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»Es wird mir wohl nichts anderes übrigbleiben, als die Geflügelfarm deiner Schüler zu unterstützen«, meinte der Kolchosvorsitzende.

Aram Michailowitsch lächelte befriedigt.

Der Lagerverwalter murrte, als er die Eier ausliefern mußte. Er glaubte nicht recht an den Erfolg des seltsamen Unternehmens. Die ganze Sache erschien ihm recht zweifelhaft.

Indessen pickten die Küken mit ihren winzigen Schnäbeln das feingehackte Ei auf. Großvater Assatur sah ihnen zu und strich zufrieden über seinen langen Bart. Er schien um zwanzig Jahre jünger geworden zu sein.

»Und wann werden die Gänseküken ausschlüpfen, Töchterchen?« fragte er.

»Bald, bald, Großväterchen... Dort im Brutofen sind die Eier.«

»Und die Enten?« fragte der Alte. Er war jetzt beinahe ebenso ungeduldig wie die Kinder.

»Die Krickenten werden, wenn nicht morgen, dann übermorgen ausschlüpfen. In diesem Brutofen liegen außerdem noch die Eier von der Marmorente.«

In den nächsten Tagen schlüpften dann auch wirklich die Entenküken aus. Sie erfüllten den Stall mit lautem Gepiepse.

So winzig sie auch waren, sie eilten, sobald sie das Wasser erblickten, auf die Tröge zu, schwammen in Scharen darin herum, tauchten und suchten im Wasser nach Futter. Sie wurden mit Quark und hartgekochten, feingewiegten Eiern gefüttert.

Eines Tages blieb Asmik, als sie in den Stall kam, verwundert stehen. In einer Ecke war im Stroh ein kleiner Berg Eier aufgehäuft. Daneben hockte Grikor und zählte sie.

»Woher sind die?« fragte Asmik.

»Weißt du noch, wie die Mäuse sich bei uns Eier gestohlen haben? Jetzt haben sie sie zurückgebracht. Aus Hochachtung vor mir natürlich. Euch hätten sie sie bestimmt nicht wiedergegeben«, sagte der Junge und lachte verschmitzt.

»Grikor, sage die Wahrheit. Woher hast du die Eier?«

»Ich sage es dir doch: Die Mäuse haben sich geschämt, weil sie gestohlen haben, und haben uns nun die Eier zurückgebracht.«

Es war nicht möglich, aus Grikor etwas Vernünftiges herauszukriegen; er sagte nicht, woher er die Eier hatte. Sollte er sie wirklich den Mäusen wieder abgejagt haben?

»Zähle sie nach, Asmik. Ich glaube, sie haben ebenso viele wiedergebracht, wie sie fortgeschleppt hatten. Drei Stück habe ich ihnen aber für ihre Kinderchen dagelassen. Sie mußten für ihre Anständigkeit belohnt werden«, meinte Grikor.

»Sie haben also kein einziges aufgefressen?« staunte Kamo.

»Stell dir vor, nicht ein einziges. Sie haben aber auch noch keine Jungen. Sie wollten für die kommende Hecke Futter haben. Sind das nicht vorsorgliche Eltern? Und dabei ekelt ihr euch vor Mäusen. Ich würde ihnen am liebsten die Schnäuzchen küssen, weil sie so ehrlich und brav waren und das Gestohlene wiedergebracht haben. «

»Pfui, Grikor, erzähle keine solchen Räubergeschichten. Paß auf, die Mäuse werden sich rächen, weil du ihnen ihren Raub weggenommen hast. Nachts werden sie kommen und dich beißen«, ging Asmik auf Grikors Spaß ein.

Aber Grikor erklärte energisch:

»Das können sie nicht, denn ich schlafe nicht mehr hier.«

»0 Grikor, jetzt kommen doch die Gänseküken raus. Ein, zwei Nächte mußt du noch hier schlafen«, bat Kamo.

»Wenn der Sekretär des Jugendverbandes befiehlt, muß ich wohl gehorchen, dagegen ist nichts zu machen!« sagte Grikor, und er strahlte, weil er mit seinen Späßen wieder Erfolg gehabt hatte.

Ein heißer Tag

Der achtundzwanzigste Tag war angebrochen.

In dem Augenblick, als das erste Gänschen sich im Ei rührte und mit seinem gelben, schon kräftigen Schnäbelchen die Schale durchstieß, sprang Armjon, der neben dem Brutkasten saß und seinen Blick nicht vom Thermometer wandte, plötzlich bestürzt von seinem Platze auf.

»Asmik, die Temperatur sinkt!« rief er, atemlos vor Erregung.

»Was denn? In beiden Brutöfen?«

»Nein, nur in diesem hier.«

»Wie kommt das?«

»Der Akkumulator muß aufgebraucht sein.«

»Was machen wir nun?«

»Wenn die Eier nicht kalt werden sollen, müssen wir schleunigst einen neuen Akkumulator besorgen.«

Armjon stürmte hinaus, um Kamo um Hilfe zu rufen.

Kamo kam sofort. Er und Armjon machten sich auf die Suche nach Großvater Assatur und Grikor und erzählten ihnen, was passiert war. Gemeinsam überlegten sie, konnten aber keinen Ausweg finden.

Indessen hatten Seto und sein Bruder Arto gemerkt, daß keiner der Jungen im Stall war. Nur Asmik war zurückgeblieben. Diese Gelegenheit mußte ausgenutzt werden. Der kleine Arto hatte Bogen und Pfeile bei sich.

»Gib her, ich werde mal zwei — drei Pfeile durch das Loch da in der Tür schießen!« schlug Seto vor. »Ein gutes Dutzend Eier wird dabei kaputtgehen. Asmik soll sich tüchtig ärgern!«

Arto zögerte.

»Ist es nicht schade«, fragte er, »in den Eiern sind doch Küken? «

»Schade? Habe ich dir nicht leid getan, als sie alle über mich hergefallen sind? Aber deinen Bruder rächen, das willst du nicht!...«

Seto schlich sich dicht an die Stalltür heran, spannte den Bogen und schoß durch ein ziemlich großes Loch in der Tür ein paar Pfeile ab.

Tränenüberströmt stürzte Asmik aus dem Stall. Aber von den Lausbuben war nichts mehr zu sehen und zu hören.

Als Kamo und Armjon zurückkehrten, erzählte ihnen Asmik, noch immer schluchzend, was die beiden Jungen angerichtet hatten.

»Könnt ihr diese elenden Halunken nicht durchprügeln? Seht nur, was sie gemacht haben! Eine Glucke ist verletzt, und mehrere Gänseeier sind zerbrochen.«

»Wir müssen uns beim Dorfsowjet beklagen«, schlug Grikor vor.

»Mit solchen Taugenichtsen muß man allein fertig werden«, erklärte Großvater Assatur. »Sich beklagen, ist eines richtigen Mannes unwürdig. «

Armjon schüttelte nur nachdenklich den Kopf:

»Man muß versuchen, sie zu bessern, Großvater, mit Gewalt erreicht man gar nichts.«

Kamo war nicht Armjons Ansicht.

»Beeinflussen, solche Schurken? Durch Milde vielleicht?« »Ja, man muß sie dazu bringen, daß sie ihr Unrecht einsehen, Armjon hat recht«, stimmte Asmik zu.

»Meiner Ansicht nach ist Seto allein schuld; er ist einfach verärgert, ist neidisch auf uns und unsere Erfolge. Vielleicht wäre er aber bereit, sich mit uns auszusöhnen und zu befreunden, wenn man mit ihm spräche.«

»Ach, Armjon, es wäre schön, wenn du recht hättest.« Kamo schüttelte zweifelnd den Kopf.

Dann gingen sie in den Stall.

Ihr erster Blick galt dem Thermometer.

»Es ist weiter gesunken«, sagte Grikor.

Asmik war den Tränen nahe, bemühte sich aber, nicht zu weinen, als sie Kamos bekümmertes Gesicht sah.

»Wie ist das nur passiert? Du hast doch ausgerechnet, daß die Energie des Akkus ausreichen würde?« wandte sich Kamo an Armjon. Seine Stimme klang etwas vorwurfsvoll.

»Ich muß mich eben geirrt haben.«

»Wird eigentlich viel Energie verbraucht, wenn man den Akku für ein Auto nimmt?« wollte Grikor wissen. Ihm schien etwas einzufallen.

» Selbstverständlich! «

»Da haben wir's!« rief Grikor. »Daß ich nicht gleich daran gedacht habe! Die Batterie, die du letztes Mal gebracht hast, Armjon, hatte der Lagerverwalter vorher bereits dem Fahrer gegeben.«

»Na, wenn es so ist.« Kamo sprang aufgeregt hoch.

»Wie kam denn das?«

»Na, ganz einfach. Der Fahrer bat um eine Batterie. Der Lagerverwalter lehnte erst ab. Da schimpfte der Fahrer: ,Die ganze Sache wird in die Brüche gehen, wenn das Auto nicht in Gang kommt!' und was weiß ich... Da hat der Verwalter eben nachgegeben. ,Nimm sie', sagte er, ,aber bring sie schnell wieder. ' «

»Und dann beschuldigst du Armjon, daß er falsch gerechnet hat!« sagte Asmik.