbringen«, stotterte Grikor verlegen. Auch Armjon machte ein sehr enttäuschtes Gesicht.

»Das soll der unheimliche ,Wassermann' sein«, sagte er. »Das ist ja gar nichts. Haben wir deswegen so einen Wirbel gemacht?«

»Warten wir's ab. Wir wollen sehn, was Aram Michailo-witsch sagt. Wir haben getan, was wir konnten«, sagte Kamo. »Armjon, bring morgen alle Aufnahmen mit in die Schule. Wir werden uns im Zimmer für Landeskunde ein Plätzchen aussuchen und die Bilder aufhängen. Darunter werden wir schreiben: ,Kleines Reich junger Naturforscher!' Ist das schön? So, und jetzt müssen wir nach Hause schlafen gehen. Mir fallen schon die Augen zu.«

Und Kamo mußte herzhaft gähnen.

Ein verlockender Plan

Am nächsten Morgen gingen Kamo und Armjon mit den Aufnahmen zu Aram Michailowitsch, dem Sekretär der

örtlichen Parteiorganisation, der zugleich ihr Naturkundelehrer war. Auch Grikor ließ nicht lange auf sich warten.

Die Jungen erzählten dem Lehrer alles, was sie erlebt hatten: von dem sonderbaren See, von der schwimmenden Insel und von dem unheimlichen ,Wassermann’.

Sie standen auf der offenen Veranda und sprachen laut und aufgeregt. Nach und nach kamen einige neugierige Nachbarn des Lehrers herbei. Sie wollten hören, was die Kinder berichteten.

Kamo zeigte eine neue Karte, die er vom Gilli-See entworfen hatte. Er breitete sie auf dem Tisch aus und erklärte:

»Dies ist der See, in dem unser ,Wassermann' haust.«

Dann zeigte er die Bilder, die er von den Flamingos, dem Pelikan mit dem in die Luft geschleuderten Fisch und dem schwimmenden Nest gemacht hatte.

»Habt ihr denn nun festgestellt, woher das Gebrüll kommt«, fragte der Lehrer und sah sich Kamos Karte genau an.

»Hier auf dem Bild ist das, was wir gesehen haben«, sagte Kamo und zeigte die vergrößerte Aufnahme mit dem ,Porträt des Wassermanns'.

»Ich habe auch ganz deutlich gesehen, wie eine Wassersäule aus dem See hochschoß«, mischte sich Grikor ein. »Nicht wahr, du auch, Kamo?«

»Ja, das stimmt«, bestätigte Kamo und nickte.

Die Leute, die sich auf der Veranda eingefunden hatten, drängten sich um den Tisch und versuchten, einen Blick auf die Bilder zu werfen.

Auf dem Bilde des ,Wassermanns ' war wirklich nicht viel zu sehen; die Wassersäule, von der die Kinder sprachen, war nicht zu erkennen. Entweder übertrieben sie mit ihren Schilderungen, oder sie hatten sich eingebildet, so etwas zu sehen. Denkbar war natürlich auch, daß Kamo um den Bruchteil einer Sekunde zu spät geknipst hatte. Auf dem Bilde, das auf dem Tisch lag, war eine helle, nicht sehr hohe Wölbung über der Wasserfläche zu sehen — das, was die Kinder eine Wasserblase genannt hatten.

Der Lehrer sah sich die Aufnahme genau an.

»Seid ihr denn sicher, Kinder«, fragte er, »daß dieses Bild überhaupt mit dem Gebrüll des ,Wassermanns', das wir dauernd hören, zusammenhängt?«

»Ich stand mit dem Apparat in der Hand da«, erzählte Kamo, »da schoß plötzlich Wasser hoch, als wäre unter der Oberfläche Sprengstoff explodiert. Gleichzeitig hörten wir das Brüllen; dann wurde das Wasser langsam wieder glatt.«

Unter den Zuhörern wurden die verschiedensten Meinungen laut. Alles schwatzte durcheinander, und ein alter Mann behauptete, der Wasserstrahl stamme ganz sicher von dem ,Drachen' auf dem Grunde des Sees. Ein anderer war der Ansicht, der ,weiße Büffel' hätte unter Wasser geschnaubt.

»Was kann schon ein ,weißer Büffel'?« widersprach der erste.

»Der kann doch das Wasser nicht so hochwirbeln. Dazu ist er nicht stark genug. Natürlich ist es ein ,Drache.«

Solche Mutmaßungen kamen ausnahmslos von alten Leuten. Es zeigte sich jedoch, daß auch sie keineswegs fest von ihren Behauptungen überzeugt waren. Sie wiederholten einfach das, was sie von ihren Vätern und Großvätern gehört hatten.

Der Streit war noch in vollem Gange, als Großvater Assatur die Stufen zur Veranda emporstieg. Er sah sich die Aufnahmen an und sagte nachdenklich:

»So also sieht unser ,Wassermann' aus! Der soll das Gebrüll ausstoßen? Das kann ich mir gar nicht vorstellen. Man sieht ja nicht einmal Hörner.«

»Wieso denn Hörner?« fragte Armjon erstaunt.

»Nun, es heißt doch, daß der Teufel Hörner habe. Wie soll ich es wissen?« meinte der Großvater, denn auch er war seiner Sache nicht ganz sicher. »Aber mein Enkel ist ein tapferer Junge«, fügte er mit leuchtenden Augen hinzu. »Wer, außer meinem Enkel, hätte den Mut gehabt, den bösen Geist zu fotografieren? Und wessen Enkel ist er?« Stolz sah sich der Großvater im Kreise um.

Alle mußten über die selbstgefällige Art des Alten lächeln. Nur der Lehrer blieb ernst. Er war nachdenklich geworden und schien nicht zuzuhören.

»Das ist alles Unsinn!« sagte er schließlich. »Es gibt keinen Teufel, und es ist an der Zeit, daß auch unsere Alten aufhören, an ihn zu glauben. Eine wahre Schande ist es, heutigentages noch von Geistern zu schwatzen! Was aber da draußen auf dem See vor sich geht, ist natürlich sehr interessant. Das Geheimnis muß aufgeklärt werden, und dabei kann uns nur die Wissenschaft helfen. Sieht es nicht aus, als drängen irgendwo unter dem Wasser unterirdische Gase durch die Erdrinde? - Habt ihr Gas gerochen, Kinder?«

»Nein, wir haben nichts gerochen«, erwiderte Kamo. »Nur ein kalter Luftzug wehte plötzlich zu uns herüber.«

»Die ganze Sache ist doch recht rätselhaft. Wißt ihr was, Kinder, wir wollen an die Akademie der Wissenschaften schreiben. Wir werden die Aufnahmen beilegen und um die Entsendung einer Expedition zur Erforschung des Gilli-Sees bitten. . .« Nun wandte sich der Lehrer an Kamo und fragte: »Ich höre, ihr habt viele Eier mitgebracht. Welchen Sinn hat es-denn, die Nester der Wasservögel zu zerstören? Was habt ihr mit den Eiern vor?«