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»Wir haben die Nester nicht zerstört«, verteidigte sich Kamo gekränkt. »Wir wollen doch eine Farm für Wildvögel gründen.«

»Und wie habt ihr euch das gedacht? Was für einen Zweck soll das haben?«

Kamo schwieg verlegen. Armjon kam ihm zu Hilfe.

»Wir wollen die Wasservögel zahm machen«, sagte er. »Sie haben sicher viele gute Eigenschaften.«

»Welche guten Eigenschaften haben denn die Wasservögel eurer Ansicht nach?« forschte Aram Michailowitsch weiter.

»Weshalb bringst du die Kinder in Verlegenheit?« mischte sich da Großvater Assatur ein. »Stimmt es denn nicht, was sie sagen? Nimm zum Beispiel die Wildgans - sie ist größer als unsere zahme Gans. Kreuze sie mit unserer, und es wird eine größere Rasse daraus werden.«

»Solche Vögel werden die Kälte besser vertragen; außerdem werden sie sich draußen Futter suchen. Unter den wilden Rassen gibt es viele verschiedene Entenarten! Ich habe mal in einem Buch gelesen, daß es fünfundsiebzig verschiedene Arten von Wildenten gibt. Und wie viele davon sind gezähmt?« ereiferte sich Armjon. »Ich glaube, nur die Stockente.«

»Was schlägst du also vor?« fragte Aram Michailowitsch und blickte seinen Schüler wohlwollend an.

»Ich schlage vor, die besten Arten der Wildenten zu zähmen. Zum Beispiel die Rotente. - Warum sollte man sie nicht zähmen können? Und dann die Marmorente.«

»Die Jungen haben recht. Unter den wilden Vögeln gibt es viele, die wir unter unserem zahmen Geflügel nicht haben«, meinte nun auch der Großvater. »Die Kinder haben auch Eier von der Krickente mitgebracht. Kann man das Fleisch unserer zahmen Ente mit dem Fleisch der Krickente vergleichen? Sie hat so zartes und weiches Fleisch wie das Rebhuhn. Wäre es also schlecht, wenn wir unter unserem zahmen Geflügel Krickenten hätten und zum Pilaw2 hin und wieder eine davon rupfen könnten?«

»Und stellt euch vor, wie gut ein Pilaw[2] mit dem Fleisch vom schwarzen Wasserhuhn zubereitet schmecken muß!« fiel Grikor ein. »Im vorigen Herbst hab' ich mal eins mit dem Stock erschlagen. Dann hab' ich das Huhn in seinem eigenen Fett gebraten. Ihr glaubt nicht, wie fett es war. Es hat sogar noch für die Kartoffeln gereicht, und außerdem ist noch ein gutes Glas voll übriggeblieben! - Aussehen tut es überhaupt wie ein zahmes Huhn. «

Jeder wußte etwas Lobenswertes von den wilden Vögeln zu erzählen. Man hätte meinen können, sie hätten überhaupt nur gute Eigenschaften.

»Das Züchten neuer Vogelarten wäre eine gute Sache«, meinte Aram Michailowitsch nachdenklich.

»Der ist jetzt auch auf unserer Seite«, flüsterte Kamo Armjon erfreut ins Ohr.

»Gut«, sagte nun Aram Michailowitsch, »ihr sollt meine Unterstützung haben. Fangt an, und wir wollen sehen, was dabei herauskommt. «

Kamo war vor Freude ganz außer sich.

»Jetzt müssen wir Bruthennen besorgen und im Kolchos um Brutöfen bitten«, sagte er. »Aber der Kolchosvorsitzende ist so unfreundlich — ob er sie uns geben wird?«

»Ihr kennt ihn schlecht«, sagte Aram Michailowitsch. »Geht nur zu ihm und bittet ihn um zwei Brutöfen. Sagt ihm, ich hätte euch geschickt.«

»Und was wird mit dem ,Wassermann'?« fragte Armjon.

»Wir werden die Aufnahmen zusammen mit einem Brief nach Jerewan schicken und die Gelehrten dort bitten, uns bei der Lösung dieses Rätsels zu helfen«, sagte der Lehrer. »Vielleicht schicken sie einen Geologen her. Vorläufig beschäftigt euch in eurer schulfreien Zeit mit der Vogelfarm. Ich hoffe, ihr werdet Erfolg damit haben.«

Die Kinder dankten Aram Michailowitsch und liefen vergnügt davon.

Armjon mußte allerdings immer wieder an das ungelöste Geheimnis des Gilli-Sees denken. Was geht dort vor? fragte er sich. Wodurch entstehen diese seltsamen Laute? Sind es Gase, die aus der Erde dringen? Was kann es nur sein?

Ganz in Gedanken versunken ging er hinter den Kameraden her.

Sie waren noch nicht bis zur Pforte gelangt, da rief ihnen Aram Michailow nach:

»Das Wichtigste habe ich ja vergessen: wo sollen eure Enten und Gänse denn schwimmen? Sie brauchen doch Wasser!«

»Ach ja, stimmt ja, Wasser müssen wir haben«, erwiderte Kamo. »Und wir haben so wenig Wasser im Dorf. Könnten wir nicht einen kleinen Teich ausgraben und aus dem Flüßchen Wasser hineinleiten?«

»Das läßt sich machen. Wir werden an den freien Abenden die Jungpioniere zu einer Arbeitsgemeinschaft zusammenschließen«, schlug der Lehrer vor.

»Ja, das wäre fein!« freuten sich die Kinder. »Dann können wir auch Fische aussetzen und neben der Geflügelzucht Fischzucht betreiben!«

Der Kolchosvorsitzende

Noch am gleichen Abend ging Kamo zur Kolchosverwaltung.

Der Vorsitzende, Bagrat, und der Lehrer, Aram Michailo-witsch, saßen am Tisch und unterhielten sich halblaut.

Unschlüssig blieb Kamo an der Türschwelle stehen.

Als sie den Knaben erblickten, sahen sich Bagrat und Aram Michailowitsch vielsagend an und standen auf.

»Du bist schon gekommen, Kamo? Das ist gut. Setze dem Vorsitzenden deine Wünsche auseinander. Meine Meinung habe ich ihm bereits gesagt.« Und Aram Michailowitsch verabschiedete sich mit einem festen Händedruck von dem Kolchosvorsitzenden und verließ das Zimmer.

Bagrat war ein untersetzter, stämmig gebauter Mann. Er machte einen ernsten, etwas verschlossenen Eindruck. Kamo sah sich die lange Reihe der Ordensbändchen an der Brust des Vorsitzenden neugierig an. Bagrat hatte sie für die Tapferkeit, mit der er die sowjetische Heimat verteidigt hatte, bekommen. Jetzt blickten seine dunklen Augen unter den dichten schwarzen Brauen streng auf den vor ihm stehenden Jungen.

Nachdem er sich Kamos Plan angehört hatte, sagte er:

»Nun, nehmen wir einmal an, mein Sohn, daß es nach deinen Wünschen ginge... Wer sollte dann die Kosten tragen? Ist denn euer Unternehmen im Arbeitsplan für das laufende Jahr vorgesehen? Und hat man je erlebt, daß irgendeine Farm ohne Beschluß der Kolchosverwaltung eingerichtet wird? Die reine Anarchie ist das! Die reine Anarchie!« brauste Bagrat plötzlich auf.

Kamo war ganz erschrocken. Stumm wartete er, was nun werden würde.

Der Vorsitzende versank in Nachdenken und trommelte lange mit den Fingern auf dem Tisch.

»Hm. . .«, fing er schließlich wieder an. »Und wenn deine Vögel ausreißen — willst du dann alles bezahlen?«

»Sie werden nicht ausreißen; wir werden ihnen die Flügel beschneiden. «

»Und was wollt ihr von mir?«

»Sie haben doch Brutöfen, Onkel Bagrat. Leihen Sie uns vorläufig, wenn es geht, zwei davon. Aram Michailowitsch hat auch gesagt, wir sollten Sie um zwei solcher Kästen bitten.«

»Na, schön. Wenn Aram Michailowitsch für euch gutsagt, dann könnt ihr sie haben. Aber über alles, was ihr macht, müßt ihr uns im Kolchos genau berichten.«

Kamo bedankte sich, drehte sich um und wollte schon gehen, als ihn der Vorsitzende zurückrief.

»Hast du die Sache mit der Farm denn auch im Kommunistischen Jugendverband der Schule zur Sprache gebracht?«

»Dazu bin ich doch noch nicht gekommen, Onkel Bagrat«, versuchte Kamo sich zu verteidigen.

»Ich sage es ja — das ist die reine Anarchie!« ereiferte sich der Vorsitzende wieder. »Du mußt den Jugendverband doch von deinem Plan in Kenntnis setzen.«

»Mach' ich, Onkel Bagrat. Ich werde heute noch eine Versammlung einberufen. Vielen Dank auch für die Brutöfen.«

Kamo berief die Versammlung noch für den gleichen Abend ein und erzählte den Kameraden begeistert von der geplanten Vogelfarm. Dann erklärte Armjon:

»So, wie der große Gelehrte Mitschurin durch Kreuzung von Obstbäumen neue Obstsorten gezüchtet hat, wollen wir Wildvogelküken aufziehen, sie mit unserem zahmen Geflügel kreuzen und dadurch ganz neue Vogelarten züchten.«

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Pilaw = kaukasisches Gericht.